Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


schulin_johannes

Schulin, Johannes

„Johannes Schulin Craylsheimensis“ („[…] Astronomiae studiosus“); „M. Iohannes Schulin, Craylsheimensis, Pfarrherr zu Walmerßbach“; „Pfarherr zu Gnodstadt in Francken“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1585 Kalendarium (und Prognostikum), 1586, 1601)
* getauft 17.2.1561 Crailsheim, † 18.2.1606 Gnodstadt
Kalender seit 1584, verfaßt bis 1604

Johannes Schulin (Schülin) wurde in Crailsheim als Sohn eines Werner Schulin und dessen Frau Margarete geboren (Simon, 1957, S. 454; vgl. Simon, 1930, S. 304) und dort am 17. Februar 1561 getauft (Brod/Saffert, 1964, S. 13). In der Jugendzeit wuchs er in Krems auf und besuchte dort vier Jahre lang die Schule. Das geht aus einer autobiographischen Einlassung im Kalender für 1586 hervor. Diesen Kalender samt der Praktik widmete er den Bürgermeistern der Stadt Krems in Österreich. Die Gründe waren „Erstlich: Das mir vor etlichen Jaren/ alß ich in ewer V. F. vnd W. gantz wol bestellter Schul/ in das vierde Jar frequentirt/ von menniglichen viel liebs/ trewes vnd gutes geschehen/ […] Fürnemlichen aber/ haben E. V. F. vnd W. mir/ alß ich nach der hohen Schul Wittenberg zug/ ein rühmliches Viaticum mitgetheylt/ Vnd auch alß ich da studirte/ ferners mit einem nicht geringen Honorario behülflichen gewest“ (Kalender für 1586, zweiter Teil, S. A2b). Welche familiäre Beziehung Schulin nach Krems geführt hatte, konnte nicht ermittelt werden.
Nach dem Besuch der Schule studierte er seit dem 28. März 1579 an der Universität in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 280 „[1579] Martio. 28. Iohannes Schuelin Creisheimen.“). Danach wechselte er nach Tübingen, wo er am 27. September 1583 immatrikuliert wurde (Hermelink, 1906, S. 618 „Ioannes Schüelin Crailsheimensis praeceptor (27. Sept. [1583])“). Offenbar erlangte er hier auch den Magistergrad (vgl. Selbstbezeichnungen 1585 und 1586). Nach absolviertem Studium wurde Schulin 1585 Pfarrer in Wallmersbach bei Uffenheim in Franken. Dort heiratete er am 9. Februar 1585 Katharina Danzer (Dentzer) aus Ipsheim (Weniger, 1585). Mit ihr hatte er vier Kinder, darunter Johann Nicolaus Schülin(1589–1658). Zu den Nachkommen gehören auch die Grafen Schulin in Dänemark (Brod/Saffert, 1964, S. 14). Am 11. Juni 1594 wurde Schulin Pfarrer im ca. 15 km nördlich von Wallmersbach gelegenen Gnodstadt. Dort starb er am 18. Februar 1606 (Simon, 1957, S. 454).
Den ersten Schreibkalender verfaßte Schulin 1583 für das Jahr 1584 (anderer Druck, S. A2b „meine Calender vnn Practien/ auff das 1584. Jar“, in der Widmung an „Sybilla Fuchsin/ geborne Fuchsin von Dornheim/ Witwe zu der Burleswag“, der Schulin auch den Kalender für 1584 gewidmet hatte). Das älteste überlieferte Exemplar ist der Kalender für 1585 (StA Schweinfurt, Titelblatt in Brod/Saffert, 1964, S. 67). Bereits zu Beginn geriet er durch seine Kalender in Schwierigkeiten mit seinen Vorgesetzten im Ansbacher Konsitorium (dargestellt in Matthäus, 1969, Sp. 1094f.). Von Schulin sind Akten (Briefe) im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg (Dek. Uffenheim, Nr. 246, 247, nach Brod/Saffert, 1964, S. 45, Anm. 33; Kons. Ansbach, Nr. 971, 972, ebd., S. 46, Anm. 35) sowie ein Briefwechsel mit Johann Weidner in Schwäbisch Hall (WLB Stuttgart, Cod. hist. 2° 603, Bl. 298, nach Matthäus, 1969, Sp. 1094, Anm. 780) überliefert.
Im Jahr 1597 klagte Schulins früherer Drucker und Verleger Valentin Fuhrmann gegen seinen neuen Verleger Johann Lauer, der „die Kalenderschriften Schulins mit brandenburgischen und markgräflichen Wappen auf dem Titelblatt drucken lasse“ (Matthäus, 1969, Sp. 1096). Fuhrmann wollte das untersagen lassen, weil er die Konkurrenz für die von ihm gedruckten und ebenfalls mit den Wappen bekleideten Kalender des Pfarrers → Georg Caesius fürchtete.

Titel:
1584–1604: Schreibkalender.
Druck und Verlag:
1584–1587[?]: Nicolaus Knorr, Nürnberg, 1589[?]–1594[?]: Valentin Fuhrmann, Nürnberg, 1596[?]–1600: Druck Nicolaus Knorr, Nürnberg, Verlag Johann Lauer, Nürnberg, 1601 (Kalendarium): Druck Catharina Dieterich, Nürnberg, Verlag Johann Lauer, Nürnberg, 1601 (Prognostikum) und 1602–1604: Druck Abraham Wagenmann, Nürnberg, Verlag Johann Lauer, Nürnberg.
Nachweis:
Matthäus, 1969, Sp. 1361. Zinner, 1941/64, S. 288 und passim. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 325 und passim. Herbst, 2008a, S. 146. VD16. VD17. CERL. StA Wertheim (Ex. für 1587).
Online:
1585 Prognostikum, 1586 Prognostikum, 1591 Prognostikum, 1596 Prognostikum, 1601 Prognostikum [18.04.2016].
Anderer Druck:
Entschuldigung vnd Ableinung Iohannis Schulin Craylsheimensis Astronomiae Studiosi. Wegen der Praefation oder Declaration/ den Newen Päpstischen Kalender betreffend/ welche ohne sein wissen/ willen vnd meinung/ seinen Calendarijs ist fürgesetzt worden. Darinnen auch etliche Vrsachen/ warumb dieser Newe Gregorianische vnnd jmmerwerende Kalender (wie man jhme den Namen geben) nicht anzunemen/ oder zubilligen sey/ kürtzlich angeregt werden. Tübingen 1584. BETH Zürich, Rar 4299:9. Online [18.04.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
Literatur:
Paul Weniger: Epithalamium In Honorem Nuptiarum […] Iohannis Schulini […] & Catharinae […] Georgii Dentzneri […] filiae, Sponsae […]. Nürnberg 1585. HAB Wolfenbüttel, A: 146 Quod. (21).
Walter M. Brod und Erich Saffert: Einige Schreibkalender des 16. Jahrhunderts. In: Miscellanea Suinfurtensia Historica IV, S. 1–76. Schweinfurt 1964 (= Veröffentlichungen des Historischen Vereins und des Stadtarchivs Schweinfurt, Sonderreihe, Heft 6). Zu Johannes Schulin: S. 13–15.
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396. Zu Johannes Schulin: Sp. 1093–1096.

Erstellt: 19.04.2016
Letzte Aktualisierung: 25.11.2019

schulin_johannes.txt · Zuletzt geändert: 2019/11/25 17:06 von klaus-dieter herbst