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Taust, Johann Gottfried

„Johann Gottfried Taust/ Hall. Sax. Pfarrer in Opien/ Käyserl. gekrönter Poet/ der Teutschgesinneten Mitverbundener/ und der Edlen Gestirne und Göttlicher Wunderzeichen Liebhaber“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1683)
* ?.3.1647 Dieskau bei Halle/Saale, † 24.11.1716 Oppin bei Halle/Saale
Kalender seit 1682, verfaßt bis 1705

Johann Gottfried Taust wurde im März 1647 (CERL) in Dieskau, einem Dorf unweit von Halle an der Saale, geboren. Sein Vater war Georg Taust, zuerst Pfarrer in Nauendorf, dann ab 1640 in Dieskau und schließlich von 1654 bis 1685 Pfarrer in Giebichenstein bei Halle (Taust, 1681 (anderer Druck, Titel 2), S. )(iiija; vgl. Dreyhaupt, 1750, S. 736, 894, 901). Er hatte mindestens zwei Brüder, die älteren Christoph († 1683) und Georg († 1720), beide Pfarrer in Giebichenstein (Dreyhaupt, 1750, S. 901), und eine Schwester, die mit Sebastian Schilling, Pfarrer in Trotha und Sennewitz bei Halle, verheiratet war (vgl. Taust, 1681 (anderer Druck, Titel 2), Widmung). Im Oktober 1668 schrieb sich Taust in die Matrikel der Universität Jena ein (Jauernig/Steiger, 1977, S. 806 „Taustius, Jhn. Gottfr., Discaviensis Saxo, n. W 1668, Dep. 14. 10. 1668“). 1673 wurde Taust Pfarrer in Oppin, das rund 20 km nördlich des Geburtsortes Dieskau liegt. In Oppin starb Taust am 24. November 1716 „im 70 Jahre seines Alters“ (Dreyhaupt, 1750, S. 938). Nur 5 km südöstlich von Oppin liegt Hohenthurm, in dem Anfang des 17. Jahrhunderts der Pfarrer und Kalendermacher → Christian Pyrlaeus lebte.
Auf dem Titelblatt des Kalenders für 1683 bezeichnete Taust sich als „der Teutschgesinneten Mitverbundener“. Als der „Traurende“ wurde er 1678 in die Deutschgesinnte Genossenschaft (Rosenorden), 1643 von Philipp von Zesen in Hamburg gegründet, aufgenommen (Zesen, 1678). Einzelheiten über Tausts Verbindung zu dieser Genossenschaft konnten nicht ermittelt werden.
Vermutlich unter dem Eindruck der gewaltigen Himmelserscheinung des großen Kometen von 1680 stehend (vgl. andere Drucke), begann Taust 1681 mit dem Kalenderschreiben und gab seinem Kalender den Titel „Cometen und Göttlicher Wunder=Zeichen Calender“. Der erste Jahrgang erschien für das Jahr 1682 und in diesem brachte er eine historische Aufzählung aller Kometenerscheinungen bis zum Jahr 602. Die „Continuatio der Erzehlung von Erscheinung der Cometen und ihrer Bedeutung“ von 603 bis 1347 folgte im überlieferten Kalender für 1683 (Kalendarium, S. B1a). Am Schluß des Kalendariums betonte er, daß er seine „Calender nicht vor Hochgelährte Astronomos, sondern vor Bauern und Land=Leute“ schreibe (Kalendarium, S. D4b) und es deshalb ausreiche, die Zeiten für die Mondphasen nur nach den Stunden anzugeben und nicht minutengenau.
In seinem ersten Kalender für 1682 hatte Taust von zahlreichen Wunderzeichen geschrieben und daraus die schlimmen Bedeutungen für die Stadt Halle abgeleitet, z. B. daß die Pest fünf Jahre in Halle wüten würde, von denen erst drei vorbei seien. Das rief bei einigen Lesern offenbar Widerspruch hervor, denn er beklagte, daß „wider mich und meinen Calender viel Schmähungen ausgestossen“ wurden (Kalender für 1683, zweiter Teil, S. C2b). Er verteidigte sich und seinen Kalender für 1682 durch Verweis auf die Quelle, aus der er schöpfte, z. B. beim Wunderzeichen von 1678 aus der „Wunder=Chronica“ von Johannes Praetorius (ebd., S. C3b).
Bei der weiteren astrologischen Interpretation der Himmelserscheinungen verwies Taust auch auf Schreibkalender anderer Autoren, z. B. auf den „Historien= und Schreib=Calender“ für 1682 von → Johannes Vulpius (ebd., S. C4a) und auf → Christoph Neubarts „Calender übers 1682. Jahr“ (ebd., S. C4b). Auch zitierte er aus einem Traktat vom Kometen 1677, den → Gottfried Kirch verfaßt hatte (ebd., S. D1b). Taust glaubte fest an die göttliche Bedeutung der Wunder und an den Leser gewandt schrieb er, „daß von Anno 1678. 79. 80. und 81. ich unterschiedliche Prodigia und Zeichen/ so sich in/ um/ und bey der Stadt Halla begeben/ angemercket und aufgezeichnet habe/ welche/ wann ich dieselben erwogen und behertziget/ wären selbige allein sufficient und genug gewesen/ auf die Gedancken zu gerathen/ und festiglich dafür zu halten/ es werde sich etwas in der geliebten Stadt ereignen/ wann schon keine Astronomische Muthmassungen da wären.“ Hierüber wolle er „ein Tractätlein von 4. biß 5. Bogen“ herausbringen, dessen Titel lauten könnte: „Prodrome Mortis & Contagionis: Halae & Regionis. Oder zu teutsch: Die Vorboten und Zeichen/ des Todes und Pest=Seuchen/ des Landes und Stadt Hall/ ein und zwantzig an der Zahl“ (ebd., S. D1a).
Am Schluß des zweiten Kalenderteils verteidigte sich Taust auch gegen den Vorwurf, sein Kalender für 1682 wäre „aus andern Calendern erbauet“ (ebd., S. D3a). Aus diesem Grund hatte nämlich der Verleger des Weimarer Kalenders von → Johann Erhard Köhler an Tausts Verleger die Aufforderung geschrieben, man solle mit dem Raubdruck nicht fortfahren. Zu seiner Verteidigung, daß er Köhlers Kalender nicht nachgemacht habe, verwies Taust auf die Gestaltung der Kalender der älteren Autoren → Johann Philipp Hahn (Goslaer Kalender für 1664), → Johann Gottfried Grosse und nochmals Johannes Vulpius (ebd., S. D3b) sowie → Johann Caesar (ebd., S. D4a), die lange vor ihm in ähnlicher Weise das Kalendarium gestaltet hätten. Taust merkte ferner an, daß Vulpius seinen „Historischen Schreibe=Calender […] mir im Novemb. Anni 1681. da mein Calender schon 8. Wochen zu Kauffe gegangen/ zum Zeichen einer unverfälschten Freundschafft überschicket“ hat (ebd., S. D4a). Schließlich hoffte er, der Leser möge „ein unpartheiischer Judex“ sein und seine Unschuld erkennen. Als Zeugen für seine Unschuld könne Taust auch drei Magister und Pfarrer sowie zwei Jurastudenten aufbieten, „welche meinen [geschriebenen] Calender über das 82ste Jahr/ schon vor und in der Faste Anni 81. in Händen gehabt und gelassen“, also lange bevor sowohl dieser als auch der Köhlersche gedruckt vorlagen (ebd., S. D4b). Die drei namentlich nicht genannten Magister und Pfarrer könnten Johann Gottfried Olearius, Pfarrer an der Liebfrauen-Kirche in Halle, Gottfried Cuno, Pfarrer auf dem Neumarkt (damals vor Halle) und Johann Rennert, Pfarrer in Landsberg bei Halle, gewesen sein (vgl. Taust, 1681 (anderer Druck, Titel 2), Widmung).
Die zweite Kalenderreihe kündigte bereits auf dem Titelblatt eine Besonderheit an, daß nämlich neben den Historien über die Türken auch eine „Historische Beschreibung des Anno 1682. angegangenen und fort währenden Türcken= Kriegs/ dem großgünstigen Leser zur Belustigung in Teutsch=gebundener Rede entworffen“ wurde und im zweiten Teil, „der Practica zu finden“ ist. Taust veröffentlichte am Schluß des zweiten Teils seines Kalenders Verse, in denen er die Kriegsereignisse schilderte. Im Kalender für 1691 sind es bereits in der siebenten Fortsetzung die Verse Nr. 1480 bis 1732 (zweiter Teil, S. C3a–D2a).

Titel:
(1) 1682–1700[?]: Cometen und Göttlicher Wunder=Zeichen Calender.
(2) 1685–1705: Poetischer Türcken= Kriegs= und Teutschen Siegs= Calender.
Druck und Verlag:
(1) 1682–[1694?]: Druck Gallus Niemanns Witwe, Leipzig, Verlag Christoph Salfeld d. Ä. Erben, Halle, [1695?]–1700[?]: Christoph Salfeld d. J., Halle.
(2) 1685–1697: Justus Reinhold, Leipzig, 1698–1705: Justus Reinholds Witwe, Leipzig.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 154. Herbst, 2011a, S. 57. Ergänzung: LASA Dessau (Ex. für 1689 der Reihe 1). VD17. CERL.
Online:
(1), (2) [05.03.2015].
Andere Drucke:
(1) Glüks-Verwandlung der Verliebten […] Beschrieben von einem Freund der Musen/ dem sein Schicksal […] sich nicht anders zu nennen verlaubt Als Den Traurenden. Jena 1673. BL London, 12554.a.3, zitiert nach Flood, 2006, Bd. 4, S.2067. (2) Der Von Abend gegen Morgen lauffende Unglücks=Prophete Oder Nach gemeiner Art benahmte Comet oder Schwantz=Stern/ welcher abermahls dieses 1680sten Jahres von 6 November an/ biß auf den 24 hujus leuchtend sich hat sehen lassen/ Nebst andern bey dessen Leuchtung vorgegangenen Himmels=Wundern. Halle 1681. ThULB Jena, 4 Math. VII, 91 (9).
(3) Cometa Redivivus, Das ist/ Der aus der Aschen viel entsetzlicher als zuvor hervor flammende und Aufs neue sich unserm Gesichte praesentirende VnglückProphete Oder Der nach gemeiner Art genannte Comet und Schwantz Stern/ welcher seinen Curs und Lauff geändert/ und nach dem er unter der SonnenStrahlen 3. Wochen verdecket gewesen/ nun mehr deß Abends alsbald nach der Sonnen Untergang sich sehen lässet. […]. Halle 1681. ThULB Jena, 4 Math. VII, 91 (10).

Erstellt: 12.03.2015
Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 12.01.2018
Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 08.12.2021

taust_johann_gottfried.txt · Zuletzt geändert: 2021/12/08 14:54 von klaus-dieter herbst