„Valentinus Bützlin von Wangen/ der artznyen Doctor/ vnd Stattartzet zu Vberlingen“ (Selbstbezeichnung im Kalender, zit. 1550)
* ca. 1521 Wangen/Allgäu, † (begraben) 10.10.1581 Überlingen
Kalender seit 1549, verfaßt bis 1576
Valentin Butzlin wurde um 1521 in Wangen geboren. Es gibt 13 Orte mit diesem Namen (Schilling, 2001, Bd. 3, S. 557). Da Butzlin später Stadtarzt in Überlingen am Bodensee wurde, wird er in der freien Reichsstadt Wangen im Allgäu, die in der Nähe des Bodensees liegt, geboren worden sein. Das ungefähre Geburtsjahr wurde aus dem Jahr des Beginns seines Studiums abgeschätzt. Butzlin schrieb sich am 25. Juni 1539 in die Matrikel der Universität in Ingolstadt ein (Pölnitz, 1937, Bd. 1, Sp. 556 „[1539 Mense Iunio] 25. Valentinus Bützlein Vannianus 48 d“).
Im Stadtarchiv von Überlingen ist eine Urkunde überliefert, nach der ebenfalls ein Valentin Butzlin, Doktor der Medizin, am 22. Mai 1526 als Stadtarzt in Überlingen bestallt worden war und der vermutlich 1507 geboren wurde (Harzendorf, 1955, Bd. 4, Teil 1, FN. 555, Nr. 6). Das könnte der Vater des gleichnamigen Studenten gewesen sein, der 1539 in Ingolstadt an der Universität immatrikuliert wurde. Dort wurde der Jüngere 1543 zum Magister und 1545 zum Doktor der Medizin promoviert (Liess, 1984, S. 169; Resch/Buzás, 1976, S. 15). 1546 übernahm Butzlin für 50 Gulden jährlich die Stelle des Stadtarztes in Überlingen (Munck, 1951, S. 29). Dort soll er „noch 1580 als Stadtarzt tätig“ gewesen sein (ebd.). Für 1574 weist ihn das Überlinger Einwohnerbuch (Harzendorf, 1955, Bd. 4, Teil 1, FN. 555, Nr. 6) als „Schulherr und Stadtarzt“ aus (für diesen am 22. Juni 2018 gegebenen Hinweis danke ich Dr. Annemarie Kinzelbach, München). Am 10. Oktober 1581 wurde Valentin Butzlin, vermutlich der Jüngere, beerdigt (Harzendorf, 1955, Bd. 4, Teil 1, FN. 555, Nr. 6). Ab 1577 ist in Überlingen auch ein Doktor der Arznei namens → Johann Joachim Butzlin, vermutlich Valentins Sohn, nachweisbar.
Mit den in Zürich seit 1549 (für 1550) gedruckten Schreibkalendern von Butzlin breitete sich diese damals neue Kalenderart weiter aus. Zuvor hatten bereits → Dionysius Sibenburger (Kalender für 1541), → Christoph Stathmion (für 1543), → Georg Seyfridt (für 1544), → Johannes Berthold Seipel (für 1545) und → Simon Heuring (für 1548) Schreibkalender in Quart verfaßt. Butzlin hingegen verfaßte seine Kalender „sampt der schrybtafel“ zunächst in Sedez (vgl. auch → Philipp Melhofer seit 1543) und vermutlich erst ab 1571 in Quart. Gegenüber den anderen Kalendermachern gibt es bei Butzlin die Besonderheit, daß er anfangs kein separates Prognostikum schrieb, sondern eine kurze Praktik unmittelbar nach dem Kalendarium brachte. Erst für 1572 könnte er erstmals auch ein großes Prognostikum verfaßt haben, das er dem dann auch in quart herausgegebenen Schreibkalender hinzufügte, denn für jenes Jahr erschien eine „Practica“ (zitiert nach Zinner, 1941/64, S. 251, Nr. 2573).
Die von Butzlin überlieferten Schreibkalender für 1550, 1551, 1560, 1561, 1562 (alle Format 16°, Reihe 3) enthalten auf den Verso-Seiten jeweils das Kalendarium eines halben Monats, inbegriffen die Sonntagsevangelien. Die unbedruckten Recto-Seiten sind beschrieben. Der Kalendernutzer schrieb für jeden Tag das Wetter ein (das auch im Exemplar für 1572 im Format 4°, Reihe 6). Die durchgeschossenen Blätter wurden zum Teil ebenfalls beschrieben.
Aufgrund der Bedeutung der Kalenderart „Schreibkalender“ werden alle überlieferten Exemplare der Schreibkalender von Butzlin hier gesondert aufgeführt.
Schreibkalender:
1550: Laßbüchlin sampt der schrybtafel vnd der Practick, 16°, Druck Eustachius Froschauer, Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,5)
1551: Laßbüchlin sampt der schrybtafel vnd der Practick, 16°, Druck Eustachius Froschauer, Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,6)
1560: Laßbüchlin sampt der Schrybtafel/ Mässen/ vnd Jarmarckten, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 270,2)
1561: Laßbüchlin sampt der Schrybtafel/ Mässen/ vnd Jarmarckten, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 270,3)
1562: Laßbüchlin sampt der Schrybtafel/ Mässen/ vnd Jarmarckten, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 270,4)
1563: Laßbüchlin sampt der Schrybtafel/ Mässen/ vnd Jarmarckten, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 270,5)
1567: Laßbüchlin sampt der Schrybtafel/ Mässen/ vnd Jarmarckten, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 270,9)
1567: Kalender mit dem wätter, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ULB Halle, Mb 786)
1568: Kalender sampt der Practick, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ULB Halle, Mb 786)
1570: Kalender sampt der Practick, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (UB Bern, ZB Rar alt fol 187:1570:1)
1571: Kalender oder Laaßbüchli sampt der Schreybtafel/ Mässen vnd Jarmärckten, 4°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (BP Rom, Mikrofiche U 1)
1572: Kalender oder Laaßbüchli sampt der Schreybtafel/ Mässen vnd Jarmärckten, 4°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 271,4; ZB Solothurn, S 5/1 1572 Zürich)
1572: Kalender mit dem wätter, 16°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (UB Bern, ZB Rar alt var 80:4 und 80:5)
Wandkalender:
1549, 1560, 1563, 1568, 1569, 1570, 1571: [Almanach], Einblattdruck, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (UB Bern, MUE Rar alt gr fol 33)
1552: So man zelt nach der geburt Christi, Einblattdruck, Druck Eustachius Froschauer, Zürich (LB Bern, ZB Zürich)
1560, 1563, 1567, 1571, 1572, 1573, 1575, 1576: So man zelt nach Christi geburt, Einblattdruck, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, BETH Zürich, LJ Paris, BSB München, BN Paris, UB Basel, UB Freiburg)
Englische Kalender:
1551: An almanake and prognostication, Einblattdruck, 2°, Druck John Turck, London (BM London, Bragford Fragments, Harl. 5937/52 und 53; BM Oxford, Douce, H. 273)
1552: An almanake and prognostication, Einblattdruck, 2°, Druck Hugh Singleton, London (Ann Arbor, Michigan)
Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1549–1576[?]: [Almanach] So man zelt nach Christi geburt, Einblattdruck, Format 2°.
(2) 1550–[?]: Kalender oder Laaßbüchlein/ mit sampt der Practick, Format 16°.
(3) 1550–1551[?]: Laßbüchlin sampt der schrybtafel vnd der Practick. 1560[?]–1567[?]:Laßbüchlin sampt der Schrybtafel/ Mässen/ vnd Jarmarckten, Format 16°.
(4) 1567[?]–1572[?]: Kalender mit dem wätter, Format 16°.
(5) 1568[?]–1570[?]: Kalender sampt der Practick, Format 16°.
(6) 1571[?]–1572[?]: Kalender oder Laaßbüchli sampt der Schreybtafel/ Mässen vnd Jarmärckten, Format 4°.
Englische Kalender:
(7) 1551–1552: An almanake and prognostication, Einblattdruck, Format 2°.
Druck und Verlag:
(1)–(6) 1550–1552: Eustachius Froschauer, Zürich, 1553–1582: Christoph Froschauer d. J., Zürich.
(7) 1551: John Turck, London, 1552: Hugh Singleton, London.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 213, Nr. 1982 (für 1550) und passim bis Nr. 2608 (Vorhersage für 1573). Wernicke, 2012, S. 21. Bosanquet, 1917, S. 151. Capp, 1979, S. 300. Early English books online, 1475–1640, 1886:4. Baurmeister, 1975, S. 130–134 (Wandkalender). VD16. CERL.
Online:
(3) 1550, 1551, 1560,
1561, 1562, 1567
(4) 1567
(5) 1568
(6) 1572 [30.03.2016].
Erstellt: 31.03.2016
Letzte Aktualisierung: 11.07.2019