„David Fabricivs Frisius, Prediger vnd der astronomischen Künsten Liebhaber“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1607, zweiter Teil)
* 9.3.1564 Esens/Ostfriesland, † 7.5.1617 Osteel/Ostfriesland
Kalender seit 1607, verfaßt bis 1618
David Fabricius wurde am 9. März 1564 im ostfriesischen Esens geboren (wenn nicht anders genannt, werden die biographischen Einzelheiten aus dem Aufsatz von Menso Folkerts genommen, siehe Folkerts, 2000). Seine Eltern waren der Schmied Jan Jansen (1526–1608) und Talke Jansen (gest. 1598). Fabricius wählte seinen Nachnamen nach der latinisierten Form des Berufs seines Vaters. Über Fabricius’ Ausbildung ist bekannt, daß er zunächst die Lateinschule in Braunschweig besuchte und sich danach am 14. Januar 1583 in die Matrikel der Universität Helmstedt einschrieb (Zimmermann, 1926, S. 39 „David Faber, Esensis [1583] Jan. 14.“). Offenbar studierte er nur ein Jahr lang, denn 1584 wurde er bereits Pastor in Resterhafe, einem kleinen Ort unweit von Dornum. Ebenfalls 1584 heiratete er die Tochter des Schankwirts Berens aus Westerbur. Von den aus dieser Ehe hervorgegangenen acht Kindern (vgl. Folkerts, 2000, S. 141, Anm. 10) ist der älteste Sohn, Johann (1587–1617), in der Astronomiegeschichte als unabhängiger Entdecker der Sonnenflecken bekannt.
Über das Leben von David Fabricius liefert sein vom 1. Januar 1585 bis Ende Januar 1613 geführtes Tagebuch viele Auskünfte (überliefert im Staatsarchiv Aurich, Dep. 1 Msc. 90 in 2°; gedruckt in Bunte, 1885, S. 94–124; Angaben nach Folkerts, 2000, S. 137). Ferner sind zahlreiche Briefe, die er mit den Astronomen Tycho Brahe, → Johannes Kepler und Michael Mästlin wechselte, bekannt (aufgeführt in Folkerts, 2000, S. 137–139). Als er sich 1601 in Prag aufhielt, lernte er auch → Simon Marius kennen. Fabricius gilt als hervorragender Astronom. Seine bedeutendsten Leistungen auf diesem Gebiet sind die Entdeckung eines veränderlichen Sterns (Mira im Sternbild Walfisch, o Ceti) am 3. August 1596 und eines neuen Sterns (Nova im Sternbild Schlangenträger, Nova Ophiuchi 1) am 3. Oktober 1604.
Fabricius war zeitweise auch Hofprediger in Aurich, wo er durch das Grafenhaus Förderung seiner wissenschaftlichen Arbeiten erfuhr. 1602 ging Fabricius mit seiner Familie nach Esens. Am 20. November 1603 hielt er die Probepredigt in Osteel, wo die Pastorenstelle frei geworden war. Dorthin zog er am 10. März 1604 um, wo er am 7. Mai 1617 starb: „er wurde von einem Osteeler Einwohner erschlagen, den er in einer Predigt des Diebstahls bezichtigt hatte“ (Folkerts, 2000, S. 129).
Neben den astronomischen Leistungen sind auch die kartographischen (Karten von Ostfriesland) und geographisch-historischen (z. B. ostfriesische Chronik) Arbeiten von Fabricius zu würdigen.
Von den Jahreskalendern in Quart (den großen Schreibkalendern) konnte bisher nur ein Exemplar aufgefunden werden. Das Kalendarium für 1618 ist in der BETH Zürich (Rar 1378) überliefert (für den am 18. April 2016 gegebenen Hinweis auf dieses Exemplar danke ich Gerd Rokahr, Esens). Fabricius erwähnte seine „großen Schreib Calender“ in Briefen an Kepler (Folkerts, 2000, S. 131). Überliefert sind zudem einige zweite Teile, die Prognostiken für 1607, 1609, 1615, 1616, 1617 und 1618). Kurze Angaben zum Inhalt mit astronomischem Bezug liefert Wattenberg, 1964, S. 26.
Nachdem Fabricius gestorben war, trat der ebenfalls aus Esens stammende → Hermann de Werve als Kalendermacher in Erscheinung. Dieser hatte das Kalendermachen von Fabricius erlernt.
Titel:
1607–1618: Schreib Calender.
Druck und Verlag:
1607–[1608?]: Johann Francke, Magdeburg, 1609[?]–[1614?]: Paul Lange, Hamburg, 1615[?]–1618: Johann Lauer, Nürnberg.
Nachweis:
Folkerts, 1997, S. 111f. Folkerts, 2000, S. 134f. Herbst, 2008a, S. 81. Matthäus, 1969, Sp. 1348. VD17. CERL.
Online:
1618 (Kalendarium und Prognostikum) [18.04.2016].
Andere Drucke:
Alle bekannten Drucke sind mit Standortnachweisen angegeben in Folkerts, 1997, S. 110–112 und in Folkerts, 2000, S.134–137.
Literatur (Auswahl):
Bernhard Bunte: Über David Fabricius. I/II/III. In: Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 6/2 (1885), S. 91–128; 7/1 (1886), S. 93–130; 7/2 (1887), S. 18–66; 8/1 (1888), S. 1–40.
Menso Folkerts: Art. „David Fabricius“. In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Bd. 2. Aurich 1997, S. 106–114 [05.01.2016].
Menso Folkerts: Der Astronom David Fabricius (1564–1617): Leben und Wirken. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 23 (2000) 2, S. 127–142.
Diedrich Wattenberg: David Fabricius. Der Astronom Ostfrieslands (1564–1617). Berlin-Treptow 1964 (= Vorträge und Schriften der Archenhold-Sternwarte, Nr. 19).
Erstellt: 05.01.2016
Letzte Aktualisierung: 07.08.2019