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Frechtenius, Johann Christoph

„ad ductum Johannis Christoph: Frechtenii. der Mathematischen Künste Liebhaber“; „Johann Christoph Frechteni. Imit.“, (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1693 Kalendarium und zweiter Teil)
* ?, † ?
Kalender seit mindestens 1692, erschienen bis 1713

Über Johann Christoph Frechtenius bzw. dessen Imitator konnten keine biographischen Einzelheiten ermittelt werden. Vielleicht geht Frechtenius auf den Ulmer Theologen Martin Frecht (1494–1556) zurück (vgl. DBA I 341, 148–155 und II 391, 430–437).
Wahrscheinlich ist, daß der Verfasser der überlieferten Kalender nicht Frechtenius selbst war, denn auf dem Titelblatt (1693) heißt es, daß der Kalender „calculiret und gestellet“ wurde „ad ductum Johannis Christoph: Frechtenii“, also nur nach der Art der Kalender von Frechtenius (vgl. → Johannes Stilsovius und → Simeon Partlicius, deren Nachahmer die Kalender ebenfalls „ad ductum“ der Genannten schrieben). Auf dem Titelblatt des zweiten Teils nannte sich der Kalendermacher „Johann Christoph Frechteni. Imit.“, also Nachahmer (Imitator) des Frechtenius’.
Daß Frechtenius bzw. dessen Nachahmer ein an Astronomie interessierter Kalendermacher war, folgt aus seiner Vorrede im Kalender für 1693. Darin gab Frechtenius einen historischen Abriß über die astronomischen Ephemeriden- und Tafelwerke von Regiomontanus bis → Johannes Kepler und → Lorenz Eichstädt. Er würdigte schließlich die Potentaten in ganz Europa, die solche Werke förderten (Kalender für 1693, zweiter Teil, S. A1b–2a). Bemerkenswert ist auch die gelegentliche kritische Distanz zur Astrologie, wenn Frechtenius die Unmöglichkeit der Wetterprophezeiung anhand der Himmelsfiguren, beispielhaft für Paris und Schottland angegeben, mit den Worten betonte: „So wird doch die lange Erfahrung und die Vernunfft selber diese Figuren wiederlegen“ (Kalender für 1694, zweiter Teil, S. A3a). Diese Worte verweisen auf die in die Kalender einfließenden Gedanken der Frühaufklärung (vgl. Herbst, 2010a).
Der Kalender für 1695 liefert ein weiteres Beispiel dafür, daß in einem Kalender für Arzneien geworben wurde und der Kalenderverleger als Bezugsperson ins Spiel gebracht wurde (vgl. Herbst, 2008a, S. 118–120). Am Schluß heißt es: „Dem geneigten Leser/ wird zur Nachrichtung hiemit vermeldet/ das des Zachariae Wildegans von Breßlau/ berühmte Panacea Solaris, oder auch Universal=Pillen/ bey dem Verleger dieses Calenders/ in verpetschierten Büchsgen/ zu bekommen seind die Büchsche vor 1. Thaler“ (Kalender für 1695, zweiter Teil, S. C2b). Diese Notiz könnte eine Spur hin zu dem Kalendermacher sein, der sich als Nachahmer von Frechtenius ausgab.
Die Kalender von Frechtenius sind spätestens für 1692 erschienen, denn im Kalender für 1693 werden die Textbeiträge als Fortsetzungen erkennbar. Auch auf dem Titelblatt heißt es „Continuatio der Anweisung/ wie mit leichter Mühe ein jeglicher seine Nativität vel quasi stellen […] kan“. Offenbar erschien der Name „Frechtenius“ bis 1713 auf einem Kalender. Das Exemplar für 1713 der Reihe 2 war in der SBPK Berlin vorhanden (jetzt Kriegsverlust; vgl. CERL).

Titel:
(1) 1692[?]–1695: [Kupfertitel] Historischer Schreib= Hauß= und Nativitäts=Calender. [Zweites Titelblatt] Historischer/ Schreib/ und Haußhaltungs=Calender.
(2) 1709[?]–1713: Anhältischer Historien Land= und Haus=Calender.
Druck und Verlag:
(1) Johann Daniel Müller, Magdeburg.
(2) Johann Daniel Müller, Zerbst.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 82. VD17. CERL. AKS Merseburg (Ex. für 1709 der Reihe 2).
Online:
(1) 1693 [07.06.2016].

Erstellt: 07.06.2016
Letzte Aktualisierung: 08.08.2019

frechtenius_johann_christoph.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/08 11:14 von klaus-dieter herbst