Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


dedekind_musophilus

Dedekind, Musophilus (Pseud.?)

»Musophilus Dedekindus« (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1632)
das ist vermutlich: Dedekind d. J., Henning
* ca. 1603 Langensalza, † 7.10.1666 Wundersleben
Kalender seit 1632, erschienen bis 1644\\

Vermutlich ist der Name „Musophilus Dedekindus“ ein Pseudonym für Henning Dedekind den Jüngeren, der es von seinem Vater, Henning Dedekind dem Älteren, übernommen haben könnte. Weil diese Aussage mit mehreren Unsicherheiten verbunden ist, erfolgt der Eintrag nur unter Musophilus Dedekind.
Dedekind d. Ä. (* 30.12.1562 Neustadt am Rübenberge, † 28.7.1626 Gebesee) studierte seit 1582 in Erfurt Theologie, kam 1586 als Kantor nach Langensalza und übernahm 1615 das Pfarramt in Gebesee (Schmidt, 1957). Aus der ersten Ehe mit Christina Stieffel entstammen 13 Kinder, darunter Henning d. J., Benjamin und Friedrich Melchior. Eines der in Lexika bei Henning Dedekind angegebenen Bücher mit Soldatenliedern („Dodekas musicarum deliciarum Soldaten Leben […]“, Erfurt 1628) war unter dem Namen „Musophilus Dedekind“ erschienen (Eitner, 1959, Bd. 3, S. 161), was die Brücke zum Namen des späteren Kalendermachers schlägt. Ferner: „Im Gothaischen Cantional befindet sich auch ein Choralsatz von Musophilus Dedekind“ (ebd.; vgl. Ritter, 1884, Bd. 1, S. 162). Dieser Choral trägt den Titel „Gott Vater aller Gütigkeit“ und befindet sich im zweiten Band des Gothaischen Kantionals (Cantionale Sacrum, 1646, Bd. 2 (1648), S. 324–327; Herrn Niklas Frechen, Student an der Universität Erfurt, sei für diesen Hinweis in seiner studentischen Hausarbeit vom August 2014 herzlich gedankt).
Dedekind gab 1621 auf einer Flugschrift von „einer vngestalten Mißgeburt/ eines Mägdleins/ so sich begeben zu Gebesee“ an, daß diese von „Henningo Dedekindo/ dem Eltern/ Pfarrern vnd Seelsorgern daselbsten“ verfaßt wurde (Dedekind, 1621). Der jüngere Henning Dedekind war dessen erstgeborener Sohn. Dieser ist in den Matrikeln zweier Universitäten nachweisbar, 1613 in der von Erfurt (Weissenborn, 1884, Bd. 2, S. 517 „Henningus et Fridericus Melchior Dedekindus fratres Salzenses dni Henningi diaconi ibidem filii non iuarunt.“) und 1621 in der von Leipzig (Erler, 1909, Bd. 1, S. 74 „Dedekindus Henn. Salcen. 1/2 fl. i S 1621 M 57“). Da er bei der ersten Immatrikulation noch Kind war und deshalb nicht vereidigt wurde, wird das ungefähre Geburtsjahr 1603 aus dem Jahr 1621 der zweiten Immatrikulation abge¬schätzt. Nach dem Studium wirkte Henning Dedekind d. J. von 1627 bis 1666 als Pfarrer in Wundersleben (Pfarrerbuch Sachsen, Bd. 2, S. 284).
1637, 11 Jahre nach dem Tod von Dedekind d. Ä., erscheint Henning Dedekind d. J. neben seinem Bruder Benjamin Dedekind (* ? Langensalza, † 24.10.1640 Gebesee) als Beiträger in einer Gelegenheitsschrift (Dedekind, 1637). Diese aus Anlaß einer Hochzeit verfaßte Schrift wurde von dem anderen Bruder Friedrich Melchior Dedekind (* ? Langensalza, † 1669 Erfurt), Universitätsbuchdrucker in Erfurt (Reske, 2007, S. 213) gedruckt, der ebenfalls Musophilus Dedekinds Kalender druckte. Aufgrund dieser Einzelheiten wird vermutet, daß es sich bei Musophilus um den jüngeren Henning Dedekind handelt.
Alle der bis für das Jahr 1644 überlieferten Exemplare der Jahreskalender beinhalten Widmungen des Kalenderautors an hohe Persönlichkeiten. Den ersten Kalender für 1632 widmete Dedekind Martin Schlegel, Superintendent zu Weißensee, seinem „Förderer/ auch vielgeehrten werthem Freunde“ (Kalendarium, S. A1b). Im zweiten Teil findet man neben dem langen Widmungsschreiben an diesen auch ein lateinisches Gedicht von Benjamin Dedekind, Pfarrer in Gebesee und Adjunkt der Superintendentur Langensalza (zweiter Teil, S. A1b). Am Ende des zweiten Teils des Kalenders für 1635 gab Dedekind eine „Warnung für dem verfelschtem Nachdruck“ seines vorjährigen Kalenders. Der Nachdruck war unter dem Namen von → Simeon Partlicius erschienen (zweiter Teil, S. D4b; vgl. die Erwähnung dieses Falles bei → Rudolph Buchbach).

Titel:
1632–1644: SchreibCalender.
Druck und Verlag:
Druck Friedrich Melchior Dedekind, Erfurt, Verlag Johann Bischoff, Erfurt.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 78. CERL.
Online:
1632 und 1635 [03.06.2014], 1632 [05.09.2017].

Erstellt: 03.06.2014
Letzte Aktualisierung: 05.08.2019

dedekind_musophilus.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/05 14:20 von klaus-dieter herbst