„Andreas Graf/ der H. S. und Lauff des Himmels liebhabender“; „von Neustadt dieser K. L.“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1665, Kalendarium und zweiter Teil)
Kalender nur [?] 1665
Vermutlich ist der Name „Andreas Graf“ ein Pseudonym von Jacob Ellrod (1601–1671), Pfarrer in Asch und Gefrees (zu Ellrod siehe Gaab, 2015). Grund zu dieser Vermutung ist die autobiographische Einlassung, nach der der Verfasser des Kalenders, in dessen zweitem Teil es überwiegend um die Beschreibung und Deutung eines angeblich am 2./12. Januar 1664 in Österreich und Kroatien gesehenen Kometen geht, „nunmehro vor eilff Jahren/ über den damals erschienenen Cometischen Wunder=Stern“ seine Gedanken dazu veröffentlicht hatte (Wunderzeichen-Calender für 1665, zweiter Teil, S. F3a). Eine solche Schrift über den Ende 1652 erschienenen Kometen C/1652 Y1 wurde von Jacob Ellrod in Hof bei Johann Albrecht Mintzel gedruckt (Ellrod, 1653). Der Hinweis auf den Magister Ellrod als der reale Verfasser des Kalenders für 1665 wird dadurch erhärtet, daß im zweiten Teil eine Tabelle mit Beobachtungsdaten des Kometen von 1652 abgedruckt ist, die „von M. J. Ell. Pfarrherr“ angefertigt worden war (S. G1a). Einen endgültigen Beweis, daß „Andreas Graf“ ein Pseudonym von Jacob Ellrod ist, gibt es aber noch nicht, weshalb in diesem Handbuch Ellrod nicht als Kalendermacher mit einem eigenen Artikel ausgewiesen wird.
Das Titelblatt dieses Kalenders für 1665 von Andreas Graf zeigt denselben Holzschnitt und dieselbe Stadtansicht („Neustatt“) wie das Titelblatt des in Altenburg durch Johann Michael gedruckten und verlegten „Schreib=Kalenders“ für 1666 von → Christoph Seeländer (Pseud.?), der sich ebenfalls als „der H. Schrifft und Lauff des Himmels Liebhabern“ bezeichnete.
Auf einen „in Zwickauischer Druckerey“ hergestellten Kalender eines vermeintlichen „Andreas Graf“ verwies 1664 → Christoph Richter. Richter beklagte das Nachmachen in „Methodum oder Formular“ seines seit 1659 unter dem Pseudonym → „Jeremias Graf“ veröffentlichten „Haußhaltungs=Calenders“ durch diesen Andreas Graf, von dem jedoch kein Exemplar überliefert ist (Jeremias Graf: Haußhaltungs-Calender für 1664, zweiter Teil, angehängtes „NB.“). Offensichtlich versuchte hier ein Kalendermacher (vielleicht Jacob Ellrod?) unter Gebrauch des Pseudonyms „Andreas Graf von Neustadt“ erst in Zwickau (1664), dann in Hof (1665) und schließlich unter Gebrauch eines neuen Pseudonyms „Christoph Seeländer“ (von Neustadt) in Altenburg (1666) eine neue Kalenderreihe auf dem Markt zu etablieren.
Titel:
(1) 1665: Wunderzeichen-Calender […] Haußhaltungs- und Schreibe-Calender.
Druck und Verlag:
Gottfried Mintzel, Hof.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 93. VD17. CERL.
Online:
(1) [25.04.2014].
Andere Drucke:
Ein komplettes Verzeichnis aller Drucke von Jacob Ellrod liefert Gaab, 2015, S. 157–169. Hier wird nur die oben erwähnte Kometenschrift von 1653 genannt.
Jacob Ellrod: Memoria Quadripartita, Cometae, Das ist: Vierfächtiges/ als Astronomisches/ Naturmäßiges/ Astrologisches vnd Theologisches Betrachtungs=Gedächtnüß/ dessen neulichst zu End deß 1652. Jahrs nach Christi vnsers Heylands Geburt/ am Himmel erschienenen wunderlichen Comet-Sterns. Zu menniglichs deutlicher nachricht/ vnd hoffentlichen Nutzen gestellet/ Durch M. Jacobum Ellrodium Culmbaco Fr. p. t. in Ascha Pfarrern. Hof 1653.
Literatur:
Hans Gaab: Jacob Ellrod (1601–1671). In: Stefan Kratochwil, Volker Leppin (Hrsg.): Erhard Weigel und die Theologie. Münster 2015, S. 119–177.
Erstellt: 25.04.2014
Letzte Aktualisierung: 15.08.2019