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Bartolus, Abraham

„M. Abrahamus Bartolus, Beutensis, Misnicus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1625)
* ca. 1578 Beutha/Erzgebirge, † nach 1630 Leipzig [?]
Kalender seit mindestens 1624, verfaßt bis mindestens 1631

Abraham Bartolus wurde um 1578 in Beutha, einem kleinen Ort in der Nähe von Stollberg im Erzgebirge (Land Meißen, deshalb „Misnicus“ in der Selbstbezeichnung; nicht Beuthen an der Oder in Niederschlesien), geboren. Offenbar wuchs er später im benachbarten Schneeberg auf, denn auf diesen Ort verwies er im Wintersemester 1596 bei seiner Immatrikulation an der Universität in Leipzig (Erler, 1909, Bd. 1, S. 16 „Bartolus Abr. Schnebergen. (Beidnen.) 6 gr. i W 1596 M 38“). Aus dem Jahr 1596 der Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1578 geschlossen. An der Leipziger Universität wurde er am 29. April 1606 zum Baccalaureus und am 28. Januar 1608 zum Magister Artium promoviert (ebd.; vgl. die Gratulationsschrift Becker, 1608).
Bartolus lebte mindestens bis 1630 in Leipzig und beschäftigte sich mit Theologie (anderer Druck, Titel 2), Astronomie und Musik (anderer Druck, Titel 1; vgl. Eitner, 1959, Bd. 1, S. 358). Er wird in einem Brief von → Johannes Kepler an den Mathematikprofessor Philipp Müller in Leipzig (nach dem 13. September 1622) erwähnt („Abrahamo Bartholo gratias ago pro munere transmisso. […] quia primus is est, quod sciam, qui in praxi publica Harmonias inter planetarum configurationes recipit, eiusque efficaciam in meteoris tribuit. […]“, KGW, Bd. 18, S. 109). Es ist nicht klar, auf welche Schrift Bartolus’ sich Kepler bezog (vgl. den Kommentar in KGW, Bd. 18, S. 489). Mit den musikalisch-astrologischen Harmonielehren von Bartolus und Kepler setzte sich auch → Wolfgang Sigismund Espich in seinen Kalendern auseinander (vgl. z. B. den Kalender für 1650, Quellenzitat).
Bartolus war auch als Astrologe bei Hofe gefragt, denn er fertigte im Jahr 1619 ein Horoskop für den damals zwanzigjährigen Friedrich von Sachsen-Altenburg (1599–1625) an (FB Gotha, Chart. B 389, fol. 1–46). Eine diesem Horoskop folgende „General Tabell, Darauß zu sehen Was fast Auff einen ieden Tag in einem Jeden Monden vor eine Application, vnd darauff vor eine Zuneigung zu gewarthen sey.“ könnte ebenfalls von Bartolus verfaßt worden sein (ebd., fol. 48–70).
Der erste überlieferte Kalender von Bartolus ist für das Jahr 1625 nachweisbar, damals in Nürnberg gedruckt und für Nürnberg berechnet. Schon davor brachte er aber nach eigener Aussage einen Kalender für 1624 für Schneeberg im Erzgebirge heraus (Kalender für 1625, zweiter Teil, S. A2b). Für seine Kalender erlangte er ein kurfürstliches Privilegium, zunächst am 22. Oktober 1623 für sechs Jahre. In einem Schreiben vom 14. Dezember 1630, das er mit „M. Abrahamus Bartolus etc. Theol. & Astronom:“ in Leipzig unterzeichnete, bat er um weitere sechs Jahre Verlängerung, was ihm gewährt wurde (SächsHSA Dresden, Oberkonsistorium Loc. 10757, Vol. 3, fol. 168–169).

Titel:
1624[?]–1631[?]: Almanach vnd Schreib Kalender.
Druck und Verlag:
Kalenderreihe für Schneeberg:
1624–[1626?]: ?, [Leipzig ?], 1627[?]–[1628?]: Druck ?, Neustadt am Schneeberg (Reske, 2007 kennt für diese Zeit keine Druckerei bei/in Schneeberg), 1629: Druck Gregor Ritzsch, Leipzig, Verlag Abraham Bartolus, Leipzig, 1630–1631[?]: Druck Abraham Lamberg, Leipzig, Verlag Abraham Bartolus, Leipzig,
Kalenderreihe für Nürnberg:
1625–1629: Wolfgang Endter, Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 70. Ergänzung: StB Braunschweig, Zs I 676/13 (Ex. für 1629). SBPK Berlin, Bandkatalog, Bd. 3, S. 829 (Ex. für 1631). Herbst, 2014b, S. 389. Matthäus, 1969, Sp. 1345. Zinner, 1941/64, S. 393 und passim, unter anderem S. 397, Nr. 5050 (Ex. für 1627 mit Druckort Neustadt am Schneeberg). VD17. CERL.
Andere Drucke:
(1) Mvsica Mathematica, Das ist: Das Fundament der allerlieblichsten Kunst der Musicae […]. [Leipzig]. Enthalten in: Theatri Machinarum […]. Teil 6, S. 89–175. Leipzig 1614. FB Gotha, Math 4° 00068/02 (06). SLUB Dresden, 40.8.5065-6, online [13.12.2016].
(2) Aqvila Esdraea: Das ist: Historische Außlegung vnd Erklärung deß Gesichtes Esdrae/ So er von dem letzten Reich der Welt/ vnd desselben Zustand/ den es in seinem Anfang/ Mittel vnd Ende/ nach Gottes geheimen Raht vnd Verordnung bekommen soll/ gehabt/ vnnd in seinem Vierdten Buch im 11. 12. vnnd 13. Capittel beschrieben. Gestellet durch M. Abrahamvm Bartolvm, Beutensem Misn. S. S. Theol. & Mathemat. discipl. studiosum. Ohne Ort 1621. SBPK Berlin, Bl 8272. Und in anderen Bibliotheken.
Quellenzitat:
„Es fället aber hierinnen eine Frage für/ ob die Soni oder Stimmen in Monochordo von E oder F anfahen seyn/ und also auch/ wo das Principium numerandi Aspectus coelestes Harmonice herzunehmen sey? Hierauff ist die Antwort: Was mit der Vernunfft und Erfahrung überein stimmet/ demselbigen soll man billich folgen. Nun lehret die Erfahrung und die Vernunfft die Musicos gar wol/ daß man aus dem E allezeit besser und künstlicher das Monochordum oder Clavichordium anfehet/ als aus dem F: Wie solches aus dem Monochordo Andreae Reinhardi, und Musicâ Mathematicâ M. Abrahami Bartoli, Mathematici Lipsiensis, kan füglich erwiesen werden. Ist nun diesem also/ wie alle rechtschaffene Musici bekennen müssen/ so folget hieraus/ daß die jetzigen newen Aspectus der Neotericorum Astronomorum, sonderlich Herrn Kepleri, falsch/ und nicht richtig seyn/ als da ist der halb Gesechsteschein/ der Gefünffteschein/ der Tridecilis, und Zweygefünffteschein/ denn sie haben kein recht Fundament in der Natur/ und Harmoniâ Musica coelesti oder Mathematicâ: Wie ich denn solches A. C. 1636 und A. C. 1638/ in meinem offentlichen Calendario weitleufftig außgeführet.“ (Wolfgang Sigismund Espich: Schreib=Calender für 1650, zweiter Teil, S. A4a–b).

Erstellt: 13.12.2016
Letzte Aktualisierung: 21.12.2018

bartolus_abraham.txt · Zuletzt geändert: 2018/12/21 11:02 von klaus-dieter herbst