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Landolt, Joachim

„Joachimus Landolt Waldseensis/ Fryer kunsten Magister“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1563)
* ca. 1536 Waldsee am Rhein, † kurz vor 23.05.1602 Freiburg i. Br.
Kalender nur [?] 1563

Joachim Landolt wurde etwa 1536 in Waldsee am Rhein, ca. 10 km südlich von Ludwigshafen, geboren. Seit dem 13. Juni 1554 besuchte er die Universität Freiburg im Breisgau (Mayer, 1907, Bd. 1, S. 402 „Joachimus Landolt ex Waldsee laicus 13. Junii [1554.]“). Aus dem Jahr dieser Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr geschlossen. 1556 erfolgte die Promotion zum Baccalaureus artium und 1558 zum Magister. Ein jüngerer Bruder könnte Martin Landolt aus Waldsee gewesen sein, der am 21. September 1560 an der Freiburger Universität immatrikuliert wurde (Mayer, 1907, Bd. 1, S. 453).
Von 1560 bis 1562 hielt sich Landolt vermutlich im Benediktinerstift St. Peter bei Freiburg auf (Weber, 2002, S. 129). Nach der Weihe zum Priester (1562) erhielt er am 14. Januar 1563 die Knappenpfründ am Freiburger Münster Unser Lieben Frau, was mit dem Wohnsitz in der Stadt verbunden war. 1565 wurde er Pfarrherr des Münsters und 1581 Münsterprediger (ebd.; Bestallungsurkunde vom 12.10.1580 im StA Freiburg, A 1, XV, A f a). Aus der Zeit seines Pfarrdienstes ist eine von ihm verfaßte Auflistung der Einnahmen und Ausgaben der Pfarrei Freiburg des Jahres 1573 überliefert (UA Freiburg, Bestand A 42, Nr. 54). 1567 vertrat Landolt das Frauenkloster St. Catharina auf der Konstanzer Synode (Mayer, 1907, Bd. 1, S. 402). Hierauf folgte die weitere akademische Laufbahn an der Universität Freiburg. Am 24. Juli 1569 wurde er zum Baccalaureus biblicus, am 7. Dezember 1571 zum Baccalaureus sententiarius und am 9. Januar 1573 zum Baccalaureus formatus promoviert, am 22. Juni 1574 absolvierte er ein Examen (Licentia theologiae) und am 27. Juli 1574 erhielt er die Doktorinsignien. Von 1576 an war Landolt mehrfach Dekan der theologischen Fakultät (UA Freiburg, Bestand B 35, Nr. 37, fol. 46r, 51v, 53r, 56r, 57r; vgl. Mayer, 1907, Bd. 1, S. 402 und Weber, 2002, S. 130). Über seine Tätigkeit als Dekan und Quaestor gibt auch das Protokollbuch der theologischen Fakultät Auskunft (UA Freiburg, Bestand B 35, Nr. 25). 1590 gab er seine Ämter und die Lehrtätigkeit an der Universität auf, und 1591 auch das Amt des Münsterpredigers (Weber, 2002, S. 131). Landolt starb unmittelbar vor dem 23. Mai 1602. Dieses Datum nennt die Auflistung des Nachlasses, das von Landolts Testamentvollstrecker und Vetter Hans Conrad Jordan erstellt wurde (StA Freiburg, C1 Erbschaften 152 Landolt, Rechnung 1603).
Überliefert ist auch das von Landolt eigenhändig am 20. August 1594 verfaßte Testament (StA Freiburg, C1 Erbschaften 152 Landolt, Testament 1594). Darin setzte Landolt seinen nächsten Freund und Blutsverwandten Georg Conrad Danmüller, Bürger in „Marpach im Würtenberger Land“, als Erben des Restbetrags aus dem Erlös des Verkaufs von Hab und Gut („Hauß vnd Hof, das Rebstück, Silbergeschirr, wein vnd korn, aller Haußrath“) und dessen Verrechnung mit den noch zu begleichenden Schulden ein. Daneben vermachte er seinem Vetter Jordan und dessen Familie 450 Gulden, seiner Dienerin Dorothea Pfefferin 100 Gulden, seiner Köchin 10 Gulden, 2 Leinlaken und 2 Tischtücher sowie seinem Famulus 8 Gulden und 4 Hemden. Als Testamentsvollstrecker benannte Landolt den bereits erwähnten Vetter Jordan und Johannes Armbruster, Pfarrherr in Freiburg.
Bisher war Landolt in der Literatur als Verfasser von Kalendern nicht bekannt. Ein Wandkalender für 1563 wurde zwar erwähnt, doch Landolt als Autor angezweifelt, denn Zürich als „eine Hochburg des Zwinglianismus und damit der Reformation“ sei „gewiss kein Druckort für einen katholischen Priester“ (Weber, 2002, S. 131). Der Wandkalender und der jetzt aufgefundene Schreibkalender für 1563 sind auf den Meridian von Freiburg im Breisgau gerichtet. Diese Tatsache und die Herkunftsbezeichnung auf dem Titelblatt des Schreibkalenders stellen zweifellos die Verbindung zu dem hier behandelten Prediger her. Landolt war einer der wenigen katholischen Geistlichen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Kalender verfaßten (vgl. → Gregor Farenych, → Jacob Strauss, → Maximilian Tripet). Aufgrund der Bedeutung der Schreibkalender wird das überlieferte Exemplar gesondert aufgeführt. Der überlieferte Wandkalender wird ergänzend hinzugefügt.

Schreibkalender:
1563: Kalender oder Laaßbüchli sampt der Schreybtafel, 4°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (StA Wertheim, G-Rep. 107, Nr. 2).

Wandkalender:
1563: Als ma zalt nach Christi vnsers erlösers geburt, 2°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (UB Rostock, LIIb-1243(3).67).

Titel:
(1) [?]–1563–[?]: Kalender oder Laaßbüchli sampt der Schreybtafel, Format 4°.
(2) [?]–1563–[?]: Als ma zalt nach Christi vnsers erlösers geburt, Einblattdruck, Format 2°.
Druck und Verlag:
(1), (2) Christoph Froschauer d. J.
Nachweis:
StA Wertheim (Schreibkalender). ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 312, Nr. 3840 (Wandkalender). VD16 (ohne Kalender). CERL1 (ohne Kalender). CERL2 (ohne Kalender).
Andere Drucke:
(1) Christliche Catholische Erklärung vnnd Außlegung deß herrlichen vnd fürtrefflichen Lobgesangs zu Latein genannt Salve Regina: Begriffen in zehen Predigten/ vnd geprediget Durch Joachimum Landolt heiliger Schrifft Doctor zu Freyburg im Preißgaw in vnser lieben Frawen Pfarrkirchen/ im Jar nach der heylsamen Geburt Jesu Christi 1582. Ingolstadt 1589. BSB München, 4 Hom. 987. Online [01.02.2017]. Und in anderen Bibliotheken.
(2) (Übersetzung) Christlicher, Catholischer, Wolbegründeter Bericht, von dem seligen Ableiben, Sterben und Entschlaffen: Auch von der heyligen und freyden reichen Aufferweckung und Auffnemmung in den Himmel, der allerheiligsten Junkfraw und Gottes Gebärerin Maria. Genommen und verteutscht auß dem fünfften Buch – Petri Canisij – von Maria in Lateinischer Sprach außgangen. Dillingen 1592. Zitiert nach Weber, 2002, S. 132.
(3) (Übersetzung) Fragstuck von der Kirchen Gottes hievor zulatein durch den ehrwürdigen hochgelerten Herrn Antonium Possevinum der Societas Jesu, in der Moscow beschriben. An jetzo aber allen guthertzigen Christen, die ihres Heils sorg tragen, zu nutz und fürderung verteutscht. Freiburg i. Br. 1593. Zitiert nach Weber, 2002, S. 132.
(4) Christliche Antwort von der Flucht zur Zeit regierender Pestilentz. Genommen auß dem Wort Gottes/ vnnd Lehr etlicher bewehrten Theologen. Freiburg i. Br. 1594. BSB München, Asc. 2970#Beibd. 2. Online [01.02.2017]. Und in anderen Bibliotheken.
(5) Catholische Predigt Auffs hochheilig Fest des Fronleichnams vnsers Herrn vnd Heyland Jesu Christi. Von fürstellung/ verehrung/ anbetung/ vmbtragung/ vnd auffbehaltung des allerheiligen Sacraments des waren Leibs vnd Bluts Christi Fast nutzlich vnnd lustig zulesen. Gepredigt/ vnd in Truck verfertigt/ Durch Herrn Joachimum Landolt H. Schrifft Doctor vnnd alten Pfarrer zu Freyburg im Breyßgaw. […]. Freiburg i. Br. 1594. BSB München, Res/4 Asc. 1180#Beibd. 6. Online [01.02.2017]. Und in anderen Bibliotheken.
(6) Christlicher Catholischer wolbegruendter Bericht/ von den heyligen Goettlichen Aempteren/ die man zu Latein Horas Canonicas, zu Teutsch aber die sibentaegliche Bettzeiten vnd Stunden in der Kirchen Gottes nennet. […]. Freiburg i. Br. 1595. SBPK Berlin Ds 13170. Und in anderen Bibliotheken.
(7) (Übersetzung) Christliche Catholische Postill. Aller Sontäglichen Evangelien, so durch gantze Jahr, in der Christlichen Catholischen Kirche gepredigt werden. Darinnen Weiland dess Ehrwürdigen, Hochberümbten Herren Petri Canisii H. Schrifft Doctorn der Societet Jesu, Lateinische Meditationes, Notae Evangelicae genandt trewlich verteutscht, und in die form gemeiner sontäglicher Predigten, mit fleiss gerichtet, und in zwen theil abgetheilet. Freiburg i. Br. 1601. Zitiert nach Weber, 2002, S. 132. Andere Ausgaben 1602, 1603.
Literatur:
Peter Johannes Weber: Aus Freiberger Bibliotheken II. Die Christliche Catholische Postill aus der Freiburger Jesuitenbibliothek. In: Freiburger Geschichtsblätter 79 (2002), S. 127–144. Zu Joachim Landolt: S. 128–133.

Erstellt: 01.02.2017
Letzte Aktualisierung: 22.10.2019

landolt_joachim.txt · Zuletzt geändert: 2019/10/22 11:47 von klaus-dieter herbst