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Adler, Bartholomaeus

„Bartholomaeus Adler von Adorff/ Ecclesiastes vnd Astronomus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1597)
* ca. 1564 Adorf/Vogtland, † ? Podersam/Böhmen [?]
Kalender seit mindestens 1594, verfaßt bis mindestens 1597

Aus den Angaben in den Titeleien der Drucke folgt, daß Bartholomaeus Adler in der Stadt Adorf geboren wurde. Es handelt sich um das Adorf im Vogtland, denn dort war der Familienname Adler weit verbreitet (vgl. Raunert, 1980, S. 121–123 und Raab, 1907, S. 217–225). Allein in den Jahren 1567 bis 1572 wurden von sechs verschiedenen Adlers Kinder getauft: Ursula von Peter Adler, einem Gerber, am 11.1.1567, Adam von Nickel Adler am 19.1.1567, Ehret von Benedix Adler am 13.2.1567, Samuel von Johann Adler, einem Apotheker (vgl. Lenk, 1993, S. 88), am 29.10.1567, Jörg von (erneut) Nickel Adler am 18.12.1567, Elisabeth von Barthel Adler am 6.6.1571 und Jörg von Thomas Adler, einem Richter, am 8.10.1572 (ev.-luth. Kirchgemeinde Adorf, Kirchenbuch 1565–1653, S. 24, 25, 26, 35, 37). Aufgrund des Vornamens wird Barthel Adler, der Vater von Elisabeth, auch als Vater des Kalendermachers Bartholomaeus angenommen. Der Vater starb 1583 (ebd., S. 156 „hat sich Barthel Adler erhenckt im Saustall 4 Marti[i]“). Von dessen Kindern können neben Elisabeth noch 1568 ein wohl im Säuglingsalter verstorbenes Kind (ebd., S. 143 „Barthel Adlers Kind 25 Iuni[i]“) und die Tochter Anna, die am 4. August 1583 Taufpatin war (ebd., S. 52 „Anna[,] Barthel Adlers tochter“), nachgewiesen werden. Der Sohn Bartholomaeus muß vor 1565 geboren worden sein, denn das 1565 beginnende Kirchenbuch von St. Michaelis in Adorf enthält dessen Taufeintrag nicht.
Allein aus Adorf wurden am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts an der Universität Leipzig elf Studenten namens Adler immatrikuliert, darunter im Sommersemester 1582 Bartholomaeus Adler (Erler, 1909, Bd. 1, S. 2 „Adler, Bartholom. Adorfen. 4 gr. i S 1582 M 68“). Aus dem Jahr der Immatrikulation wurde das ungefähre Geburtsjahr 1564 abgeschätzt. Nach dem Studium wurde Adler Pfarrer. Aus der Titelei eines nicht mehr vorhandenen „Prognosticon unnd Calender[s]“ für 1594 geht hervor, daß er zunächst „Pfarrh. zu Newhorscheditz“ (Nahorscheditz, Nahoretitz, tschech. Nahořečice) in der Nähe von Karlsbad war (vgl. Katalogeintrag in SBPK Berlin, 4“ Ok 1257-no. 27). Gemäß der Angabe im Prognostikum für 1597 (S. A3b) war er 1596 Pfarrer in Podersam (tschech. Podbořany), einer Stadt ca. 40 km östlich von Karlsbad (Schilling, 2002, Bd. 3, S. 51). 9 km südwestlich von Karlsbad befindet sich die Stadt Elbogen (tschech. Loket), in der ein Thomas Adler Rektor war. Dieser verfaßte für das Prognostikum für 1597 ein Lobgedicht auf Bartholomaeus Adler und unterzeichnete mit „M. Thomas Adler Rect. Elnb.“ (S. A1b). Dieser Thomas Adler stammte aus Blankenburg und war ein Enkel von Caspar Aquila (1488–1560; Acta historico-ecclesiastica, 1734, Bd. 7 (1744), Anhang, S. 1082, 1088). Ein anderer und wiederum aus Adorf kommender Thomas Adler studierte seit 1586 in Leipzig (Erler, 1909, Bd. 1, S. 2) und seit 1590 in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 371). Zur Familie der Adlers in Adorf gehört auch ein Erhard Adler, der 1566 an der Universität Wittenberg studierte (ebd., S. 97 „[1566] Aprili. 29. Erhartus Aquila Atorfensis“). Ob hier eine familiäre Verbindung zu Caspar Aquila, lutherischer Theologe und seit 1527 Superintendent in Saalfeld, bestand, konnte nicht geklärt werden.
Überliefert sind nur ein Kalender für 1594 (StGM Leipzig, I K 1019) mit Prognostikum (MB Halle, R 3.69 (24)) und ein Prognostikum für 1597 (BSB München, Res/4 Astr. p. 516,1), die Adler auf die Polhöhe von 51 Grad gestellt hat. Adlers Aussagen im Widmungsbrief an die Bürgermeister und den Rat der Stadt Eger im Prognostikum für 1597 bestätigen, daß er auch nach 1594 Kalender verfaßte. Es heißt dort, daß er „mit dem Calender schreiben vnd prognosticiren vmbgehe“ (zweiter Teil für 1597, S. A2a) und „abermahl ein Prognosticon sampt einem Newen vnd Alten Allmanach vnd Calender (non posthabito sacrae Theologiae studio) auff das 1597. Jahr mit fleiß gestellet“ habe (S. A3a). Offenbar gab Adler den Kalender in zwei Formaten heraus, denn er dedicirte einen „grossen vnd kleinen Calender“ (S. A3b). Er unterzeichnete mit „Geben zu Bodbersam [sic] Sontags Jubilate A. C. Anno 1596. Ewer E. A. vnd E. Gantz williger Bartholomeus Adler jetzt Pfarrherr daselbsten“ (ebd.).
Adler gehörte zu jenen lutherischen Pfarrern, die bereits im 16. Jahrhundert auch als Kalendermacher auftraten (vgl. z. B. → Albin Moller) und mit ausdrücklichem Hinweis auf ihr Christsein die astrologische Wissenschaft im allgemeinen und ihre Kalenderprognostik im besonderen rechtfertigten. Bei Adler heißt es diesbezüglich: Da „die Astrologia/ das ist/ die Lehre von der krafft/ wirckung vnnd bedeutung der Planeten/ Stern/ Finsternissen etc. eine besondere gabe Gottes/ vnd einem Christenmenschen sich darinnen zu vben/ zugelassen [ist]: Wird mich kein Christlicher vnd rechtvernünfftiger Mensch verdencken/ das ich neben meinem tragenden Ampt/ vnd fürnembsten Studijs Theologiae, auch exercitij vnd vbung halben/ zu nutz in ordnung der Kirchen/ des Ackerbaws/ erhaltung gutes Regiments/ vnd inn andern mehr/ mit dem Calender schreiben vnd prognosticieren vmbgehe“ (ebd., S. A2a).

Titel:
(1) 1594[?]–1597[?]: Allmanach vnd Schreib=Calender, Format 4°.
(2) [1594?]–[1597?]: [Allmanach vnd Calender], Format 16°.
Druck und Verlag:
(1) [und (2) ?] 1594–[?]: Druck und Verlag Johann Beyer, Leipzig, [?]–1597: Druck Franz Schnellboltz, Leipzig, Verlag Nickel Nerlich, Leipzig.
Nachweis:
Herbst, 2014b, S. 389. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 339, Nr. 4175. Zinner, 1941/64, S. 306, 313. Ergänzung: StGM Leipzig, I K 1019 (Ex. für 1594). VD16. CERL.
Online:
(1) 1597 Prognostikum [15.07.2015].

Erstellt: 15.07.2015
Letzte Aktualisierung: 28.05.2018

adler_bartholomaeus.txt · Zuletzt geändert: 2018/05/28 18:40 von klaus-dieter herbst