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Walz, Johann Theophil

„Johann Theophilus Walz, Sr. Königl. Maj. in Polen und Churfürstl. Durchl. zu Sachsen Commißions=Rath, Mathematicus & Geographus Regius, bei der Königl. Preußischen Academie der Wissenschaften Mitglied“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1748)
* ??.10.1713 Hohenstaufen bei Göppingen, † 17.7.1747 Leipzig
Kalender seit 1743, verfaßt bis 1748
Übernommene Reihe: → Richter, Georg Friedrich

Johann Theophil Walz wurde im Oktober 1713 in Hohenstaufen (heute ein Stadtbezirk von Göppingen) geboren (Hartkopf, 1983, S. 423). Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Am 12. Mai 1727 wurde Walz an der Universität in Tübingen immatrikuliert (Bürk/Wille, 1953, Bd. 3, S. 66 „[1727.] V. 12. Johannes Theophilus Walz Hohenstauffensis propter aetatem non iuravit, rediit Bebenhusam, ubi in convictu est dni praesidis“). 1728 erhielt er ein Stipendium der bei Göppingen gelegenen Stadt Albershausen. Bereits mit 16 Jahren wurde Walz am 10. Mai 1730 zum Magister promoviert (ebd., Anm.). Gemäß des Matrikeleintrags übernahm Walz nach dem Studium den Vorsitz der Klosterschule Bebenhausen bei Tübingen. 1744 wurde er in ein politisches Amt am sächsischen Hof in Dresden berufen (ebd., Anm.; vgl. die nachrichtliche Mitteilung darüber in: Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen, Leipzig, 21. Februar 1745, S. 135; für den am 20. September 2017 gegebenen Hinweis auf diese Quelle danke ich Dr. Mark Lehmstedt, Leipzig). Laut Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt des Kalenders für 1748 war Walz königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Kommissionsrat, königlicher Mathematiker und Geograph sowie Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. In die Akademie wurde er am 29. Januar 1745 als auswärtiges Mitglied und Mathematiker aufgenommen (Hartkopf, 1983, S. 423).
Walz gründete offenbar auch eine Familie, denn am 2. Dezember 1761 wurden die in Dresden geborenen Brüder Johann Theophil der Jüngere und Heinrich Carl Gottlieb in die Matrikel der Universität in Leipzig eingeschrieben (Erler, 1909, Bd. 3, S. 443). Mit wem Walz verheiratet war, konnte nicht ermittelt werden. Seine Laufbahn als Wissenschaftler und Kommissionsrat endete mit dem am 17. Juli 1747 in Leipzig erfolgten Tod (Hartkopf, 1983, S. 423).
Nur auf dem Titelblatt des Kalenders für 1748 wird der Name des Verfassers genannt. Daß Walz auch die „Verbesserte[n] Calender“ des Kurfürstentums Sachsen für 1746 und 1747 verfaßte, verraten die Initialen unter einer „Nachricht“ auf der Rückseite des jeweiligen Titelblatts (vgl. die Quellenzitate). Offenbar war Walz bestrebt, diese Kalenderreihe mit ebensolcher astronomischer Zuverlässigkeit auszustatten wie es die Reihe des „Astronomische[n] Kalender[s]“, die von der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin herausgegeben und von deren Astronomen berechnet wurde, war. Nach dem Tod von Walz wurde die Kalenderreihe wieder anonym herausgegeben. Auf dem Titelblatt des Kalenders für 1749 (und später) wird die Besonderheit vermerkt, daß die Herausgabe des Kalenders jetzt „unter dem der Universität Leipzig erteilten Privilegio“ erfolgte. Dieses Privilegium wurde am 8. Januar 1748 von Kurfürst Friedrich August II. verliehen. Vorher waren die Privilegien auf den „Buchhändler Fritsche“ und auf die Professoren „Ulrich Junius, und, nach dessen Tode, Geo. Fried. Richter, zuletzt Joh. Gli. Waltz“ ausgestellt worden (Schulze, 1802, S. 90). Ulrich Junius ist als Kalendermacher bereits bekannt, Georg Friedrich Richter (1691–1742) hingegen noch nicht. Dieser war seit 1726 Nachfolger von Junius auf dem Lehrstuhl für Mathematik an der Leipziger Universität und wurde 1735 Professor der Moral und Politik (vgl. Schulze, 1802, S. 46). Nach dessen Tod (1742) wurde „die Verfertigung des verbesserten Leipziger=Calenders von Herrn M. Johann Theophilus Walzen“ übernommen (Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen, Nr. LXXXII, Leipzig, 11. Oktober 1742, S. 736). Da Richter Mitte 1742 gestorben war, hatte Walz bereits den Kalender für 1743 als Autor zu verantworten.

Titel:
1743–1748: Verbesserter Calender [in Nachfolge von Georg Friedrich Richter].
Druck und Verlag:
1743–1748: Druck Ulrich Christian Saalbach, Leipzig, Verlag Junius, Leipzig.
Nachweis:
Herbst, 2011a, S. 65. CERL (ohne Kalender).
Quellenzitate:
(1) „Nachricht. Die vornehmste Himmels=Begebenheiten sind bey Verfertigung dieses Calenders alle aus den besten Astronomischen Tafeln neu berechnet, das übrige aber durch fleißige gegeneinander Haltung der Ephemeridum des Manfredii und Ghislerii heraus gebracht, und wo deren Unterschied von einander beträchtlich gewesen, die Sache gleich durch würckliche Rechnung entschieden worden; kan man also versichert seyn, daß noch kein Calender in Deutschland zum Vorschein gekommen, welcher mit diesem so wohl an Menge der darinn enthaltenen Sachen, als an Accuratesse, verglichen werden könnte. J. T. W.“ (Verbesserter Calender für 1746, Rückseite des Titelblattes).
(2) „Nachricht. Dieser Calender ist auf den Leipziger Mittags=Circul gerichtet, und sind die Oerter der Sonne und der Planeten iederzeit auf den mittlern Mittag des im Calender benannten Tages zu verstehen. Die vornehmste Himmels=Begebenheiten sind alle aus den neuesten und besten astronomischen Tabellen neu berechnet, das übrige aber durch fleißige Gegeneinanderhaltung der Ephemeridum des Manfredii und Ghislerii heraus gebracht, und, wo der Unterschied beträchtlich gewesen, die Sache alsbald durch würckliche astronomische Berechnung entschieden worden; daß folglich gegenwärtiger Calender alle in Deutschland gebräuchliche an Richtigkeit so wohl, als am Vorrath der darinn enthaltenen Sachen, übertreffen wird. J. T. W.“ (Verbesserter Calender für 1747, Rückseite des Titelblattes).

Erstellt: 31.08.2017
Letzte Aktualisierung: 11.12.2019

walz_johann_theophil.txt · Zuletzt geändert: 2019/12/11 10:21 von klaus-dieter herbst