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Neubarth, Christoph

„Boleslâ-Silesio, Theo-Astro-logo“; „Diener am Worte Gottes und Pfarr zur Holzkirche in Ober=Lausitz“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern)
* 10.08.1607 Bunzlau/Schlesien, † 02.11.1681 Holzkirch/Oberlausitz
Porträt
Kalender seit 1644, verfaßt bis 1682
Übernommene Reihen: → Hancke d. J., Valentin; → Frölich, David

Christoph Neubarth wurde am 10. August 1607 als Sohn des gleichnamigen Pfarrers und Bürgers in Bunzlau (heute polnisch Bolesławiec) geboren (Presbyterologia, Bd. 3, S. 318; für den am 1. Mai 2014 gegebenen Hinweis auf diese handschriftliche Quelle und für das Zusenden von Kopien danke ich Michael Beckert, Königslutter, Archiv Stadt und Kreis Lauban). Die Mutter war eine geborene Hartig (Pfarrerbuch Schlesien, Bd. 9, S. 419). Zunächst besuchte er die Schule in Bunzlau, wechselte später aber an das Elisabeth-Gymnasium in Breslau. 1628 erlernte er „privatim“ (also in einem Privatunterricht) die „Principia und Fundamenta Sphaerica von Herrn Christophoro Schwartzbachio“, Mathematik- und Poetik-Lehrer am Maria-Magdalena-Gymnasium in Breslau (Neubarth: SchreibCalender für 1678, zweiter Teil, S. A2b). Nach Abschluß der Schulzeit begann Neubarth ein Studium der Theologie an der Universität in Leipzig, wo er im Sommersemester 1628 immatrikuliert wurde (Erler, 1909, Bd. 1, S. 314 „Neubarth Christoph. Boleslavien. 12 gr. i S 1628 P 65“). Danach arbeitete er zunächst als Hauslehrer bevor er 1634 in Dresden für das Pfarramt in Holzkirch (heute polnisch Kościelnik) ordiniert wurde (Pfarrerbuch Schlesien, Bd. 9, S. 419; Presbyterologia, Bd. 3, S. 318). Am 9. Mai 1635 heiratete er Marie Tscherning (gest. 12. Juni 1681 im Alter von 72 Jahren), Tochter des Bunzlauer Stadtrichters Andreas Tscherning (ebd., S. 319). Nach einem Schlaganfall im Jahre 1678 konnte er sein Amt nicht mehr ausführen. Christoph Neubarth starb am 2. November 1681 (ebd., S. 319) und wurde auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitskirche in Lauban begraben. Die Inschrift auf seinem Grabstein lautet: „Hier ruht unter den Sternen, dessen Seele über den Sternen war. Seine Seele schwang sich über die Sterne.“ (Plüschke, 1935).
Von den erstmals für das Jahr 1644 verfaßten Kalendern sind die ersten 5 Jahrgänge vermutlich nicht überliefert (erster überlieferter Jahrgang dieser Reihe ist der für 1649 im Stadtarchiv Sopron). Neubarth trat im Breslauer Verlag von Georg Baumann bei den Kalendern für Schlesien und die Lausitz die Nachfolge des Kalendermachers David Frölich an (Pavercsik, 2018, S. 329; vgl. Wendt, 1903, S. 387–390). Auch eine von Valentin Hancke d. Ä. begründete Kalenderreihe in Oktav führte Neubarth weiter, denn es heißt z. B. auf dem Titelblatt des Kalenders für 1672, daß dieser durch „Valentini Hanckens Continuatorem (C. N. Theologum & Astrophilum)“ verfertigt wurde. Mehrere Reihen noch kleinerer (12°) und in Breslau gedruckter Kalender und „Allmanach[e]“ kamen ebenfalls als Fortführungen der Reihen älterer Kalendermacher (seit → Bernhard Kracker) unter Neubarths Namen heraus (sie werden hier nicht aufgelistet, siehe aber Wendt, 1903, S. 386f.).
Die in Siebenbürgen gedruckten „Calender“ (Kronstadt) und „Allmanach“ (Hermannstadt) wurden ebenfalls von dem verstorbenen Frölich übernommen (Teutsch, 1892, S. 178f.; Avram, 1979, S. 25–30). Sicher ist ferner, daß Neubarth von Frölich auch dessen ungarische Kalenderreihen „Kalendariom“ übernommen hat (RMNy, 2000, S. 558f., 620). Ob das auch für die zwei tschechischen Reihen „Kalendář“ zutrifft (vgl. RMNy, 2012, S. 463, 921f.), konnte nicht ermittelt werden. Nach seinem Tod führte zunächst sein Sohn → Johann Neubarth die Kalenderreihen fort, nach dessen Tod → Gottfried Kirch.

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1644–1682: SchreibCalender, Format 4°.
(2) 1678[?]–1682: Haus= Wirtschafts= und Schreib=Calender, Format 4°.
(3) 1644–1682: SchreibKalender, Format 8° [in Nachfolge von Valentin Hancke d. J., dort Reihe 3].
(4) 1655[?]–1682: Calender, Format 8° [in Nachfolge von David Frölich, dort Reihe 8].
(5) 1652[?]–1682: Allmanach, Format 8° [in Nachfolge von David Frölich, dort Reihe 6].
(6) 1651–[1682?]: Almanach, Format 8° [in Nachfolge von David Frölich, dort Reihe 9].
(7) 1655[?]–[1682?]: Kalender, Format 8° [vgl. bei David Fröhlich die Reihen 11 und 12].
Ungarische Kalender:
(8) 1651–[1682?]: Kalendariom, Format 8° [in Nachfolge von David Frölich, dort Reihe 17].
(9) 1652[?]–[1682?]: Kalendariom, Format 8° [in Nachfolge von David Frölich, dort Reihe 20].
(10) 1654[?]–[1682?]: Kalendariom, Format 8°.
(11) 1660[?]–[1682?]: Kalendariom, Format 8°.
Tschechische Kalender:
(12) 1664[?]–[1682?]: Kalendař, Format 8°.
(13) 1670[?]–[1682?]: Kalendář, Format 8°.
Druck und Verlag:
(1), (2) und (3) 1644–1650: Georg Baumann, Breslau, 1651–1682: gedruckt in der Baumannischen Erben Druckerei von Gottfried Gründer, Johann Christoph Jacob, Johann Günther Rörer, Breslau.
(4) Michael Herrmann, Kronstadt.
(5) Marcus Pistorius, Hermannstadt.
(6), (8), (12) 1651–1664: Lorenz Brewer, Leutschau, 1665: Lorenz Brewers Erben, Leutschau, 1666–1682: Samuel Brewer, Leutschau.
(9) 1652–1665: Abrahám Szenci Kertész, Großwardein, 1666–[?]: Szenci Kertész, Hermannstadt.
(7), (10) 1654–1657: Valentin Gevers, Kaschau, 1658–[1664?]: Marcus Severinus, Kaschau, [1665?]–1668: Johann David Türsch, Kaschau.
(11) János Rosnyai, Sárospatak.
(13) Jan Dadan, Žilina.
Nachweis:
Avram, 1979, S. 25–30. Herbst, 2008a, S. 130. Teutsch, 1892, S. 178f. VD17. CERL. RMK II, 1885. RMNy, 1983. RMNy, 2000. RMNy, 2012. OSZK. Pavercsik, 2018, S. 328, Anm. 43 (Ex. der Reihe 1 ab 1649), S. 331, Anm. 50 (Ex. der Reihe 2 ab 1678). Wendt, 1903, S. 386–390.
Online:
(6) 1651 [12.06.2014].
Andere Drucke:
(1) Prodromos calamitatum das ist: Astrologischer Unglücks-Bothe oder Bericht von dem im Decemb. des 1652 Jahrs erschienen und ohngeschwäntzten Comet-Stern und seinen vermutlichen Bedeutungen. Breslau 1653. (Zit. n. Brüning, 2000, S. 183, Nr. 1024). (2) Astrologische Gedancken/ Uber die Zween neulich entstandene erschreckliche Comet=Sterne/ Deren einer/ im Christ=Monat/ verwichenen 1664. Jahres/ Und der ander/ im Januario, deß drauff=folgenden 65. Jahres/ erschienen vnd gesehen worden/ Einfältig/ und ohne Affecten, auffgesetzt und an Tag gegeben/ Von Christophoro Neubarthio, B. S. Theo-Astro-logo. Breslau 1665.
Literatur:
Ilona Pavercsik: Die Neubarths, namhafte Breslauer Kalenderschreiber und ihre Werke in Ungarn und Siebenbürgen. In: Klaus-Dieter Herbst, Werner Greiling (Hrsg.): Schreibkalender und ihre Autoren in Mittel-, Ost- und Ostmitteleuropa (1540–1850). Bremen 2018, S. 319–353.

Erstellt: 28.04.2014
Letzte Aktualisierung: 04.11.2019

neubarth_christoph.txt · Zuletzt geändert: 2019/11/04 19:00 von klaus-dieter herbst