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Krabbe, Johannes

Johannes Krabbe

„Johannes Krabbe/ von Münden/ der Mathematischen Kunst besonderer Liebhaber in Wolfenbüttel“; „von Münden/ der Mathematischen Kunst besonderer Liebhaber/ vnd Fürstlicher Braunschw. bestalter Diener vnd Geometra zu Wulffenbüttel“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1596, 1616)
* 1553 Münden, † (begraben) 14.11.1616 Wolfenbüttel
Kalender seit 1592, erschienen bis 1623

Die auf ausgiebigem Studium der Akten im Mündener Stadtarchiv, in den Kirchenbüchern, im Staatsarchiv Hannover und im Staatsarchiv Wolfenbüttel basierende und bis heute umfangreichste Darstellung des Lebens und Werkes (drei Werkverzeichnisse: Vermessungen und Karten, Instrumente, Drucke (ohne Vollständigkeit bei den Kalendern)) von Johannes Krabbe lieferte 1974 Karl Brethauer. Hierauf und auf die neuaufgefundenen Kalender, die Brethauer nicht kannte, stützen sich die folgenden Ausführungen.
Johannes Krabbe entstammte einer Mündener Schifferfamilie. Das genannte Geburtsjahr 1553 beruht auf einer Angabe von Krabbe selbst (Brethauer, 1974, S. 73, ohne Angabe der Quelle). Er heiratete am 24. Januar 1592 eine Tochter von Hans Lechte. Am 5. November wurde ihr Sohn Joachim getauft (Brethauer, 1974, S. 73; hier weitere Details über andere Verwandte). Nach der handgeschriebenen Chronik von Johannes Letzner besuchte auch Krabbe die damals angesehene Mündener Lateinschule (ebd., S. 74). 1577 hielt sich Krabbe bei dem Pfarrer Wilhelm Kraut in Heilbronn auf (Kalender für 1592, zweiter Teil, S. A2b „habe mich für 14 Jahren/ wie ich noch bey dem Erbarn Achtbarn vnd wolgelarten Herrn Magister Wilhelmen Kraut Pfarherrn vnd Astronomus zu Heilprunne meinen lieben Praeceptor gewesen“). Anschließend studierte er seit Februar 1581 in Helmstedt (Zimmermann, 1926, S. 29 „Joannes Krabbe, Mundensis“) und seit September 1582 in Frankfurt an der Oder (Friedländer, 1887, Bd. 1, S. 296 „Johannes Grappe, Mundensis“, Nr. 137 von 159 im Sommersemester; für den am 25. September 2015 gegebenen Hinweis auf diesen Matrikeleintrag danke ich Uwe Volz, Bochum; vgl. Kertscher, 2008, S. 112). Der Kalendermacher Johannes Krabbe ist nicht zu verwechseln mit einem „Johannes Krappe Berlinensis“, der sich im Semester 1581/82 an der Universität in Frankfurt immatrikulierte (Friedländer, 1887, Bd. 1, S. 289, Nr. 289).
Das ausgeprägte Interesse an der Astronomie ließ Krabbe auch Instrumente bauen. Bekannt sind seine Astrolabien, die er in den Jahren 1579 bis 1583 herstellte (Zinner, 1956/79, S. 150; vgl. anderer Druck, Titel 4). In dieser Zeit lebten der bekannte Astronom und Instrumentenbauer Jost Bürgi in Kassel und Krabbe in Münden in naher Nachbarschaft. „Damals müssen sie in Verbindung gestanden haben“ (Brethauer, 1974, S. 76). 1604 schrieb Krabbe über Bürgi, daß dieser „mein alter bekandter guter freundt“ sei (Krabbe, 1604 (anderer Druck, Titel 3), Vorrede, zit. n. Brethauer, 1974, S. 76).
Neben Bürgi suchte Krabbe auch zu anderen Gelehrten Kontakt, z. B. 1581 zu → Jacob Cuno d. Ä. in Frankfurt an der Oder und zu → Bartholomaeus Scultetus in Görlitz (Krabbe, 1605 (anderer Druck, Titel 4), Widmung), den Krabbe ca. 1585 aufsuchte, als Krabbe offenbar in Berlin wohnte (Brethauer, 1974, S. 78). Von dem Astronomen und Kalendermacher → David Fabricius wurde er 1601 oder 1602 in Wolfenbüttel besucht (Krabbe, 1604 (anderer Druck, Titel 2), Widmung; vgl. Brethauer, 1974, S. 77). Hingegen betrachtete er 1608 → Johannes Kepler als seinen Gegner (Brethauer, 1974, S. 82, Zitat aus Krabbe, 1608 (anderer Druck, Titel 6), ohne Seitenangabe). 1585 wurde Krabbe durch Herzog Julius an den Hof von Wolfenbüttel berufen (Brethauer, 1974, S. 74), wo er zunächst dessen Leib- und Kammerdiener war (ebd., S. 78). Aus dem Jahre 1592 stammt die erste schriftlich überlieferte Bestallung „zum Kammerdiener, Visieren, Abreißer und Geometram“ mit einem Jahresbezug von „50 Taler und 10 Taler Hausmietgeld, je eine Winter- und Sommerhofkleidung und freien Tisch zu Hofe oder Kostgeld.“ Damit stand sich Krabbe „wirtschaftlich also nicht schlechter als die meisten Sekretäre“ am Wolfenbütteler Hof (ebd., S. 79). Ab 1605 besaß Krabbe ein Grundstück am Kornmarkt, wohnte aber in anderen Häusern (ebd., S. 80).
In den Prognostiken für 1607 und 1608 mutmaßte Krabbe schlimme Zeiten für die Stadt Braunschweig, die sich nach seiner Meinung in vergangenen Zeiten unbotmäßig gegenüber den Herzögen verhalten hatte. Dadurch fühlten sich die „Bürgermeister und Räte der Stadt Braunschweig […] in ihrer Ehre gekränkt“ (ebd., S. 80) und verfaßten eine Flugschrift gegen Krabbe. Dieser rechtfertigte sich in seinem „Illvstre[n] Examen“ (anderer Druck, Titel 5) und in dem „Bottenlohn“ (anderer Druck, Titel 6, bes. S. Z3a–4b, Aa1a–Bb2b).
62jährig heiratete Krabbe am 24. August 1615 ein zweites Mal, jetzt Anne Jordans aus Sarstedt. Wenige Monate später wurde er am 14. November 1616 in Wolfenbüttel beerdigt und „im Sterbeeintrag als Kalendermacher bezeichnet“ (Brethauer, 1974, S. 82). Als sein Nachfolger als Geometer am Wolfenbütteler Hof wurde → Caspar Dauthendey berufen (ebd., S. 89).
Den ersten Kalender verfaßte Krabbe 1591 für das Jahr 1592, denn im „Bottenlohn“ von 1608 (anderer Druck, Titel 6) erinnerte Krabbe rückblickend, daß er „nun in die achtzehen Jar an einander meine Calender/ Prognostica, Obseruationes vnd andere Schrifften“ drucken ließ (S. Aa2a–b). Im überlieferten Prognostikum für 1592 (StB Aachen, 67.802; vgl. Zinner, 1941/64, S. 300, Nr. 3445) hob Krabbe hervor, daß er sich schon früher mit den mathematischen Künsten beschäftigt hatte und es jetzt „nicht vnterlassen können solche wider für die Hand zunemen/ vnd demnach so viel mein geringer einfeltiger verstand vermöcht ein Calender vnd Prognosticon auff das nechst künfftige 92 Jar zu dirigiren oder zu stellen“ (Kalender für 1592, zweiter Teil, S. A2b). Der älteste überlieferte Schreibkalender ist jener für 1594 (StA Mühlhausen, 80/1259,5).
Krabbes große Schreibkalender fanden weite Verbreitung und wurden auch von den Ratsmitgliedern einer Stadt verwendet. So liest man bei einem Exemplar für 1603: „Calender vff die Cämmerey“ (ThULB Jena, 4 Math. VII, 48; in welcher Stadt die gemeinte Kämmerei war, konnte nicht ermittelt werden). Es enthält zahlreiche Eintragungen zu den finanziellen Angelegenheiten des Rats.
Bekannt sind Kalender verschiedener Formate, die alle in Erfurt gedruckt wurden. Unerlaubt nachgedruckt wurden Krabbes Jahreskalender und Prognostiken in Quart bis 1607 von verschiedenen Druckern in Magdeburg, worüber sich Krabbe 1605 gegenüber Herzog Heinrich Julius beklagte und um Unterstützung für die Erlangung eines kaiserlichen Privilegiums bat (Brethauer, 1974, S. 81). Nachdem der Herzog ein Empfehlungsschreiben an den Kaiser geschickt hatte, erhielt Krabbe mit Datum 27. September 1607 das gewünschte Privilegium (Koppitz, 2008, S. 294; vgl. Brethauer, 1974, S. 81). Der letzte Schreibkalender mit Krabbe als Autor auf dem Titelblatt erschien für 1622 (überliefert im StA Mühlhausen, 80/1263,2). Wer die Kalender nach Krabbes Tod unter dessen Namen fortführte, konnte nicht ermittelt werden (vielleicht Caspar Dauthendey?).
Krabbe nutzte die großen Schreibkalender dazu, um auf seine astronomischen Beobachtungen und Rechnungen hinzuweisen (dazu ausführlich Herbst, 2009a, S. 199–204). Besonders beschäftigte er sich mit dem Problem der Vorausberechnungen, die noch nicht genau genug waren. So schrieb er im Kalender für 1600, daß „nicht allein die Observationes der Sonnen/ sondern auch die Observationes der Sonnen vnd Mondsfinsternis gnugsam erwiesen vnd dargethan haben/ daß sie mit der Rechung der Astronomischen Ephemeriden nicht eingetroffen/ wie andere Mathematici, so in dieser Kunst mehr als ich erfahren/ mir zeugnis geben werden“ (Schreibkalender für 1600, zweiter Teil, S. A3b). Von Interesse waren diesbezüglich nicht nur die Finsternisse, sondern auch die Zeitpunkte der Jahreszeitenanfänge (deshalb die „Observationes der Sonnen“) und die Planetenbewegungen. Krabbe verglich deshalb die Angaben in den Ephemeriden von → David Origanus mit den tatsächlich beobachteten Werten. Er selbst berechnete schließlich die Ereignisse nach einem eigenen, korrigierten Modus (vgl. Quellenzitat 1), zum Beispiel den Eintritt der Sonne in den Steinbock am 12. Dezember 1606, „wie solches meine newe Tabula, die ich nach meiner selbst eigenen Observation calculirt“ (Schreibkalender für 1607, zweiter Teil, S. A2a). Die Kalenderleser wies er dann ausdrücklich darauf hin, „daß die Differentia oder Unterscheid voriger zweyer Rechnungen [nach Origanus und nach Krabbe]/ gantzer 9. Stunden 53. Min. vnd 43. Secunden betrifft“ (ebd., S. A2b). Bei der sichtbaren Finsternis am 31. Juli / 10. August 1608 meinte Krabbe resümierend: „Aber nach meiner Newen Observation/ wird diese Finsternis 24. Minuten früer/ als es Origanis gesetzet/ geschehen/ darauff die studiosi Astronomiae fleissig Achtung geben werden“ (Schreibkalender für 1608, zweiter Teil, S. E2a). In jedem Kalender findet man solche und ähnliche Einlassungen zur Astronomie, in denen Krabbes Engagement zur Erzielung präziserer astronomischer Daten deutlich wird. Bedeutsam dabei ist ferner, daß er die Leser, besonders „die Studiosi Astronomiae“, aufrief, die angezeigten astronomischen Ereignisse zu beobachten und mit den Vorausberechnungen zu vergleichen, zum Beispiel bei der Bedeckung eines Sterns durch den Mond (Schreibkalender für 1614, zweiter Teil, S. D4a). Krabbe war einer der ersten Kalendermacher, der seine Leser in dieser Weise mit einbezog und ausdrücklich auch auf die Sternbedeckungen hinwies, deren Bedeutung für die astronomische Forschung später vor allem → Gottfried Kirch in seinen Kalendern hervorhob.
Bei den separaten astronomischen Drucken sind vor allem die beiden zu den „Kometen“ von 1596 und 1604 (hier handelte es sich allerdings nicht um einen Kometen, sondern um eine Supernova) hervorzuheben. Darin äußerte sich Krabbe nicht nur zur Natur dieser Objekte, sondern er berechnete auch die Umlaufzeit am Himmel. Insbesondere mit der Schrift zu dem „Komet“ von 1604 war das „der älteste, bisher bekannte Versuch, basierend auf einer kosmischen Theorie der Kometen die Umlaufzeit eines solchen Körpers zu berechnen.“ Das war ein „deutliche[r] methodische[r] Fortschritt in der Behandlung des Kometenproblems durch Krabbe“ (Hamel, 1995, S. 25).
Krabbe lebte in einer Zeit, in der die jährlich in den Kalendern vorgetragenen astrologischen Mutmaßungen einen hohen Stellenwert für die Menschen hatten. Entsprechend ausführlich findet man diese auch in Krabbes Kalendern (siehe z. B. Quellenzitat 2). Neben diesem astrologischen Wirken trug Krabbe aber durch seine astronomischen Beiträge in den Kalendern und Flugschriften auch zur zeitgenössischen Forschung bei, wenngleich er nicht mit solch spektakulären Fortschritten aufwarten konnte wie die Astronomen und Kalendermacher David Fabricius (Entdeckung des ersten Veränderlichen), Johannes Kepler (Erkennen der Planetengesetze) und → Simon Marius (Beobachtung der Jupitermonde).
Neben den großen Schreibkalendern in Quart verfaßte Krabbe auch die kleinen in Sedez. Der älteste überlieferte Schreibkalender von Krabbe ist ein solcher kleiner Schreibkalender für 1594 (StA Mühlhausen, 80/1259,5).
In den Jahren um 1620 erschienen in Erfurter Druckereien auch die Kalender von → Johannes Reinstein (seit 1573), → Berner Hartman (1594), → Martin Klug (1601), → Albrecht Moller (1613), → Wolfgang Hildebrand (1618), Caspar Dauthendey (1619), → Heinrich Widdingen (1619), → Eusebius Dorneck (1620), → Johannes Thurnman (1621), → Matthaeus Graman (1621), → Augustin Rademan (1623), → Simeon Partlicius (1623).

Titel:
(1) 1592–1622: Schreibkalender, Format 4°.
(2) 1600[?]–1607[?]: Schreibekalender, Format 8°.
(3) 1594[?]–1612[?]: Schreibkalender, Format 16°.
(4) [?]–1605–[?]: Allmanach, Format 16°.
(5) 1602[?]–16010[?]: Almanach, Format ca. 70 cm x ca. 20 cm (Einblattdruck).
(6) Nachdrucke: [1592?]–1607: Schreib=Kalender, Format 4°.
(7) 1623: Schreib Kalender, Format 4°.
Druck und Verlag:
(1), (3) 1592–[1593?]: Druck Paul Donat, Magdeburg, Verlag Ambrosius Kirchner, Magdeburg, 1594[?]–1607: Johann Beck, Erfurt, 1608–1622: Martin Spangenberg, Erfurt.
(2), (4), (5) Johann Beck, Erfurt.
(6) 1604, 1607: Johann Francke, Magdeburg, 1605, 1606: Ambrosius Kirchner, Magdeburg.
(7) Drucker?, Druckort?
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 116. Zinner, 1941/64, S. 300 (Practica für 1592), 303 (Practica astrologica für 1592). VD16. VD17. CERL. Ergänzung: StA Bad Frankenhausen (Prognostikum für 1599 und Kalendarium für 1601 der Reihe 1). LASA Dessau, Z 44, A 9e Nr. 2 (Ex. für 1602 und 1605 der Reihe 2). BGNM Nürnberg (Ex. für 1605 der Reihe 4). StA Hildesheim (Ex. für 1600 der Reihe 2). HA Köln (Ex. für 1623 der Reihe 7).
Online:
(1) 1596 Prognostikum, 1597 Prognostikum, 1599 Prognostikum, 1601 Prognostikum, 1610 Kalendarium, 1610 Prognostikum, 1614 Prognostikum,
(3) 1600, 1603 [21.01.2015], 1604, 1606 [26.01.2015],
(1) 1603 (Kalendarium), 1604 , 1607 (2 Kalendarien), 1609, 1613, 1617 (Prognostikum), 1618, 1619, 1622,
(2) 1602 Kalendarium [12.02.2017].
Andere Drucke:
(1) Cometa. Gründliche obseruation des newen Cometen lauff/ Höhe/ vnd grösse/ welcher in diesem 1596 Jahre/ im Monat Julio am Himmel ist erschienen/ vnd gesehen worden/ sampt desselben bedeutunge. Magdeburg 1596.
(2) Cometa. So Anno 1604. den 3. Tag Octobris/ am Himmel erschienen/ sampt desselben Lauff/ Höhe/ Grösse/ vnd Effect […]. Erfurt [1604]. Andere Ausgaben Magdeburg 1605, online, Augsburg 1605, online, Nürnberg 1605.
(3) Newe Astronomische Observationes der zwyen obern Planeten Saturni und Iovis, Wie auch Martis, Solis, Veneris und Mercurii: Sampt eim bericht von der grossen Coniunction Saturni und Iovis, Anno 1603. […]. Wolfenbüttel 1604. Anderer Druck Erfurt 1605.
(4) Astrolabium novum et ejus usus. Wolfenbüttel 1605. Andere (deutsche) Ausgaben unter dem Titel: Newes Astrolabivm, Sampt dessen Nutz vnd Gebrauch/ Nicht allein den Astronomis vnd Medicis, sondern allen Kriegs Officirern, Bawmeistern/ Seefahrenden Schiffern vnd Bergleuten/ Item/ Schantz vnd Büchsenmeistern/ Auch allen Werckleuten/ alß Goldschmieden/ Mahlern/ Bildthawern/ Tischern/ Steinmetzen/ Brunnenmachern/ Wasserleitern/ vnd allen andern/ die sich des Circkels vnd Messens gebrauchen/ sehr nützlich. Frankfurt/Main 1608 und 1609, online [20.01.2015], Wolfenbüttel 1608 und 1609, Wolfenbüttel 1625 (mit Porträt Krabbes), online [20.01.2015], [Braunschweig] 1630, online [20.01.2015].
(5) Illvstre Examen Avtoris Illvstriss: Vber Des Rahts zu Braunschweig in jhrer Winckeldruckerey verfertigten/ vnd hin vnd wieder außgesprengten Famos: vnd Lesterschrifft/ Intitvliret, Kurtze Abfertigung/ Protestation, Verantwortung/ Entschuldigung/ Oblation vnd Erbieten. […]. Helmstedt 1608.
(6) Bottenlohn/ Auff des Rahts zu Braunschweig kurtze Abfertigung/ etc. so sie im Jahr 1608. durch offenen Druck/ aus jhrer WinckelTruckerey spargiren lassen/ Zu sampt Der Fürstlichen Braunschweigischen bestalter Adelicher auch anderer Rähte/ Officirer vnd Diener sampt vnd sonders/ auch Collegij Facultatis Iuridicae, in der Fürstlichen Julius Vniversitet zu Helmstadt/ […] Wieder die Durch Bürgermeister vnd Raht zu Braunschweig vber sie sampt vnd sonders außgesprengte vielfältige/ boßhafftige Calumnien vnd Diffamationen, nohtwendig abgedrungene Ehrenverantwortung/ Protestationes vnd Retorsiones. Helmstedt 1608. Online [20.01.2015].
Literatur (Auswahl):
Karl Brethauer: Johannes Krabbe Mundensis. Goldschmied, Instrumentenbauer, Landmesser, Kartenzeichner, Büchsenmacher, Feuerwerker, Kupferschmied, Leib- und Kammerdiener, Mathematiker, Kalendermacher, Astronom, Astrologe – Diener der Herzöge Julius, Heinrich Julius, Friedrich Ulrich am Hof zu Wolfenbüttel. In: Braunschweigisches Jahrbuch 55 (1974), S. 72–89.
Dieter Kertscher: Johannes Krabbe (1553–1616), ein Astronom am Wolfenbütteler Hof. In: Christian Heitzmann (Hrsg.): Die Sterne lügen nicht. Astrologie und Astronomie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Wiesbaden 2008, S. 111–116 [Kertscher referiert Brethauer, 1974].
Klaus-Dieter Herbst: Die Jahreskalender – Ein Medium für gelehrte Kommunikation. In: Klaus-Dieter Herbst und Stefan Kratochwil (Hrsg.): Kommunikation in der Frühen Neuzeit. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Brüssel, New York, Oxford, Wien 2009, S. 189–224, zu Krabbe S. 199–204.
Quellenzitate:
(1) „Ich durch meine Observationes Planetarum die ich allhie auff E. F. G. Vestung Wulffenbüttel/ seyder Anno 1585. biß an jetzhero gethan/ befunden/ das der motus Planetarum, wie er jetzt in den newen Ephemeridibus verzeichnet ist/ mit der Observation nicht zutrifft/ sondern davon abgewichen/ als bin ich vervrsachet/ den motum Planetarum wiederumb auffs new zu Corrigiren vnd Rectificiren/ habe derwegen solch mühesam Werck auff mich genommen/ vnd mit Göttlicher Hülffe vnd Beystand/ die wahren loca Apogiorum wie auch die grösse der Epicyclorum Planetarum durch solche meine Rectification mit grosser Mühe vnd Arbeit/ erfunden vnd verzeichnet/ Nach welchem meinem newen Fundament/ man nun die alten Tabulen motuum wieder Corrigiren/ oder ganz newe Tabulen darnach machen kan/ darauß künfftig der Verus motus Planetarum gantz just vnd gerecht/ daß er mit der Observation eintrifft/ kan Calculiret werden.“ (Schreibkalender für 1615, zweiter Teil, S. A3a).
(2) „Von Bedeutung vnd Wirckung der Finsternissen dieses 1620 Jahres. Man hat günstiger lieber Leser auß Erfahrung/ vnnd bekrefftigen es auch alle Astrologi vnd Philosophi, daß die Finsternissen/ so sich an Sonne vnd Mond zutragen/ Zeichen vnd Vorboten seyn künfftiger LandStraffen vnnd Plagen/ vnnd ob sich gleich etliche bedüncken lassen/ mehr als andere verstendig zu seyn/ vnnd fürgeben dürffen/ daß solche Finsternissen für keine Zeichen können gehalten werden/ auß Vrsachen/ weil dieselben lange zuvor ehe sie geschehen/ können außgerechnet werden/ vnd wollen derowegen die Astrologiam gantz verwerffen/ vnnd für eine ärgerliche Lehre halten. So wird ihnen doch solcher falscher Wahn/ darinnen sie stecken/ von dem HERRN Christo selbsten/ Luc. am 21. Capitel da er bezeuget/ Daß in den letzten Zeiten Sonn vnnd Mond ihren Schein verlieren/ vnd darauff grosse Enderung vnnd Plagen folgen werden/ gentzlichen verwerffen. Daß sich derowegen Niemand an obgedachter Leute vermeintem Fürgeben kehren solle/ damit ihnen nicht einsmals der Glaube mit der That in die Hände kömmet. Vnnd demnach die Wirckung/ so wol der in vorigen 1619. Jahre geschehenen Finsterniß/ als derer so wir in diesem 1620. Jahre haben werden/ sich erstrecken vnd erregen werden/ kan man leichtlich die Rechnung machen/ was sich in diesem Jahre vor Vnglück vnd böse Zeitungen zutragen könne: Dann jederman wissend/ wie bißhero in allen Landen Krieg vnd Kriegesgeschrey gehöret/ vnnd noch sich täglich anspinnen vnd fortsetzen thue/ daß wol/ wenn Warnung gelten vnnd helffen solte/ Betens von nöthen were/ vnd weil sich die Finsternisse dieses 1620 Jahres alle/ entweder in Zwilling oder Schützen begeben/ werden dieselben Himlischen Zeichen den anterworffenen Ländern ihre Wirckung fürnemlichen spüren vnd erfahren. Als vnter dem Zwilling sind gelegen/ das Hauß Oesterreich/ Egypten/ Armonien/ Flandern/ Braband/ ein Theil der Lombardey/ Würtenberger Land/ Nürnberg/ Ohnspach/ Meyntz/ Bernburg/ Lunden/ Löven/ vnd Reinstrom/ […] Demnach das Zeichen der Zwilling Menschliche Gestalt hat/ vnd das Zeichen deß Schützens forne einem Menschen vnd hinden einem Thier gleich formieret wird/ So bedeuten solche Finsternisse/ weil sie in denen Zeichen geschehen/ erstlichen den Menschen viel Vnfriede/ Vnruhe/ Krieg vnd grosse Verenderung der Regiment/ so erfolgen werden/ Vnd darnach auch beydes den Menschen/ vnd Viehe groser Schaden vnd Vnglücke/ vnd ein groß Sterben deß grossen Viehes/ als Kühe/ Pferde/ Ochsen/ Maulesel vnd andern dergleichen grossen Thieren/ was Klawen hat. Wie denn solches alles die Zeit geben wird. Vnd sey darmit gnugsam von diesen Finsternissen warnungs Weise geschrieben.“ (Schreibkalender für 1620, zweiter Teil, S. C4a–D1a).

Erstellt: 21.01.2015
Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 18.10.2019
Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 05.05.2022

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