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Trew, Abdias

Abdias Trew

„M. Abdias Trew, Math. Prof. Publ.“; „Math. & Phys. Prof. Publ.“; „Math. et Phys. Prof. publ. Facultatis Philos. Senior, Insp. Noric. vnd für die Stadt Nürnberg bestellter Astronomus“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1647, 1653, 1658, jeweils Reihe 1)
* 29.7.1597 Ansbach, † 12.4.1669 Altdorf
Kalender seit 1640, verfaßt bis 1669

Über Abdias Trew liegt inzwischen eine umfangreiche Monographie vor (Gaab, 2011a), die alle Gesichtspunkte der Biographie und des Werkes von diesem Gelehrten und Universitätsprofessor aus der Mitte des 17. Jahrhunderts erschöpfend darstellt. Wenn nicht anders angegeben, folgen die Ausführungen dieser Monographie.
Trew wurde am 29. Juli 1597 in Ansbach geboren. Seine Eltern waren Michael Trew (1563–1620), seit 1592 Kantor an der Lateinschule in Ansbach, und Ottilia, geborene Gallus. Abdias Trew war das zweite von acht Kindern. Benannt wurde er nach dem Taufpaten Abdias Wickner (1560–1608), Sohn von → Abdias Sixtus Wickner (1528–1564) und seit 1594 Hofprediger in Ansbach. Nach eigener Aussage besuchte Trew seit seinem Alter von vier Jahren die Fürstenschule in Heilsbronn, wo sein Vater Konrektor geworden war. Nach der Leichpredigt begann seine Schulbildung 1603 mit dem Besuch der Deutschen Schule in Heilsbronn. 1607 wurde er schließlich in die unterste Klasse der Fürstenschule aufgenommen (vgl. Gaab, 2011a, S. 28). Die Fürstenschule in Heilsbronn besuchten auch → Simon Marius und Jacob Ellrod (→ Graf, Andreas (Pseud.)). Im 21. Lebensjahr verließ Trew Heilsbronn und zog zunächst nach Leipzig, wo er sich im Wintersemester 1618 in die Matrikel einschrieb (Erler, 1909, Bd. 1, S. 472 „Treu, Abdias Onoldin. 11 gr. i W 1618 B 6“; vgl. Gaab, 2011a, S. 32). Offenbar blieb er dort nicht lange, denn schon am 24. Oktober 1618 wurde er an der Universität in Wittenberg immatrikuliert (Weissenborn, 1934, S. 220 „[1618. Mense Octobri.] 24. Abdias Trew Onoldinus“). Am 20. März 1621 wurde er dort zum Magister der Philosophie promoviert (ebd.).
In Wittenberg blieb Trew bis Mitte 1622, dann kehrte er nach Ansbach zurück, wo er am 22. Juli eine Probepredigt hielt. Kurz darauf erhielt Trew eine Stelle als Vikar in Heidenheim, die er am 7. August 1622 antrat. Nur ein halbes Jahr später wechselte er Anfang 1623 als Diakon nach Markt Erlbach, ca. 20 km nördlich von Ansbach gelegen.
In Markt Erlbach heiratete Trew am 6. Mai 1623 Barbara Weselius (ca. 1600–20.7.1634), Tochter des Pfarrers Georg Weselius (1559–1616) in Gundelsheim bei Heilsbronn. Aus dieser Ehe gingen zehn Kinder hervor (namentlich genannt in Gaab, 2011a, S. 50, Anm. 11), von denen aber nur Johann Adam (1631–1717) den Vater überlebte.
Nach dreijährigem Dienst am Worte Gottes wurde Trew am 30. Januar 1625 Rektor der Lateinschule in Ansbach, also an der Schule, wo sein Vater Kantor gewesen war. Trew wurde der Nachfolger von Johann Nicolaus Schülin (1589–1658), der als Rektor an die Fürstenschule nach Heilsbronn berufen wurde und ein Sohn von → Johannes Schulin war. Trews ausgefüllter Tätigkeit an der Schule stand ein schwerer Schlag in der Familie gegenüber. Wenige Wochen nach der Geburt von Zwillingen verstarb am 20. Juli 1634 seine Frau Barbara. Nur wenige Monate später heiratete er am 26. Januar 1635 erneut, diesmal Maria Ursula Geyer (1614–?), Tochter des Ansbacher Kämmerers Sebastian Geyer. Mit ihr hatte Trew elf Kinder, von denen sechs das Kindesalter überlebten: Christoph (1641–1717) – der Vater des bekannten Arztes und Botanikers Christoph Jacob Trew (1695–1769) –, Sigismund (1643–ca. 1669), Apollonia (1644–1684), Paul (1646–1715) – Drucker in Stuttgart, der auch Kalender druckte –, Johann Karl (1649–1692) und Georg Ernst (1651–?) (vgl. Gaab, 2011a, S. 51, Anm. 4 und S. 52).
Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges betrafen auch die Bezahlung der Lehrer an der Ansbacher Schule, die ausblieb. Trew sah sich deshalb Anfang 1636 gezwungen, um die Entlassung aus dem Schuldienst zu bitten. Er suchte bereits seit 1635 sein Auskommen in Nürnberg, wo er zunächst gegen Geld Übersetzungen anfertigte und eigene wissenschaftliche Schriften publizierte. Durch den plötzlichen Tod von Daniel Schwenter (1585–1636) wurde die mathematische Professur an der Universität in Altdorf vakant. Da → Andreas Goldmayer, dem diese zunächst angeboten worden war, ablehnte, kam Trew zum Zuge und trat die ihm angebotene Professur am 30. Juni 1636 an. Bereits am 17. März des Jahres wurde er kostenlos an der Universität immatrikuliert (Steinmeyer, 1912, Bd. 1, S. 228 „[1636.] III. 17. M. Abdias Trew, Onoldinus Francus, Gratis“). Bis zu seinem Tod am 12. April 1669 (Gaab, 2011a, S. 110) behielt er diesen Lehrstuhl für Mathematik, zu dem 1650 noch der für Physik hinzukam. Sein Nachfolger wurde → Johann Christoph Sturm.
Abdias Trew veröffentlichte zahlreiche mathematische (darunter auch musiktheoretische), astronomische, astrologische und physikalische Schriften. Für die lokale praktische Astronomie gebührt ihm das Verdienst, daß er 1638 die erste Sternwarte in Altdorf errichtete und seine Studenten zu Beobachtungen im „Observatorio Astronomico“ einlud (Gaab, 2011a, S. 162; Gaab, 2011c, S. 37). In der weltanschaulischen Auseinandersetzung um das kosmologische Weltbild anerkannte er zwar das copernicanische System als ein geeignetes mathematisches Modell, „sprach ihm aber die physikalische Realität ab“ (Gaab, 2011a, S. 182). Mit mehreren Flugschriften und Ausführungen in den Kalendern beteiligte sich Trew um 1654 an der öffentlich geführten Debatte über die astrologische und theologische Deutungsmöglichkeit einer Finsternis (vgl. die Übersicht zu den Teilnehmern dieser Debatte in Herbst, 2010a, S. 89–92). Mit seinem Versuch, die Astrologie zu reformieren und „zu einer nachvollziehbaren Wissenschaft zu machen“, bei der die Einflüsse der Sterne und Planeten „der Erfahrung zu entnehmen“ seien und dann „physikalisch begründet werden“ müssten (Gaab, 2011a, S. 342), blieb Trew hinter der um 1650 einsetzenden Entwicklung zurück, bei der die Astrologie grundsätzlich abgelehnt wurde. Erste Vertreter dieser Entwicklung an deutschen Universitäten waren die Mathematikprofessoren Erhard Weigel (1625–1699) in Jena, → Albert Linemann (1603–1655) und → Andreas Concius (1628–1682) in Königsberg, → Christian Grüneberg (1639–1701) in Frankfurt an der Oder und Trews Nachfolger Johann Christoph Sturm in Altdorf.
Den ersten Schreibkalender verfaßte Trew für 1640, den er vermutlich Jeremias Dümler zum Druck und Verlag angeboten hat (Gaab, 2011a, S. 372), dieser jedoch ablehnte. Aus Trews autobiographischen Einlassungen folgt, daß er für 1642 seinen ersten Kalender publizieren konnte (ebd., S. 373), von dem jedoch kein Exemplar mehr vorhanden ist. Der älteste überlieferte Kalender wurde für 1646 verfaßt. Die in den Kalendern enthaltenen Vorreden nutzte Trew, um seine Grundsätze einer reformierten Astrologie zu verbreiten (vgl. die thematische Übersicht in ebd., S. 378). 1654 wurde Trew vom Nürnberger Rat als offiziell bestellter Kalendariograph bzw. Astronom der Stadt ernannt (Matthäus, 2010b, S. 193). Diesen offiziellen Titel setzte Trew ab dem Kalender für 1658 auf das Titelblatt hinzu. Nach einem Streit mit seinem Kalenderverleger Christoph Endter endete die in den 1640er Jahren begonnene Kalenderreihe mit dem Exemplar für 1665. Mit dem danach in Lüneburg gedruckten „Reichs=Calender“ für 1667 beteiligte sich Trew an der damals geführten Diskussion zur Überwindung der Kalenderspaltung (vgl. Herbst, 2015a, zu Trew S. 36). Nach einer Aussage von → Israel Hiebner im Jahre 1648 soll Trew der Verfasser der Kalender des verstorbenen → David Herlicius gewesen sein (siehe bei Hiebner das zweite Quellenzitat).
Trew wird in einem Brief von Herzog Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Lüneburg in Wolfenbüttel an Johann Valentin Andreae in Bebenhausen vom 8. Oktober 1652 erwähnt (vgl. Salvadori, 2018, S. 475, Nr. 4666).

Titel:
(1) 1642–1665: [Kupfertitel ab 1664] Astronomia Astrologia Physica. [Zweites Titelblatt] Schreib=Calender.
(2) 1667–1669: [Kupfertitel] Für das Heilige Römische Reich Fürgeschlagener Fest= und Erwehlungs=Calender. [Zweites Titelblatt] Unmaßgeblich fürgeschlagener […] Reichs=Calender.
Druck und Verlag:
(1) 1642–1645: ?, Nürnberg, 1646–1660: Wolfgang Endter d. Ä., Nürnberg, 1661–1665: Christoph Endter, Nürnberg.
(2) 1667: Johann und Heinrich Sterns Erben, Lüneburg, 1668–1669: Johann Philipp Miltenberger, Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 156. Ergänzung: SächsHSA Dresden (Ex. für 1667 Reihe 2), ZB Zürich (Ex. für 1668 Reihe 2). Matthäus, 1969, Sp. 1364. Endter, 1784. Wernicke, 2012a, S. 41. Gaab, 2011a, S. 521–524. VD17. CERL.
Online:
(1) ab 1647, (2) 1669 [08.02.2017].
Andere Drucke:
Ein ausführliches Verzeichnis aller Werke, Klein- und Gelegenheitsschriften liefert Gaab, 2011a, S. 472–567. Eine Auswahl davon ist aufgelistet auf der Internetseite zur Geschichte der Astronomie in Nürnberg, URL.
Literatur (Auswahl):
Hans Gaab: Der Altdorfer Mathematik- und Physikdozent Abdias Trew (1597–1669). Astronom, Astrologe, Kalendermacher und Theologe. Frankfurt am Main 2011 (= Acta Historica Astronomiae, Vol. 42).

Erstellt: 08.02.2017
Letzte Aktualisierung: 01.02.2019

trew_abdias.txt · Zuletzt geändert: 2019/01/31 17:57 von klaus-dieter herbst