Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


hiebner_israel

Hiebner, Israel

Israel Hiebner

„Israel Hiebner von Schneeberg/ der freyen Künste Beflissener“; „Fürstl. Pfaltz=Gräfl. Mathematicus“; „der ältern Hertzogin zu Eisenach bestelten Buchhalter“; „Mathematicus bey der Vhralten Universität zu Erffurt“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1647, 1648, 1651, 1652)
* 20.2.1619 Schneeberg/Erzgeb., † 28.7.1668 Hermannstadt/Siebenbürgen
Kalender seit 1646, verfaßt bis 1666
Pseud.: → ? [vgl. Kalender, Reihe (1)]

Israel Hiebner hinterließ mehrfach Informationen über sein Leben in den publizierten Schreibkalendern (die hier diesbezüglich zum ersten Mal umfassend ausgewertet werden; vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1153–1156) und Büchern (vgl. besonders Weinrich, 2004 mit zahlreichen Literaturhinweisen zu Hiebner sowie Gaab, 2011b mit einer Bibliographie von Hiebners Schriften), darunter einen Text mit autobiographischen Einlassungen, die er in den Kontext seines Geburtshoroskops stellte (Hiebner, 1648 (anderer Druck, Titel 6), S. 13–18). Danach wurde er am 20. Februar 1619 (alten Stils) in Schneeberg im Erzgebirge geboren (ebd., S. 13, 17). Bereits im sechsten Lebensjahr konnte er nach eigenen Angaben lesen. Von seinen Eltern, die er nicht namentlich nannte, starb die Mutter 1632 (ebd., S. 14). Von den Geschwistern erwähnte er einen älteren Bruder (ebd., S. 13), eine älteste Schwester und eine andere, insgesamt waren sie 1633, als der Vater in Geiselhaft bei den kaiserlichen Truppen geriet, „sieben Mutterlose darunter fünff unerzogene Kinder“ (ebd., S. 14).
Diese von Hiebner selbst gegebenen Informationen über seine Familie können durch die Angaben im Kirchenbuch der St. Wolfgang-Kirche in Schneeberg bestätigt, ergänzt und korrigiert werden. Demnach war Hiebners Vater Adam Hübner (ca. 1580–1639) ein Fleischer und Bürger in Schneeberg (im Kirchenbuch wird stets „Hübner“ geschrieben). Er heiratete am 21. August 1615 in der Kirche St. Wolfgang Sybille Gräbner aus Stollberg. Die Mutter starb am 16. Juli 1633 in Schneeberg (nicht 1632). Das erste Kind aus dieser Ehe war Adam, geboren am 1. Juni 1617. Israel war das zweite Kind. Der Taufeintrag, in dem auch die Paten genannt werden, lautet: „21. Febr.; Adam Hübner, Israel infans; Jacob Mitlacher; Ursula, Friedrich Kothen weib; Melchior Blier, Amptschösser zu Stolbrig“ (ev.-luth. Kirchgemeinde Schneeberg, Kirchenbuch St. Wolfgang, Taufregister 1619, S. 383). Namentlich bekannt sind weitere fünf Geschwister: Christoph (getauft 14.12.1620), „Söhnlein“ (getauft 23.9.1622), Maria (getauft 1.9.1624), Christoph (getauft 17.9.1626) – der erste Sohn namens Christoph muß also davor gestorben sein, Christian (getauft 24.12.1627). (Für die Einsicht in das Kirchenbuch und die am 2.9.2015 mitgeteilten Informationen danke ich Herrn Stefan S. Espig, Wildbach/Bad Schlema.) Eine ältere Schwester, wie von Hiebner erwähnt, konnte nicht nachgewiesen werden. Ob ein Zacharias Hübner ein weiterer Bruder war (vielleicht das „Söhnlein“ von 1622), konnte nicht entschieden werden. Dieser zweite aus Schneeberg stammende Student namens Hiebner (Hübner) wurde 1645 in Leipzig an der Universität immatrikuliert (Erler, 1909, Bd. 2, S. 197 „Hübner Zachar. Schneeberg. 16 gr. i S 1645 M 16“).
In Schneeberg erwarb Israel innerhalb von 18 Wochen die Grundlagen der Arithmetik durch die Unterweisung „von Johann Summa“, dem „sehr berühmten fleissigen Rechenmeister zum Schneeberg“ (Schreib=Kalender für 1647, zweiter Teil, S. A2a). Mit 16 Jahren ging er nach Leipzig, wo er sich im Sommer 1635 in die Matrikel der Universität einschrieb (Erler, 1909, Bd. 2, S. 197 „Hübner Isr. Schneeberg. n. 6 gr. i S 1635 M 95, iur. R. D. Ittigio 1652“) und vermutlich Jura und Mathematik studierte (vgl. Hiebner, 1648, S. 15), denn auf dem Titelblatt seiner ersten Schrift von 1644 nannte er sich ein „Jur: Pract: und Mathem.“. Zu seinen dortigen Lehrern gehörte unter anderem Wilhelm Avianus (gest. 1636), Assessor der philosophischen Fakultät, unter dessen Anleitung er das Stellen von Geburtshoroskopen erlernte (ebd., S. 13).
Seit 1637 ließ er sich vom „Ambt Meissen“, 1639 und 1640 in Pirna sowie anschließend bis 1642 in Dresden (hier als Nachfolger von Paul Arnold) als Amtsrechner und -schreiber gebrauchen (Schreib=Calender für 1647, zweiter Teil, S. A2a). Als Stadtschreiber von Pirna „geben […] die Anno 1640. zu Dreßden sehr eylends dictirten Pirnische=Landtags=Acta noch Zeugnuß/ was ich damals vor eine fast unglaubliche/ geschwinde/ zierliche Fertigkeiten in der Schreiberey gehabt habe“ (Hiebner, 1648, S. 15).
1643 – noch immer in Dresden weilend – galt Hiebners Hauptinteresse den astronomischen Studien, besonders den Rechnungen. Anfangs ließ er sich von dem Arzt und Kalendermacher → Wolfgang Sigismund Espich unterrichten. Da dieser nach nur einem Monat die kurfürstlichen Prinzen auf einer Reise nach Dänemark begleiten mußte, nahm Hiebner dann Unterricht bei dem „Kunstkämmerern/ und deß Leipzigischen Craises Secretario Haeseln ein halb Jahr“ (gemeint ist Theodosius Haesel), und drittens bei dem Arzt und Kalendermacher → Rudolph Buchbach (Schreib=Calender für 1647, zweiter Teil, S. A2a; vgl. Hiebner, 1648, S. 15f.).
Den Beginn seines Kalendermachens beschrieb Hiebner mit folgenden Worten: „Anno 1645. im 27. Jahr/ haben beyde die Directio Solis zum lincken Sextil unnd Horoscopus zum Mercurialischen Fixstern Cingulo Orionis, der annoch und biß zu Ende meines Lebens/ stetswürckenden Influentz der himmlischen Geheimnüsse/ geholffen/ daß ich angefangen/ Calendaria zu schreiben und Nativitäten zu stellen“ (Hiebner, 1648, S. 16).
In demselben Jahr 1645 weilte Hiebner ab dem Herbst in Nürnberg, wo er seine zweite Druckschrift (anderer Druck, Titel 2) im Selbstverlag herausbrachte. Darin beschrieb er ein Instrument, an dem man die für das Kalenderschreiben notwendigen astronomischen Informationen zum Mond- und Planetenlauf ablesen kann. In Nürnberg erregte er durch die Prophezeiung des Friedens für die zweite Jahreshälfte von 1646 (vgl. Hiebners Erwiderung auf den Verriß dieser Prophezeiung durch → Marcus Freund in Hiebner, 1648, S. 11f.; Gaab, 2011b, S. 310f.) eine solche Aufmerksamkeit, daß der Kalenderverlger Wolfgang Endter d. Ä. bereit war, Hiebner für seine Kalender jährlich den enormen Betrag von 300 Gulden zu zahlen (Matthäus, 1969, Sp. 1154; vgl. unten). Im Juli 1646 erhielt Hiebner vom Nürnberger Rat die Erlaubnis, sich in der Stadt für drei Monate niederzulassen (ebd., Sp. 1154, Anm. 1167). Schließlich fand er am 2. November 1646 eine Anstellung als Mathematiker am Hof des Grafen zu Sulzbach (Hiebner, 1648, S. 16), wofür es aber keinen Aktenbeleg gibt (Matthäus, 1969, Sp. 1154, Anm. 1168; vgl. Gaab, 2011b, S. 312).
Diese Darstellung seines Lebens im astrologischen Kontext faßte Hiebner 1648 mit großem Selbstbewußtsein folgendermaßen zusammen: „Als halte ich billich meine obige durch die Trutinam Hermetis corrigirte/ Geburts=Zeit so lang richtig biß meine Widrige mir eine andere bewerte Rechnung vorlegen. Will derhalben noch zum Uberfluß auß meinen General=Zeugnüssen ferner beweisen; wie weit ich von der Natur vor andern Astrologen begabet bin/ auff daß mein Gegentheil solche meine Influentzien recht ansten/ und Sie wider ihren willen gestehen müssen/ daß weder die Alten noch jetzigen Astrologi dergleichen Nativitäten/ mit welchen Sie den Zweck dieser edlen Profession erlangen können/ gehabt haben“ (Hiebner, 1648, S. 17).
Hiebner teilte über sich ferner mit, daß sein „erstes Prognosticon unter eines andern Namen auff das 1646. Jahr getrucket worden“ sei, und zwar „von Georg Beuthern Buchtruckern zu Freyberg“ (ebd., S. 64). Einen „falschen“ Namen auf das Titelblatt zu setzen, unternahm Hiebner nur dieses eine Mal, denn er habe es „darauff eingestellet/ auch Beuthers ferner Begehren […] gäntzlich abgeschlagen“ (ebd., S. 64). Georg Beuther d. Ä. in Freiberg druckte für 1646 bereits die Kalender von Wolfgang Sigismund Espich (ab 1633[?]) und → Johannes Fülle (ab 1638[?]). 1647 kam der Kalender von → Johannes Fischbach hinzu. Ein vierter Autorenname auf einem Freiberger Kalender bzw. Prognostikum für 1646 ist nicht bekannt. Daß Hiebner bereits für 1646 einen Kalender (und nicht nur das Prognostikum) verfaßte, folgt aus seinen Worten: „Inmassen ich auch meine zwey ersten Kalender auffs 1646 und 1647te Jahr innerhalb 3. Wochen fertig gehabt“ (Schreib=Kalender für 1651, zweiter Teil, S. A3b).
Seinen richtigen Namen setzte Hiebner „zum ersten mal“ auf den in Nürnberg geschriebenen (Datum der Widmung 1. August 1646) und gedruckten und auf Kursachsen gerichteten Kalender für 1647 (Schreib=Calender für 1647, zweiter Teil, S. A2a). 1647 (im Kalender für 1648) erinnerte er sich, „daß ich meinen ersten Kalender im verstrichenen 1646. Jahr/ auff das Churfürstenthumb Sachsen gerichtet/ (wiewol ich zwar nach dem geschlossenen Prognostico/ wegen des Verlags/ zum wenigsten den Calculum auff Nürnberg reducieren müssen)“ (Schreib=Calender für 1648, zweiter Teil, S. D3b). Somit erschienen unter Hiebners Namen Schreibkalender erstmals für 1647, die er „im verstrichenen 1646. Jahr“ geschrieben hatte. Gleichwohl erschien bei Endter in Nürnberg bereits für 1646 ein „Prognosticon“ (überliefert im GNM Nürnberg, Nw. 2969, 4°), in dem er den Religionsfrieden für 1646 und den Jüngsten Tag für 1666 vorhersagte (Gaab, 2011b, S. 310) sowie eine totale Sonnenfinsternis für den 2./12. August 1654 ankündigte (diese Passage zitierte Hiebner erneut im Schreib=Kalender für 1651, zweiter Teil, S. C2a). „Dieses Prognosticon ist zu Nürnberg censiret auch von H. D. Hilssen vornehmen consulenten daselbst unterschrieben worden“ (ebd., S. C2a). Andererseits schrieb er auch von „meine[n] Kalender[n] auff den Nürnb. Horizont deß 1646. 1647. und 1648. Jahres“ (Hiebner, 1646 (anderer Druck, Titel 4), S. A2b, zit. n. Gaab, 2011, S. 315, Anm. 55). Möglich ist, daß hier kein Kalendarium, sondern nur das Prognostikum als „Kalender“ gemeint ist.
Hiebner erwähnte im überlieferten Schreibkalender für 1647, daß künftig der „Beweiß der wircklichen Natur“ hinsichtlich der Wettermutmaßungen „in fünff unterschiedlichen Kalendern/ als Chur=Sächsischen/ Hamburgischen/ Dantzigischen/ Cölnischen und Nürnbergischen/ besser außgeführet werden solle“ (zweiter Teil, S. D2a). Von diesen fünf Kalendern ist nur der in Nürnberg gedruckte „Chur=Sächsische“ überliefert (Auszüge aus den jeweiligen zweiten Teilen sind in dem von Endter herausgebrachten Sammelband „Newer Astrologischer Post=Reuter“ enthalten, siehe z. B. Post=Reuter, 1647, S. F1b–3a mit Auszügen aus dem „Nürnbergischen“, dem „Hamburgischen“ und dem „Dantzigischen“ Kalender). Wahrscheinlich ist, daß auch der „Nürnbergische“, der „Dantzigische“ und der „Cölnische“ Kalender von Endter in Nürnberg gedruckt wurde, der „Hamburgische“ aber von Johann und Heinrich Stern in Lüneburg. Denn Hiebner hatte damals nur zwei Verleger, Endter und die Sterne, was aus Hiebners Einlassung im Kalender für 1651 folgt. Im Mai 1650 gedachte Hiebner mit Verbitterung seiner Feindschaften mit seinen zwei Verlegern in Nürnberg und Lüneburg, die „mir vor 2. Jahren wiederfahren/ so bald ich das jenige/ was ich wider den Vngrund geschrieben vom Verläger nicht mehr außstreichen lassen/ mich auch vor den Göttern nicht auffs eusserste demütigen noch dieselben anbeten wollte/ wurden Herodes zu Nürnberg [gemeint ist Wolfgang Endter] und Pilatus zu Lüneburg [gemeint sind Johann und Heinrich Stern]/ meine beyde bewesene Verleger/ als die zuvor ärgsten Feinde waren/ wieder Freunde/ und entzogen mir hinterlistiger weise mein Salarium der 350. Thl. so sie mir alle Jahre von Kalendern hetten geben/ und nicht allein H. M. Wilferth Haupt=Prediger zu S. Lorentz/ H. Speiß der Sternen Factor, Item der Bürgermeister=Ampts=Notarius alle zu Nürnberg/ sondern auch die auffgerichteten contracta bezeugen müssen“ (Schreib=Kalender für 1651, zweiter Teil, S. B1a). Weitaus später, in einem Kalender für 1669, erinnerte sich Hiebners Widersacher → Abdias Trew. Er spottete über Hiebners Friedensprognose von 1646 und ging auf ein vertragliches Detail ein: „Ja er [Hiebner] verursachte/ daß ein fürnehmer Verleger der Calender [Endter] ein Pact mit ihm machte/ 300. Gülden oder Thaler für sein Calender selbigen Jahrs zu geben/ da aber nichts daraus wurde [der prognostizierte Frieden trat nicht ein]/ stund selbiger Verleger umb/ und wollte den contract nicht halten“ (Abdias Trew: Reichs=Calender für 1669, zweiter Teil, S. C1b). Wenn Endter 300 Taler an Hiebner für vier Kalenderreihen zahlte (75 pro Reihe), dann bleiben 50 Taler von der von Hiebner genannten Gesamtsumme (350 Taler) übrig, die die Sterne an Hiebner zahlten. Diese Beträge (75 bzw. 50 Taler pro Kalenderreihe) waren damals üblich, nicht aber 300 Taler für eine einzige Kalenderreihe.
In Nürnberg geriet Hiebner nicht nur mit dem Verleger Endter in Streit, sondern auch mit den Kalendermachern Marcus Freund und Abdias Trew, denen er unter anderem Betrug vorwarf, weil diese angeblich auch unter den Namen längst verstorbener Autoren publizierten (Quellenzitate 1 und 2; Matthäus, 1969, Sp. 1155, Anm. 1171 mit dem Verweis auf das Ratsprotokoll vom 16.12.1646; vgl. Gaab, 2011b, S. 315, 337–339 mit den Streitschriften wider Hiebner) sowie mit seinem Wirt im „Schwarzen Bären“ (Matthäus, 1969, Sp. 1155; Gaab, 2011b, S. 313). Infolge dessen verließ er im Sommer 1648 diese fränkische Stadt, suchte sein Auskommen in Bamberg, Bayreuth (hier besuchte er im August 1648 seinen „Vetter Marx Feyerabend/ Margk=Grafl. Kammer= und Landschaffts=Rath“, siehe Schreib=Kalender für 1651, zweiter Teil, S. C3b) und Würzburg (Gaab, 2011, S. 314), kam schließlich nach Frankfurt am Main, Kassel (Mai 1649) und Allendorf (nördlich von Limburg an der Lahn), wo er am 5. Oktober 1649 Elisabeth Schröter heiratete (Weinrich, 2004, S. 17; Gaab, 2011b, S. 316), arbeitete 1650 als Buchhalter am fürstlichen Hof in Eisenach (Weinrich, 2004, S. 17; Gaab, 2011b, S. 317) und schrieb sich endlich am 1. November 1650 in die Matrikel der Universität Erfurt ein (Wiegand, 1962, Teil 1, S. 133 „Hübner, Israel – Schneeberg – 1650 – III, 147“). Der originale Eintrag lautet „Ao. 1650. den 11/1 Novembr. Israel Hubner von Schneberg Astrologus inscriptus et iuravit“ (zit. n. d. Fotokopie in Weinrich, 2004, S. 18, Abb. 1). In Erfurt gab er mathematische Lehrveranstaltungen und galt darüber hinaus laut dem vom Rektor Wolfgang Crusius am 14. Oktober 1652 ausgestellten Abgangszeugnis auch als „wol geübter vocal= und instrumental=Musicus“ (Hiebner, 1653 (anderer Druck, Titel 8), S. 31). Später, 1655, wurde Hiebner in Archivakten „als Sänger und Instrumentalist erwähnt“ (Eitner, 1959, Bd. 5, S. 139; vgl. Weinrich, 2004, S. 19). Wahrscheinlich unmittelbar nach Erhalt des Abgangszeugnisses am 14. Oktober 1652 wandte sich Hiebner nach Leipzig, wo er an der Universität von dem Rektor Johannes Ittig vereidigt wurde (vgl. oben). Ittig übergab sein Rektoramt am 16. Oktober 1652 an Johannes Philippi (vgl. Rektoren Leipzig, 487. Rektorat), so daß Hiebner einer der letzten Eidleistenden im 486. Rektorat (von Ittig) gewesen sein könnte. In Leipzig kamen fortan zwei weitere Kalenderreihen von ihm heraus (Reihen (9) und (10)). Deren Drucker und Verleger war Timotheus Ritzsch, der seit Juli 1650 die weltweit erste Tageszeitung herausbrachte (Schlimper, 2000, S. 21, 27). Zwischen Ritzsch und Hiebner muß eine engere Beziehung bestanden haben, den Ritzsch war einer von drei Taufpaten eines Kindes von Hiebner. Am 10. Juni 1655 wurde in der Leipziger Nikolai-Kirche Samuel Hiebner getauft, dessen Vater „Israel Hiebner, ein Calendermacher/ und Calvinist/“ und die Mutter „Elisabeth“ waren (ev.-luth. Kirchgemeinde Leipzig, Taufbuch St. Nikolai 1654–1676, S. 38; für die am 18. September 2016 gegebene Mitteilung über diesen Taufeintrag danke ich Dr. Mark Lehmstedt, Leipzig).
In Leipzig erschien im Sommer 1652 ein Flugblatt, in dem die bevorstehende Sonnenfinsternis vom 2./12. August 1654 als Anlaß für die Vorhersage des nahen Endes der Welt genutzt wurde. Das Flugblatt kursierte in weiten Teilen Europas in verschiedenen Fassungen und Sprachen (die fünf bekannten deutschen Texte sind abgedruckt in Herbst, 2010a, S. 85–88; vgl. Herbst, 2011e). Von einigen Zeitgenossen wurde der Verdacht ausgesprochen, daß der Verfasser dieses Flugblattes, dessen Inhalt vielen Menschen Furcht einflößte, der damals in Leipzig weilende Israel Hiebner gewesen sein soll. Beachtet man, daß Hiebner erst am 14. Oktober 1652 das Zeugnis von der Erfurter Universität erhielt und er also bis dahin noch in Erfurt gewesen sein wird, andererseits eine der ersten Stellungnahmen zu dem in Leipzig gedruckten Flugblatt vom 4. September 1652 datiert (siehe Herbst, 2010a, S. 95), dann ergibt sich ein Zweifel an der Autorschaft von Hiebner. Aber diese wurde insbesondere von Trew, mit dem Hiebner bereits zuvor in Streit geraten war, und → Hermann de Werve behauptet. Hiebner sah sich deswegen Ende 1653 genötigt, eine Verteidigungsschrift herauszugeben. Darin äußerte er sein Befremden darüber, daß auch etliche Gelehrte sich unterstanden haben, ihn als den Autor der in Leipzig gedruckten Scarteke auszurufen. „Unter solchen nun befindet sich vornemlichen Abdias Trew Professor zu Altorff und Hermann de Werve, die denn mich unschuldigen allenthalben mit ihren Läster=Schrifften zu traduciren suchen“ (Hiebner, 1653, S. 1). Die „Apologia“ handelt dann auch vornehmlich von den Umständen in Hiebners Leben, die gegen seine Autorschaft beim Flugblatt sprechen sollen, und von den Argumenten Hiebners gegen die Vorwürfe Werves und Trews. Die Frage nach der Deutung der bevorstehenden Finsternis als Vorbote des Jüngsten Tages, dagegen sich in einigen Traktaten und Kalendern gewandt worden war, wurde von Hiebner hingegen nicht aufgegriffen.
Das Flugblatt löste eine öffentlich geführte Debatte aus, an der sich von 1652 bis 1656 neben Trew, Werve und Hiebner zahlreiche andere Personen, vor allem Kalendermacher, beteiligten (vgl. die Übersicht in Herbst, 2010a, S. 89–92). Unter der obersten Schicht dieser Debatte, die durch persönliche Angriffe von Trew, Werve und Hiebner und das gegenseitige Vorwerfen fachlicher Inkompetenz gekennzeichnet ist (vgl. Gaab, 2011b, S. 321–330; Herbst, 2009a, S. 215–217), sind zwei weitere Schichten erkennbar. In einer davon geht es um die Zulässigkeit von Mutmaßungen aus der Sonnenfinsternis im Jahr 1654 im speziellen und aus Finsternissen im allgemeinen, in der anderen um das Problem der Richtigkeit der astronomischen Grundlagen für die Vorausberechnungen (beide Schichten sind dargestellt in Herbst, 2010a, S. 93–118). Hiebner widersprach zwar den konkreten Weissagungen in dem Flugblatt, gab aber dennoch die Kerngedanken in allgemeiner Formulierung wieder, d. h. die Finsternis vom 2./12. August 1654 werde „finster und schrecklich“ ausfallen und sie kündige „eine grosse Mutation“ an. „So wird nach zwey Jahren etwas besonders zu erfahren seyn/ dessen Anfang und hefftige Wirckung im Septembri 1656. zu erwarten stehet“ (Astrologischer Reichs=Calender für 1655, zweiter Teil, S. C3b; vgl. Herbst, 2010a, S. 108).
Bei der astrologischen Deutungspraxis blieb Hiebner somit in den alten Bahnen. Moderner wirkte er hingegen bei den astronomischen Rechnungen. Er verließ sich nicht auf die Angaben in den Ephemeridenwerken der Astronomen, sondern berechnete die astronomischen Ereignisse selbst, z. B. die Sonnenfinsternis 1654 für den Erfurter und den Leipziger Horizont, und das sogar nach einem eigenen Modus. Er verglich sein Ergebnis mit den Werten in den verschiedenen Ephemeridenwerken und stellte im Kalender fest, daß andere Astronomen zu anderen Ergebnissen kamen und wohl Fehler begangen haben (Herbst, 2010a, S. 53f.; Herbst, 2009a, S. 216f.). Indem Hiebner öffentlich, weil in seinen Kalendern, z. B. in seinem „Astronomischen Artzney=Calender“ für 1654 (zweiter Teil, S. C2a), die Unzulänglichkeit der bisherigen astronomischen Tafeln betonte und auf die Erstellung neuer, verbesserter Tafeln abzielte, brachte er eine neue Dimension hinsichtlich der Diskussion über die astronomischen Grundlagen in die Schreibkalender (vgl. auch Hiebners kritische Einschätzung, wonach sämtlich Rechnungen zur Sonnenfinsternis von 1654 nicht zugetroffen hätten, in: Astrologischer Reichs=Calender für 1656, zweiter Teil, S. B4a). Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß ein Motiv zur Herstellung exakterer astronomischer Tafeln die angestrebte Verbesserung der astrologischen Prognostik war. Vor diesem Hintergrund ist Hiebners geäußerte Kernkritik an den anderen Astrologen zu sehen, denen er einen ungenauen Gebrauch der Positionen der Planeten vorwarf, denn diese würden von den anderen Astrologen nicht exakt errechnet werden (Hiebner, 1648, S. 69). Er hingegen kündigte deshalb 1648 unter anderem „Drey Jährige Ephemerides von Anno 1649. biß 1651. auff eine besondere Art disponiret, darbey auch die newen Fundamenta deß primi mobilis vollkömlich gerechnet zu befinden“, an (ebd., S. 71; ob diese erschienen waren, konnte nicht ermittelt werden).
Hiebners Denken war zu einem wesentlichen Teil auf das astrologische Prognostizieren gerichtet. Dabei war er davon überzeugt, daß die Grundlagen für die Vorhersagen neu gestaltet werden müßten. So berichtete er im „Prognosticon“ für 1647 (Lüneburg) über das Fundament seines Prognostizierens unter anderem: „Ich [habe] über dieses aus meiner ersten fleissigen Observation, als von den 10. Martij 1645. biß wieder dahin Anno 1646. die Gewißheit aller Weltlichen Zufälle/ insonderheit des Gewitters (nicht etwan nach den Standt des Himmels/ wann die Sonne von den ersten Punct des Steinbocks/ Krebses/ oder Wag berühret/ auch nicht aus den Aspecten/ sondern eintzig und allein nach der Jahres Revolution, und aus deroselben mühsamen direction-Rechnung/ sampt der Planeten Durchläuffe) von Tag zu Tag zur gnüge befunden“ (S. A3a). Er wollte also den astrologischen Jahresanfang auf den Frühlingsbeginn setzen und aus der darauf gerichteten Himmelsfigur des Jahres prognostizieren. Die damals übliche Praxis war aber, aus den Himmelsfiguren aller vier Jahreszeiten zu prognostizieren.
Hiebner veröffentlichte in seinem „Schreib=Kalender“ für 1653 (zweiter Teil, S. A2b–B2a), für 1654 (zweiter Teil, S. A2a–4b) und für 1655 (zweiter Teil, S. A2a–B1a) astrologische Regeln von dem mittelalterlichen Astrologen Zahel („Zebel“, um 800). Im „Reichs=Calender“ für 1654 schrieb Hiebner wiederum, daß sie „in meinem eintzigen Franckfurtischen Calender des 1653. Jahrs angeführet [seien]/ und nebenst andern gemeinen Reguln/ in dem sie in der Astronomia keinen Grund haben/ selbe ohne das bereit unter die vanitäten und abergläubische Warsagerey gezehlet/ weil sie aber von einem so hochgelahrten Manne an Käyser Rudolphen hoch recommendiret, werde ich solche zusammen in meinem Planeten=Buch/ nebenst denen andern/ so besseren Grund haben/ zur Proba kurtz zusammen gezogen/ völlig heraus geben“ (zweiter Teil, S. A1b). Neben den Regeln von Zahel seien es auch jene von Johannes Schöner (1477–1547) und von Heinrich von Rantzau (1526–1598), die Hiebner zu veröffentlichten gedachte. Die Veröffentlichung der astrologischen Regeln in den Jahreskalendern stieß auf Widerspruch des Pfarrers Johann Röder in Teutleben/Thür., weil diese Regeln heidnisch und abergläubisch seien und keine Verbreitung finden sollten (Röder, 1654; vgl. Gaab, 2011b, S. 319–321). Hiebner kündigte dazu einen Verteidigungstext an (vgl. Hiebner, 1653 (anderer Druck, Titel 9)), der aber nicht erschienen ist.
Gegen eine erneute Wiedergabe astrologischer Regeln ist von der Sache her nichts einzuwenden, wenn dieses kritisch erfolge. Daß Hiebner – ungeachtet der Tatsache, daß er (wie zuvor → Johannes Kepler und Abdias Trew) die Astrologie auf eine neue, zuverlässigere Basis stellen wollte (vgl. Hiebner, 1648) – auch selbst aktiv gegen in Kalendern verbreiteten Aberglauben vorging, wird zum Beispiel in seinem „Schreib=Kalender“ deutlich. Im Jahrgang 1652 konstatierte er, daß die „gemeinen Erwehlungen/ so bißhero in die Kalender gesetzt worden […] lauter Vanitäten und Aberglauben“ seien (zweiter Teil, S. C3a). Seine Kritik richtete sich gegen die Angaben zum Aderlassen, Schröpfen, Kinderentwöhnen usw., die niemals für alle Menschen gelten könnten, „weil sie auff einen jeden Menschen insonderheit gericht seyn muß“, denn die himmlischen „Influentzen“ wirken bei jedem Menschen in Abhängigkeit von der Zeit der Geburt anders (ebd., zweiter Teil, S. C3b). Im „Schreib=Kalender“ für 1654 sind dann konsequent sämtliche Zeichen für die Erwählungen weggelassen, als Erklärung ist ein entsprechender Kommentar zum Aderlaßen am Ende des Kalendariums gedruckt (Schreib=Kalender für 1654, Kalendarium, S. D2b).
Hiebner verfaßte auch Geburtshoroskope. Überliefert ist eine „Natürliche Verkündigung einer Geburth, so geschehen im Jahr 1654 Montags den 27. Februarii umb 9 Uhr 45 min. vormit. zu Altenburg. gestellet zu Leipzig Durch Israel Hiebnern von Schneeberg 1655.“ (FB Gotha, Chart. B 389, fol. 109–110). Ein „herr D. Hülßmann“ hatte ihm von der Geburt des Prinzen Christian von Sachsen-Altenburg (1654–1663) berichtet (vgl. das ausführliche Horoskop von → Bartholomaeus Schimpffer).
In Leipzig erschienen seine beiden Kalender, der „Astronomische Artzney=Calender“ und der „Astrologische Reichs=Calender“, zum letzten Mal für 1656. Für das Jahr 1657 hatte er einen neuen Kalender angekündigt, den „Natur=Calender“, von dem er schrieb: „ob solcher noch befördert und zum Druck kommen wird/ stehet zu erwarten“ (Astrologischer Reichs=Calender für 1656, zweiter Teil, S. B4a). Offenbar wurde nichts daraus. Zwischen der Taufe seines Sohnes Samuel am 10. Juni 1655 (siehe oben) und November 1656 verließ Hiebner die Messe- und Universitätsstadt Leipzig, denn am 23. November 1656 schrieb er sich in die Matrikel der Universität Wien ein (Gall, 1961, Bd. 4.1, S. 247 „Israel Hiebner ex Schneeberg Saxo“). In Wien blieb er nicht lange, denn schon wenige Tage später, am 2. Dezember 1656, unterzeichnete er die Widmung eines Kalenders in Linz (Schreibkalender für 1657 (Reihe (15)). Offenbar kam er also erst Ende 1656 in Linz an, nicht schon 1654 (so in Weinrich, 2004, S. 21 mit Bezugnahme auf Szeghy, 1966). Anschließend wirkte er von 1661 an in Preschau (ungar. Eperies, slowak. Presov) als Astronom, Arzt und Kupferstecher (Szeghy, 1966; Weinrich, 2004, S. 21; Gaab, 2011b, S. 331). Ab 1665 lebte Hiebner in Hermannstadt (rumän. Sibiu), wo er weitere astronomische Schriften und astrologische Vorhersagen publizierte, die aber nicht auffindbar sind (Gaab, 2011, S. 332f.). Darunter befindet sich Hiebners 1668 erschienenes astronomisches Hauptwerk „Propositiones XIII. Astronomiae Transylvanicae“, in dem ein neues Modell des Planetensystems vorgestellt wird, das von den Zeitgenossen aber keine Beachtung fand (vgl. Weinrich, 2004, S. 25–31). Die Prophezeiung Hiebners, daß 1666 die Welt untergehen würde, wurde 1664 von → Jacob Schnitzler, dem Rektor des Hermannstädter Gymnasiums, widerlegt (Weinrich, 2004, S. 26, Anm. 75).
Bereits für 1653 wurden in Hermannstadt Hiebnersche Kalender gedruckt (Reihen (13), (14); vgl. bei → David Frölich und → Christoph Neubarth). Überliefert ist nur ein fragmentarisches Exemplar für 1654 (RMNy, 2000, S. 686f.; Abb. des Titelblatts auch in Weinrich, 2004, S. 20). In der Literatur werden noch die Jahrgänge 1653 und 1666 erwähnt (Weinrich, 2004, S. 19, Anm. 34 (1653); Avram, 1979, S. 27 (1666)).
Nach einer langen Krankheit starb Hiebner am 28. Juli 1668 in Hermannstadt.

Titel:
(1) 1646: Schreibkalender [?] und „mein erstes Prognostico unter eines andern Namen“ [kein Exemplar ermittelt].
(2) 1646: Schreibkalender [?] und „Prognosticon oder Practica“.
(3) 1647–1648: Schreib=Calender […] Auff das hochlöbliche Chur= vnd Fürstenthumb Sachsen.
(4) 1647–1648: (Nürnbergischer) Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt].
(5) 1647–1648: (Dantzigischer) Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt].
(6) 1647–1648: (Cölnischer) Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt].
(7) 1647–1648: Schreib=Calender […] Auff den Hamburgischen Horizont.
(8) 1651–1655: Schreib=Kalender.
(9) 1653–1656: Astronomischer Artzney=Calender.
(10) 1653–1656: Astrologischer Reichs=Calender.
(11) 1652–1653: Nürnbergischer Schreib=Kalender.
(12) 1654: Almanach, Format? [KB Stockholm, F1700 Alman].
(13) [1653?]–1666: Kalender, Format 8°.
(14) [1653?]–1666: Calendar, Format 8° [rumänische Übersetzung von (13)].
(15) 1657: Schreibkalender [nur ein Prognostikum für 1657 ermittelt].
(16) 1654: Schreibe=Calender.
Druck und Verlag:
(1) Georg Beuther d. Ä., Freiberg.
(2), (3), (4)–(6)[?] Wolfgang Endter d. Ä., Nürnberg.
(7) Johann und Heinrich Stern, Lüneburg.
(8) 1651: Druck Georg Hertz, Erfurt, Verlag Johann Birckner, Erfurt, 1652: Druck Paul Michael, Erfurt, Verlag Johann Birckner, Erfurt, 1653: Druck Friedrich Melchior Dedekind, Erfurt, Verlag Johann Birckner, Erfurt, 1654–1655: Druck und Verlag Georg Hertz, Erfurt.
(9), (10) Timotheus Ritzsch, Leipzig.
(11) 1652: Druck Paul Michael, Erfurt, Verlag Johann Birckner, Erfurt, 1653: Sigmund Latomus Erben, Frankfurt/Main.
(12) ?, Göteborg.
(13), (14) Marcus Pistorius, Hermannstadt.
(15) Ulrich Kürner, Linz.
(16) Salomon Schadewitz, Kassel.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 106. Matthäus, 1969, Sp. 1353. Avram, 1979, S. 26f. RMNy, 2000, S. 686f. Weinrich, 2004, S. 19. Gaab, 2011b, S. 339–343. VD17. CERL. NLA Osnabrück, Dep. 24 b II, Nr. 433 (vgl. Lene/Haberer, 2017, S. 67 (Abb. Titelseite des Ex. für 1647 der Reihe 7). HSA Marburg (Ex. für 1654 der Reihe 16).
Online:
(3) und (8), (9), (10), 1656 von (10) (HAB Wolfenbüttel) [09.01.2015].
Andere Drucke (Auswahl):
(1) Influentz Lunae Et Saturni. Oder Eigendliche Beschreibung und Calculus, was nemlichen 1. Die Influentz Lunae und Saturni sey/ 2[.] wenn und zu welcher Zeit sie im bevorstehenden 1645. Jahr erscheinet/ und 3. dieselbe auff die genaweste Zeit außgerechnet/ Nicht allein 4. nützlich gebrauchet/ Sondern auch 5. nebenst andern Aspecten bißweilen zu gewissen Zeiten am Firmament gesehen und leichtlich erkand werden solle. Jedermänniglich zur Nachrichtung und vielleicht sonderbahren Nutz/ Insonderheit aber/ allen Bergkhawern/ Schatzgräbern/ Alchimisten, Goldschmieden und andern Leuten/ So Metallen zu graben/ und zu schmeltzen pflegen/ wolmeinend publiciret, und auff den Punct der Churf. Sächs. freyen Bergkstadt Freybergk/ deren latitudo 50. Gr. 51. Minut. 33. Sec: und longitudo 37 Gr. 48 Minut. 0. Sec: mit fleiß gerichtet/ Durch Israel Hiebnern von Schneebergk/ Jur: Pract: und Mathem: Gedruckt zu Freybergk [1644] bey Georg Beuthern/ in Verlegung des Authoris. FB Gotha, Math 4° 00096-96a (02).
(2) Geburts=Minut. Oder Der Edlen Astrologischen Kunst/ Erster Theil. Das ist/ New erfunden= Ewigwerender Calender und General=Vhrwerck/ So durch die gantze Welt zugebrauchen. In welchem 1. der Monat/ Tag/ die Stund und Minut/ durch der Sonnen und Mondenschein/ ausser einen Magnet auch unbewuster Poli höhe/ gar genau und leichtlich gezeiget wird. 2. Wie das Instrument soll zubereitet werden. 3. Die Beschreibung dessen fundaments. 4. Durch wenig Rechnen den Newen und vollen Monden Erst und Letzt Viertel auch des Mondens Alter auff alle Jahr und Tage vorher zu wissen. 5. Die Planeten und etliche Fixsterne am Himmel ohne rechnen gar leichtlich zuerkennen etc. Durch Israel Hiebnern von Schneeberg/ in Meissen/ der freien und anderer guten Künste Beflissenen. Gedruckt zu Nürnberg [1645]/ in Verlegung deß Autoris und bey demselben in Bitterholt [= späterer Bayerischer Hof in der Karlstr. 1 in Nürnberg, siehe Matthäus, 1969, Sp. 1154, Anm. 1165; vgl. Gaab, 2011b, S. 313] zu verhandeln. HAB Wolfenbüttel, Xb 1882. Online [08.01.2015].
(3) [Einblattdruck] Glueckwuenschung Auff Deß Edlen/ Vesten und Manhafften Herrn/ Bartholomeen Mutschers Churfuerstl. Durchl. in Bayern deß loebl. Creutzischen Tragoner-Regiments unter der Haselbeckischen Compagnia Wolbestalten Leutenants/ Als Braetigam. So wol Der […] Annen als Braut. Hochzeitfest: Welches in Nuernberg den 8./18. Mertz bey hochansehnlichen HochzeitGaesten begangen/ und dieses Von Israel Hiebnern von Schneeberg der freien und andern guten Kuenste Beflissenen uebergeben worden. [Nürnberg] 1646. RSB Zwickau, 50.1.10(5).
(4) Neugestirnter Post-Reiter/ Auff das HeylJahr 1647. Welcher auß einem neuverbesserten Grunde/ nebenst vornembster monathlichen Influentzien/ nicht allein das Gewitter/ sondern auch der Zweck und Kern Theophrastischer Geheimnusse zu allen gewünschten Vorhaben gnugsam zu verstehen giebet: Darbey auch in sonderheit die wunderbare Veränder- und Endung des Teutschen Kriegs noch vor dem Anfange des 1647 Astronomischen Jahres gründlich geoffenbaret wird. In Gespräch zweyer Personen/ Namens Desiderii und Ammons. Allen hohen Officiren/ Medicis/ Kauffleuten/ Alchimisten/ Apoteckern/ Baw- und Bergmeistern c. zur leichten unfehlbaren Proba mit sonderbarem Fleiß zum erstenmal abgebildet und beschrieben. Nürnberg, im Verlag des Autors 1646. KB Kopenhagen, 62, 13 00114.
(5) Quadrant und Handgriff aller mathematischen Künste. Ohne Ort, ca. 1650. SLUB Dresden, Astron. 30.
(6) Practica Reformata. Oder Rechtfundirter Astrologischer Tractat. Das ist: Newgegründete Verkündigung aller und jeden Zufälle/ so wol an Gewitter als andern Welthändeln/ Hoch=und nidrige Stands=Personen betreffende. Auff das Jahr nach Christi Geburt M. DC. XXXXIX. und 1650. Nebenst fernerer Widerlegung und außführlichem Beweiß/ der noch in stetem Brauch schwebenden ungründlichen Astrologiae, insonderheit wider Marcum Freund. Durch Israel Hiebnern von Schneeberg in Meissen Mathematicum. Frankfurt 1648, Druck Anthonius Hummer. FB Gotha, Math 4° 96-96a (6). HAB Wolfenbüttel, Xb 357 (2). Online [08.01.2015]. 2. Aufl. 1650.
(7) Mysterium Sigillorum, Herbarum & Lapidum Oder: Vollkommene Cur und Heilung aller Kranckheiten Schäden und Leibes= auch Gemüths=Beschwerungen durch unterschiedliche Mittel ohne Einnehmung der Artzney. In 4. Classen ordentlich abgetheilet Alß […]. Durch Israel Hiebnern von Schneebergk/ Mathematicum bey der uhralten Vniversität zu Erffurdt. Erfurt 1651. HAB Wolfenbüttel, 55.4 Med. (2). Zahlreiche weitere Exemplare, teilweise unvollständig. Weitere Ausgaben: ohne Ort 1652, Leipzig 1653 und später (vgl. Gaab, 2011b, S. 335).
(8) Geursachte Apologia und Schutzrede Israel Hiebners von Schneeberg etc. Der unverschuldeten traduction M. Abdie Trewens/ Hermanni de Werve und Marci Freunds: Als welche die von Regiomontano Probl: 20. auffgegebene und bereits 1647. in Hiebners Post-Reiter/ auch Anno 1648. in Practica Reformata erinnerten Himmels=Figuren biß dato nicht asseqviren noch ausrechnen können; und derhalben an stat und Brauch rechter Astronomischer Gründen und Fundamenten/ sich mit gantz=unverantwort=und unziemlichen Calumnien/ diffamationen und und Lästern herfür zu thun suchen more Zoili, qvi cum alteri malè facere cum velit, non possit, malè loqvitur. Zu gebührender Rettung entgegen gesetzt Mit angehengten Zeugnüssen sub Lit: A.B.C.D.E.F.G.H. und L. Vnter welchen auch der Buchstabe H. die disposition und Inhalt des Natur=Kalenders weiset. Jedermänniglichen zur Nachricht an Tag gegeben Im Jahr 1653. Leipzig 1653. FB Gotha, Pol 8° 03139-3143 (23). UB Erfurt, LA 4° 00297 (10).
(9) Astronomische Praeludium oder Eingang zu der 7. Planeten Grund-Rechnung/ Auff eine ieder Zeit vor und nach Christi Geburt/ Allen den jenigen so nur ein wenig rechnen können/ zu sonderbahrer Lust und Nutzen mit einer solchen Geschwindigkeit heraus gegeben/ dergleichen in keinem Authore zu finden. Nebenst einer kurtzen Vorrede wider etzliche Astrologische Mißverstände/ so neulich von Herrn Georg Rödern Pfarrer zu Teutleben urgiret worden. Leipzig, Druck Timotheus Ritzsch, Verlag des Autors 1653. SLUB Dresden, Pharm. gen. 147, misc. 3. UB Kiel, 2 an 8 Qh 2713.
(10) Astronomisches Praeludium eines biß unter die Preß ausgearbeiteten Hauptwercks oder Eingang der gründliche Ursachen warumb das Calender-schreiben und Nativitätstellen bishero in despect gerathen und so wenig zugetroffen/ auch wie die rechten Fundamenta/ so wegen ihrer weitleufftigkeit verborgen geblieben/ nunmehro geoffenbahret und hinführo mit Lust und nutzen under die studirende Jugend gepflantzet werden können. Leipzig, Druck Johann Bauer 1653. UB Kiel, 1 an 8 Qh 2713. Zu drei weiteren, nicht auffindbaren Drucken vgl. Gaab, 2011b, S. 336f.
Literatur (Auswahl):
Hans Gaab: Das Leben des zwielichtigen Kalenderschreibers Israel Hiebner (1619–1668). In: Peter Heßelmann (Hrsg.): Grimmelshausen als Kalenderschriftsteller und die zeitgenössische Kalenderliteratur. Bern, Berlin, Brüssel, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien: Verlag Peter Lang 2011 (= Beihefte zu Simpliciana 5), S. 307–343.
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396, zu Hiebner: Sp. 1153–1156.
Anna Marie E. Roos: Israels Hiebner’s Astrological Amulets and the English Sigil War. In: Culture and Cosmos. A Journal of the History of Astrology and Cultural Astronomy 6 (2002) 2, S. 17–43.
Imre Szeghy: Hiebner, az eperjesi csillagász. In: Föld és Ég 5/1966, S. 141–142.
Klaus Weinrich: Annäherungsversuche an Israel Hübner [sic] und sein neues Weltsystem. In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 27 (2004), S. 15–31.
Quellenzitate:
(1) „Und wenn man alle 6. Fundamenta sollte der Gebühr nach/ ausarbeiten/ hette ein erfahrner Rechner auffs wenigste 9. oder 10. Wochen zu thun/ ehe Er mit einem Kalender und Prognostico fertig würde.
Do [sic] man doch nach der gemeinen Art/ so bißher noch von allen gebraucht wird/ in zehen Tagen einen gantzen Kalender mit dem Prognostico anfangen/ und zu Ende bringen kann. Inmassen ich auch meine zwey ersten Kalender auffs 1646 und 1647te Jahr innerhalb 3. Wochen fertig gehabt/ biß ich Anno 1648. durch Hülffe zweyer meiner Brüder als geübte Rechner/ die Satztaffeln/ auff die vornembsten Oerther im Röm. Reich gerichtet/ außgerechnet und etzliche Jahre damit zugebracht haben: Denn man solche in keinem Buchladen auch sonsten nirgentwo in Druck bekommen kann. Da ich denn in gemeltem 1648. Jahr solche 6. newe Fundamenta zum erstenmal verspüren lassen. Weßhalben aber mein Verleger zu Nürnberg mich ermahnen wollen/ auch durch andere erinnert/ Ich sollte doch keinen neuen Grund im Kalenderschreiben auff die bahne bringen/ sondern fein bey der Einfalt/ als wie die andern verbleiben. Ich aber über solch begehren und anmuthen voller verwunderung/ erfuhre endlich von seinem Factor Item Correctore die Vrsach also lautend: Vnser Herr verleget alle Jahre ein siebenzehen Authores, und wenn dann einer käm/ und stiesse der andern Fundamenta überm hauffen/ so würde sein Kalender=handel mercklichen Schaden leiden.
Als ich nun mercktete/ daß es nur vmb seines gewinsts willen angesehen ward/ die Leute möchten gleich noch so sehr mit Lügenhafft= oder abergläubischen Prognosticiren versehen seyn/ habe ich destoweniger von meinem newen fleiß und mühe weichen wollen/ worauff besagter Verleger zu Nürnberg meinen Kalender/ so er albereit auffs 1648te Jahr gedruckt gehabt/ zuletzt nicht mit auff die Messe nach Franckfurt genommen/ sondern wenn die Meßleute solche von ihm kauffen wollen/ gesagt und durch seine Diener vorwenden lassen: Es würde solcher gar nicht mehr gedruckt. Gerade/ als müsten alle andere Verleger und Buchhändler sich nach ihm richten; Vnd hat hierauß der Leser den rechten Grund/ warumb meine Kalender Anno 1648. nicht wol und auffs 1649. und 1650. Jahr gar nicht zubekommen gewesen/ Vors andere/ was mich underdessen bewogen/ daß ich meine Reformirte Practicam so ich im Früling 1648. geschlossen und im Septembri Anno 1648. zu Franckfurt am meyn selbst verlegt und publiciret und drittens daselbst am 63. Blat nicht nur des Horckens/ Stiefenbergers/ Herlicii, Rosenkreutzers vnd Partlicii/ Kalender/ weiln solche abgestorbene Authores von andern fälschlich continuiret werden/ sondern auch der andern noch lebenden Kalenderschreiber und Nativitätsteller ja meine derogleichen anfangs von H. Kunstkämmerer [Haesel] und Buchbachen zu Dreßden mir unterrichte Fundamenta verworffen/ nebenst erbietung/ wenn sich einer oder der ander beschweret finden thete/ Ob heur ich unrecht daran und wider sie geschrieben/ ich alle stunden gefasset were/ hierinnen einen Richter zu leiden/ und wiederhohle meine Wort nochmals öffentlich und sage: Daß keinem müglich seyn wird nur oben gesetzt erst Fundament, in welchen die 7. Planeten 77. Aspecten und die vornembsten 14. Sterne in eine Figur recht einzusetzen seynd […].“ (Israel Hiebner: Schreib=Kalender für 1651, zweiter Teil, S. A3b–4a).
(2) „Das sechzehende Capitel. Wegen der falschen Calender und Nativitäten insonderheit.
Ich habe vor zwey Jahren bey E. Wol=Edlen und Hochweisen Raht zu Nürnberg unter andern umb Abschaffung deß Herlicij, Horckens und Stiefenbergers Calender gehorsame Anregung gethan/ dieweiln solche Autores längst gestorben/ und von ihnen dato keine Calender hinterlassen worden/ sondern Herlicius von M. Abdiâ Trewen zu Altdorff/ der Horcke und Stiefenberger aber vom Marx Freund fälschlich continuiret worden. […] deßgleichen ist der Kräuter=Calender nicht vom Rosenkreuzer/ sondern erstlich vom M. Rittern erdacht/ darnach Marx Freund gleicher gestalt/ und biß dato continuiret worden.“ (Hiebner, 1648, S. 63).

Erstellt: 12.01.2015
Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 19.09.2019
Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 12.07.2022

hiebner_israel.txt · Zuletzt geändert: 2022/07/12 16:15 von klaus-dieter herbst