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Pyrlaeus, Christian

„Hallensis, Pfarherr vnd Astronomus auffn Hohenthurn“; „nun in das neundte Jahr Pfarrer vnd Astrophilus auffm Hohenthurn/ seines Alters 33. Jahr/ seiner Astrologischen observation aber 14. Jahr“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1604, 1611)
* ca. 1578 Halle, † 9.1.1622 Hohenthurm (bei Halle)
Kalender bzw. Prognostiken seit 1598, erschienen bis mindestens 1630

Die beiden zitierten Selbstbezeichnungen auf den Kalendertitelseiten geben bereits drei Eckdaten zum Leben von Christian Pyrlaeus preis: das ungefähre Geburtsjahr 1578, der Beginn des Verfassens von Kalendern bzw. Prognostiken 1598 und die Besetzung der Pfarrstelle in Hohenthurm 1602.
Aus dem Druck der am 13. Januar 1622 von Paul Röber, Fürstlich-Magdeburgischem Hofprediger, gehaltenen Leichenpredigt auf Christian Pyrlaeus sind weiterhin zu entnehmen: der Vater Andreas Pyrlaeus, Pfarrer in Reideburg und Büschdorf (Röber schrieb „Riedeberg“ und „Bißdorff“; beides damalige Dörfer östlich von Halle, heute eingemeindet), die Witwe Barbara Pyrlaeus, geb. Zeising, die Schwiegermutter Eva Muth, die bei der Beerdigung anwesenden Brüder (Magister) Johannes, Georg und Urban (Pfarrer in Oßmünda, Selbitz und Ekendorf) (Röber, 1622, S. )( )(1b). Ferner: Pyrlaeus war nach seiner Ausbildung anfangs Erzieher der Töchter des Vollrad von Rauchhaupt, Erbsasse auf Hohenthurm und Trebnitz.
Röber zeichnete am Schluß auch den Lebenslauf des Verstorbenen nach (ebd., S. G4b). Demnach war Christian das älteste Kind von Andreas Pyrlaeus. Neben den bereits genannten Brüdern hatte er noch einen, der Magister war (Christoph), und einen, der einfacher „Haußwirth“ war. Seine Ausbildung bezog er in Magdeburg zu „Füssen des Rollenhagij“ (→ Georg Rollenhagen) und auf der Universität in Leipzig. Am 8. Februar 1602 wurde Christian Pyrlaeus Pfarrer in Hohenthurm (heute zu Landsberg gehörig). Seine erste Hochzeit feierte Pyrlaeus mit Barbara Gödelitz aus Leipzig am 31. Mai 1602 (ebd., S. H1a). Aus dieser Ehe entsprangen 4 Söhne (Christian, geb. 15. März 1603, Samuel, geb. 12. September 1604, Friedrich, geb. 30. September 1608, Sigismund, geb. 9. Juli 1610) und eine Tochter (Elisabeth, geb. 13. September 1606). Bereits nach acht Jahren Ehe starb seine Frau am 13. August 1610, wenige Wochen nach der Geburt des Sohnes Sigismund. Am 30. September 1612 verheiratete er sich erneut, diesmal mit Barbara Zeising, Tochter des Pfarrers Urban Zeising in Klepzig (ebd., S. H1b). Mit ihr hatte er drei Söhne (Andreas, geb. 20. April 1613, Gottfried, geb. 28. Januar 1616, Christoph, geb. 10. August 1618). Im Beisein seiner Familie verstarb er am 9. Januar 1622 (S. H2b).
Das von Röber erwähnte Studium von Christian Pyrlaeus an der Universität Leipzig kann nicht plausibel mit einem Eintrag in die Matrikel bestätigt werden. Dort gibt es zwar einen „Pyrlaeus, Christ. Altiturren. 4 ½ gr. i S 1614 S 122, b. a. 30. VI. 1618, m. 27. I. 1620“ (Erler, 1909, Bd. 1, S. 349), doch wäre er dann bereits etwa 35 Jahre alt gewesen, als er sich 1614 erstmals einschrieb. Zudem war er seit 1602 Pfarrer in Hohenthurm. Deshalb wird davon ausgegangen, daß es sich bei diesem Christian um den ältesten Sohn von Pyrlaeus handelte, der dann allerdings mit fast 18 Jahren bereits Magister wurde. Brüder des älteren Christian wurden 1603 immatrikuliert (Christoph, Johannes, Urban), alle als „Halen. fr.“, also als Brüder von Halle. Brüder des jüngeren Christian (also weitere Söhne des älteren) wurden 1614 immatrikuliert (Friedrich, Samuel), alle als „Altiturren.“, also von Hohenthurm stammend (Erler, 1909, Bd. 1, S. 349). Christoph Pyrlaeus war ebenfalls Magister und ist noch 1650 als Pfarrer zu Pausa im Vogtland nachweisbar (Dreyhaupt, 1750, S. 691). Johannes Pyrlaeus erlangte am 8. April 1617 den Magistergrad an der Wittenberger Universität (Weissenborn, 1934, S. 198) und übernahm 1613 bzw. 1620 die Pfarrstellen in Selbitz und Oßmünda, beides Dörfer in der Nähe von Halle (Dreyhaupt, 1750, S. 691). In der „Halygraphia“ von Gottfried Olearius werden nur diese beiden Magister namens Pyrlaeus genannt (Olearius, 1667, S. 101).
Über sein gelehrtes Wirken berichtete Röber vor allem, daß Pyrlaeus’ Prognostiken sehr geschätzt worden sind und eine Auflage von jährlich 6.000 Stück erreichten (ebd., S. H3a). Grundlage seiner Arbeiten waren die Werke von → Johannes Kepler und → David Origanus (ebd., S. H4b).
Von den ersten Kalendern und Prognostiken ab 1598 sind keine Exemplare überliefert. Die ältesten erhalten Prognostiken sind die „Practica Astrologica“ für 1604, später betitelt als „Talentum Astrologicum Generale“ (ab 1607). Der älteste überlieferte Schreibkalender ist einer für das Jahr 1610. Spätestens um 1620 wurden drei verschiedene Quartkalender hergestellt: der „Alte“, der „Alte und Neue“ sowie der „Neue und Alte“ Schreibkalender. Da hier die Unterschiede nur die Anordnung der jeweiligen Kalenderspalten betrafen, werden diese Kalender nicht in drei verschiedene Kalenderreihen unterteilt. Wer die Kalender nach Pyrlaeus’ Tod herausgab, konnte nicht ermittelt werden.

Titel:
(1) 1598–1630[?]: SchreibCalender, Format 4°.
(2) 1610[?]–1630[?]: Schreibcalender, Format 8°.
Druck und Verlag:
1598–1603: ?, Halle, 1604–1612: Druck Erasmus Hynitzsch, Halle, Verlag Joachim Krusicke, Halle, 1613–1617: Druck Christoph Bißmarck, Halle, 1618–1621: Druck Peter Schmidt, Halle, Verlag 1618 Joachim Krusicke, Halle, 1620–1621 Michael Oelschlegel, Halle, 1622–1626: ?, 1627–1630: Druck und Verlag Christoph Salfeld, Halle.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 136. Ergänzung: LASA Dessau (Ex. für 1610 bis 1630 der Reihe 2). VD17. CERL.
Online:
Prognostikum 1618 [05.09.2017].
Andere Drucke:
(1) Hertzliche Glückwündschung/ sampt einer Christlichen Hochzeitpredigt, […] bev ehelicher Trawung Des […] Wilhelm von Schicken auff Golm Erbsassen […]. Halle 1613. WLB Stuttgart, Theol. qt. 5672. ULB Halle, Pon Ze 1345, QK. Online [24.09.2014].
(2) Concilivm Stellatvm Das ist: Aller Planeten grosse vnnd erschreckliche Zusammenkunfften/ inn diesem vorstehenden 1603. vnd künfftigen 1604. Jahre/ mit ihrer Sternen Auff vnd Niedergang/ gründliche Astrologische Beschreibung […]. Halle 1604. HAB Wolfenbüttel, 264.10.18 Quod.
(3) Wind Taffel Christian Pyrlaei, Pfarrers zum Hohen Turm: Darinnen die gemeinesten 16. Winde/ mit ihrer gründlichen und gewissen Witterung/ auß langwiriger Pbservation und Erfahrung/ durch alle 12. Monat deß Jahrs/ mit fleiß beschrieben sind […]. Leipzig [ca. 1620]. HAB Wolfenbüttel, Einbl. Xb FM 298. Online [24.09.2014].

Erstellt: 25.09.2014
Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 08.11.2019
Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 06.12.2021

pyrlaeus_christian.txt · Zuletzt geändert: 2021/12/06 13:06 von klaus-dieter herbst