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Adler, Stephan (Pseud.)

„M. Stephan Adler/ Cri. Misn. Gottes und der Mathematischen Künste ergebener“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1664)
Limprecht, Andreas
Kalender nur 1664

Obwohl die Herkunftsbezeichnung „Cri. Misn.“ als „Crimicensis Misnicus“, also aus Crimmitschau in (dem Land) Meißen herkommend, aufgelöst werden kann und Stephan Adler daher eine reale Person hätte sein können, handelt es sich zweifelsfrei um ein Pseudonym von Andreas Limprecht, der mit „M. Stephan Adler Cri.“ ein Anagramm seines Namens verwendete.
Von „Stephan Adler“ ist nur dieser eine Kalenderjahrgang für 1664 bekannt. Die Besonderheit bei diesem Exemplar ist, daß in dem im Kalendarium enthaltenen lateinischen Lobgedicht (Epigramm) vier andere zeitgenössische Kalendermacher genannt werden: → Lorenz Eichstädt, der neben seinen Schreibkalendern auch ein astronomisches Ephemeridenwerk veröffentlichte, → Johannes Stilsovius, → Bartholomaeus Schimpffer und → Abraham Seidel mit dem Pseudonym → Philomusus Adelsheim. Stilsovius und Seidel (Adelsheim) hatten ebenfalls in Erfurt Kalender drucken lassen und Limprecht führte eine Kalenderreihe von Stilsovius fort. Warum auch Schimpffer erwähnt wurde, von dem keine Beziehung zu Erfurt bekannt ist, ist nicht klar. Vielleicht war Schimpffer ein früher Lehrer Limprechts, bevor dieser 1651 an die Universität Wittenberg ging. Die Zeile im Gedicht, nach der Adler (Limprecht) durch Schimpffer die Sterne erblickt habe, fände damit eine Erklärung. Von Eichstädt wurde das Ephemeridenwerk für die astronomischen Daten zum Kalender herangezogen, was durch eine Notiz im Kapitel zu den Finsternissen deutlich wird. Darin gab Adler (Limprecht) seinen Lesern den Hinweis, daß Andrea Argoli in seinem Ephemeridenwerk für das Jahr 1664 drei Finsternisse anführe, Eichstädt hingegen nur zwei (zweiter Teil, S. C1b), sodaß die Kalender verschiedener Autoren in diesem Punkt nicht übereinstimmen würden.

Titel:
(1) 1664: Schreibe=Calender.
Druck und Verlag:
Martha Hertz, Erfurt.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 67. VD17. CERL.
Online:
(1) [07.10.2014].
Quellenzitat:
„Ad JOVIS aethra volans [,] JOVIS ales, et astra penetrans,
Sydere propitio, nuncia laeta refer.
EICHSTADIUS poli in arce sedens STILSOVIO, & illo
SCHIMPFERO, astra videns nunc super astra micat.
Floret horizonti [,] GERA, flos TIBI post humus artis
Stellisciae: quò sint secla notanda solo:
Claret ADELSHEIMUS, Phoenix super astra celebris:
extra, intrâque tenes quotquot (HIERA) micant.
Surculus unus, et alter honore repullulat Orbi:
TU JOVIS alitibus vectus honore micas.
Plurima grata precans cunctis, TIBI, ab aethere praestes
laeta AQVILA [,] usque precor: Sis JOVIS ales ovans.“
(Schreibe=Calender für 1664, Kalendarium, S. A1b).
Übersetzung:
Zum Äther des ZEUS fliegend, Vogel des Zeus, und die Sterne durchdringend
bringe bei gnädigem Gestirn frohe Botschaften zurück!
EICHSTADT, in der Himmelsburg sitzend, durch STILSOVIUS und jenen
SCHIMPFER Sterne erblickend, überstrahlt nun die Sterne.
Es blüht dem Horizont, GERA, DIR eine späte Blume astronomischer
Kunst: auf einem Grund, auf dem Jahrhunderte zu kennzeichnen seien.
Hell glänzt ADELSHEIM, gefeierter Phönix über den Sternen,
so viele nur draußen und drinnen (HIERA=GERA?) strahlen.
Der eine und andere Zweig grüßt mit Ehre dem Weltkreis:
DU strahlst in Ehre, von den Vögeln des ZEUS getragen.
Sehr viel Willkommnes erbitte ich für alle, für DICH, Du Beschützer vom Himmel,
Du glückverheißender ADLER, erbitte ich ständig: Sei des ZEUS triumphierender Vogel.
(Für die Übersetzung danke ich herzlich Herrn Dr. Manfred Simon, Jena.)

Erstellt: 07.10.2014

adler_stephan.txt · Zuletzt geändert: 2014/10/07 16:44 (Externe Bearbeitung)