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Wickner, Abdias Sixtus

„Abdias Wicknervs Schole Rotemburgensis ad Tuberim prefectum, bonarumque artium & Mathematices professor publicus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. anderer Druck 1561)
* 12.7.1528 Nürnberg, † 4.2.1564 Rothenburg ob der Tauber
Kalender seit 1561, verfaßt bis 1564

Abdias Sixtus Wickner wurde am 12. Juli 1528 in Nürnberg geboren. Sein Vater Konrad Wickner (1495–1537) war seit 1522 als Kaplan an der Sebalduskirche in Nürnberg tätig; die Mutter war eine geborene Kunigunde Kraft (?–1551), die das Goldschlägerhandwerk betrieb (Ulshöfer, 1990/1991, S. 126f.). Ab dem 12. März 1539 besuchte Wickner die Sebaldusschule und mit 14 Jahren wechselte er als Stipendiat in das Heiliggeistspital (ebd., S. 130), womit er gleichzeitig Schüler am Gymnasium bei St. Egidien war (ebd., S. 131). Dort wurde er von dem Mathematiker, Astronom und Kalendermacher → Johannes Schöner (1477–1547) und dem Mathematiker, Musiker, Dichter und Kalendermacher → Joachim Heller (1518–1590) unterrichtet. Im Herbst 1545 ging er nach Wittenberg, wo er am 22. Oktober eintraf (ebd., S. 131) und sich im Januar 1546 in die Matrikel der Universität einschrieb (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 229 „Mense Januario [1546] Abdias Wickner Noricus“). Von November 1546 bis Januar 1548 mußte Wickner sein Studium in Wittenberg aufgrund der Kriegswirren unterbrechen (die Wittenberger Universität wurde geschlossen). Als Ersatz hörten er und andere Nürnberger Studenten am Gymnasium bei St. Sebald Vorlesungen, unter anderem von Joachim Heller Mathematik (Ulshöfer, 1990/1991, S. 135). Nachdem im Januar 1548 die Universität wieder geöffnet hatte, studierte Wickner dort bis April 1552 (ebd., S. 136). Nach Nürnberg zurückgekehrt, unterrichtete Wickner erst an der Schule bei St. Egidien, dann an der privaten Schule von Lorenz Rappold, bevor er sich an der Lateinschule in Rothenburg ob der Tauber auf die Rektorenstelle bewarb (ebd., S. 137). Die Bewerbung war erfolgreich, so daß er ab November 1553 für jährlich 100 Gulden das Rektorenamt ausübte (ebd., S. 138). Fortan wohnte Wickner mit seiner Familie – er hatte im Mai 1553 Anna Mülich geheiratet (ebd., S. 137) – in Rothenburg. Wickner erwarb sich durch sein Wirken hohes Ansehen, denn er brachte „als erster System in die Schule“ (ebd., S. 142), aus der das Rothenburger Gymnasium hervorging. Er starb nach Krankheit am 4. Februar 1564 (1583 wurde ein Epitaph in der Jakobskirche errichtet). Daß die Leichenpredigt bereits von → Georg Caesius gehalten wurde, wie von Kuno Ulshöfer behauptet (ebd., S. 144), kann nicht zutreffen, denn Caesius hat im August 1565 das Studium in Wittenberg beendet und wurde erst danach Diakon an St. Jakob.
Wickner hatte eine Vorliebe für die Mathematik, zu der damals die Astronomie und die Astrologie gehörten. Ein sichtbares Ergebnis seiner Beschäftigung auf diesen Gebieten ist die 1561 veröffentlichte „Tabvla Ascensionvm Obliqvarvm“ (Wickner, 1561), ein astronomisches Tafelwerk, das er dem Arzt Wilhelm Mögling widmete. Mit dem Schreiben von Kalendern begann er 1560, als er „auf Geheiß des Rats“ einen Kalender für 1561 verfertigte (Ulshöfer, 1990/1991, S. 142). Auch für das Folgejahr ließ Wickner sein „Prognosticon … cum Calendario“ drucken. Für 1563 erstellte er zwar einen Kalender, fand aber keinen Verleger und „der Rothenburger Buchdrucker hat ‚solcher arbeit Calender zu druckenn sich nicht mer … unterfangenn wöllenn‘. Da aber der Rat offenbar Gefallen an den Arbeiten seines Mathematikers hatte, ließ dieser bei Ulrich Neuber in Nürnberg für 1564 zum letzten Mal einen Kalender herstellen, von dem er etliche Exemplare seiner Obrigkeit dedizierte“ (ebd., S. 143, mit Verweis auf die Quelle im StA Rothenburg o. d. Tauber, A 1436, fol. 118). Um 1560 gab es in Rothenburg nur einen Drucker, Albrecht Gros (Reske, 2007, S. 801). Zu dem Drucker Ulrich Neuber könnte Wickner auf Anraten von Joachim Heller gewechselt haben, der auch bei Neuber seine Kalender drucken ließ (vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1352). Exemplare von Wickners Kalendern und Prognostiken sind nicht überliefert.

Titel:
1561–1564: Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt].
Druck und Verlag:
1561–1562: [Albrecht Gros], Rothenburg o. d. Tauber, 1563: nicht gedruckt, 1564: Ulrich Neuber, Nürnberg.
Nachweis:
Ulshöfer, 1990/1991, S. 143. CERL.
Anderer Druck:
Tabvla Ascensionvm Obliqvarvm, Qvae Locvm Solis In Zodiaco, Qvantitatem Dierum & noctium, ortum & occasum Solis, ascensionis item & descensionis signorum Zodiaci tempora exactissimè per totum anni circulum demonstrat. Computata ad Eleuationem Poli Borealis grad. 49. min. 30. Tübingen 1561. SLUB Dresden, Astron. 167, misc. 2, online [27.08.2015]. HAAB Weimar, 4° XVI: 33, online [26.08.2015].
Literatur (Auswahl):
Walter Bauer: Eine Familienchronik aus dem 16. Jahrhundert. Aufzeichnungen des Rothenburger Rektors Abdias Wickner. In: Die Linde 8 (1984), S. 58–64, 9 (1984), S. 70–72.
Kuno Ulshöfer: Das einfache Leben des Rothenburger Gymnasialrektors Abdias Wickner (1528–1564). In: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 95 (1990/1991), S. 125–145.

Erstellt: 27.08.2015
Letzte Aktualisierung: 12.12.2019

wickner_abdias_sixtus.txt · Zuletzt geändert: 2019/12/12 14:42 von klaus-dieter herbst