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Hahn, Johann Philipp

„Pauli Schneiders/ Hermund. Imitator Johannes Philippus Hahn/ Dresd. J. U. C. Not. Publ. Caes. & άςρόφιλον“; „M. Johann Philipp Hahn/ Astronomus“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1662 von Reihe 1, hier ab 1666 mit dem Zusatz „M.“ vor Hahns Namen, und zit. 1692 von Reihe 5)
* ca. 1638 Dresden, † [?] Dresden [?]
Kalender seit 1662, verfaßt bis 1705
Übernommene Reihe: → Schneyder, Paul

Den ältesten Nachweis zu Johann Philipp Hahn findet man in der Matrikel der Universität Wittenberg, wo er am 2. Oktober 1656 immatrikuliert wurde (Weissenborn, 1934, Bd. 1, S. 557 „Iohannes Philippus Hahn Dresdensis Misnicus“). Aufgrund dieser Angabe wurde das ungefähre Geburtsjahr 1638 abgeschätzt. 1660 weilte Hahn wieder in Dresden, denn aus diesem Jahr sind zwei Gelegenheitsschriften überliefert, die er anläßlich zweier Beerdigungen verfaßte. Hahn wird die Jurisprudenz studiert haben, denn auf dem Titelblatt seines ersten Schreibkalenders (für 1662) bezeichnete er sich als Kandidat beider Rechte („J[uris]. U[triusque]. C[andidatus].“ und als kaiserlich-öffentlicher Sekretär. Mit derselben Titelei unterzeichnete er 1662 sein Lobgedicht auf → Michael Krügener in dessen Buch „Chymischer aufgewickelter Gebrauch und Bereitung seiner Elixiren“ (S. D2b „J. U. C. P. L. C. Not. Publ. & Mathem.“), wonach er auch kaiserlich-gekrönter Poet (P. L. C.) war. Die einzige handschriftliche überlieferte Quelle ist ein Brief von Hahn an den sächsischen Kurfürsten, verfaßt in Dresden am 21. Oktober 1663, in dem er den Kurfürsten bat, „nicht allein den in tieffster Unterthänigkeit offerirten Calender [1664] in allen Gnaden anzunehmen, Sondern auch dießfals auß Churfürstl. Milde die gnädigste Verordnung zuthun, damit dero gnädigsten beliebung nach, ich gleich andern täglich etwas an Wein, bier, brod, fleisch und Lichte, auch dann einen Schragen Hartten Holtzes, meine studia desto fleißiger und ruhiglicher abzuwarten, erhalten möge“ (SächsHStA Dresden, Geh. Rat, Loc 7285/4, Bl. 1). Die erwähnten „studia“ brachten ihm schließlich auch den akademischen Grad eines Magisters. An welcher Universität Hahn etwa 1665 den Magistergrad erworben hatte, den er seit den Kalendern für 1666 auf den Titelblättern mit angab, konnte nicht ermittelt werden.
Diese wenigen biographischen Angaben können ergänzt werden aufgrund einer Dedikation im „Meißnische[n …] Kalender“ für 1678. Diese richtete Hahn an seinen Bruder Samuel Heyne [sic], „Jur. Utr. Candid. und vornehmen Practico“ in Dresden, und dessen Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Pilitz (Kalendarium, S. A1b). Eine andere Ergänzung liefert die Matrikel der Universität Leipzig, in der 1679 ein „Joh. Phil. [Hahn] Dresden.“ eingeschrieben wurde (Erler, 1909, Bd. 2, S. 155), der ein gleichnamiger Sohn des Kalendermachers gewesen sein könnte. Auf das persönliche Beziehungsnetzt läßt sich auch anhand der in einigen Kalendern vorhandenen Lobgedichte schließen. So lobpreisten Hahn z. B. im „Nachdencklichen Schreibe=Calender“ für 1670 der Magister Georg Gerlach, „P. C. Caes. & Pastor Leubenicensis“, und Andreas Kraut, „Palaeo. Dres. Poët. Laur. Caes. & Schol. Dresd. Collega V.“ (zweiter Teil, S. A1b). Die in den Schreibkalendern genannten Personen können ergänzt werden durch jene, die Hahn in seinen frühen astrologischen Schriften der 1660er Jahre preisgab. Hier sind herauszuheben die Widmung an Johann Hahn, den churfürstlichen „Proviant=Verwaltern und Jagt=Schreibern/ Meinem besonders Vielgeehrten Herrn und hochgeneigten FreundsGönnern“ (Johann Philipp Hahnens Unvergreiffliche Muthmassung […], 1663) und das Lobgedicht von Michael Krügener (Astrologisches Bedencken, 1663). Eine Querverbindung zu Krügener bzw. dessen Familie liefert auch Hahns „Gründlich außgeführte Schutz= und NutzRede“ von 1668, in der unter anderem Salomon Krüger der Jüngere und Salomon Krüger der Ältere als Widmungsempfänger angegeben sind.
In dem „Nachdencklichen Schreibe=Calender“ für 1670 veröffentlichte Hahn auch ein aufschlußreiches autobiographisches Detail, das zudem einen Blick auf das Kalenderwesen im 17. Jahrhundert zuläßt. Demnach habe Hahn verschiedene Traktate geschrieben, mit denen er die Neugier der Leser nach neuen Dingen stillen wolle. Weil er aber keinen Verleger dafür gefunden habe, werde er „von Jahren zu Jahren allezeit in diesem Calender ein Capitel“ davon einfügen (zweiter Teil, S. A2a). Hahn brachte an dieser Stelle zum Ausdruck, daß den Kalenderlesern seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts in den großen Schreibkalendern weltliche Texte zur Bildung und Unterhaltung angeboten wurden, die weit über die traditionellen kalendarischen Inhalte hinausgingen. Im genannten Kalender für 1670 widmete sich Hahn zum Beispiel dem Thema „Von Weissagungen ins gemein/ und woher es komme“ (zweiter Teil, S. A2b–3b). Bereits davor hatte er im Jahrgang 1667 die naturphilosophische Frage behandelt „Ob die Sternen/ mit dem Himmel/ an welchen sie beweget werden/ einerley Materie sind?“ (zweiter Teil, S. A3b–4a). Einige dieser Texte, die Hahn auch in seinen anderen Kalenderreihen einschob, können sogar als gelehrte Texte gelten. Zum Beispiel behandelte er im „Schreib=Calender“ für 1672 und 1673 die „Frage/ Ob die Welt ewig sey oder nicht?“, auf akademischem Niveau mit Heranziehung gelehrter Literatur und Einschiebung lateinischer Zitate (1672, zweiter Teil, S. A2a–4a und 1673, zweiter Teil, S. A2a–B1a).
Hahn nutzte die Schreibkalender ebenfalls dafür, um über besondere Beobachtungen von Erscheinungen am Himmel zu berichten, zum Beispiel „von den 3. Sonnen und Regenbögen“, die am „16. Martij 10. Tage vor Ostern des 1665sten Jahres nachmittage umb 3. Uhr biß zu der Sonnen Untergang“ zu sehen waren. Dem Bericht darüber fügte er eine Zeichnung hinzu (Nachdencklicher Schreibe=Calender für 1667, zweiter Teil, S. C2a). Diese „falsche[n] Sonnen“ waren für Hahn ebenso wie Kometen nicht „nur Gnadenzeichen sondern auch Zornzeichen“ Gottes, was er „in absonderlichen Tractätlein bereit abgehandelt“ (ebd.).
Hahn ließ auch in Prag Kalender drucken, z. B. für 1702 den „Wirtschaffts= wie auch Cantzley=Calender“ (für den am 5.10.2015 gegebenen Hinweis auf diesen Kalender danke ich Roberto Dorno, Turin). Das ist zwar auch ein Quartkalender, aber hier enthält eine Seite das Kalendarium für eine Woche und das sowohl auf der Verso- als auch auf der Recto-Seite. Neben der deutschen Variante gab es stets auch eine tschechische Variante (Ex für 1691 gesehen in der NB Prag am 9.8.2016).
Von Hahn ist auch ein tschechischer Kalender für 1705 überliefert. Neben Hahn gaben ebenfalls → Albin Moller, → Martin Horky, → David Froelich, → Michael Krügener, → Phlipp Jacob Oswald von Ochsenstein, → Conrad Breller, → Bernard Bußman und → Jacob Johann Wenceslaus Dobržensky von Schwartzbruck tschechische Schreibkalender heraus.

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1662–1689[?]: Schreib=Calender [in Nachfolge von Paul Schneyder], Format 4°.
(2) 1665–[1691?]: Nachdencklicher Schreibe=Calender. 1692[?]–1694: Nachdencklicher und wohleingerichteter Hauß und Schreib=Calender, Format 4°.
(3) 1674–[1676?]: Meißnischer Land= und Hauß=Calender. 1677[?]–1693: Meißnischer Historien= Land= und Haußhaltungs=Kalender, Format 4°.
(4) 1674: Leipziger Schreibe= Lehr= und Historien=Calender, Format 4°.
(5) 1692: Dreßdnischer Schreib= Hand= Artzney= und Hauß=Arbeits=Calender, Format 4°.
(6) [1691?]–[1705?]: Wirtschaffts= wie auch Cantzley=Calender, Format 4°.
(8) 1667[?]–1675[?]: Sonderbahrer Schreibe=Calender, Format 8°.
Tschechischer Kalender:
(7) 1691[?]–1705[?]: Nowý Kalendář Hospodářský a Kancellářský, Format 4°.
Druck und Verlag:
(1) 1662–1672: Nicolaus Duncker, Goslar, 1673–1674: Nicolaus Dunckers Witwe, Goslar, 1675–1689: Simon Andreas Duncker, Goslar.
(2) 1665–1672: Nicolaus Duncker, Goslar, 1673–1674: Nicolaus Dunckers Witwe, Goslar, 1675–[1691?]: Simon Andreas Duncker, Goslar, 1692[?]–1694: bei der verwitweten Eva Polexina Michalckin durch Peter Anton Benneck, Prag.
(3) 1674–[1676?]: Druck [?], Verlag Christoph Klinger, Leipzig, 1677[?]–1693: Christoph Günther, Meißen.
(4) Druck [?], Verlag Christoph Klinger, Leipzig.
(5) Christoph Mathesius, Dresden.
(6), (7) 1691–[1701?]: bei der verwitweten Eva Polexina Michalckin durch Mathias Bezstahowsky, Prag, 1702[?]–1705: Peter Anton Benneck, Prag.
(8) 1667–1672: Druck „mit Seyffertischen Schrifften“, Dresden, Verlag Johann Martin Liebler, Dresden, 1673–1674: Druck Paul August Hamann, Dresden, Verlag Christoph Klinger, Leipzig, 1675: Druck und Verlag Paul August Hamann, Dresden.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 99f. Ergänzend: NB Prag, 65 E 3978.adl. 1 (Ex. für 1691 von Reihe 7). Sührig, 1979, Sp. 784. Knihopis Českých, 1994, Bd. 2.3 (1996), S. 194. SHSTA Dresden (Ex. für 1667 der Reihe 8). VD17. CERL.
Online:
(1), von (1) 1681, (2), (3), (4), (5) [20.06.2014].
Andere Drucke:
(1) Hertz= und schmertzliche Betrauerungs=Thraenen/ Welche ueber den […] Abschied […] Johann Schedens Erbsassens auff AmmelGoßwitz/ […] Hoff= und Justitien= auch Appellations=Raths allhier zu Dreßden: Seines hochwohlvermögenden Patroni […] als Er den 22. Junii Anno 1660. […] beerdiget wurde/ Von Grund seines Hertzens bitterlich fliessen ließ Johann Philipp Hahn/ J. U. C. Not. Publ. C. P. Dresden 1660. RSB Zwickau, 48.6.1.(166).
(2) Fuer dem Tod nicht fuerchtende Gedancken/ Welche Als […] Jacob Gengenbach/ Churf. Durchl. zu Sachsen Wohlbestallter Hauß=Voigt/ Ansehnlich zur Erden bestattet wurde/ Zum letzten Ehren auffsetzte( Johann Philipp Han/ Not. Publ. Llque Cultor. [Dresden 1660]. RSB Zwickau, 48.6.4.(163).
(3) Der Welt Nicht= und Flüchtigkeit gäntzlich verachtende/ und hingegen Des Himmels wehrende Freud und der treugebliebenen Seelen Ausbeut inbrünstig verlangende Gedancken [anläßlich der Bestattung von Euprosyne Rose am 24. Oktober 1661]. Dresden 1661. FB Gotha, LP O 8° IV, 00014 (25c), ULB Halle, AB 66925 (11).
(4) Johann Philipp Hahnens Unvergreiffliche Muthmasung und Historische Erzehlung/ Uber die Am 30. Novembris erschienenen Drey Sonnen und drey verkehrten Regenbogen […]. Dresden 1663. ULB Halle, 99 A 6979 (24), online [23.06.2014], weitere Exemplare in FB Gotha und SLUB Dresden.
(5) Astrologisches Bedencken/ über die in Schützen am 12. Octobris dieses denckwürdigen Jahres 1663. Nächstkünfftige Große Conjunction Saturni & Jovie […]. Dresden 1663. SLUB Dresden, Hist. univ. B. 231, misc. 24, BSB München, Res 4 Astr. p. 527, 21.
(6) Uber unserer gegenwertigen Grossen Vereinigung der zweyen Planeten Saturni & Jovis, Erfüllender und in sich haltender Astrologischer Zusatz der künfftigen Wunder=Sachen von Türcken/ Bapst/ Jüden und Andern. Dresden 1663. FB Gotha, LA 4° 00297 (09).
(7) Unverwelckender Nach=Ruhm/ Welcher/ Als Des […] Johann Christophs von Schurz/ […] Hertzgetreueste Eheliebste/ Die […] Catharina Elisabeth Wincklerin/ von Winckelsberg […] verschieden/ Am […] 27. Aprilis des 1664 […] abgesungen wurde von Johann Philipp Hahnen. Dresden 1664. RSB Zwickau, 49.7.1.(216).
(8) Kurtz eilfärtiger Bericht Von Dem im Decembr. Anno 1664 Neulichst erschienenen Cometen, Benantlich Was dessen Betrachtung/ Natur/ Gestalt/ Zeit/ Farbe/ Grösse/ Lauff/ und muthmaßliche Bedeutung betrifft. Mit schneller Feder auffgesetzet und beschrieben Durch Johann Philipp Hahnen. Erstlich Gedruckt zu Dreßden Anitzo zu finden in Christian Kirchners Buchladen in Leipzig. [ca. 1665]. ULB Halle, AB 153914 (24), online [23.06.2014], weitere Exemplare in FB Gotha und HAB Wolfenbüttel. Eine zweite Druckfassung [Leipzig ca. 1665] befindet sich in GWLB Hannover, P-A 354 (3). Diese Schrift erschien auch als Nachdruck, „beschrieben Durch Johann Philip Hahnen/ und Matthiam Dannenwald/ der Astronom. Liebhabern“, Rudolstadt [ca. 1665]. HAB Wolfenbüttel, 4° XVI: 77 (42). Zu Matthias Dannewald siehe bei → Johannes Vulpius.
(9) Gründlich außgeführte Schutz= und Nutz=Rede der edlen Stern=Kunst wider die Verleumbdere und Spötter/ aus unterschiedenen Autoribus zusammen getragen/ und ans Licht gegeben von M. Johann Philipp Hahnen. Dresden 1668. HAB Wolfenbüttel, N 13.12° Helmst.

Erstellt: 23.06.2014
Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 19.08.2019
Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 14.03.2023

hahn_johann_philipp.txt · Zuletzt geändert: 2023/03/14 15:30 von klaus-dieter herbst