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Griesser, Johann Conrad

„Johann Conrad Griesser dieser Künsten besonderer Liebhaber“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1676)
* 2.6.1670 Schaffhausen, † nach 1696 [Schaffhausen ?]
Kalender seit mindestens 1675, verfaßt bis mindestens 1697

Schreibkalender mit dem vermeintlichen Verfassernamen „Johann Conrad Griesser“ erschienen vermutlich erstmals für das Jahr 1675. Der älteste überlieferte Schreibkalender für 1676 brachte im zweiten Teil die „Continuation Türckischer Historien“ (S. G4b–H1b), sodaß diese Kalenderreihe bereits für 1675 herausgekommen war.
Bekannt ist ein am 2. Juni 1670 geborener Johann Conrad Griesser, der ein Sohn des Schaffhauser Rechenlehrers → Melchior Griesser war (Schaffhauser Schriftsteller, 1869, S. 18; für den am 7. Mai 2017 gegebenen Hinweis auf diese Literatur danke ich Dr. Norbert D. Wernicke, Bern). Der Sohn kann im Kindesalter den Kalender für 1675 noch nicht verfaßt haben. Vorstellbar ist aber, daß der Vater, der seit 1662 bereits eine Kalenderreihe in Solothurn drucken ließ, den Namen seines Sohnes gleichsam als Pseudonym für eine neue, jetzt in Basel gedruckte Kalenderreihe verwendete. Ein solches Vorgehen war damals nicht ungewöhnlich, denn die Kalendermacher wußten, daß die Kalenderkäufer nicht verschiedene Kalendertitel von demselben Verfasser kaufen wollten, sondern von verschiedenen Verfassern (vgl. z. B. die rechtsgeschichtlich aufschlußreichen Ausführungen von → Gottfried Kirch über die Verwendung der verschiedenen Namen und Pseudonyme bei den verschiedenen Kalendertiteln, siehe dazu Herbst, 2012d und Herbst, 2015c). Später könnte der Sohn dann tatsächlich die unter seinem Namen erschienenen Kalender selbst verfaßt haben. 1706 bis 1708 ist er als „Landvogt nach Membrisio“ nachweisbar (Schaffhauser Schriftsteller, 1869, S. 18).
Der Drucker Johann Konrad von Mechel heiratete 1681 Anna Margaretha Decker, Tochter des Druckers Johann Jakob Decker (Reske, 2007, S. 93). Somit ist nachvollziehbar, daß von Mechel Griessers bei Decker begonnene Kalenderreihe weiterdruckte.
Der Name „Griesser“ wurde noch bis in das 19. Jahrhundert als Markenzeichen auf einem Kalender verwendet. Bekannt ist ein „oberrheinischer Kalender, sonst Griesser genannt“ für 1820, den Johann Heinrich Decker in Colmar druckte (Wernicke, 2018, S. 450).

Titel:
1675[?]–1697[?]: Schreibkalender.
Druck und Verlag:
1675[?]–[1681?]: Johann Jakob Decker, Basel, [1682?]–1697[?]: Johann Konrad von Mechel, Basel.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 94. Wernicke, 2012a, S. 25. GVK.

Erstellt: 06.03.2017
Letzte Aktualisierung: 15.08.2019

griesser_johann_conrad.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/15 10:52 von klaus-dieter herbst