Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


melhofer_philipp

Melhofer, Philipp

„Philipp Melhofer, von ErißKirch/ Doctor der Ertzney“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1543)
* ca. 1500 [?] Eriskirch am Bodensee, † nach 1563 Eriskirch [?]
Prognostiken seit 1536, Kalender seit 1543, verfaßt bis 1563

Philipp Melhofer stammte aus Eriskirch bei Langenargen am Bodensee. Wann genau er dort geboren wurde, ist nicht bekannt. Über die Eltern, Kindheit und Ausbildung konnten keine Einzelheiten ermittelt werden (vgl. Bossert, 1884, S. 433). Nach dem Studium – ein Matrikeleintrag konnte nicht nachgewiesen werden – bekleidete Melhofer „ein geistliches Amt“ (Pfarrer oder Kaplan) in Eriskirch (ebd.). Um 1522 wurde er mit den reformatorischen Lehren bekannt, vermutlich durch Urbanus Rhegius von Langenargen (ebd.). Ein Freund von Melhofer war Christian Herbstmayer von Fischbach, Pfarrer in Schachen bei Lindau (ebd.). Seit 1525 publizierte Melhofer theologische Schriften (andere Drucke; vgl. Kaufmann, 2019, S. 433 und Melanchthon, 1977, Bd.2, S. 95f., Bd. T5, S. 410f.). Als Befürworter der Reformation schrieb er 1525 auch einen „Sermon wider den unchristlichen gotteslästerlichen Canon, so man nennet die Stillmeß“ (anderer Druck, Titel 3; genannt auch in Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 4, Sp. 1344). Diese Schrift umfaßt 62 Blätter und damit deutlich mehr als die entsprechenden Drucke von Luther selbst (vgl. andere Drucke, Titel 3a und 3b). Melhofer weitete darin Luthers Sermon im schwäbischen Dialekt am Bodensee aus. Er fügte Ausführungen zu Sitten, Bräuchen und Sagen ein und schrieb derart volkstümlich, „daß es den gemeinen Mann packt“ (Bossert, 1884, S. 436, G. Bossert beschrieb 1884 den Inhalt von Melhofers „Sermon“). In einem Brief vom Oktober 1535 an Georg Sturtz in Erfurt bat Philipp Melanchthon um Zusendung der Prognostiken für 1536 von Johannes Virdung und von einem anderen Praktikenschreiber, angeblich von Melhofer (Melanchthon, 1977, Bd. T6, S. 497, 586).
Der überlieferte Kalender für 1543 ist ein Schreibkalender im Oktav-Format. Hier wird das Kalendarium eines halben Monats auf der Verso-Seite einer fast unbedruckten Schreibseite gegenübergestellt. Einen solchen kleinformatigen Schreibkalender verfaßten auch → Tarquinius Schnellenberg (ab 1548), → Valentin Butzlin (ab 1550) und → Jeremias Brotbeihel (ab 1552). Daneben kamen Kalender im gleichen Format ohne Schreibseite in Umlauf. Neben denen von Butzlin ist ein solcher Buchkalender für 1545 von → Anton Brelochs überliefert. Dieser ließ zweitweise ebenfalls bei Philipp Ulhart d. Ä. in Augsburg drucken.
Das Exemplar für 1543 von Melhofer ist nach dem Quartkalender für 1541 von → Dionysius Sibenburger der zweitälteste überlieferte Schreibkalender. Beide enthalten handschriftliche Eintragungen, der Kalender von Melhofer allerdings nur die zwei Notizen am 2. Oktober 1543 „froschawer gestorben.“ und am 16. Oktober 1543 „froschawerin gestorben.“
Aufgrund der Bedeutung der Kalenderart „Schreibkalender“ wird das überlieferte Exemplar von Melhofers Kalender hier gesondert aufgeführt, ebenso die Praktik für 1536 und der Wandkalender für 1563.

Schreibkalender:
1543: Laßtafel oder Almanach, 8°, Druck Philipp Ulhart d. Ä., Augsburg (SStB Augsburg, 037/Med. 2934; nicht im VD16)

Praktika bzw. Prognostikum:
1536: Practica Teütsch, 4°, Druck Philipp Ulhart d. Ä., Augsburg (BSB München, Res/4 Astr. p. 529,39)

Wandkalender:
1563: Als man zelt von Christi geburt 1563. jar [Wandkalender], Einblattdruck, Druck Ulhart d. Ä., Augsburg (UB Rostock, LIIb-1243(3).68; nicht im VD16)

Titel:
(1) 1536–[?]: Practica Teütsch, Format 4°.
(2) 1543–[?]: Laßtafel oder Almanach, Format 8°.
(3) [?]–1563: Als man zelt von Christi geburt 1563. jar [Wandkalender], Einblattdruck.
Druck und Verlag:
(1), (2), (3) Philipp Ulhart d. Ä., Augsburg.
Nachweis:
SStB Augsburg, 037/Med. 2934 (für 1543). ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 312, Nr. 3841 (für 1563).VD16 (für 1536). CERL.
Online:
(1) 1536,
(2) 1543 [08.04.2016].
Andere Drucke:
(1) Von dem Gaistlichen Priesterthumb Christi vnd aller Gotgleubigen/ Zehen Schlußreden/ fürnämlich auß der Epistel zum Hebreern/ Den halstarrigen Pfaffen an denen weder bitte/ warnung/ noch straffe helffen will/ Zum Faßnacht küchlin. [Augsburg] 1525. BSB München, Res/Dogm. 433#Beibd. 6. Online [06.04.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(2) Offenbarung der allerheimlichisten heymlichait/ der ytzigen Baals priester/ durch wölche die welt lange zyt geblendt vnn das lyden Christi jhämerlich geschmecht worden ist/ genannt Canon oder die Still mess. [Augsburg 1525]. BSB München, 4 Polem. 2064. Online. Andere Ausgabe [Augsburg ca. 1529], BSB München, Polem. 1820, online [06.04.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(3) Ein Sermon wider den unchristlichen gotteslästerlichen Canon, so man nennet die Stillmeß. Martinus Luther. 62 Bl. Zitiert nach Bossert, 1884, S. 434.
(3a) Eyn Sermon wider den unchristlichen gotslesterlichen Canon/ so man nennet die still meß. Martinus Luther. Speyer 1525. SBPK Berlin, Lynar S 542. Online [08.04.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(3b) Ain Sermon vonn der höchsten gottßlesterung/ die/ die Papisten taeglich bruchen/ so sye leesen den Antichristliche Canon in jren Messen Gepredigt vonn D. Mar. Lu. Hagenau 1545. BSB München, Hom. 2102 i. Online [08.04.2016].
Andere Ausgaben: Straßburg 1525, Augsburg 1525.
Literatur:
G. Bossert: Ein unbekannter Volksschriftsteller der Reformationszeit. In: Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben 5 (Leipzig 1884), S. 432–438.

Erstellt: 08.04.2016
Letzte Aktualisierung: 29.10.2019

melhofer_philipp.txt · Zuletzt geändert: 2019/10/30 08:26 von klaus-dieter herbst