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Seipel (Eipelius), Johannes Berthold

„Magister Joannes Berchtholdus/ Eipelius Argentinensis“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1545)
* ca. 1517 Straßburg, † ?
Kalender nur [?] 1545

Johannes Berthold Seipel (Namensansetzung nach RAG) wurde etwa 1517 in Straßburg geboren. Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. 1535 begann er ein Studium an der Wittenberger Universität (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 158 „[1535] Sequuntur Jenae inscripti […] Joannes Bechtoldus Eipelisius argentinensis“), wobei die Immatrikulation in Jena erfolgte (ebd., S. 157 „secessit academia Jenam“), weil im Juli 1535 in Wittenberg die Pest einen Universitätsbetrieb unmöglich machte. In Wittenberg wurde Seipel am 18. September 1539 zum Magister Artium promoviert (Köstlin, 1887, Bd. 3, S. 11 „Ioannes Berchtoldus Höpellius Argentinensis“). Am 26. März 1541 hielt er eine weitere Disputation „De vigiliis et diebus criticis et effectibus motuum“ (Haussleiter, 1902, S. 50, 144f.), auf die Paul Eber in einem Brief an Philipp Melanchthon hinwies (Melanchthon, 1977, Bd. 3, S. 149, Regest zu Brief Nr. 2646). Im August 1544 hielt sich Seipel in Erfurt auf, denn das Widmungsschreiben in seiner Praktik für 1545 an „Herrn/ Günthern Heerwagen/ meines gnedigsten Herrn Churfürsten von sachsen etc. Rendtmeister“, unterzeichnete er mit „Datum Erffurdt/ den dritten Augusti/ Anno 1544“ (Praktik für 1545, S. A2a). Dort verfaßte er einen Schreibkalender mit jener angehängten Praktik für das Jahr 1545 (siehe Quellenzitat). Von Erfurt aus wandte sich Seipel nach Ingolstadt, wo er am 9. April 1549 gratis in die Matrikel der Universität eingeschrieben (Pölnitz, 1937, Bd. 1, S. 650 „[1549] Aprilis 9. Iohannes Berchtoldus Eipelius Argentinensis magister Witenbergensis 0“) und anschließend zum Magister der Medizin promoviert wurde (Liess, 1984, S. 172). Über den weiteren Lebensweg Seipels konnten keine Einzelheiten ermittelt werden.
Vor Seipel (Eipelius) verfaßten bereits → Dionysius Sibenburger (Kalender für 1541), → Christoph Stathmion (für 1543) und → Georg Seyfridt (für 1544) Jahreskalender in Quart. Mit dem (nicht überlieferten) Schreibkalender für 1545 begann auch in Erfurt der Druck dieses neuen Kalendertyps (vgl. → Valentin Engelhardt (1552), → Johann Hebenstreit (1554), → Adam Ursinus (1556)).
In der damals dem Kalender angehängten und heute noch überlieferten Praktik (RSB Zwickau, 22.9.15 (29)) gab Seipel einen bemerkenswerten Blick auf das Kaufverhalten der Menschen preis, indem er am Schluß schrieb: „Und dieweil ich weis/ das viel seind die alle practiken so sie bekomen können zu hauff keuffen/ vnn gegen einander halten/ darinn sie denn offt finden/ das einer regen setzet/ der ander schnee/ der dritte feuchte lufft etc. Vnd seind doch alle gerecht/ aber den gemeinen vnd dieser sach vnuerstenden Mann/ gar seltzam dünckt/ wil ich desselben gar kurtzen bericht geben/ […]“ (Seipel nannte dann zwei Ursachen: zum einen seien die Hauptpunkte (Kardinalpunkte) der astrologischen Himmelsfigur für die Jahreszeitenanfänge nicht an allen Orten gleich, zum andern würden die verschiedenen Orte von Natur aus in unterschiedlich warmen oder kalten Gegenden liegen, was in einer einzelnen Praktik nicht alles berücksichtigt werden könne (Praktika für 1545, S. B4a)). Das erklärt, warum in dem Sammelband, in dem diese Praktik von Seipel enthalten ist und der von dem Zwickauer Stadtschreiber Stephan Roth (1492–1546) angelegt worden war, vier weitere Praktiken für 1545 vorhanden sind, aber nur ein Schreibkalender für 1545.

Schreibkalender:
1545: Diarium oder Almanach, 4°, Druck [Wolfgang Stürmer, Erfurt] (erwähnt im Prognostikum für 1545, siehe Quellenzitat)

Prognostikum bzw. Praktik:
1545: Practica deutsch, 4°, Druck Wolfgang Stürmer, Erfurt (RSB Zwickau, 22.9.15 (29))

Titel:
(1) 1545: Diarium oder Almanach [kein Exemplar ermittelt].
(1a) 1545: Practica deutsch.
Druck und Verlag:
Wolfgang Stürmer, Erfurt.
Nachweis:
ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 309, Nr. 3795 (für 1545). VD16. CERL.
Quellenzitat:
„Nach dem Almanach machen/ so gar gemein ist worden/ das niergent ein Hümpler ist/ der ein mahl die Ephemerides gesehen hat/ er vnterstehet sichs/ vnd macht/ es reime sich/ oder nicht/ so mus es gleichwol ein Almanach sein/ behelffen sich des/ das die Ephemerides (welchs die gröste vnd künstlichste arbeit ist) jnen vor gemacht seindt. Derhalben hab ich gehofft/ sie würden jetzundt auff das 52. Jhar stillschweigen/ vnnd daheimen bleiben. So hat mir vor etlich tagen ein guter freundt angezeigt/ wie Apianus ein weitberümpter Mathematicus/ auff etliche Jhar newe Ephemerides ausgehen hat lassen/ Der vrsach/ vnd etlicher gutter Freundt bitt halben/ bin ich beweget worden/ auch ein Diarium oder Almanach vnnd Practicam zu machen/ vnd solchs inn Truck lassen ausgehen/ Nicht das ich etwas sonderlichs an tag geben wolle/ sondern das ich den andern/ die nach geducken schreiben/ anzeigen wil/ wie man recht bey den Canonibus electionum/ et iudicij mutationis aeris/ bleiben sol/ vnn nicht ane allen vnterscheid vnd bedencken Aspectuum Planetarum ad Lunam [A2a] et inter sese etc. Electiones setzen/ […]“ (Johannes Berthold Seipel: Praktik für 1545, S. A1b–2a).

Erstellt: 03.03.2016
Letzte Aktualisierung: 27.11.2019

seipel_johannes_berthold.txt · Zuletzt geändert: 2019/11/27 12:53 von klaus-dieter herbst