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Seyfridt, Georg

„Georgius Seyfridt, der ärtzney Doctor zu Onoltzbach“; „der Freyen natuerlichen kuensten/ Astronomey vnd beyder Ertzney Doctor/ Jn der Fuerstlichen Stat Culmbach beschriben vnd gepracticirt“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1540 (Reihe 1), 1544 (Reihe 2))
* ca. 1502 Sulzfeld am Main, † ca. 1545 Neustadt an der Aisch
Kalender seit 1537, verfaßt bis mindestens 1545

Georg Seyfridt stammte aus Sulzfeld am Main, einem Ort unmittelbar südwestlich von Kitzingen und ca. 15 km südöstlich von Würzburg entfernt. Er wurde ungefähr 1502 geboren, was aus dem Jahr 1520 seiner Immatrikulation an der Universität in Wittenberg geschlossen wird (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 88 „Gregorius Seyfridus sulfelden. dioc. Herbipo. 17 mar. [1520]“). Nach dem Studium nahm Seyfridt am 24. Mai 1527 die mit 60 Gulden dotierte Stelle des Rektors der Lateinschule in Kitzingen an, doch bereits nach zwei Jahren gab er dieses Amt wieder auf (Riegel, 2006, S. 142; für den am 11. Februar 2016 gegebenen Hinweis auf die Quellen zu Kitzingen danke ich Doris Badel M. A., Stadtarchiv Kitzingen). Offenbar arbeitete er als Arzt, denn aus dem Jahr 1532 ist eine Handschrift von ihm überliefert, die ein „Pest-Regiment“ enthält (UB Erlangen, B 318, nach Pültz, 1973, S. 179). Ebenfalls 1532 schrieb er einen Brief an seinen Schwager, den Juristen Eytel Michel Herolstein (überliefert in UB Erlangen, B 318, Bl. 2, nach Pültz, 1973, S. 179). In den 1530er Jahren wurde er vom Kitzinger Rat als Physicus berufen, doch wurde er später von „Markgraf Albert [sic] als Leibarzt an seinen Hof nach Plassenburg“ gerufen (Siber, 1838, S. 43). Solange Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522–1557) noch nicht volljährig war, verwaltete dessen Onkel Georg der Fromme (1484–1543), Markgraf von Brandenburg-Ansbach, das Kulmbacher Fürstentum. Diesem widmete Seyfridt seinen Wandkalender für 1540, auf dem er sich auch als Arzt in Ansbach bezeichnete, so daß er 1539 bereits in Ansbach wohnte (Matthäus, 1969, Sp. 1086; hier mit weiteren Quellenangaben zur Ansbacher Geschichte). Eine zweite überlieferte Handschrift aus dem Jahr 1540 weist Seyfridt als „Baider Fürsten Zu Brandenburg Leibartzt“ aus (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 103, vgl. hier den anderen Druck, Titel 2). Diese Handschrift, eine Genealogie der Markgrafen zu Brandenburg, sandte Seyfridt aus Ansbach zusammen mit seinem Brief vom 8. Januar 1541 („VI. Idus Ianua: Anno restitute salutis, 41.“) und „cum Diario“ für 1541 (also „einen newen Calender“) an Herzog Albrecht von Preußen (GSAPK Berlin, XX. HA, HBA (Herzogliches Briefarchiv), A4, Kasten 205, gesehen am 5.12.2016).
1541 war er in Neustadt an der Aisch, wo Albrecht seine Hofhaltung hatte (Matthäus, 1969, Sp. 1087), und bald darauf in Kulmbach mit der Plassenburg als Residenz, wo er ebenfalls als Stadtarzt bestallt wurde (vgl. Kalender für 1544 und 1545, Titelblatt). Ein Brief von Philipp Melanchthon an Seyfridt vom 23. April 1538 (sic) weist darauf hin, daß Seyfridt auch nach seinem Studium in Wittenberg Kontakt mit den Reformatoren in Wittenberg hatte. Melanchthon schrieb unter anderem, daß auch Paul Eber, der mit einigen anderen in Richtung Nürnberg aufgebrochen war, Melanchthons Wohlwollen gegen Seyfridt bezeugen könne (CR, 1834, Bd. 3 (1836), Sp. 515f., Nr. 1668; Melanchthon, 1977, Bd. T5 (2003), S. 517f., Nr. 1382 (hier falsch datiert); vgl. Melanchthon, 1977, Bd. 2 (1978), S. 116, Regest zu Brief Nr. 1382). Seyfridt starb um 1545 in Neustadt an der Aisch (Krauß, 1941, S. 7).
Dieser in Sulzfeld bei Kitzingen geborene Kalendermacher und Leibarzt Georg Seyfridt ist nicht zu verwechseln mit zwei anderen gleichen Namens. Georg Seyfridt d. J. wurde als Sohn des oben beschriebenen Älteren um 1531 in Kitzingen geboren (Krauß, 1941, S. 7). Er studierte seit dem 18. Juni 1548 an der Universität in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 240 „[1548 Junij] 18. Georgius Sigfridus Kitingensis“) und seit dem 23. Juli 1557 auch an der Universität in Tübingen (Hermelink, 1906, S. 389 „Mag. Georgius Seyfridt Kitzingensis (23. Juli [1557])“). Anschließend wurde er Leibarzt des Markgrafen Georg Friedrich, der ihn aber 1562 als Stadtarzt in Nördlingen freigab, wo er 1566 starb (Krauß, 1941, S. 7; für den am 16. Juni 2016 gegebenen Hinweis auf diese Quelle danke ich Dr. Klaus Matthäus, Erlangen). Ein zweiter Sohn von Georg Seyfridt d. Ä. war Johann Seyfridt, der am 19. Oktober 1533 in Kitzingen geboren wurde. Er studierte seit dem 24. November 1551 in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 272), war von 1558 bis 1586 Mitglied des Stadtrats in Kitzingen und dreimal Bürgermeister, er praktizierte als Arzt frei (also nicht als angestellter Stadtarzt), und starb am 12. Februar 1587 (Riegel, 2006, S. 161; Riegel, 2002, S. 109).
Ein weiterer Georg Seyfried (Seyfridt, Seifried, Seefried) stammte aus Wemding, etwa 20 km östlich von Nördlingen. Er wurde 1514 geboren und studierte 1533 an der Universität in Ingolstadt (Pölnitz, 1937, Bd. 1, Sp. 518 „[1533] Septembris 10. Georgius Sefrid ex Wembding 48 d 35“) und 1538 in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 170 „[1538] Georgius Sifridus Vuembdingensis“). Dieser Georg Seyfried wurde nach seinen Stationen in Amberg, Nördlingen und Rothenburg o. d. Tauber 1572 Stadtarzt in Kitzingen und starb dort am 15. März 1577 (Riegel, 2002, S. 104, 126).
Der Sohn des Kalendermachers brachte posthum einen 1540 von seinem Vater ausgearbeiteten Text 1555 in Wittenberg zum Druck (anderer Druck, Titel 1). In der Widmung an Georg Friedrich (1539–1603), Markgraf von Brandenburg-Ansbach, erwähnte er seinen Vater: „[…] quam parens Georgius Seifridus, Illustrissimi Principis Georgij diuae memoriae C. T. patris, Medici functus officio“ (S. A2b), und unterzeichnete mit „Datae Vuitebergae, Anno 1554. die XIII. Calend. Decemb […] Georgius Seifridus Iunior Kitthingensis“ (S. A3b). Ende 1555 brachte er auch die deutsche Fassung zum Druck (anderer Druck, Titel 2) und erwähnte in der Widmung an Johann (1513–1571), Markgraf zu Brandenburg-Küstrin, wiederum den Vater: „[…] das aus guter meinung/ mein Vater seliger/ Georg Seifrid/ der Ertzney Doctor/ die Genealogiam des Churfürstlichen Hauses Brandenburg zusamen gelesen habe. Sintemal aber seer nützlich ist/ das dieslbige vielen bekand werde/ hab ich solche Beschreibung/ aus Lateinischer/ in Deudsche sprach gebracht“ (S. A3a). Er unterzeichnete diesmal mit „Datum Wittenberg/ den 8. Nouemb. Anno 1555. […] Georg Seifrid von Kitzing“ (S. A3b).
Der Nürnberger Drucker Hans Guldenmund druckte nicht nur den Wandkalender für 1540 und die zwei überlieferten Schreibkalender für 1544 und 1545 von Seyfridt, sondern auch den heute ältesten Schreibkalender für das Jahr 1541 von → Dionysius Sibenburger (für den am 17. März 2015 gegebenen Hinweis auf die ersten Schreibkalender von Sibenburger und Seyfridt danke ich Herrn Dr. Klaus Matthäus). Offenbar konnte Guldenmund den Kulmbacher Stadtarzt Seyfridt als neuen Autor gewinnen, nachdem Sibenburger für seine Kalender nach Augsburg und für die Prognostiken zu anderen Nürnberger Druckern gewechselt war. Sowohl auf dem Titelblatt von Sibenburgers Kalender für 1541 als auch auf den beiden Titelblättern von Seyfridts Kalendern werden die Personengruppen, die die Schreibkalender kaufen sollten, benannt: „Almanach nicht allein den Gelerten/ sonder auch den Kauffleuten nützlich“ (1541); „Almanach nicht allein den gelerten/ sonder auch den kauffleuten nützlich“ (1544). Nur drei Jahrzehnte später werden auch die Bauern als Käufer der Schreibkalender in quart auf den Titelblättern benannt.
Einen seltenen Fall stellt der englische „Almanake“ für 1537 dar, der in England gedruckt wurde und dessen Verfasser der Arzt Georg Seyfridt in Kitzingen sein soll (vgl. Capp, 1979, S. 330).
Aufgrund der Bedeutung der Kalenderart „Schreibkalender“ werden die überlieferten Exemplare von Seyfridts Schreibkalendern hier einzeln aufgeführt, ebenso die Wandkalender, die belegen, daß Seyfridt bereits vor den Schreibkalendern andere Kalender verfaßte. Praktiken, die in der Folgezeit einem jeden Schreibkalender als zweiten Teil mitgegeben wurden, sind von Seyfridt nicht bekannt.

Wandkalender:
1537: Almanake and prognostication, 2°, engl., Fragment (ein Blatt mit den Monaten September bis Dezember), Druck [Witwe von C. Ruremond ?, ?] (British Library London; Bodleian Library Oxford)
1540: Almanach, 2°, dt., Druck Hans Guldenmund, Nürnberg (UB Rostock, LIIb-1243(3).58; BSB München, Einblattkalender 1540)

Schreibkalender:
1544: Almanach, 4°, Druck Hans Guldenmund, Nürnberg (RSB Zwickau, XXII.IX.15)
1545: Almanach, 4°, Druck Hans Guldenmund, Nürnberg (RSB Zwickau, XXII.IX.15)

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1540–[?]: Almanach, Einblatt-Wandkalender, Format 2°.
(2) 1544[?]–1545[?]: Almanach, Format 4°.
Englischer Kalender:
(3) 1537: Almanake and prognostican, Format 2°.
Druck und Verlag:
(1), (2) Hans Guldenmund, Nürnberg.
(3) [Witwe von C. Ruremond ?, ?].
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 197, Nr. 1763 („Wandkalender für 1540“). ZKAAD, 1987–1993, S. 307, Nr. 3772 („Wandkalender für 1540“, Fragment), S. 308, Nr. 3793 (für 1544), S. 309, Nr. 3800 (für 1545). Matthäus, 1969, Sp. 1362. Early English books online, 1475–1640, 21:13 und 71:15 (englischer Almanach für 1537). VD16. CERL.
Andere Drucke:
(1) Genealogia Illvstrissimorvm Principvm, Marchionvm Brandenbvrgensivm, Ex Probatissimis Historiographis collecta: Per Georgivm Seifridvm Medicinae Doctorem. Wittenberg 1555. ThULB Jena, 4 Diss. philos. 66 (20). VD16 S 5369. ThULB Jena, 4 Hist. eccl. IV,2 (27). VD16 ZV 16081.
(2) Kurtze Beschreibunge/ des Furstlichen Stammes/ vnd hohen Herkomens/ Der Durchleuchtigen/ Hochgebornen/ Fürsten vnd Herrn/ Marggrauen zu Brandenburg/ Aus dem Latein in Deudsch bracht/ Durch Georgium Seifridum von Kitzing. Wittenberg 1555. ThULB Jena, 4 Bud. Brand 1. VD16 ZV 18910. Der am 11.2.2016 eingesehene Druck beginnt mit den Worten: „Wir lesen/ das die Römischen Keiser/ haben vorzeiten/ in grossen Reichsteden Burggrauen verordnet/ vnd die gemeiniglichen zu Fürsten gemacht/ Wie da sind die Burggrauen zu Nürnberg.“ Vgl. den Beginn der 1540 verfaßten Handschrift.
Handschrift:
Ein Khürtze Vnnd fast Lustige Beschreibung, des Stammens, Vnnd allten Herkommens, Der durchleüchtigen vnnd Hochgebornnen Fürsten. Zue Branndenburg p. Auß den fürnembsten Vnd bewertesten Geschichtschreibern. Durch Doctorn Georgen Seÿfrid Von Sultzfeldt, Baider Fürsten Zu Branndenburg Leibartzt, zusammengebracht Vnnd Beschribenn. Im Jar 1540. UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 103, Bl. 1–28. Online [10.02.2016].
Literatur:
Klaus Matthäus: Dr. Georg Seyfridt und seine Schreibkalender. Gedruckte Jahreskalender– Dem Einblattkalender folgen die Schreibkalender. In: Almanach nicht allein den Gelehrten, sondern auch den Kaufleuten nützlich für die Jahre 1544 und 1545 in Kulmbach verfaßt von Georg Seyfridt. Neu herausgegeben (Reprint) von Klaus Matthäus mit einem Beitrag über Georg Seyfridt und seine Kalender. Jena 2017, S. 11–35.

Erstellt: 10.02.2016

seyfridt_georg.txt · Zuletzt geändert: 2017/08/21 17:12 von klaus-dieter herbst