Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


honold_d._ae._jacob

Honold d. Ä., Jacob

„M. Jacob Honold/ Ulm. Mathes. P. P. und Pr. VI. Cl.“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1676)
* ca. 1633 Ulm, † 13.5.1691 Ulm
Kalender seit mindestens 1675, verfaßt bis 1691
Pseud.: → Himmelsburger, Philipp Jacob

Jacob Honold der Ältere wurde um 1633 als Sohn des gleichnamigen Jacob Honold (1599–1664) in Ulm geboren (Weyermann, 1798, S. 327, 329). Der Vater war von 1626 an Professor am Ulmer Gymnasium und ab 1634 auch erst Gehilfe und später Prediger im Ulmer Münster. Seit 1651 studierte der Kalendermacher die Freien Künste und Theologie an der Universität in Straßburg (Knod, 1897, Bd. 1, S. 334 „1651 Jun. 25. Jacobus Honoldus, Ulmensis“). Aus dem Jahr 1651 der Immatrikulation wurde auf das ungefähre Geburtsjahr 1633 geschlossen. Am 5. Februar 1653 wurde er als Kandidat für die Promotion zum Magister der Philosophie in die Matrikel eingeschrieben (ebd., S. 539; vgl. die Dissertation vom Dezember 1652, siehe den anderen Druck, Titel 1). Aus der Straßburger Zeit sind zwei Stammbucheinträge überliefert. Am 19. Mai 1654 schrieb er in das Buch von Georg Paul Henisch (1634–1684) ein und unterzeichnete mit „M. Jacobus Honoldus Ulmens: SS. Th. Stud: mppria“ (Jenisch, 1651, Bl. 145r), ebenso unterzeichnete er am gleichen Tag im Buch von David Stölzlin (1633–1683) (Stölzlin, 1651, Bl. 115v). Nach dem Studium ging Honold 1656 zunächst als Pfarrer nach Jungingen (anderer Druck, Titel 2), einem Ort unmittelbar nördlich vor Ulm, und lehrte bis 1684 die hebräische Sprache „privatim“. Seit 1659 lehrte er am Ulmer Gymnasium Mathematik, ab 1674 als Lehrer (Praeceptor) der VI. Klasse. Am Ulmer Gymnasium war Ulrich Junius sein Schüler. Am 13. Mai 1662 schrieb er in das Stammburg von Peter Rommel und unterzeichnete mit „M. Jacobus Honoldus junior mppria“ (Rommel, 1662, Bl. 143r). Jacob Honold d. Ä. starb am 13. Mai 1691 in Ulm (Weyermann, 1798, S. 329).
Um 1660 muß Jacob Honold d. Ä. eine Familie gegründet haben, denn es sind drei Söhne bekannt: → Jacob der Jüngere (ca. 1662–1727), Matthaeus (1662–1696) und Wolfgang Friedrich (?–?) (Herbst, 2006, Bd. 3, S. 823).
Honold gehört zu jenen Kalendermachern, die seit den 1660er und 1670er Jahren des 17. Jahrhundert ihre Kalender verstärkt nutzten für die Aufklärung der Leser über die Haltlosigkeit verschiedener Gesichtspunkte der astrologischen Vorhersagepraxis (vgl. → Christian Grüneberg, → Andreas Concius, → Christoph Richter, → Johann Christoph Sturm, → Gottfried Kirch). Das äußerte sich z. B. in der Weise, daß Honold im Kalender für 1676 erst eine ausführliche astronomische Rechnung zu den Finsternissen lieferte (Kalender für 1676, zweiter Teil, S. H4b: „Den Kunst=verständigen zu Gefallen werden hiemit angehenckt die Praecipua monumenta calculi Eclips. Solaris, ex Tab. Rudolph.“) und dann erklärte, daß die aus der Finsternis gezogenen Prophezeiungen zu den Städten und Ländern aufgrund der Zuordnung zu den zwölf Tierkreiskreiszeichen „gantz ohne Grund“ seien und als „Aberglaube“ zu bewerten sei (Quellenzitat 1). Mit dieser Haltung war es Honold ein Bedürfnis, im gleichen Kalender als Zugabe ein Flugblatt nochmals abzudrucken, daß ihm aus Leipzig zugeschickt worden war und von dem Kalendermacher Christoph Richter stammte (Quellenzitat 2). Dieser wiederum zitierte darin einen Brief von Gottfried Kirch aus Königsberg, der zur Gründung einer „Astronomischen Societät in Teutschland“ aufrief (vgl. Herbst, 2002b und Herbst, 2010a, S. 242–249). Honold begrüßte dieses Anliegen und trug bereits selbst in seinen Kalendern mit dem Abdruck astronomischer Beobachtungen zur Verbreitung dieser unter den Astronomen bei (vgl. Quellenzitate 3 und 4).
Von 1688 bis 1690 ist ein Briefwechsel zwischen Kirch und Honold d. Ä. überliefert (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 418 passim), bei dem es vor allem um den Austausch von astronomischen Beobachtungen sowie von Schreibkalendern ging. So überschickte im November 1690 Kirch drei seiner Kalender an Honold und dieser wiederum „ein Exemplar meines Quart=Calenders“ an Kirch (ebd., Bd. 2, S. 73). Nach dem Tod von Honold d. Ä. führte der Sohn Jacob Honold d. J. dessen Kalenderarbeit fort.

Titel (ohne den des Pseudonyms):
[1675?]–1691: Zeit= und Geschicht=Calender [in Nachfolge von Philipp Jacob Himmelsburger].
Druck und Verlag:
[1675?]–1678: Christian Balthasar Kühn, Ulm, 1679–1691: Christian Balthasar Kühns Erben, Ulm.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 109. VD17 (keine Kalender). CERL (keine Kalender).
Andere Drucke:
(1) (Dissertation) Jacob Schaller (Praeses), Jacob Honold (Respondent): Disputatio Ethica De Modesta […] Ad diem [] Decembris In Auditorio Hiberno. Straßburg 1652. LH Wittenberg, MHD 114 (46).
(2) (Gelegenheitsschrift) Uranologia Theologica coelitus delata Nobili et Consultissimo Dn. Ernesto Gokelio, U. I. D. Spnso. Et Nobili, omniumque virtutum genere condecoratissimae Virgini Annae-Elisabethae Gucherin/ Sponsae. Et ad Festivitatem Nuptialem d. 6. Octobris. Oblata â M. Jacobo Honoldo, Juniore, Jungingensi Pastore, & Astrophilo. Ulm 1657. HAB Wolfenbüttel, M: Db 1826 (30). Online [04.07.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(3) (Einblattdruck) Die newe Cometen Seyn gwisse Propheten. […] Ulm 1664. HAB Wolfenbüttel, A: 42.2 Astron. (27). Abgedruckt in Schmitt/Appenzeller, 1992, S. 237.
(4) Cometographia oder Kurtzer Bericht von den Zweÿen iüngsterschienenenCometen, wie dieselbe alhier Zu Ulm Sub Elev. Poli 48°. 30‘. observirt. Ulm 1665. HAB Wolfenbüttel, A: 42.2 Astron. (32). Und in anderen Bibliotheken.
(5) Sidereus DEI Clarigator, Das ist/ Kurtzer Bericht/ Von dem Neuen Cometen/ welcher in der Oesterlichen Zeit dieses 1677. Jahrs erschienen/ wie Er seinen Stand und Lauff nach dem Zodiaco und Aequatore gehabt: Und dann Von der Cometen Bedeutung insgemein/ ob sie etwas oder nichts/ Gutes oder Böses anzeigen. Ulm 1677. SBPK Berlin, 50 MA 23375. Und in anderen Bibliotheken.
(6) Novus hominem excitator. Das ist: Kurtze Vorstellung Deß Ungewohnlich grossen Cometen/ Wie solcher im Christmonat deß 1680sten Jahrs deß Abends in Ulm erschienen. Ulm 1680. HAB Wolfenbüttel, Xb 5207. Online [05.07.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(7) Monitor hominum novissimus. Das ist: Kurtzer Bericht Von dem Ungewohnlich grossen Cometen/ Welcher in verwichner Winters=Zeit erschienen/ wie er seinen Stand und Lauff nach dem Zodiaco und Aequatore gehabt: Und dann Was seiner Bedeutung halben von uns Christlich und erbaulich zu merken seye. Ulm 1681. SUB Göttingen, 8 ASTR II, 4895 (13). Online [05.07.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(8) Kurtzer Entwurff deß Neu=entstandenen Cometen/ wie er sich im Monat Augusto dieses 1682. Jahrs hat sehen lassen. Ulm 1682. BSB München, Res 4 Astr. p. 523,13. Online [05.07.2016]. Und in anderer Bibliothek.
(9) NVnCIVs sIDereVs aestIVVs nVper In AVgVsto & sVbseqVente SepteMbrI In aVrora VesperaqVe VIsVs. Das Ist: Umständlicher Bericht Von dem Neuen Cometen/ Welcher sich gegen dem Ende deß nächstverstrichnen Sommers 1682. deß Morgens und Abends hat sehen lassen. Ulm 1682. BSB München, Res 4 Astr. p. 523,15.
(10) Kurtzer/ doch umständlicher Bericht Von dem Cometen/ Welcher im verwichnen Julio oder Häumonat und Augusto dieses 1683. Jahrs gegen Mitternacht gesehen worden. Ulm 1683. ThULB Jena, 4 Jur. XXVII, 73 (10). Und in anderer Bibliothek.
Quellenzitate:
(1) „Die jenige/ welche viel von der Außtheilung der Städt und Länder under die zwölff himmlische Zeichen halten/ werden zweifels ohn die Würckung dieser Finsternus/ so im Zwilling geschiehet/ auch auf die jenige Orte ziehen/ […] Weil aber vielmahl dargethan worden/ daß diese Außtheilung der Erden gantz ohne Grund/ darzu viel ungereimtes darhinder stecke/ als in obigem Exempel/ daß das Würtemberger=Land under die Zwilling gehöre/ mit nichten aber die Fürstliche Statt Stuttgart/ welche dem entgegen gesetzten Zeichen deß Schützen soll unterworffen seyn: so mag demnach sein Aberglauben hieran büssen wer da will: wer den Handel versteht/ wird sich darzu nimmermehr bereden lasse.“ (Jacob Honold d. Ä.: Kalender für 1676, zweiter Teil, S. I1a).
(2) „Zugab.
Folgende Erinnerung/ dero Author Herr Christoph Richter/ Görlicensis, ein Pfarrer in Meissen seyn solle/ ist mir den 2. Septembris 1675. Jahrs auß Leipzig zugeschickt worden/ und weil sie mit den jenigen von andern und mir über dem jetzigen Calender=schreiben längsten gehabten Gedancken in vielen übereinstimmet/ hab ich sie hier mit anhängen wollen/ und lautet dieselbe also:
Treumeinende Erinnerung/ an alle rechtschaffene Stern=Gelehrte/ und andere Günstige Leser. GRoßgünstige Herren und Freunde/ Demnach jetziger Zeit nicht allein die Calendariographia, sondern auch hiermit die Astronomia, durch viel ungelehrte Kalender=Schreiber/ als Hümpler und Stümpler/ sonderlich aber durch ihre Lügenhafftige Propheceyungen/ besudelt und beschimpffet wird: Als hab ich […]“ (Jacob Honold d. Ä.: Kalender für 1676, zweiter Teil, S. I2a–b).
(3) „Anhang/ von ungewohnlichen Zeichen.
I. UNder den ungewöhnlichen Zeichen/ welche bey einem Jahr her erschienen/ ist das Erste der Comet mit zweyen Schweiffen/ von welchem auß Speyer an einen guten Freund hieher geschrieben worden/ daß man ihn zu Neustatt an der Hart/ Sonntags den 31. Octob. (10. Novembr.) verwichenen 1675. Jahrs/ deß Morgens um 5. Uhr (da hernach die Sonn um 7. Uhr/ 22. min. aufgangen) gesehen habe. [… es folgt die Beschreibung mit Zeichnung] II. der Halo Lunaris geminus decuflatus, oder Zweyfache Monds=Hof [vom 14./24. Januar 1676 … mit Zeichnung] III. Feuerkugel [24.1./3.2.1676 … gesehen in Ulm und Umland und] In einem gedruckten Bericht auß der Eydgenossenschafft. […] IV. Pareliis , zwei Neben-Sonnen [… am 11. und 12. Mai alten Stils 1676 gesehen im Lager Philippsburg im Elsaß und in Straßburg].“ (Jacob Honold d. Ä.: Kalender für 1677, zweiter Teil, S. I1b–2b).
(4) „Anhang/ Von ungewohnlichen Zeichen und Ungewittern […] In gemeldtem 1686. Jahr/ ist allhier zu Ulm/ den 8.18. Septembr. und von mir den 9.19. Tag in der frühe um 4. Uhr/ ein Comet mit einem Schweiff/ so nicht gar lang war/ under dem gestirnten Löwen gesehen worden/ […] Bey Leipzig in einem nechstgelegenen Dorff/ Sommerfeld genant/ ist er den 6.16. auch 7.17. nicht weniger in Leipzig den 8.18. und 9.19. Septembr. von dem weitberühmten und sehr fleißigen Observatore, und Ephemeridum Scriptore Herrn Gottfried Kirch/ gesehen worden/ davon in den Actis Eruditor. Lips. in Novembr. A. C. 1686. am Blat 565. seq. mit mehrerem zu lesen. Auß Straßburg werd ich berichtet/ daß er daselbsten auf dem Land auch seye in acht genommen worden. […]“ (Jacob Honold d. Ä.: Kalender für 1676, zweiter Teil, S. G3–4b).

Erstellt: 05.07.2016
Letzte Aktualisierung: 24.09.2019

honold_d._ae._jacob.txt · Zuletzt geändert: 2019/09/24 08:30 von klaus-dieter herbst