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Spleiss, Stephan

„Stephanus Spleissius, Gymn. ibid. Rectore, Astronomiae Cultor“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt des anderen Drucks, Titel 1)
* 20.7.1623 Diessenhofen bei Schaffhausen, † 15.3.1693 Schaffhausen
Kalender seit vermutlich 1650, erschienen bis 1825

Stephan Spleiss wurde am 20. Juli 1623 in Diessenhofen bei Schaffhausen geboren. Seine Eltern waren der Pfarrer Johann Jacob Spleiss (1586–1657) und dessen Frau Magdalena, geborene Heinzlin (Wolf, 1858, S. 261; Marti-Weissenbach, 2011). Nach dem Besuch der Schule begann Spleiss 1641 ein Studium an der Universität in Straßburg (Knod, 1897, Bd. 1, S. 313 „[1641] Stephanus Spleissius, Diessenhofianus“). Seit 1643 studierte er an der Universität in Basel Theologie (Wackernagel, 1952, Bd. 3, S. 403). Nach dem Studium ging er als Lehrer nach Schaffhausen, wo er 1649 das Bürgerrecht erhielt (Wolf, 1858, S. 262). Am Schaffhauser Gymnasium wurde er bereits 1652 Konrektor und 1655 Rektor (bis 1688). Er unterrichtete Logik. 1671 wurde ihm auch die neuerrichtete Professur für Mathematik übertragen (ebd.).
1654 heiratete Spleiss Elisabeth Schalch. aus dieser Ehe gingen 6 Jungen und 4 Mädchen hervor. Nachdem Elisabeth gestorben war, ging er mit seiner Magd Verena Huber eine zweite Ehe ein. Mit ihr bekam er noch einmal 2 Jungen und 2 Mädchen (Wolf, 1858, S. 265). Von den Kindern sind namentlich bekannt Johann Jacob, David (geb. 27.1.1659) und Johannes (ein Buchbinder, Vater von Thomas Spleiss, 1705–1775) (ebd., S. 261). Spleiss starb am 15. März 1693 in Schaffhausen (ebd., S. 265).
Angetrieben von seinem astronomischen Interesse bestimmte Spleiss 1650 die geographische Breite von Schaffhausen (Wolf, 1858, S. 262: „47° 52’ […] also etwa 40’ zu viel“). Er fertigte optische Instrumente an, darunter ein Mikroskop (Wolf, 1858, S. 263, Anm. 3), und verfaßte kleinere Beiträge für das wissenschaftliche Journal der Academia Naturae Curiosorum (ebd., Anm. 7). Unter den Gelehrten war Spleiss wegen einer astronomischen Schrift über das Kepler-Problem (Zweikörper-Problem) bekannt, die aber nicht überliefert ist (vgl. den Brief von Henry Oldenburg an Gottfried Wilhelm Leibniz vom 5. Oktober 1673 in LSB, 1976–2011, Bd. 1, S. 484, 503). Bereits in einem Brief des Schaffhauser Johann Ott an Leibniz vom 6./16. Juli 1671 wurde Spleiss erwähnt, der wiederum Leibniz durch Ott grüßen ließ (LSB, 1987–2014), Bd. 1, S. 140f. und Bd. 2, S. 230, 232). Spleiss beschäftigte sich auch mit der Frage nach der „Verbesserung und Vereinigung deß Alten und Newen Calenders“, worüber dessen Söhne 1699 eine kleine Schrift verfaßten (Wolf, 1858, S. 262, Anm. 4), die wiederum auch Leibniz bekannt war (Brief von Leibniz an Thomas Burnett vom 15. Mai 1704 in LSB, 1979–2013, Bd. 23, S. 368).
Mit Stephan Spleiss begann die „Herausgabe von sehr beliebten Kalendern“ für Schaffhausen, von denen aber kein Exemplar überliefert ist (Wolf, 1858, S. 262; Bächtold, 1975, S. 17). Da Spleiss 1649 nach Schaffhausen kam, wird angenommen, daß er seinen ersten Kalender für das Jahr 1650 verfaßte. Völlig unklar ist, wielange er Kalender schrieb. Neben bzw. nach Spleiss verfaßten auch → Melchior Griesser (Bächtold, 1975, S. 17) und → Johann Caspar Suter (Wernicke, 2012a, S. 40) Kalender auf den Schaffhauser Meridian. Neuere Forschungen förderten Spleiss-Kalender für 1748 bis 1825 ans Licht (Wernicke, 2008, S. 505; vgl. bei → Christoph Schorer Reihe 6).

Titel:
(1) [1650?]–[?]: Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt].
(2) 1748–1825: Schreibkalender.
Druck und Verlag:
?.
(2) 1748–1779[?]: Emanuel und Benedikt Hurter, Schaffhausen, [1780?]–1825: Hurter, Schaffhausen.
Nachweis:
Wolf, 1858, S. 262 (Reihe 1). Wernicke, 2008, S. 505 (Reihe 2). Nicht in Herbst, 2008a. VD17 (ohne Kalender). CERL (ohne Kalender).
Andere Drucke:
(1) Beiläufftiger Bericht Von dem jezigen Cometsternen/ Wie solcher In disem zu end lauffenden 1664. Jahr/ bei anfang deß Christmonats/ in Schaffhausen und benachbarten Orten beobachtet worden/ und bei klarem Himmel noch kan gesehen werden. […] Ohne Ort 1664. HAB Wolfenbüttel, 42.2 Astron. (25). Und in anderer Bibliothek.
(2) (Dissertation) Stephan Spleiss (Praeses), Franciscus Ziegler, Johann Conradus Pejer im Hof, Johannes Jacobus Ziegler, „Joh. fil.“, Johannes Jacobus Ziegler, „Joh. Conr. fil.“ (Respondenten): Theses de Geographia. 29. April 1674. [Schaffhausen]. HAB Wolfenbüttel, XB 3034. Und in anderer Bibliothek.
Literatur:
Rudolf Wolf: Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. Band 1. Zürich 1858. Zu Stephan Spleiss: S. 261–265.
Karin Marti-Weissenbach: Art. „Spleiss, Stephan“. In: HLS, 2002, Bd. 11 (2011), S. 714 [15.06.2017].

Erstellt: 27.06.2017
Letzte Aktualisierung: 22.01.2018

spleiss_stephan.txt · Zuletzt geändert: 2018/01/22 16:04 von klaus-dieter herbst