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Halbmayer, Georg

„M. Georgii Caesii Rotenburg. piae memoriae, weyland Pfarrern vnd weitberümten Astronomi, &c. Profilius oder Tauffdoten & Discipulus Georgius Albanus Marius, sonsten Halbmayer/ zu Marckt Burckbernheim/ vnnd der Astronomiae jungen Studiosus“; „[…] Halbmayer/ Astrophilus zu Marckt Burckbernheim in Francken“; „Georgius Halbmayer Astronomus zu MarckBurckbernheim in Francken“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1611, 1612, 1643)
* ? Burgbernheim, † 25.3.1637 Ansbach
Kalender seit 1610, erschienen bis 1643
Pseud.: → Hermann, Albert
Übernommene Reihe: → Caesius, Georg Friedrich

Georg Halbmayer (auch Halbmaier) wurde als Sohn von Sixt Halbmaier (1546–1615), Diakon und Pfarrer in Burgbernheim, und Eva Taulb aus Egersheim geboren (Matthäus, 1969, Sp. 1100; Reske, 2007, S. 716). Unter den 14 Geschwistern waren die Brüder Simon (1587–1632), Drucker in Nürnberg, Johann Friedrich, kaiserlicher Geheimer Rat, und Johann Gottlieb, Gerichtsschreiber und späterer Bürgermeister von Burgbernheim (Matthäus, 1969, Sp. 1100, Anm. 814). Georg Halbmayer starb am 25. März 1637 nach gewaltsamer Verbringung nach Ansbach (Burgbernheimer Kirchenbuch Nr. 1 (1601–1690), Bl. 308 „Georgius Halbmeyer Astronomus & Calendariographus ist von durch marsirenten Soldaten erschreckt, mit gewalt weggeführt zu Ansbach erkranckt und alda den 25. Marty gestorben und begraben worden.“, zitiert nach Matthäus, 1969, Sp. 1100, Anm. 815).
Halbmayer, von dem kein Universitätsstudium bekannt ist und der als Astronom und Privatgelehrter in Burgbernheim lebte, erlernte das Schreiben von Kalendern bei → Georg Caesius, dem Vorgesetzten seines Vaters. Es liegt auf der Hand, daß er auch mit Caesius’ Sohn Georg Friedrich, der die Kalenderreihe des Vaters fortführte, vertraut war. Der letzte unter Georg Friedrichs Namen erschienene Schreibkalender (für 1609) wurde von Halbmayer aus Caesius’ Nachlaß herausgegeben (Matthäus, 1969, Sp. 1093).
Für 1610 erschien der erste von Halbmayer verfaßte Schreibkalender als Fortführung der von den beiden Caesius’ begonnenen Reihe. Auf dem Titelblatt warb er für seinen Kalender durch den Hinweis, daß er Patenkind (Taufdote) und Schüler (Discipulus) des bekannten Kalendermachers Georg Caesius sei, und durch die Latinisierung seines Nachnamens, wobei er „Halb“ mit „Albanus“ und „mayer“ mit „Marius“ übersetzte und auf diese Art an den berühmten Ansbacher Astronomen und Kalendermacher → Simon Marius erinnerte. Die erste Werbemaßnahme war damals ein übliches Vorgehen, vgl. z. B. bei → Albin Moller oder bei → Leonhardt Thurneysser und ihren wirklichen bzw. vermeintlichen Schülern. Die zweite Maßnahme war ein geschickter Werbetrick.
Halbmayers Schreibkalender wurden von verschiedenen Druckern hergestellt. Bis zum Tod von Valentin Fuhrmann druckte dieser die Reihe von Georg bzw. Georg Friedrich Caesius (bis für 1608). Danach übernahm der Sohn Georg Leopold Fuhrmann die Druckerei (Reske, 2007, S. 708). Spätestens mit dem Kalender für 1615 erschien Abraham Wagenmann, der bereits 1593 mit Valentin Fuhrmann zu tun (ebd., S. 700) und 1615 einen Streit mit Georg Leopold Fuhrmann hatte (ebd., S. 709), für wenige Jahre als Drucker des Kalenders von Halbmayer. Nach dem Tod des jüngeren Fuhrmann heiratete dessen Witwe 1617 Johann Friedrich Sartorius, der auch die Fuhrmannsche Offizin übernahm (ebd., S. 714) und den Halbmayerschen Kalender bis für das Jahr 1632 druckte. Für 1633 druckte Simon Halbmayer den Kalender seines Bruders. Nachdem Simon Ende 1632 gestorben war, heiratete dessen Witwe Anna 1633 Jeremias Dümler, der zuvor Diener des Verstorbenen gewesen war (ebd., S. 718, 726). Fortan druckte Dümler den Halbmayerschen Kalender. Der Druckerwechsel beim Kalender für 1633 wurde von den Brüdern Georg und Simon durch einen Vertrag beschlossen. Darin habe Georg seinem Bruder Simon versprochen, „seine Calendaria und prognostica 10 jahr die nechsten nach ein and(er), für denselben trucken zu laßen, welch (contra)ct hernach uff deßen absterben mit Jeremia Dümlern und den Halbmairischen Erben renovirt worden, crafft deßen sie das Calendarium neben d(er) Practic etliche Jahre hero gedruckt“ (BSA Nürnberg, Rep. 61a, Nr. 257, fol. 292–294, Briefbucheintrag vom 25.4.1634, zitiert nach Eichacker, 2013, S. 124).
Georg Halbmayer war im Frühjahr 1637 gestorben. Mit dem Drucker Jeremias Dümler blieb der Kalender somit in der Familie Halbmayer. Wer ihn allerdings nach Halbmayers Tod verfaßte, konnte nicht ermittelt werden.
Aus den Nürnberger Ratsakten sind vier Vorgänge bekannt, die die Kalender von Georg Halbmayer in besonderem Maße betreffen. 1) Halbmayer hatte nicht nur in der Titelei mit „Marius“ geworben, sondern in dem ersten Kalender für 1610 „beutete Halbmeier auch den Inhalt der Schriften von Marius skrupellos aus“ (Matthäus, 1969, Sp. 1100). Das offenbarte Marius in einem Kalender der Öffentlichkeit, worüber ein in den Kalendern und vor dem Nürnberger Rat geführter Streit zwischen beiden Kalendermachern entbrannte (ebd., Sp. 1101). 2) Für die Jahre 1613 bis 1615 erschienen Kalender von einem „Albertus Hermanus Rhetus“, die Beleidigungen gegen Kaiser Matthias enthielten. Dagegen protestierte der Kaiser beim Rat in Nürnberg, der wiederum den Drucker Abraham Wagenmann mit Turmhaft bestrafte. Aus diesen Ratsakten geht hervor, daß „Albert Hermann“ ein Pseudonym von Georg Halbmayer war. (Reske, 2007, S. 700; vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1101). 3) Georg Leopold Fuhrmann beschwerte sich 1613 beim Nürnberger Rat über einen unerlaubten Nachdruck von Halbmayers Kalender durch Sigmund Latomus in Frankfurt am Main (Reske, 2007, S. 709). 4) Das Manuskript des Kalenders für 1634 hatte sich Johann Friedrich Halbmayer von seinem Bruder Georg geben lassen. Er änderte darin die Vorrede und ließ alles unter Georgs Namen unerlaubt bei Johann Friedrich Sartorius drucken. Dagegen klagten Simon Halbmayers Erben und Jeremias Dümler, die den Kalender für 1634 rechtmäßig druckten, beim Nürnberger Rat. Dieser gab den Klägern recht und verbot Sartorius den Druck des Halbmayerschen Kalenders (Eichacker, 2013, S. 96f., 122–128). Dieser Streit liefert ein sehr frühes Beispiel dafür, daß bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts „die Kalender als geistige Einheiten“ einem besonderen Schutz unterlagen, der in einem Vertrag zwischen Kalenderautor und Kalenderverleger (-drucker) begründet war (ebd., S. 128; zum rechtlichen Verhältnis zwischen Autor und Verleger um 1670 siehe Herbst, 2012d).

Titel (ohne den des Pseudonyms):
(1) 1610–1643: SchreibCalender [in Nachfolge von Georg Friedrich Caesius], Format 4°.
(2) [?]–1635–[?]: Schreibkalender, Format 8°.
Druck und Verlag:
1610–1613[?]: Georg Leopold Fuhrmann, Nürnberg, [1614?]–1618[?]: Abraham Wagenmann, Nürnberg, [1619?]–1632: Johann Friedrich Sartorius (und unerlaubt 1634–1637), Nürnberg, 1633: Simon Halbmayer, Nürnberg, 1634–1635: Simon Halbmayers Erben und Jeremias Dümler, Nürnberg, 1636–1643: Jeremias Dümler, Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 100. Ergänzung: StB Braunschweig (Ex. für 1629), StA Wertheim (Ex. für 1633). Matthäus, 1969, Sp. 1351. Wernicke, 2012a, S. 26. Zinner, 1941/64, S. 343, Nr. 4215 (Vorhersage für 1610) und passim. VD17. CERL.
Online:
(1) Prognostikum 1632, (2) 1635 [25.08.2015].
Andere Drucke:
(1) Astrologisch Judicium. Was zwo oder drey Sonnen bedeuten/ vnnd sonderlich was die drey Sonnen so Mitwochs den 22. Martij/ vnd die zwo Sonnen/ so am Grünen Donnerstag den 6. Aprilis jüngsthin diß 1615. Jahrs am Himmel gesehen worden/ anzeigen vnnd bedeuten/ mit achtzehen Historischen Exempeln erklärt/ das sie gewißlich nicht zuverachten/ sondern wol zubetrachten sind/ auffs kürtzest mit fleiß beschrieben. Durch Georgium Albanum-Marium, oder Halbmayern/ Astrophilum zu Marckt Burckbern. Nürnberg 1615. BSB München, Res/Astr.p. 208y. Online [25.08.2015].
(2) Extract Deß grossen Prognosticons dieses 1632. Jahrs. […]. Ohne Ort [1632]. HAB Wolfenbüttel, A: 50.1 Astron. (14). Online [25.08.2015].
Literatur:
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396, hier Sp. 1099–1102.

Erstellt: 25.08.2015
Letzte Aktualisierung: 19.08.2019

halbmayer_georg.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/19 16:02 von klaus-dieter herbst