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simplicissimus_junger_ehelich_geborner_pseud

Simplicissimus, Junger ehelich geborner (Pseud.)

„Der junge ehelich gebohrne Simplicissimus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1675)
Grimmelshausen, Johann Jakob Christoffel von
Kalender seit 1673, erschienen bis mindestens 1675

Diese Kalenderreihe, von der nur der Jahrgang 1675 überliefert ist (siehe Herbst, 2008a, S. 148) und über die erstmals am 22. November 2007 auf einem Symposium in Bremen berichtet wurde, nachdem sie am 7. November 2007 entdeckt worden war (vgl. Herbst, 2008d, S. 104f.), gehört zu den insgesamt sechs Reihen, die als „simplicianische Jahreskalender“ am Ende des 17. Jahrhunderts in fünf verschiedenen Verlagen in Nürnberg (Felsecker, Hoffmann, Endter), Altenburg (Rüger) und Molsheim (Straubhaar) herauskamen, vgl. → Simplicissimus, Simplicius (Pseud.), → Simplicissimus, Junger (Pseud.), → Argutissimus, Expertus Rupertus (Pseud.), → Curaschiander (Pseud.), → Necho von Alkair (Pseud.).
Daß diese Kalenderreihe mit dem Jahr 1673 einsetzte, folgt aus der Überschrift in der Textspalte des einzigen überlieferten Exemplars: „Fernere Continuation, Deren 1673. angefangenen Simplicianischen Erzehlung“ (Kalender für 1675, Kalendarium, S. A3a). Der Verfasser der Erzählung ist zweifelsfrei Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen; Peter Heßelmann resümierte: „In der Grimmelshausenforschung geht man unisono davon aus, daß sie vom simplicianischen Autor herrühren“ (Heßelmann, 2012, S. 121), Dieter Breuer hält für „die unterhaltenden Teile des Molsheimer Kalenders […] die Beweislage für erdrückend“ (Breuer, 2011, S. 184) und Italo Michele Battafarano und Hildegart Eilert, denen Klaus Matthäus noch vor Erscheinen des Faksimilebandes eine Kopie des Kalenders zugeschickt hatte, sind „zu der Ansicht gelangt, dass es sich um ein Werk Grimmelshausens handelt“ (Battafarano/Eilert, 2008, S. 52; vgl. Battafarano/Eilert, 2012).
Am Schluß der simplicianischen Erzählung wird von Grimmelshausen der Bogen gespannt zu dem Kalender des alten Simplicissimus (Quellenzitat), was auf Grimmelshausens Beobachten der Kalenderlandschaft hindeutet und als Fingerzeig auf seine Autorschaft bzw. Autorisierung des „Europäische[n] Wundergeschichten Calender[s]“ interprtiert werden kann (vgl. Herbst, 2012d, S. 334).

Titel:
1673–1675[?]: Des jungen ehelich gebohrnen Simplicissimi […] Schreib=Kalender.
Druck und Verlag:
1675: Johann Heinrich Straubhaar, Molsheim.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 148.
Literatur:
Klaus Matthäus: Grimmelshausen – ein Autor von Jahreskalendern. In: Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Simplicianische Jahreskalender. Europäischer Wundergeschichten Calender 1670 bis 1672 (Nürnberg), Schreibkalender 1675 (Molsheim). Faksimiledruck der vier Kalenderjahrgänge erstmals neu herausgegeben und kommentiert von Klaus Matthäus und Klaus-Dieter Herbst. Erlangen, Jena 2009, S. 215–277.
Klaus Matthäus: Die Europäischen Wundergeschichten Calender des Simplicius Simplicissimus für 1670 bis 1672 und der Schreib-Kalender des jungen ehelich gebohrnen Simplicissimi für 1675. In: Peter Heßelmann (Hrsg.): Grimmelshausen als Kalenderschriftsteller und die zeitgenössische Kalenderliteratur. Bern, Berlin, Brüssel, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien 2011 (= Beihefte zu Simpliciana 5), S. 89–151.
Dieter Breuer: Zur Frage der Autorschaft Grimmelshausens an den simplicianischen Jahreskalendern Felßeckers, Hoffmanns und Straubhaars. In: Peter Heßelmann (Hrsg.): Grimmelshausen als Kalenderschriftsteller und die zeitgenössische Kalenderliteratur. Bern, Berlin, Brüssel, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien 2011 (= Beihefte zu Simpliciana 5), S. 159–184.
Peter Heßelmann: Die simplicianischen Jahreskalender in der Altenburger Kalendersammlung. In: Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Astronomie – Literatur – Volksaufklärung. Der Schreibkalender der Frühen Neuzeit mit seinen Text- und Bildbeigaben. Bremen und Jena 2012, S. 115–150.
Quellenzitat:
„[…] Herr Anthoni fragte mich hierauff/ wo sich ietzo mein Vatter der alte Simplicissimus auffhielte/ aber weil Ichs Ihm nicht sagen konde/ sintemahl Er mir lang nichts geschrieben/ sagte einer Er were gestorben/ Ein anderer Er wär wider bey anfang deß Frantzösischen Kriegs in frembde Länder verreiset/ vnd der dritte sagte/ Er hette sich widerumb in den Mummel=See zu seinen bekandten Sylphis in sicherheit begeben/ von wannen Er künfftig wieder viel Newes mitbringen würde: Rupertus aber liesse sich vernehmen/ Er köndte nicht in gar weiten Ländern viel weniger wieder gar auß der Welt seyn/ weil man noch alle Jahre Calender von Ihme sehe. […].“ (Schreib=Kalender für 1675, zweiter Teil, S. E4b).

Erstellt: 16.07.2015

simplicissimus_junger_ehelich_geborner_pseud.txt · Zuletzt geändert: 2015/07/18 18:33 (Externe Bearbeitung)