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Schultz, Georg

„Med. Cand. & ad D. Thomae Con. Rect. Lipsiae“; „soraviensem M. ac Mathemat.“; „Math. Prof. Publ. zu Erffurdt“; „M. Georgius Schultzius. Sorav. Med. ac Math. Prof. Publ.“; „p. t. Prof. Math. p.“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1634, 1642 (Kalendarium und zweiter Teil), 1644 (zweiter Teil), 1650)
* ca. 1600 Sorau/Niederlausitz, † nach 1650 Erfurt [?]
Kalender seit 1634, verfaßt bis 1650

Gemäß den Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern der Kalender für 1642 und 1644 wurde Georg Schultz im niederlausitzischen Sorau (heute polnisch Żary) geboren. Dadurch ist er in den Matrikeln dreier Universitäten identifizierbar. Am 3. Oktober 1618 wurde Schultz in Wittenberg immatrikuliert (Weissenborn, 1934, S. 218 „Georg. Schulzius Soranus Lusatus. *Mag. phil. 9.4.1622, Mag. legens WS 1622/23.“) und studierte Medizin und Mathematik. Der zwei Jahre später nach Wittenberg gekommene Christoph Schultz aus Sorau (ebd., S. 235) könnte ein Bruder von Georg Schultz gewesen sein. Aus dem Jahr der Erstimmatrikulation (1618) wird das Geburtsjahr 1600 abgeschätzt. Als Magister ging Georg Schultz 1627 an die Universität Leipzig, um dort „pro loco“ zu disputieren (Erler, 1909, Bd. 1, S. 420 „Schultz Geo. Sora-Lusat. m. Wittenberg. 14 gr. i S 1627 P 14, disputavit pro loco 21. IX. 1627.“). In Leipzig wurde er anschließend Lehrer und von 1629 bis 1633 Konrektor an der Thomasschule, wo es 1630 zu einem heftigen und langanhaltenden Streit mit dem Rektor Wilhelm Avian kam, in dessen Folge er 1633 die Schule verlassen mußte (Sachse, 1912, S. 90, 94–96, 99f.). Im Wintersemester 1633/34 wechselte er an die Universität Erfurt (Weissenborn, 1884, S. 551 „mag. Georgius Schultz Sora-Lusatus dt. 14 gr.“), wo er Professor für Mathematik wurde. Unter ihm als Dekan der philosophischen Fakultät wurden Studenten Baccalaureus und Licentiat (andere Drucke, Titel 2 und 3). Es hat sich eine Ankündigung einer astronomischen Vorlesung im Jahr 1637 erhalten (anderer Druck, Titel 4).
Der Kalendermacher und Mathematiker Georg Schultz ist zu unterscheiden von dem etwa gleichaltrigen Juristen Georg Schultz (1599–1634), der aus Lemberg (Leorinus Silesius) stammte und ebenfalls in Wittenberg studierte. Dieser wurde 1623 unter Bartholomaeus Reusner „Pro Licentia Doctoralis in utroque Iure gradum“ promoviert (Reusner, 1623) und heiratete am 17. Februar 1624 Maria Magdalena Reusner (Dilliger, 1624).
Über das weitere Leben des hier interessierenden Kalendermachers Georg Schultz geben nur dessen Einlassungen in seinen überlieferten Schreibkalendern und in einigen anderen Drucken Auskunft. So tauchte er 1630 und 1632 als Beiträger zu zwei in Leipzig gedruckten Gelegenheitsschriften auf (Fertum Votivum, 1630; Votivae Voces, 1632). Die erste überlieferte Disputation von Schultz, gedruckt 1635 in Erfurt, nennt ihn als Dekan der philosophischen Fakultät der Erfurter Universität. 1638 beschäftigte er → Johann Heinrich Voigt als Schreiber.
Die Kalender, die „[a]llen HaußVätern/ Theologen/ Juristen/ Aertzten/ Reisenden/ Handelsleuten vnd Kriegs=Officirern sehr dienlich“ seien (zitiert nach Jg. 1642, zweiter Teil, Titelblatt), nutzte Schultz auch, um seine wissenschaftlichen Ansichten zu verbreiten. Exemplarisch sei der Kalender für 1642 zitiert, in dem er bereits in der Titelei ankündigte, daß dieser auch einen „nützlichen Discurs von den Circkeln der Position/ oder der zwölff Häuser genand/ wie solche Regiomontanus mit nicht geringer Verdunckelung der sonst edeln vnd wol gegründeten SternKunst/ ohne eintzige Vrsach eingeführet habe“, enthalten sei. Im zweiten Teil trug er dann auf mehreren Seiten seine Ansicht über die astrologischen Himmelshäuser vor. Die Astronomen seien sich darüber noch nicht einig, „weil sich Regiomontanus so gar auff die Authoritatem Ptolomaei beruffet/ vnd seine Meynung mit so festen vnd steiffen Gründen der Geometri zu behaupten sich bemühet/ daß sich auch keiner/ numehr fast auff die 170. Jahr/ jhme zu wieder sprechen/ wol hat erkühnen dürffen“ (zweiter Teil, S. A3a). Bedeutsam an dieser Stelle ist, daß Schultz öffentlich in einem Massenmedium die alten astronomischen Autoritäten angriff und neue Überlegungen einforderte, wobei er auch auf die zeitgenössischen Astronomen → Simon Marius und Daniel Mögling verwies (vgl. Quellenzitat 1). In dem Kalender für 1644 ging Schultz schließlich ausführlich auf die allgemeine Frage „Was von der Astrologia zuhalten/ vnd Ob man mit gutem gewißen derselben sich gebrauchen möge?“ sowie auf drei Detailfragen ein (zweiter Teil, S. A2b–B1b). Die Überlegungen von Schultz zur Astrologie fallen in eine Zeit, in der → Abdias Trew noch einmal einen (letzten) Versuch unternahm, die Astrologie zu reformieren.
Schultz stellte seine Auffassung von der Astrologie als eine der Wissenschaften in den Kontext des Kalenderschreibens und beklagte z. B. im Kalender für 1644, daß inzwischen viele Kalender erscheinen würden, deren Inhalte ihren Verfassern ein schlechtes Zeugnis hinsichtlich des astronomischen und astrologischen Sachverstandes ausstellten. Und nicht selten würden diese Kalender unter „erdichteten falschen Nahmen/ viel vngegründete Autores mehr) als die Neapolitanische N. Rom. P. vnnd Astrophili oder Mathematum Cultores, Abraham Kotylae/ vnnd Phil. Adelsheim“ erscheinen (zweiter Teil, S. A2b). Hier verrät Schultz einen bislang unbekannten Namen eines Kalendermachers bzw. Pseudonyms, denn nur → Philomusus Adelsheim konnte bisher identifiziert werden, nicht aber → Abraham Kotylae, von dem auch kein Kalenderexemplar bekannt ist (vgl. Herbst, 2008a). Die Schreibkalender dieser beiden „Autoren“ scheinen unerlaubt nachgedruckt worden zu sein, denn → Abraham Seidel, der rechtmäßige Verfasser des Adelsheimischen Kalenders, beklagte seinerseits in der „Erinnerung an den gönstigen Leser“, daß ein vermeintlich „großer Kalenderschreiber […] auch meinen/ benebenst Kotyls Calender“ nachgedruckt habe und sich dabei zahlreiche Fehler in die Kalender eingeschlichen hätten (Philomusus Adelsheim: SchreibCalender für 1644, zweiter Teil, S. D2b).
Über andere Namen wie → Partlicius, → Brachtitz, → Herlicius und → Horky schrieb Schultz, daß von diesen zwar noch Kalender herauskämen, diese Autoren „doch schon längst ad Patres gegangen/ theils auch in rerum natura niemals gewesen“ (Schultz: Der Grosse SchreibCalender für 1644, zweiter Teil, S. A2b; vgl. Quellenzitat 2). In seiner Klage über diesen Betrug an den Kalenderkäufern maß er auch den Buchführern (Verlegern) und Druckern eine Mitschuld zu, die sich nicht scheuten, „anderer bekanter Autorum Nahmen vnd Titul vor zuflicken/ vnd solche den Leuten mit betrug/ als wenn es des rechten Autoris Arbeit were/ anzuschmieren“ (ebd.), wie solches kürzlich der bekannte → Hermann de Werve entlarvte. Schließlich ging er noch auf die Nachfolge der in Erfurt gedruckten Partlicianischen Kalenderreihe ein, um die sich nicht Kotylae und Adelsheim kümmern sollten, denn „ein wohl fundirter Man offentlich solches albereit mit gutem Ruhm verrichtet“ (zweiter Teil, S. A3a). Vermutlich meinte Schultz hier → Johannes Stilsovius.
Neben Ausführungen zur Astrologie und zum zeitgenössischen Kalenderwesen lieferte Schultz auch Texte mit seinen astronomischen Ansichten, z. B. über die Natur der Himmelskörper (im Kalender für 1649, zweiter Teil, S. A3a–b) oder über kosmologische Fragen (im Kalender für 1650, zweiter Teil, S. A3a–b). Als Professor an der Universität dachte Schultz beim Abfassen seiner Kalender auch an die Studenten. Ebenfalls der Kalender für 1642 liefert hierzu ein Beispiel. So fügte er bei der monatlichen Beschreibung der zu erwartenden astronomischen Phänomene und astrologischen Wirkungen beim April ein: „Planetis omnibus Solem prae euntibus, welches Studiosi zubedencken: Do fern sie der SternKunst sich zubegeben/ vnd die Planeten Frü morgens vor der Sonnen Auffgang erkennen zulernen gemeynt“ (zweiter Teil, S. B4b).
Im Jahr 1639 verfaßte Schultz, der auch Medizin studiert hatte, eine zwölfblättrige Flugschrift über eine neu entsprungene Heilquelle unweit von Kassel, die er seinem Patron und Gönner Johann Berthold von Peineburg, Marschall von Eisenach, widmete. Darin wendete er sich gegen den im Volk verwurzelten Aberglauben, daß diese Quelle auf übernatürliche Weise oder durch Zauberei entstanden sei. Ähnlich wie → Johann Caesar in dessen Erklärung eines Bergrutsches von 1652 führte auch Schultz eine natürliche Ursache für die Entstehung der neuen Heilquelle an (Quellenzitat 3).

Titel:
(1) 1634–1650: Der Grosse SchreibCalender.
Druck und Verlag:
1634–[1638?]: Christoph Salfeld, Halle, 1639[?]–1650: Georg Hertz, Erfurt.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 146. VD17. CERL.
Online:
(1) [08.10.2014].
Andere Drucke:
(1) Disputationum Mathematicarum Ad Triplicem Hierarchiam spectantium Prima De Usu Matheseos In Theologia, Vitaqve Theologica Per Qvam Illustri Et Conspicuo Quam Gratiosa Divini Numinis aura adspirante In Inclyta Gerana Praeside M. Georgio Schultzio Mathem. P. P. & Fac. Philos. p. t. Decano Publicae disquisitioni subijciet Johannes Christophorus Seldius Hilperh. Franc. […]. Erfurt 1635. ThULB Jena, 4 Diss. philos. 28 (73); UB Erfurt, LA. 4° 00261 (44).
(2) [Einblattdruck] Baccalavreatus sive Templi Honoris Adaperta Ianva Quam ad amoena Heliconis, sive potius Sacro-Sancta Sionis culmina tendentes, Recto pede ingredientur Viri-Juvenes […] In Per-antiqua Erffurtensium Universitate […] M. Georgio Schultzio Mathem. Prof. pub. ac p. t. Facult. Phil. Decano. Mensis Febr. d. 17. […]. Erfurt 1636. UB Erfurt, 13-Ei. 4° 00285i (17).
(3) [Einblattdruck] Licentia Pvblica sive Templi Honoris Adaperta Ianva Altera Quam In Per-antiqua Erffurtensium Universitate Rectore Magnifico Dn. Henningo Rennemanno J. U. D. Seniore ac Prof. publ. nec non Coll. Sax. Decano. […] ad amoena Heliconis, sive potius Sacro-Sancta Sionis culmina tendentes, rectô pede ingredientur Viri-Juvenes […] Decano M. Georgio Schultzio Mathem. Prof. pub. Ad quam solemnit d. Mens. Febr. 23. […]. Erfurt 1636. UB Erfurt, 13-Ei. 4° 00285i (18).
(4) [Einblattdruck] M. Georgius Schultz Mathem. P. P. Astronom. Aud. S. P. Secundum Mobilium Theorias, Calculum & Usum, nec non Eclipsium, atque tandem etiam [griech. Typ. Astrologia] doctrinam absolutissimam Quae promisimus nuperrimo programmate, tam diu expectavimus, ac tamen non propter certa hactenus incommoda inchoare potuimus Bono cum Deo et Omine In auditorio Phil. Majori Cras Hora I. Lectionibus aliàs nostris Mathematicis destinata Intruducemus, Praecepta atque tabulas ipsas huic Calculo inservientes typis expressas, unà cum schematibus pro re nata aeneis ipsi procuraturi: Quae singulis septimanis ex Typographaeo Acad. Dedekindiano Auditores ipsi petere velint. P. P. Dom. XIV. P. Trinit. Anni M. DC. XXXVII. [Erfurt 1637]. UB Erfurt, 13-Ei. 4° 00285i (146).
(5) Fortification vnd MeßKunst/ Darinnen aller geraden Lineen/ Flächen vnd dicken Cörper Außmessung Inhalt/ Eintheilung/ Begriff/ Maß/ Pfund vnd Gewicht/ gründlich gelehret wird: […]. Erfurt 1639. FB Gotha, K II 8° 00081/04 (01).
(6) Gründliche vnd vnverfängliche Beschreibung: Wie auch Der natürliche Ursprung/ Eigenschafft/ Wirckung/ Gebrauch vnd vermuthliche Bedeutung eines Heylbrunnens/ Welcher ohngefehr vor LXXX Jahren zu HoffGeißmar in Hessen/ zwey Mehl vber Cassel entstanden/ vnd jetziger Zeit/ nemlich vmb den Anfang Mondens Aprilis/ des noch lauffenden 1639 Jahres/ vielen mit vnheilbaren Schäden vnd Kranckheiten beladenen Menschen zum besten anderweit erschienen vnd herfür gebrochen ist. […]. Erfurt 1639. ThULB Jena, 4 Dis. med. 45 (18).
(7) Discurs vnd Rede von der Edlen vnd in der gantzen Welt berühmten Mercanzy vnd Kauffmannschafft […] Was einem Buchhalter aus der Mathematic zu wissen von nöthen. Hamburg 1642. ThULB Jena, 4 Theol. XXXVIII, 6(20); ULB Halle, an Kk 94, 4°; MB Halle, Oelh 393 (17) Q.
Quellenzitate:
(1) „Vorrede/ An den Günstigen Leser.
GVnstiger vnd Kunstliebender Leser/ wen ein Ding vnd Meynung in den Gedancken der Menschen/ vnd am allermeisten der Gelehrten/ etwan so tieff eingewurtzelt/ daß es auff etzliche viel Jahr vor gewiß gehalten worden/ so wil alsdann eine solche Meynung auch dem Allervornehmsten/ wil geschweigen/ einem geringen vnd mit schlechtem Glück begabtem Menschen/ dergleichen Condition ich den auch mich zu sehn erachte/ auffzuheben vnd derselben zuwieder sprechen fast beschwerlich fallen. Damit wir aber anderer viel wichtigerer Vsu falso receptarum opinionum geschweigen/ wollen wir alhier nur die Circulos positionum/ oder der zwölff Häuser genandt/ wie sie Regiomontanus eingeführet vnd pro numero variorum Significatorum ac promissorum in infinitum augiret hat/ anziehen/ vnd dem Günstigen Leser zuverstehen geben/ das solche weder Hypothetice am Himmel zufinden/ vnd von nöthen seyn/ noch auch bey fortstellung der Directionum auff einigerley Weise mögen geduldet werden. [… Es folgen kurze historische Beispiele, die belegen sollen, daß] Deßwegen an der gedachten Abtheilung deß Himmels in Häuser/ doch etwas muß gelegen seyn. Wie aber vnd durch was vor Circkel man solche billich abbilden müsse/ dessen hat man sich in Schola Astronomorum noch nicht allerdinges vergleichen können/ bevorauß weil sich Regiomontanus so gar auff die Authoritatem Ptolomaei beruffet/ vnd seine Meynung mit so festen vnd steiffen Gründen der Geometri zu behaupten sich bemühet/ daß sich auch keiner/ numehr fast auff die 170. Jahr/ jhme zu wieder sprechen/ wol hat erkühnen dürffen.“ [Es folgt die geometrische Beweisführung, daß Regiomontanus nicht recht haben könne.] (Der Grosse SchreibCalender für 1642, zweiter Teil, S. A2b–4a).
(2) „Obwol in der Edlen vnd scharffsinnigen Wissenschafft von der Bewegung des Himmels alle/ so sich des Calenderschreibens befleissigen wollen/ billich auch erfahren sollten seyn/ so ist dieses doch leyder gar weit gefehlet/ vnd bleiben die Astrologia vnd Astronomia wol so weit/ als Himmel vnd Erden/ von einander geschieden: zumal/ weil der blosse gebrauch der vorgeschriebenen Ephemeridum eingerissen vnd so gemein worden daß von solchem fast ein jedweder beruhmbt zu werden/ sich vnterwinden kann/ vnangesehen er doch von den bloßen SpherenCirckeln/ wenn er hierumb befragt werden sollte/ nehrlich/ oder gar nicht rechenschafft zugeben wissen würde. Darumb denn auch so viel Partlicij/ Prachtitij/ Herlicij/ vnd Horkij/ welche doch schon längst ad Patres gegangen/ theils auch in rerum natura niemals gewesen/ ja auch noch täglich vnter erdichteten falschen Nahmen/ viel vngegründete Autores mehr) als die Neapolitanische N. Rom. P. vnnd Astrophili oder Mathematum Cultores, Abraham Kotylae/ vnnd Phil. Adelsheim/ aus einem eintzigen Gehirn/ so häuffig vnter die Leuthe gerathen. Das man abertheils vnter erdichteten falschen theils auch albereit verstorbener Autorum Nahmen/ also zuschreiben/ vnnd Calender zumachen sich gelüsten läßet/ geschicht aus keiner andern Ursachen/ als daß man entweder wegen mit vnterlauffender/ vnd vnbesonnener grober jnjurien/ wessen sich hohe Potentaten billich anzunehmen oder andern vngereimbten dinges mehr/ nicht leichtlich könne zureden gesetzet/ vnd zur verantworttung gezogen werden: Oder man müste die Kunst/ welcher so gemelte Autores sich vnterfangen/ selber so redlich nicht achten/ daß sie des nahmens eines ehrlichen Mannes würdig/ welches zumal einem Autori nicht rühmlich würde seyn/ wann er solche materien vnnd Schrifften schreiben wollte/ derer er sich zuschämen. In welchem Pass aber gleichwol Buchführer vnnd Trucker auch nicht gäntzlich zuentschuldigen seind/ welche das von ihnen auch offentlich offt vorgeschützte Mundus vult decipi/ meisterlich practiciren können/ in dem Sie Setzer oder Corectores/ oder auch wol gar geistliches ordens Leute/ halten/ welche ihnen allerley Arbeit zusammen tragen/ vnd nach des gemeinen Mannes humor/ mit allerhand Fratzen außpicken müssen: Welcher Arbeit/ vnd hin und wieder zusammen gestoppelten Calendern. Etzliche auch wol vngeschewet anderer bekanter Autorum Nahmen vnd Titul vor zuflicken/ vnd solche den Leuten mit betrug/ als wenn es des rechten Autoris Arbeit were/ anzuschmieren/ sich vnterwinden: Wie denn der gute Werve solcher gestalt auch seinen Nahmen vnlängsten hat herleihen/ vnnd einen solchen betrüglichen Calender scheinbar machen müßen. Wie nun solche Autores/ welche Snupresso [?] nomine betrüglich schreiben/ vnd sich ihres selbst eignen Kothes/ oder derjenigen von andern gestohlenen Arbeit schämen/ auch nicht einen eintzigen Schein/ vnd in sonderheit die Abwechselungen des Mondes/ richtig auszuziehen/ vnd an seinen Ort zuverordnen wißen würden/ Wann sie nicht andere albereit verfertigte Calender auffkauffen/ vnd solche nach ihrem gefallen berauben thäten? Also gehet es auch bey ihnen mit verordnung der beweglichen Fest vnd Feyertagen daher? […] Gewißlich solche fehler/ welche bey dem gegentheil ohne ärgerniß nicht abgehen können/ würde Partlicius so wenig begangen/ als Censura conformis zugelaßen haben: Unnd ist zuverwundern/ daß Patronus Kotylae vnd viel Adelheims/ welcher zwey Calender auff einmal vnter falschen vnd erdichteten Nahmen heraußgeben/ wie denn auch verleger selbst/ sich nicht beßer vorgesehen. Es hat sich aber weder Patronus/ noch verleger Kotylae vnd Viel Adelheimbs vmb die Continuation des guten Partlicij zubekümmern/ weil ein wohl fundirter Man offentlich solches albereit mit gutem Ruhm verrichtet. Will nun der gute Leser Vor einer solchen Falschen Arbeit Kothyle/ vnnd VielAdelheimbß sich Warnen lassen/ stehet bey eines iedwedern belieben.Unter deß ferner anderer in Kotyle vnd VilAdelheims Calender begangener Irthümer vnd Fehler/ vnd der Edlen Astronomy an diesem Orte geschweigen: So ist Astrologia Judiciaria eigendlich die Jenige Wissenschafft/ welche […]“ (Der Grosse SchreibCalender für 1644, zweiter Teil, S. A2b–3a).
(3) „So ist demnach der Ursprung/ wie aller anderer/ also auch dieses Brunnens gantz vnd gar natürlich allein: Indem die subtilen vnd von den Kräfften des himlischen Gestirns impraegnirten vnd angeheufften Dünste der Lufft etwan in eine Hölen der daselbst außgetrocknenden Berge/ durch die von der Sonnen eröffnete vnd außgetrocknete Spalten (poros) der Erden sich verschleichen/ vnd in die Berge müssen verschliessen lassen. Diese weil sie noch in der grossen Einöde des Himmels vnd vnter der Sonnen Wärme befindlich/ seynd zwar subtil genug/ vnd sehr weit außgebreitet/ werden von der dürren vnd außgetrockneten Erden mit grosser Begierde/ gleich als von einem Schwamme angezogen/ vnd endlich in die tieffen Hölen vnd kalten Gewölbe der Berge versencket: Wenn sie aber die in dem Bauche der Berge verborgene Kälte empfinden/ müssen sie wiederumb zusammen fahren/ vnd entweder in mineralische oder metallische Zapffen/ nach Art ihrer Natur vnnd bey sich habenden Krafft des Himmels anschiessen/ oder in starcke vnd trübe Tropffen Wassers sich verwandeln lassen/ welche sich in der Erden vmbher häuffig anhencken/ zusammen lauffen/ vnd ihren Außbruch vnd Abfluß anderswo nirgends/ als durch die tieffe vnd steinichte Schichten der Berge nehmen/ vnd in den nechsten Thälern/ wie dann allhier zu Geißmar auch geschicht/ wiederumb herfür brechen/ vnd zu Lande kommen können. Da dann ein solcher Fluß vnd Brunnensquelle nicht allein das jenige heylsame Wesen/ welches er von den Kräfften des himmlischen Gestirns empfangen/ vnd in dem Bauche der Erden zu einem entweder mineralischen oder metallischen Leibe noch nicht so gar geschwind hat anschiessen/ oder auch wol in ein ander vegetabilisches Gewächs verwandelt werden können: Sondern auch was er in den Schichten der Berge findet/ mit sich leichtlich herauffer führen kan/ welches denn aller süssen vnd sawern/ gesaltzenen vnd heylsamen/ ja auch aller kalten vnd warmen Brunnen vnd Bäder eigentliche Ursach ist/ […]“ (Georg Schultz: Gründliche vnd vnverfängliche Beschreibung […] eines Heylbrunnens […]. Erfurt 1639, S. A3b–4a).

Erstellt: 10.10.2014
Letzte Aktualisierung: 25.11.2019

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