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Caesius, Georg Friedrich

„Pfarrer zu Seenheim Astrophilus“; „Francus Astrophilus“; „M. Georgij Caesij Filius unicus Astrophilus & pie in Christo cum Patre defunctus“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1603, 1606, 1609)
* 2.3.1573 Rothenburg ob der Tauber, † 17.12.1607 Uffenheim
Kalender seit 1603, verfaßt bis 1609
Übernommene Reihe: → Caesius, Georg

Georg Friedrich Caesius wurde am 2. März 1573 in Rothenburg ob der Tauber geboren (Simon, 1957, S. 65). Seine Eltern waren der Pfarrer und Kalendermacher Georg Caesius und Magdalena Dorst (oder Dorsch) aus Rothenburg. Nachdem er sich am 23. Juni 1591 an der Universität Wittenberg immatrikuliert hatte (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 383 „23. [Iunii 1591] Georgius Fridericus Coesius [sic] Rotenburg Fr.“), studierte er dort bis 1594 Theologie. Im Prognostikum für 1603 zitierte er aus seiner Mitschrift einer Vorlesung von Kaspar Strubius (?–1597) (S. C3b), der 1585 die Prutenischen Tafeln von Erasmus Reinhold d. Ä. in Wittenberg neu herausgegeben hatte (vgl. Reinhold, 1551). Nach Absolvierung des Studiums heiratete Caesius am 2. November 1594 Maria Nenner (?–10.11.1617) aus Ansbach. Am 19. Oktober 1595 wurde er als Pfarrer in Seenheim bei Uffenheim eingeführt (Simon, 1957, S. 65). Wegen starker Alkoholabhängigkeit (Zanner, 1607, S. C1r) wurde er angeklagt, floh aus Seenheim und wurde im Fürstentum Kulmbach-Bayreuth gefaßt, nach Uffenheim gebracht und im Turm festgesetzt. Beim Versuch, aus dem Turm zu springen, erlitt er einen Beinbruch, an dem er sechs Wochen später am 17. Dezember 1607 verstarb (ebd.). Der Schreibkalender für 1609 wurde von → Georg Halbmayer aus Caesius’ Nachlaß herausgegeben (Matthäus, 1969, Sp. 1093).
Caesius erhielt das nötige Wissen für die Erstellung von Kalendern und Prognostiken nach eigenen Worten von seinem Vater Georg (Prognostikum für 1603, S. A3b). Seinen „Primitias vnd Ersten Calender“ für 1603 veröffentlichte er 1602 in Nürnberg beim Drucker und Verleger seines Vaters, Valentin Fuhrmann, dem er auch sein Werk dedizierte, weil dieser „nicht allein meines lieben Herrn Vatters Calendaria ein lange zeit hero gedruckt vnd verlegt/ vnd ein Keyserlich Privilegium in keinerley Weiß vnd Form nicht nachzudrucken außgebracht ha[t]: Sondern auch mir die Ephemerides deß Hochgelehrten vnd fürtrefflichen Mathematici, M. [→] Davidis Origani, Professoris auff der Löblichen Vniversitet Franckfurt an der Oder/ zum Newen Jar verehrt/ vnd mir von Jugend auff viel Gutthaten erzeigt ha[t]“ (ebd.). Er begründete seinen Schritt, endlich auch Kalender zu verfassen, damit, seinem Vater, dem wegen seines Alters das Schreiben schwerfalle, zu „vindiciren“ (ebd.). Im Anhang des Prognostikums für 1603 druckte Fuhrmann sein kaiserliches Privilegium von 1595, zehn Jahre gültig, ab. Demnach durften die Kalender und Prognostiken von Georg Caesius und dessen Sohn Georg Friedrich Caesius sowie eines „M. Pauli Schusters“ (→ Sutorius) und von → Matthias Fischer nicht nachgedruckt werden (ebd., S. D3b; vgl. Koppitz, 2008, S. 169).
Die Prognostiken sind im Vergleich zu denen seines Vaters deutlich kürzer, enthalten nur manchmal taggenaue Wettervorhersagen und begründen sie mit eher knappen Hinweisen auf historische Wetterlagen, wobei er auch die Aufzeichnungen seines Vaters nutzte (z. B. „Vnnd finde in meines Lieben Herrn Vattern M. Georgij Caesij Seeligen annotatis, daß vmb Antdorff zur selben zeit grausam Sturmwind sich erhob“, Prognostikum für 1606, S. B4b). Anders als sein Vater fügte er eine Tabelle mit den richtigen Tagen für den Aderlaß hinzu (Prognostikum für 1606, S. B4r), reflektierte eine längere Zeit die Bedeutung eines vermeintlichen Kometen von 1604, gab aber seinen Lesern den Hinweis. „Ich bekenne meinen unverstand“ (Prognostikum für 1606, S. B2v) – bei der Erscheinung von 1604 handelte es sich nicht um einen Kometen (vgl. Kronk, 1999), sondern um eine Supernova im Sternbild Schlangenträger, die von → Kepler zuerst beschrieben worden ist (Kepler, 1604 und Kepler, 1606; vgl. Hoskin, 1997, S. 199).
Im Kalender für 1609 warnte der Verfasser im zweiten Teil „vor den betrügerischen Machenschaften eines Schwindlers, der unter dem Namen M. Johannes Caesius Susatus mit dem Vorgeben, er sei ein Sohn des gewesenen Pfarrers zu Burgbernheim, M. Georg Caesius, bei dem Frankfurter Drucker Sigismund Latomus Kalender und Vorhersagen erscheinen ließ“ (Matthäus, 1969, Sp. 1093). Hinter diesem vermeintlichen → Johann Caesius soll sich → Bernhard Messing versteckt haben (siehe Quellenzitat).

Titel:
1603–1609: Schreibkalender.
Druck und Verlag:
1603–1608: Valentin Fuhrmann, Nürnberg, 1609: Georg Leopold Fuhrmann, Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 74. Matthäus, 1969, Sp. 1346. VD17. CERL.
Online:
Prognostikum 1603 [17.08.2015].
Literatur:
Conrad Zanner: Kurtze/ Einfältige/ Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnuß/ deß weiland Ehrwürdigen vnd Wolgelehrten Herrn M. Georgij Friderici Caesij Astronomi vnd gewesenen Pfarrers zu Seenheim vnd Custenlohr in Francken/ […] Welcher den 17. Decembris Anno 1607. in Gott selig verschieden/ vnd den 19. hernacher zu Vffenheim Christlich zur Erden bestattet worden. Nürnberg [1607]. BSB München, Res/4 Or. fun. 252, 18.
Quellenzitat:
„Warnung deß Ehrwürdigen vnnd Wolgelehrten Herrn M. Georgij Friderici Caesij Seligen, welche er vorm Jahr in seiner Practick geschrieben, Izt solche auff begeren seiner hinterlassenen Freund widerumb in diese seine letzte Practick gesetzt worden wie solches am Eingang deß Calenders gemeldet.
Es ist ohne zweiffel inn Schwaben, Reinstrom vnd andern benachbaurten [sic] Orten vmb Franckfurth herumb wol bekandt, welcher massen Sigismundus Latomus, Burger vnd Trucker zu Franckfurth am Mayn, einen newen Calenderschreiber M. Johannem Caesium Susatum, etc. welcher sonsten Caelius oder Caseus sich soll geschrieben haben, (Gleich wie jener sich offt Messingus, Benedictus Francus, Johannes Caesius, Carolus à Praga, &c genennet hat, vnd von Riga bürtig ist, dem ich derselben Orthen fleissig nachgeforschet hab, bey Herrn Doctore Berg, Herrn Casparo Mencelio Pastore im Grentzhof zur Mutow vnd andern orthen mehr, war ihm das beste, daß er hinweg war.) vberkommen, vnd denselben subornirt hat, als solt er auß dem Geschlecht M. Georgij Caesij Rotenburgensis Astronomi vnd gewesenen Pfarrers zu Marck Burckbernheim bürtig vnd sein Sohn sein“ (G. F. Caesius: Schreibkalender für 1609, zweiter Teil, S. A2r–v).

Der Text beruht überwiegend auf der am 10. August 2015 geschickten Zuarbeit von Dieter Kempkens (Bergheim), dem ich dafür herzlich danke.

Erstellt: 17.08.2015
Letzte Aktualisierung: 11.07.2019

caesius_georg_friedrich.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/11 13:28 von klaus-dieter herbst