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Bavai, Abdiel (Pseud.)

„Abdiel Bavai, dieser Zeit Astrologus zu Alexandria in Egypten“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1674)
→ [?]
Kalender seit 1674, erschienen bis 1680

Über sich selbst schrieb der Autor dieser Kalenderreihe im ersten Jahrgang, ohne allerdings seinen richtigen Namen zu verraten, an den Leser gerichtet: „Aber wisse/ daß ich mitten im Deutschlande gebohren/ und also dein Landsmann/ ja auf Evangelischen Hohen=Schulen erzogen/ und deines/ in dem allerteuersten Verdienste Christi gegründeten Glaubens bin/ und heisse Abdiel Bavai“ (Kalendarium, S. A3a). Die Textspalte des Kalendariums füllte der Autor mit einem „Tugend= und Laster=Gespräch“, in dem er Abdiel Bavai und dessen Reisegefährten Christian Friedlieb zu Wort kommen läßt. Diese neue Kalenderreihe muß gut verkauft worden sein, denn in der Vorrede des Kalenders für 1675 heißt es, daß „über 3000. abgegangen“ seien (Kalendarium, S. A2a). Warum diese Reihe dennoch ab dem Jahrgang 1676 von einem anderen Drucker und Verleger übernommen wurde, ist unbekannt.
In einem Kalender für 1675 lenkte → Christoph Richter das Augenmerk auf den Autor, der ein Jahr zuvor einen Kalender unter dem Pseudonym „Abdiel Bavai“ veröffentlicht hatte. „Dieser Autor/ wer er auch seyn mag/ hat noch einen Kalender herauß gegeben/ so zu Erffurt gedruckt worden/ aber nicht seinen Namen gesetzt/ sondern diesen Titul: Ad ductum Johannis Stilsovii Erfurtini Historischer Hauß=Artzney=Kalender“ (Christoph Richter: Jahres=Zeiger Schreib=Kalender, zweiter Teil, S. A3a; vgl. → Johannes Stilsovius). In einem Brief an → Gottfried Kirch äußerte Richter schließlich die Vermutung, daß sich hinter „Abdiel Bavai“ Friedrich Wilhelm Frohnemann, „Pastor zu Franckenstädt am Thüringerwalde“ verberge (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 18; ein Franckenstädt am Thüringer Wald konnte nicht nachgewiesen werden, vielleicht ist Frankenhain bei Ohrdruf gemeint; der genannte Pfarrer konnte nicht ermittelt werden).
Kirch wiederum klagte im Jahrgang 1675 seines Zigeuner-Kalenders, den er seit 1673 unter dem Pseudonym → „Sibylla Ptolomaein“ herausbrachte, darüber, daß dieser Kalender von einem „heißhungerige[n] Kerl und elende[n] Stümpler“ nachgemacht worden sei. Er wertete das als „Falschheit“ und „Betrug“ (Sibylla Ptolomaein: Der Rechte zu erst erfundene Ziegeuner=Kalender für 1675, Kalendarium, S. A1b). Schließlich veröffentlichte Kirch auch einen Anhang, „[i]n welchem des so genandten deutschen Ziegeuners öffentliche Lügen/ und grobe Irrthümer angeführet und wiederleget werden“ (ebd., zweiter Teil, S. C3a). Er benannte hier zahlreiche astronomische Fehler im Kalender von Bavai und ermahnte „den so genandten deutschen Ziegeuner/ er wolle von solcher seiner bösen Arbeit abstehen/ oder ich werde ihn öffentlich mit Nahmen nennen“ (ebd., zweiter Teil, S. C4b). Offenbar kannte Kirch den richtigen Namen, den er aber an keiner anderen Stelle verraten hat.

Titel:
(1) 1674–1680: Europaeischer Tugend= und Laster=Calender.
Druck und Verlag:
1674–1675: Johann Philipp Miltenberger, Nürnerg, 1676–1680: Wolf Eberhard Felsecker, Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 71. Matthäus, 1969, Sp. 1345. VD17. CERL.
Online:
(1) [26.05.2014].

Erstellt: 26.05.2014
Letzte Aktualisierung: 08.07.2019

bavai_abdiel_pseud.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/08 19:26 von klaus-dieter herbst