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Krügener [Crügner], Michael

Michael Krügener [Crügner]

„P[hilo-]. M[edic-]. C[hymicus]. der Astronom- und Astrologischen Erfahrung Liebhaber“; „Rudolphus Buchbach/ […] Imitator und Nachfolger Michael Krügener/ Mathem. Cultor“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1648 von Titel 1 und 1655 von Titel 2)
* 1610 [Ort ?], † 19.12.1682 [Dresden ?]
Kalender seit 1648, erschienen bis 1724
Übernommene Reihen: → Buchbach, Rudolph bzw. → Gut, Salomon (Pseud.)

In verschiedenen Publikationen von Michael Krügener befinden sich Kupferstiche mit einem Porträt, z. B. in der des Jahres 1662. Auf diesem 1661 hergestellten Bildnis gab Krügener sein Alter mit 51 an und bezeichnete sich als „Michael Crügenerus, Philo-Medic-Chymicus Et Mathematicus in Dresda“. Daraus wird das Geburtsjahr 1610 abgeleitet. Auf dem nur ein Jahr später entstandenen Bildnis (abgebildet in Helfricht, 2001, S. 44) ergänzte er vor seinem Namen ein „L[icentiat].“, sodaß er 1661 oder 1662 diesen Titel erwarb. Darüber hinaus ist von dessen Biographie bislang nur bekannt, daß er ein Anhänger der Iatromathematik war und „sich zu Dreßden als ein Practicus Medicinae aufgehalten“ hat (Reimmann, 1713, S. 592; siehe Quellenzitat 1) bzw. „ein guter Chemicus und Practicus zu Dreßden“ war (Kestner, 1740, S. 234) und darüber hinaus als Mathematiker, Astronom und Kalendermacher wirkte (vgl. Helfricht, 2001, S. 43–45).
Weitere biographische Einzelheiten lassen sich durch Mitteilungen in Krügeners Schreibkalendern ermitteln, z. B. anhand der bis in die 1670er Jahre vorhandenen Dedikationen. Den ersten Kalender für 1648 widmete Krügener einem Herrn Christoph Richter, Bürger und Handelsmann in Dresden (Kalendarium, S. A1b), der somit als einer der frühen Bekannten Krügeners in Dresden angenommen werden kann. Den „Grossen Schreib=Calender“ für 1669 widmete Krügener einem Mitglied seiner Familie, dem Vetter Salomon Krügener, Musiker am kurfürstlichen Hof in Dresden (Kalendarium, S. A1b). Die Nachricht von Johann Mattheson über diesen Salomon Krügener, daß er ein Verwandter und Landsmann des Musikers Johann Kuhnau (geb. 1660 in Geising/Erzgeb.) sei und dessen Großvater wiederum aus Böhmen stamme (Mattheson, 1740/1910, S. 153; vgl. Münnich, 1902, S. 6 mit der Erwähnung von drei Personen namens Salomon Krügner in Geising), weist einen weiteren Weg für die Suche nach biographischen Details zu dem Kalendermacher Michael Krügener.
In demselben Kalender für 1669 findet man auch auf Krügener verfaßte Lobgedichte von „L. Fridericus Dennertus Philo-Medic-Chymicus & Practicus zur Lignitz in Schlesien“, „M. Joh. Bohemus, Poet. Caesar. ibid. Rector“ und „M. Joh. Vogelhaupt/ Schol. Annaemont. R.“ (zweiter Teil, S. C3b–D4a). Alle in den zahlreich überlieferten Exemplaren der Krügenerschen Kalender vorhandenen Widmungen und Lobgedichte auszuwerten und abzugleichen mit den Beiträgern in den alchemistischen und medizinischen Schriften, würde das personelle Beziehungsnetzwerk dieses Gelehrten bloßlegen, dem mit → Johann Philipp Hahn (siehe Krügener: Chymischer aufgewickelter Gebrauch und Bereitung seiner Elixiren […], S. D2b) und → Paul Schneyder, der ein „Discipulus“ Krügeners war (siehe Schneyders Schreib=Calender für 1656, Kalendarium, S. A1b), zwei weitere Kalendermacher angehörten. Ob Krügener auch → Israel Hiebner, der sich eine zeitlang in Dresden aufgehalten hatte, persönlich kannte, ist nicht klar.
Ab dem Jahrgang 1654 brachte Krügener seine Kalender in Goslar heraus, behielt aber den Bezugsmeridian von Dresden für die astronomischen Berechnungen bei. Was der Grund für den Wechsel des Verlagsorts war, konnte nicht ermittelt werden. Neben der eigenen 1648 begonnenen Kalenderreihe übernahm Krügener 1655 bzw. 1656 die zwei von Rudolph Buchbach begründeten Kalenderreihen. 1664 begann er mit einer vierten Kalenderreihe, bei der er schon im Titel auf die medizinischen Inhalte orientierte. Wer nach Krügeners Tod die beiden ab 1684 in Regensburg erschienenen Kalenderreihen und die für 1658 bis 1741 in Prag gedruckte tschechische Reihe eines Kanzlei-Kalenders sowie den ebenfalls in Prag gedruckten deutschen Kalender für 1705 verfaßte, ist nicht bekannt.
Krügeners Tätigkeit als praktischer Arzt, der sich der Medizin unter dem Blickwinkel der chemischen Vorgänge im menschlichen Körper zuwandte (Iatrochemie), spiegelt sich in den Texten der Kalender wider, wobei er gelegentlich auch auf seine eigenen Schriften verwies, zum Beispiel im Kalender für 1662 auf seine „Hermetische Philosophia Chymica“, das ist die Schrift „Chymischer Thannebaum […]“ (Der Grosse Schreib=Calender für 1662, zweiter Teil, S. A3a). In demselben Kalender berichtete Krügener in einer autobiographischen Notiz von seiner „Erfindung“ eines neuen Medikaments: auch er sei hinsichtlich der Krankheit Scharbock (Malum Hypochondriacum) „ein zimlich Leidender und Geplagter gewesen/ aber nunmehr schon vor etlichen Jahren gäntzlichen restituiret, […] und kan wol mit Warheit sagen/ daß ich dreyviertel Jahr lang alle Morgen/ fast ohne Schlaff auffgestanden wie ich mich zu Bette geleget/ und wegen des stetten Umbwenden keine Ruhe gehabt […].“ Das sei solange unverändert gewesen, bis endlich „ich ein sonderliches Medicamentum erfunden/ von mir Materia Perlata genennet/ von welchen ich nechst Gott/ von so beschwerlicher und fast unheilsamer Plage bin liberiret und curiret worden“ (Quellenzitat 2). Krügener schrieb darüber fortan auch in den anderen Kalenderreihen (vgl. die Analyse zahlreicher Kalender von Krügener bei Sührig, 1979, Sp. 515–520 zur Medizin in den Kalendern). Mitunter informierte er seine Leser darüber, daß die Medizin „bey meinem Verleger dieses Kalenders/ Nicolaus Dunckern/ Buchdrucker der Stadt Goßlar/ wohlverwahret niedergeleget/ da sie ein jeder Bedürfftiger bekommen kan/ das Loth für 2. Reichsthaler/ wie dann auch bey ihme ein gedrucktes Tractätlein zubekommen/ welches absonderlich muß bezahlet werden/ mit 2. Mgr. welches ermelter Buchdrucker auff seine Unkosten gedruckt/ so fernern Nachricht giebet/ wie solche Artzney zu brauchen ist/ damit die Käuffer solches wissen können“ (Quellenzitat 3; vgl. Herbst, 2008d, S. 119).
Auch Krügener vertrat die Ansicht, daß die Menschen über die Krankheiten in Druckschriften informiert werden müßten, „[w]eßwegen vor uns die Araber/ Griechen und Lateiner in ihrer Muttersprach die Kranckheiten beschrieben/ damit ihre Patienten besser informiret und zurfolge auffgemuntert würden. Warumb solten wir Teutsche dann so Hundneydisch seyn/ als were unser Muttersprach so arm/ daß auch wir nicht in derselben die Kranckheiten solten beschreiben/ in Betrachtung/ daß die Natur ja nicht nur in etlichen Sprachen sich erzeige/ sondern so wol sich auch den Teutschen bloß erzeige/ so wol als den Griechen und Arabern etc.“ (Quellenzitat 3). Bereits 1662 hatte sich Krügener in diesem Sinne geäußert und gefordert, daß Arzneibücher „dem gemeinen Mann zum besten in Teutzscher Sprache zu schreiben“ seien (Krügener: Chymischer aufgewickelter Gebrauch und Bereitung seiner Elixiren […], S. D4b). Mit dieser nun auch in einem Schreibkalender (für 1671) vorgetragenen Forderung, die deutsche Muttersprache in den medizinischen Druckschriften zu gebrauchen, trug Krügener dazu bei, den frühaufklärerischen Ruf nach Verwendung der Muttersprache bei wissenschaftlichen Abhandlungen in der Öffentlichkeit – hier unter den Lesern seiner Kalender – zu verbreiten (vgl. dazu dieselbe Intention bei → Johannes Magirus).
Neben Krügener gaben ebenfalls → Albin Moller, → Martin Horky, → David Froelich, → Johann Philipp Hahn, → Phlipp Jacob Oswald von Ochsenstein, → Conrad Breller, → Bernard Bußman, → Johann Christoph Daisigner und → Jacob Johann Wenceslaus Dobržensky von Schwartzbruck tschechische Schreibkalender heraus.
In der Literatur fanden bisher Krügeners alchemistische, medizinische (Ferchl, 1937, S. 22f.; Brüning, 2004, Bd. 1, passim) und astronomische (Brüning, 2000, S. 216) Schriften Erwähnung. Überliefert sind ferner eine Handschrift über einen Kometen (SLUB Dresden, N20, Bl. 131–134, nach Helfricht, 2001, S. 123) und zwei Briefe von Krügener an Fürst August von Plötzkau-Anhalt aus dem Jahr 1653 (GNM Nürnberg, Autographen K. 16 Crügner, nach „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Crügner“).

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1648–1687: Der Grosse Schreib=Calender.
(2) 1655–1687: Schreib= und Historien=Calender/ Sampt beygefügter grossen Practica Astrologicâ […] auff jeden Tag […], [in Nachfolge von Rudolph Buchbach bzw. Salomon Gut].
(3) 1656–1687: Schreib=Calender/ Darinnen auff jeden Monat […], [in Nachfolge von Rudolph Buchbach bzw. Salomon Gut].
(4) 1664–1688: Schreib= Hauß= Artzney und Gesundheit=Calender.
(5) 1684–[?]: Hochschätzbarer Kriegs=Calender. [?]–1715: Außerlesener/ denckwürdiger Kriegs=Calender.
(6) 1684–1701: Außerlesener/ Denckwürdiger Historien=Calender.
(7) 1685[?]–[1704?]: Wirtschaffts= wie auch Cantzeley=Calender. 1705[?]–1714[?]: Hauß= und Wirtschaffts=Calender.
Tschechischer Kalender:
(8) 1658–[1679?]: Nový kalendář hospodářský a kancelářský s pranostikou hvĕzdářskou. 1680[?]–1724: Ročnj Kalendář Hospodářský a Kancellářský.
Druck und Verlag:
(1) 1648–1653: Friedrich Lanckisch Erben, Leipzig, 1654–1672: Nicolaus Duncker, Goslar, 1673–1674: Nicolaus Dunckers Witwe, Goslar, 1675–1687: Simon Andreas Duncker, Goslar.
(2), (3) 1655 bzw. 1656–1672: Nicolaus Duncker, Goslar, 1673–1674: Nicolaus Dunckers Witwe, Goslar, 1675–1687: Simon Andreas Duncker, Goslar.
(4) 1664–1672: Nicolaus Duncker, Goslar, 1673–1674: Nicolaus Dunckers Witwe, Goslar, 1675–1688: Simon Andreas Duncker, Goslar.
(5) 1684: Paul Dalnsteiner, Regensburg, 1715: Johann Georg Hofmann, Regensburg.
(6) 1684–[1685?]: Paul Dalnsteiner, Regensburg, 1686–1701: Johann Georg Hofmann, Regensburg.
(7), (8) 1658–[?]: Ludmila Sedlčanská, Prag, 1685[?]–1687: Johann Arnolt, Prag, 1688: Catharina Arnolt Witwe, Prag, 1689–1724: Carl Ferdinand Arnolt, Prag.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 117f. Ergänzend: NB Prag, UA Prag (Ex. der Reihen 7 und 8 für 1685 bis 1714 gesehen am 8. und 9.8.2016). StA Weißenburg i. Bay. (Ex. der Reihe 5 für 1715). Sührig, 1979, Sp. 784f., 790. Deutsche Presse, 1996/1997/2003, Bd. 3.2, Sp. 867–881. Knihopis Českých, 1994, Bd. 2.4 (1998), S. 86–88, 161f. VD17. CERL. Ďurčanský, 2018, S. 261f.
Online:
(1), (2), (3), (4) [17.06.2014], (7) 1696, 1697 [12.08.2016].
Andere Drucke:
(1) Chymischer Frühling […]. Dresden 1648.
(2) Chymischer Thannebaum […] nach Hermetischer Philosophiae […]. Dresden 1650.
(3) Harmonia Ad Omnium Mysteriorum Cognitionem […] Chymischer Garten=Baw […]. Nürnberg 1653. Darin befindet sich ein Porträt von Krügener.
(4) Neu vermehrter Chymischer Frühling […]. Nürnberg 1654.
(5) Chymischer Sommer […]. Nürnberg 1656.
(6) Chymischer aufgewickelter Gebrauch und Bereitung seiner Elixiren […]. Dresden 1662. Darin befindet sich ein Porträt von Krügener. Online
(7) Materia Perlata. Goslar 1665. Online [18.06.2014]. Weitere Ausgaben z. B. Regensburg 1676, Bautzen 1680, Frankfurt a. M. 1712.
(8) Kurtze Vermeldung eines Cometen […]. Dresden 1665.
(9) Arcani Nephro Cathartici Descriptio […]. Wolfenbüttel 1673. Online [18.06.2014].
(10) Emblema Physicum Spagiricum […] AEnigmata, Philosophica, Chymica, […]. Dresden 1675.
(11) XXV. Medicinisch-Historische Episteln […]. Regensburg 1679.
(12) Continuation Seiner Medicinischen Episteln […]. Regensburg 1680.
(13) Derer Continuation noch XXV. Historische Episteln […]. Goslar 1680.
Quellenzitate:
(1) „Dieser Michael Crugener hat in der Mitten des vorigen Seculi gelebet/ und sich zu Dreßden als ein Practicus Medicinae aufgehalten/ und siehet man aus allen seinen Schrifften/ sonderlich aber aus seinem so genannten Chymischen Sommer/ daß er der obgemeldeten Secte ergeben gewesen sey. Denn er zeiget in demselben/ wie die Gewächse nach rechter Inluenz und rechten Maasse des himmlischen recht eingetheilten Zodiaci zusammlen und denn ferner Chymice und Astrologice recht zu praepariren. Es ist derselbe anno 1656. zu Nürnberg in 4. gedruckt und machet in seiner Verfassung etwa 2 ½. Alphabeth aus. Und habe ich von demselben um deswillen vornehmlich eine kleine Nachricht mit einrücken wollen/ weil ich sehe/ daß er fast von allen Scriptoribus Historiae Litterariae übergangen ist. Welches ob es deßhalben vielleicht geschehen/ daß sie ihn wegen seines einfältigen Styli und schulfuchsischen Methodi und nach den Paracelisischen Principiis schmeckenden Sachen nicht vor voll angesehen/ das kan ich nicht versichern/ dieses aber wohl/ daß er nachfolgende Schrifften ediret habe: 1) ein Tractat sub. tit. Chymischer aufgewickelter Gebrauch und Bereitung seines Elixiers in 4. Dreßden 1662. 2) Ej. Chym. Garten=Bau 4. Nürnb. 1653. 3) Ej. neuvermehrter Chym. Frühling 4. Nürnb. 1654. 4) Ej. Astronomia parva 4. Osnabrück 1670. 5) Ej. Eclipsigraphia 4. ibidem 1673.“ (Reimmann, 1713, S. 592f., auf diese Mitteilung von Reimmann im Kapitel über die „Jatro-Mathematici“ gründen alle späteren lexikalischen Artikel zu Krügener).
(2) „Wenn wir sonst keine Kranckheiten/ als den heutigen Scharbock/ oder vielmehr nur das einige Malum Hypochondriacum hetten/ so hetten wir übrig gnungsam Krancken/ welches wol wegen seiner Mächtigkeit Proteus und triceps Geryon möchte genennet werden/ weil diese Kranckheit sage ich aller Kranckheiten Natur und Art an sich nimmet/ bald unten bald oben lieget/ bald Freund bald Feind sich stellet. […] weil hierüber so wol unter hohen als niedrigen StandesPersonen keiner mehr gefunden wird/ welcher [n]icht sollte mit starcken GemühtsBewegungen beladen seyn/ in dem das unbeständige Glück bald erhöhet/ bald erniedriget/ bald erfreuet/ bald betrübet/ davon alle Tauungen werden zerstöret/ der natürliche Schlaff verhindert/ der gantze Leib erhitzet/ und alle Feuchtigkeiten verbrände/ ist nicht wunder/ daß diese Kranckheit noch gemeiner wird/ als sie zuvor gewesen. Unter dieser Gesellschafft/ bin ich auch ein zimlich Leidender und Geplagter gewesen/ aber nunmehr schon vor etlichen Jahren gäntzlichen restituiret, vor welches ich Gott offters billich dancksage/ und kan wol mit Warheit sagen/ daß ich dreyviertel Jahr lang alle Morgen/ fast ohne Schlaff auffgestanden wie ich mich zu Bette geleget/ und wegen des stetten Umbwenden keine Ruhe gehabt; Da findet man Zwicken im Gekröß/ und Grund des Magens/ ein stettiges außsprützen/ auffblehung und grollen im gantzen untern Leibe/ saure Gröbs/ spannen in beyden Seiten/ doch mehr in der Lincken als Rechten/ Schmertzen mitten im Rücken und Bangigkeit/ Verstopffung der Stuelgäng/ Hitz in den Weichen/ ein Klopffen umb den Magen/ und eine unverursachte Müdigkeit und Trägheit/ Schwindel/ Truckenheit der Augen/ Sausen und Klingen der Ohren/ kurtzer Athen/ fürcht Traurigkeit. Und ob ich wol stets dahin getrachtet/ wie ich nechst Gott/ und gebührende ArtzneyMittel möchte restituiret werden/ aber da war aller gesuchter Raht/ und angewendete Mühe umbsonst/ biß endlich/ durch sonderbahre Schickung GOttes (von meiner Mühe und Arbeit will ich nicht sagen) ich ein sonderliches Medicamentum erfunden/ von mir Materia Perlata genennet/ von welchen ich nechst Gott/ von so beschwerlicher und fast unheilsamer Plage bin liberiret und curiret worden; Denn es ist gar ein sonder= und wunderbahres Medicamentum, und habe seidhero/ ihrer viel von den allerunheilbahresten Kranckheiten curiret, derer ich eine zimliche Anzahl melden könnte/ ist aber ohnnötig/ vornemblich auch darumb weil es nicht jederman annehmlichen ist. Weil man demnach guten Wein ohn außgestecktes Zeichen verkauffen kann/ so ist es auch ohne das/ in kurtzen/ an viel vornehmen Orten und Städten bekandt worden/ wohin es von mir begehret worden: Und daß ich nur noch ein weniges melde/ so verrichtet es in der SchwerenNoht/ und GliederSchmertzen gleichsam Wunder/ dieweil es solche Patienten bald wiederumb zu ihrer Gesundheit bringet; Denn es durchdringet den gantzen Leib/ ohne Schmertzen/ gleich wie Oel wenn es auff Tuch gegossen wird: Und habe bey mir vielmahl mit verwunderung betrachtet/ was ich bey den vornehmen/ und hochgelahrten Guilhelmum Harveum gelesen (welcher der erste ist/ welchen Rogerius Draku, und Joh. Walleus gefolget) de circulatione sangvinis, da sie melden/ wie das Geblüt in der Menschen Cörper/ durch den Schlag der PulßAdern/ ohne unterlaß in den Menschen beweget/ und durch das Hertz getrieben werde; nemlich also/ daß es durch die Venam Cavam oder grosse BlutAder etc. In den rechten Theil des Hertzens oder dessen Ventriculum getrieben wird/ auß denselben wieder in die Venam Arteriosam, und alsdann von dar durch den gantzen Menschlichen Cörper auch biß in den eussersten Theil der Hände und Füsse/ und auß einem Glied in das andere/ und solche Bewegung geschicht/ wie gemeldet durch den Schlag der Pultz; […] worauß denn klar zu ersehen/ daß das Blut stets und für und für sich bewege/ und auß der Vena Cava in das Hertz/ auß dem hertz in die Arterias, auß den Arterijs wieder in die Venas, auß diesen wieder in das Hertz continuirlich also getrieben wird. Und darumb sage ich/ wann es ohne das were/ were es unmöglich/ daß meine Materia Perlata, oder sonderbahres Artzneystück/ so wunderlich verrichten könnte/ nun der Platz ist hie zu enge/ darumb kann ein Mehrers nicht gemeldet werden.“ (Der Grosse Schreib=Calender für 1662, zweiter Teil, S. C3a–4b).
(3) „Sintemal weil der Leib der Seelen Herrschafft unterworffen/ und ihr gehorchen muß/ so ist auch des Ampts des Gemüths und der Seelen/ daß sie die Affecten bezwinge/ damit der Leib das seine thue/ und mit der Vernunfft mässige; […] Und weil das Gestirn überall was mitwürcket/ und etlicher massen anfänglich Causa Causae wird/ muß man es mit lassen bey lauffen/ vornemblich/ weil auch eine Causa per accidens nicht gantz verworffen wird. [… es folgen Ausführungen zu den Aspekten und ihren Wirkungen, durchsetzt mit rein medizinischen Ausführungen über die richtige Bewegung des Körpers und des Gemüts, schließlich betonte Krügener die Notwendigkeit, über Krankheiten in Druckschriften zu berichten …] Weßwegen vor uns die Araber/ Griechen und Lateiner in ihrer Muttersprach die Kranckheiten beschrieben/ damit ihre Patienten besser informiret und zurfolge auffgemuntert würden. Warumb solten wir Teutsche dann so Hundneydisch seyn/ als were unser Muttersprach so arm/ daß auch wir nicht in derselben die Kranckheiten solten beschreiben/ in Betrachtung/ daß die Natur ja nicht nur in etlichen Sprachen sich erzeige/ sondern so wol sich auch den Teutschen bloß erzeige/ so wol als den Griechen und Arabern etc. [… Früher reichten einfache Kräuter zur Heilung,] welches heut zu Tage nicht wil angehen/ Ursach/ weil heut zu Tage/ widerspenstiger Kranckheiten sich begeben/ welche auff die gemeine Artzneyen nichts geben/ sondern sie müssen seyn multum formae & parum materiae, das ist/ wenig/ subtil/ durchdringend und spiritualisch. Derer Gleichheit ist meine absonderliche Artzney/ von mir Materia Perlata genandt/ mit welcher ich bey langen Jahren hero/ so viel mit Gottes Hülffe außgerichtet/ als sonst mit keiner Artzney hat seyn können/ vornemlich in der SchwehrenNoht/ Schlag/ Gicht/ Podagra/ Gonorrhaea, Scharbock/ Malum Hypochondriacum, windige Melancholey oder MiltzKranckheit/ von welchem grosse Traurigkeit/ Schwehrmuth und Verzweiffelung erfolget/ daß man offters erfähret/ daß solche Menschen ihres Lebens satt und überdrüssig werden/ und ihnen selbst/ durch verbotene Mittel das Leben verkürtzen: [… es folgt die ausführliche Darstellung des Wirkmechanismus mit Verweis auf lateinische Quellen …] Von welchen allen Schrifft= und Mündlicher Bericht außführlicher geschehen kan/ wenn es begehret wird/ in deme ich gerne antworte/ und Gott Lob nunmehr lange Jahr/ sehr weit und nahe entlegene Correspondentz mit hohen und vornehmen Leuten gehalten habe: Welches ich denen Gesundheitliebenden/ und vornemblich denen/ welche langwirige Kranckheiten an sich tragen/ zur Nachricht hier habe melden wollen.
Und weil bey etlichen Jahren hero/ auch in NiederSachsen/ diese edle Artzney/ Materia Perlata genandt/ (Gott Lob) in grossen Beruff und Ruhm kommen/ habe ich Unkosten und Postgeld zuersparen/ solche bey meinem Verleger dieses Kalenders/ Nicolaus Dunckern/ Buchdrucker der Stadt Goßlar/ wohlverwahret niedergeleget/ da sie ein jeder Bedürfftiger bekommen kan/ das Loth für 2. Reichsthaler/ wie dann auch bey ihme ein gedrucktes Tractätlein zubekommen/ welches absonderlich muß bezahlet werden/ mit 2. Mgr. welches ermelter Buchdrucker auff seine Unkosten gedruckt/ so fernern Nachricht giebet/ wie solche Artzney zu brauchen ist/ damit die Käuffer solches wissen können/ [… Krügener mahnte die Kranken, sich nicht auf die falsche und nachgemachte Arznei von anderen sogenannten Medizinern zu verlassen; seine Arznei sei mit Petschaft und Wappen autorisiert …]
Admonitio
Oder freundliche Erinnerung/ an die Herrn Podagricanten: Daß wo es ihnen beliebet/ sie mit mir wolten correspondentz halten/ wolte ich ihnen an die Hand geben/ daß sie erfahren solten/ daß das Podagra dennoch mit Gottes Hülffe abzuhalten sey/ daß es an ihren Gliedmassen/ nicht so gewaltsame Schmertzen/ ja wol keinen verüben solte: Ein mehrers hie zu melden/ gehe ich wissentlich vorbey: Denn die Remedia auff dem Pappier curiren niemand/ und ich weiß wol/ wenn man was gutes heimlich hält/ wird man darumb angefeindet/ Es heist aber Latratus canum mens generosa spernit.“ [Es folgt noch ein lateinisches Lobgedicht auf die Arznei Materia Perlata und auf Krügener, geschrieben in Dresden von Magister Johannes Bohemus, dortiger Rektor und Poët. Caes.] (Schreib= Hauß= Artzney und Gesundheit=Calender für 1671, zweiter Teil, S. C1a–3a).

Erstellt: 19.06.2014
Letzte Aktualisierung: 21.10.2019

kruegener_cruegner_michael.txt · Zuletzt geändert: 2019/12/18 14:40 von klaus-dieter herbst