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Wallner, Elias

„M. Elia Wallner, Artium & Philosophiae nec non Mathematicae Studiosus Viennnensi.“; „[…] Austriacus Viennensis, Gottes und der Edlen Astrosophischen Wissenschafft Ergebener“; „[…] Artium & Philosophiae naturalis & saluberrimae Medicinae ac Mathematicae Candidatus“; „[…] Equites auratus, Artium & Philosophiae Naturalis, saluberrimaeque Medicinae Doctor & Mathematicus, Com. Palat.“; „Vienn. Facult. Medic. Collegiat. Phil. & Medicinae Doctor. Der Röm. Käys. Majestät Astronomus, Com. Palat. & Auratae Militiae Equite“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1661 von Reihe 1, 1664 von Reihe 2, 1668 und 1669 von Reihe 3, 1672 von Reihe 4)
* ? Wien, † nach 1677 Baden/Niederösterreich [?]
Kalender seit 1661, verfaßt bis 1673
Übernommene Reihe: → Kürner, Leopold Matthaeus

Elias Wallner stammte nach eigener Angabe auf den Titelblättern seiner Kalender aus Wien. Über seine Eltern und die Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Am 14. Mai 1666 wurde er an der medizinischen Fakultät der Universität Prag immatrikuliert (Kučera/Truc, 1968, S. 29 „Elias Wolner [sic], Austriacus Viennensis“). Etwa 1668 erwarb er den medizinischen Doktorgrad (vgl. die beiden Titelblätter der Kalender für 1668 und 1669). Hier lernte er auch → Georg Heinrich von Lana kennen, der am gleichen Tag immatrikuliert wurde. Offenbar gehörte er um 1671 dem Kollegium der medizinischen Fakultät der Universität in Wien an (Oesterreichs=Calender für 1672, Titelblatt). Gemäß der Angabe auf dem Kalendertitelblatt für 1672 war er zudem Kaiserlicher Astronom, Pfalzgraf und Ritter. Schließlich war er im Jahr 1677 als ein der „Unter=Oesterreichischen Landschafft bestellte[r] Physicu[s] zu Baden“ tätig (anderer Druck, Titelblatt), also in einem Ort ca. 25 km südwestlich von der Wiener Mitte (Schilling, 2002, Bd. 1, S. 334).
Auf dem Frontispiz des 1666 erschienenen Werkes „Itinerarium Thalascium“ von Matthias Puel (Puel, 1666) werden die am Frontispiz beteiligten Personen genannt: „Elia Wallner inuenit“, „Christoph Lochner Excudit“, „H L Schottenberger sculp:“. Wallner verfaßte für dieses Buch auch ein Widmungsgedicht, das er mit „A.V.A.A.L.L. Philosophiae naturalis, ac Saluberrimae Medicinae Opticesque & Mathematicae cultor C. C.“ unterzeichnete (ebd., unpaginiert). Offenbar gab es in dieser Zeit, in der er auch die beiden Nürnberger Kalenderreihen verfaßte, mit dem Nürnberger Drucker Christoph Lochner d. J. eine intensivere Beziehung.
Wallner benannte seinen Kalender für 1661 als „disen meinen ersten Calender“ (Himmlischer Influentz Calender für 1661, zweiter Teil, S. F1a). In einem Kalender für 1666 schrieb er, daß er nun in „das sibende Jahr gehabte Arbeit den 66sten Jahrs=Calender“ verfertigt habe (Welt=Calender für 1666, zweiter Teil, S. A2a). An gleicher Stelle wies er darauf hin, daß er „in meinen 1665sten Jahrs=Calender“ dem Leser ebenfalls die gewohnte Materie vorstellen wollte, doch dieser Jahrgang „durch verabsaumung deß Buchdruckers zuverlegen unterlassen worden“, weil der Drucker auf Reisen war, um gegen einen Raubdruck seines Kalenders zu klagen (ebd.). Der „Welt=Calender“ für 1665 wurde somit zwar geschrieben, aber nicht gedruckt.
Für die Reihe des „Welt=Calenders“, in der anfangs mehr wundervolle und später vor allem weltpolitische Ereignisse aus den zurückliegenden Monaten bis kurz vor Drucklegung des Kalenders mitgeteilt wurden, waren verschiedene Kalenderautoren tätig: Leopold Matthaeus Kürner für 1660 bis 1663, Elias Wallner für 1664 bis 1666, [?] für 1667, Georg Heinrich von Lana für 1668 bis 1671, → C. L. für 1672 und 1673, → Caspar Mohr für 1674 bis 1727.
Wallner hinterließ in seinem Kalender für 1672 ein aufschlußreiches Dokument, in dem er aus dem Jahrgang 1671 die Kalender von → Hudler, → Freymund, → Simplicissimus (Pseud.), → Juhrmann (Pseud.), → Seidel, → Adelsheim (Pseud.), → Schönfeld (Pseud.), → Magirus, → Altstäd und → Wolter miteinander verglich. Er kritisierte schon in seinem Österreich-Kalender für 1671 (ein Exemplar ist nicht überliefert) die Kalenderstümpler, die keine astronomische Erfahrung hätten, und die Drucker, die aus einem Kalender gleich 3, 4 oder 5 Kalender zusammenstellen würden, und fügte jetzt (1672) neue Beispiele hinzu. Wallner benannte die Problematik im damaligen Kalenderwesen, daß häufig „ein Calender auß dem andern auß= vnd abgeschriben/ vnd nachgedruckt worden“ war (Quellenzitat).

Titel:
(1) 1661–[?]: Himmlischer Influentz Calender.
(2) 1664–1666: Welt=Calender [in Nachfolge von Leopold Matthaeus Kürner].
(3) 1668–1669: Reichs=Calender.
(4) 1671[?]–1673[?]: Oesterreichs-Calender.
Druck und Verlag:
(1) Johann Jacob Kürner d. Ä., Wien.
(2) Christoph Lochner d. J., Nürnberg.
(3) Johann Philipp Miltenberger, Nürnberg.
(4) Matthäus Cosmerovius, Wien.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 162. Matthäus, 1969, Sp. 1365. Seethaler, 1982, Bd. 2, S. 639, 662f. Wernicke, 2012a, S. 41. VD17. CERL.
Online:
(2), (3) [29.05.2015].
Anderer Druck:
Thomas Bartholin: Neu=verbesserte Künstliche Zerlegung deß Menschlichen Leibes/ In vier absonderliche Bücher eingetheilet. […] Nunmehr aber mit allem Fleiß/ zu Nutz denen Wund=Aertzten und Liebhabern dieser Zerleg=Kunst/ aus der Lateinischen in die Teutsche Sprache übersetzet/ durch Eliam Wallnern/ Philosophiae & Medicinae Doctorem, einer Hochlöblichen Unter=Oesterreichischen Landschafft bestellten Physicum zu Baden/ Comit. Palat. & Auratae Militiae Equitem. Nürnberg 1677. FB Gotha, Med 4° 00047/02.
Quellenzitat:
„Anhang. Hierbey wird gedacht/ was von denen erdichten/ verlognen/ vnd ohne Grund/ mit vnzehlichen Jrrthumben erfüllten/ vnd einfältiglich beschribenen Calendern/ vnd dero vnverständigen vnd vngelehrten Authoribus ferner zuhalten?
[Wallner kritisiert die Kalenderstümpler, die keine astronomische Erfahrung hätten, und die Drucker, die aus einem Kalender gleich 3, 4 oder 5 Kalender zusammenstellen würden,]
[…] welches vnter andern Eberhard Felßecker in Nürnberg offentlich dargethan/ da er 2. Calender einen vnder den Namen deß Simplicissimi, den andern vnder den Namen deß Freymunds (vnd etwann mehr Calender/ so mir nicht vnter die Hände kommen) neben allen Umbstände/ Witterungen/ vnd Monds=Viertl in Zeit vnd Stund gleicher Weis/ vnd mit Irrthumben wol besetzt/ verlegt hat. […] vnter den Namen Francisci Nigrini mit dem Titul eines Catholischen hochschätzbahren Miracul=Calenders/ einer; vnd nachmals vnter den Namen Petri Caroli Hudler, mit dem Titul eines Kauffmanns Kunst= vnd Wunder=Calender zu Sultzbach gedruckt worden/ vnd doch beede Calender/ wiewol zweyer Authorum, ein Materi, ein Prognosticum, ein Witterung/ ein Druck/ vnd in allen einige Gestalt vnd Form haben/ vnd miteinander übereinstimmen/ ingleichen dise Calender mit deß Felßeckers gedruckten vnd erdichten Calendern allen Umbständen nach eintreffen; auß welchen klar erscheinet/ daß alle dise Calender von einem einigen Autho- [G3a] re abgeschrieben/ vnd herauß gezogen/ […]. Andere Calender/ so mir vnter die Hand kommen/ als nemblich Abrahams Seydl/ Adelsheim/ Victorin Schönfeldt/ Magiri/ Altsted/ Hieronym. [G3b] Wolter/ vnd deß Simplicissimi, hab ich alle sonderer Mühe gegen einander combiniert/ vnd befunden/ daß alle fast ein Calender auß dem andern auß= vnd abgeschriben/ vnd nachgedruckt worden/ (besonders deß Seydls vnd Adelheimbs/ […].“ (Elias Wallner: Oesterreichs=Calender für 1672, zweiter Teil, S. G2b–3b).

Erstellt: 29.05.2015
Letzte Aktualisierung: 05.11.2018

wallner_elias.txt · Zuletzt geändert: 2018/11/05 13:59 von klaus-dieter herbst