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Adelungk, Wolfgang Heinrich

„Wolffgang Heinrich Adelungk, Hamburgens. Der Edlen Mathem. Wissenschafften Beflissener“; „Mathematicus et Astronomus“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1697, 1700 (jeweils Reihe 1))
* 25.12.1649 Hamburg, † 16.12.1710 Hamburg
Kalender seit 1696, verfaßt bis 1711

Wolfgang Heinrich Adelungk wurde am 25. Dezember 1649 in Hamburg geboren (Bouck, 1863, S. 6, Bouck entnahm die Informationen einer autobiographischen Schrift (Manuskript) Adelungks; vgl. Schramm, 1996, S. 17 und Postel, 2005, S. 16). Seine Eltern hießen Hans (gest. 3.3.1684) und Anna (gest. 13.12.1680) (Bouck, 1863, S. 9). Adelungk besuchte die Schule an der Jacobi-Kirche. Von seinem 15. bis zum 20. Lebensjahr erwarb er seinen Lebensunterhalt durch Musikunterricht. Ein Studium konnte er nicht finanzieren. Ostern 1670, also mit 20 Jahren, eröffnete er „auf dem Kattrepel“ eine eigene Schule (Bouck, 1863, S. 6). Kurz danach, am 31. Mai 1670 heiratete er Ilsabe Lüdemann (gest. 24.10.1710). Aus dieser Ehe entsprangen die Zwillinge Johanna Maria (6.4.1671–?) und Ilsebe Dorothea (6.4.–28.4.1671), Johann Wolfgang (18.1.1673–?), Hinrich Otto (12.10.1674–27.1.1678), Hans Paul (27.2.–1.4.1677), Anna Ilsabe (1.5.–7.6.1678), Dorothea Margaretha (30.7.1679–?), Wolfgang Heinrich (4.2.1682–4.5.1746), die Zwillinge Margaretha Elisabeth (27.9.1684–?) und Hans Justus (27.9.1684–17.7.1687), Ilsabe (15.5.1687–?) (ebd., S. 6–9).
Am 10. Oktober 1673 wurde die Schule durch ein Feuer gänzlich zerstört. Adelungk ließ sie allmählich wieder aufbauen und setzte den Unterricht 1674 fort. Die Quartalseinnahmen für 1676 und 1677 betrugen zwischen 50 und 70 Mark (ebd., S. 10). Am 20. September 1689 wurde er Lehrer an einer Armenschule, die der Pastor an St. Katharinen, Abraham Hinckelmann, gegründet hatte (ebd., S. 11). 1698 wurde ihm die Leitung der Schule der Knakerüggischen Stiftung übertragen (Postel, 2005, S. 16). Er starb am 16. Dezember 1710 in Hamburg (Bouck, 1863, S. 14; das Todesjahr 1746 in Schröder, 1851, Bd. 1, S. 10 bezieht sich auf den gleichnamigen Sohn, vgl. Bouck, 1863, S. 19).
Aus dem „Thesaurus Historicarum“ von 1695 (anderer Druck, Titel 1) verwendete Adelungk einzelne Historien in seinen Kalendern. Die 1696 veröffentlichte „Kurtze Historische Beschreibung“ der Stadt Hamburg (anderer Druck, Titel 2) ist die erste gedruckte Chronik der Stadt. Die astronomische Schrift von 1707 über den Merkurtransit (anderer Druck, Titel 3) scheint verschollen zu sein.
Nachdem → Johann Heinrich Voigt 1691 gestorben war und dessen Kalenderreihen anfangs noch unter Beibehaltung von Voigts Namen auf dem Titelblatt bei Konrad Neumann in Hamburg herauskamen, übernahm schließlich 1695 Adelungk die Kalenderarbeit für den Drucker Konrad Neumann (vgl. Schramm, 1996, S. 15), ohne jedoch Voigts Reihen einfach nur fortzuführen. Adelungk schuf teilweise eigene Kalenderreihen. Das älteste überlieferte Kalenderexemplar von Adelungk ist ein „Curiositäten-Calender“ für 1697 (KB Kopenhagen, KB 52-318, Bd. 1, Nr. 17). In diesem heißt es, daß er „zum andernmahl“ herausgegeben worden sei (Curiositäten-Calender für 1697, Kalendarium, S. A2a), also der erste Jahrgang für 1696 erschienen war. Neben dem großen Schreibkalender gab Adelungk auch kleinere Kalender heraus, von denen die ältesten überlieferten Exemplare ebenfalls in der KB Kopenhagen vorhanden sind (19,-186.8° für 1697 und Hielmst. 2544:8 8° für 1698, beide Reihe 2). Nach Adelungks Tod wurden dessen Kalenderreihen von → Paul Halcke fortgeführt.
Im Kalenderwesen war es seit dem 16. Jahrhundert üblich, daß der Kalendermacher seine Jahreskalender einer hochgestellten Person oder einem Patron widmete. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde diese Praxis allmählich reduziert. Um 1700 findet man kaum noch einen Kalender mit einer Widmung. Das vermutlich letzte Exemplar, in dem der Kalendermacher ein Widmungsschreiben abdrucken ließ, ist Adelungks „Curiositäten-Calender“ für 1706. Diesen widmete er „Herrn Matthaeo Schlütern/ J. U. D. Und höchst=meritirten Rahts=Verwandten Der Hoch=Löblichen Stadt Hamburg, Als meinen Insonders Hoch=zu=Ehrenden Herrn und Groß=Geneigten Vornehmen Patronen“ (Curiositäten-Calender für 1706, Kalendarium, S. A1b). Anlaß war dessen „Erhebung zu einem Hoch=Ansehnlichen Rahts=Glied“. Adelungk fand „keine bequemere Gelegenheit“ dazu zu gratulieren, als dem neuen Ratsherrn den Kalender für 1706 „schuldigst zu Offeriren und zu Dediciren“.

Titel:
(1) 1696–1711: Hamburgischer Curiositäten-Calender, Format 4°.
(2) 1697[?]–1709[?]: Curiositäten-Allmanach, Format 16°.
(3) 1697[?]–1710[?]: Hamburgischer Allmanach, Format 24°.
(4) [?]–1707[?]: Hamburgischer Banco, Contoir- und Schreib=Kalender, Format 8°.
Druck und Verlag:
Konrad Neumann, Hamburg.
Nachweis:
Deutsche Presse, 1996/1997/2003, Bd. 1.1, Sp. 112f. (Reihe 3), Sp. 113f. (Reihe 1), Sp. 171f. (Reihe 2). Herbst, 2008a, S. 67. Ergänzung: KB Kopenhagen (Ex. für 1697, 1700, 1705, 1706, 1709 der Reihe 1; 1697, 1698 der Reihe 2); LBMV Schwerin (Ex. für 1707 der Reihe 4). VD17 (ohne Kalender). CERL.
Andere Drucke:
(1) Thesaurus Historicarum, Oder Neu=Eröffnete Schatz=Kammer Rarer und Außerlesener Historien/ Darinnen Viele und Mancherley Denckwürdige Geschichte/ seltzame Fälle/ wunderbahre Begebenheiten/ sonderliche Kunst= und Natur=Wunder/ Curieuse Fragen/ seltene Antiqvitäten/ nebenst vielen anmuthigem Nutz und Fruchtbringenden Sachen vorkommen […]. Hamburg 1695. UB Rostock, Ad-3348. Online [07.08.2017]. Und in anderer Bibliothek.
(2) Kurtze Historische Beschreibung/ Der Uhr=Alten Käyserlichen und des Heil. Römischen Reichs Freyen=An=See=Kauff= und Handels=Stadt Hamburg, Darinnen der Ursprung und Fortwachs dieser Löbl. Stadt/ was von Carolo Magno an/ biß auff diese Zeit/ Denckwürdiges vorgegangen/ sampt vielen Antiquitäten/ so wohl den Einheimischen als Frembden zur nützlichen Nachricht: […]. Hamburg 1696. HAB Wolfenbüttel, Gm 1940. Online [07.08.2017]. Und in anderen Bibliotheken.
(3) Vorstellung der Conjunctio Mercurii et Solis. Hamburg 1707. Zitiert nach Schröder, 1851, Bd. 1, Nr. 16.
Literatur:
J. L. de Bouck: Aus dem Leben des hamburgischen Geschichtsschreibers Wolffgang Heinrich Adelungk und dessen gleichnamigen Sohnes, Beide Lehrer an der Knakerügge’schen Schule. Hamburg 1863. SUB Hamburg, A 1946/1596.
Rainer Postel: Art. „Adelungk, Wolfgang Heinrich“. In: Franklin Kopitzsch, Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg Lexikon. 3. aktualisierte Auflage. Hamburg 2005, S. 16f.

Erstellt: 17.08.2017

adelungk_wolfgang_heinrich.txt · Zuletzt geändert: 2017/08/18 11:59 von klaus-dieter herbst