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Adelbulner, Michael

„Michael Adelbulner, Phil. & Medic. Doctor, Physices & Mathem. P. P. O. auf der Universität Altdorf, der Kayserl. Leopoldino-Carolinischen Acad. Nat. Curios. wie auch der Königl. Preussischen Societät der Wissenschafften Mitglied“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1750 von Reihe 3)
* 3.2.1702 Nürnberg, † 21.7.1779 Nürnberg
Kalender seit 1739, verfaßt bis 1766 [?]
Übernommene Reihen: → Kirch, Gottfried bzw. → Kirch, Christfried

Michael Adelbulner wurde am 3. Februar 1702 als Sohn von Johann Ernst Adelbulner und Anna Barbara Ammon in Nürnberg geboren (Gaab, 2011c, S. 116). Der Vater war Drucker und hatte 1699 die Offizin des Wolfgang Moritz Endter gekauft. Nach dem Besuch des Egidiengymnasiums in Nürnberg studierte Adelbulner 1720 in Leipzig (einen Eintrag in die Matrikel der Universität gibt es nicht). Eine anschließende Reise führte ihn nach Halle an der Saale, Magdeburg und Hamburg. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter kehrte er 1721 in die Heimatstadt zurück und half seinem Vater in der Druckerei. Am 8. August 1725 begann er ein Studium an der Universität Altdorf (Steinmeyer, 1912, Bd. 1, S. 532 „[1725] VIII. 8. Michael Adelbulner, Noriberg.“). Ab 1733 lebte er wieder in Nürnberg und half in der väterlichen Druckerei. Am 12. November 1737 heiratete er Maria Barbara Wachau (1706–1773), Tochter des Färbers Michael Christoph Wachau (Gaab, 2011c, S. 121).
Nachdem im September 1737 Adelbulners Vater gestorben war, übernahm er die Druckerei, verkaufte sie jedoch 1741 an Johann Joseph Fleischmann (Gaab, 2011c, S. 119), um sich ganz seinen gelehrten Studien widmen zu können. Diese setzte er mit einem Medizinstium in Altdorf fort, wo er schließlich am 29. Juni 1738 zum Doktor der Medizin promoviert (vgl. anderer Druck, Titel 3) und 1743 auf den Lehrstuhl für Mathematik und Physik berufen wurde (Steinmeyer, 1912, Bd. 2, S. 22, Anm. 8). 1766 erhielt er außerdem den Lehrstuhl für Logik (Gaab, 2011c, S. 120). Adelbulner war Mitglied der Brandenburgischen Societät der Wissenschaften zu Berlin (seit 1736) und der Kaiserlichen Akademie der Naturforscher – Leopoldina (seit 1741).
Die gelehrten Aktivitäten Adelbulners richteten sich schon 1733 auf die Herausgabe einer astronomischen Fachzeitschrift, der ersten in den deutschen Ländern überhaupt (vgl. anderer Druck, Titel 1). Das „Commercium litterarium“ wechselte 1736 von der lateinischen in die deutsche Sprache (vgl. die Analyse in Gaab, 2011c, S. 124–128). Ab Mai 1736 gab Adelbulner dann monatlich eine neue, deutschsprachige Zeitschrift heraus (anderer Druck, Titel 2). Die „Merckwürdiger [sic] Himmels=Begebenheiten“ „richtete sich hauptsächlich an ein Laienpublikum“ (Gaab, 2011c, S. 128).
Adelbulner zählte zu jenen Universitätsprofessoren, die auch im 18. Jahrhundert große Schreibkalender verfaßten und damit zur Aufklärung des Volkes beitrugen (vgl. z. B. die Leipziger Professoren → Ulrich Junius und → Johann Theophil Walz sowie den Jenaer Professor → Georg Albrecht Hamberger). Den ersten Kalender verfaßte er für 1739 noch anonym unter dem Titel „Der Curieuse Bauer […]“. Alle Indizien sprechen dafür, daß der nichtgenannte Verfasser der Professor Michael Adelbulner war (Matthäus, 2012a, S. 99). Das in der Textspalte des Kalendariums gebrachte Gespräch zwischen einem Gelehrten und einem wißbegierigen Bauern wird in einer Weise vorgeführt, „die in der späteren Volksaufklärung geradezu Standard ist, aber selten so schön formuliert wird“ (Siegert, 2012, S. 214). Bei drei anderen Kalenderreihen aus der Feder von Adelbulner knüpfte dieser an die erfolgreiche Kalenderarbeit verstorbener Autoren an. So führte er ab dem Jahrgang 1743 den Christen-, Juden- und Türken-Kalender, 1667 begründet von Gottfried Kirch, den Himmels-Boten, 1677 begründet und unter dem Pseudonym → Georgius Fabricius herausgegeben von Gottfried Kirch, sowie den Schreib-Kalender des gelehrten Bauers, 1653 begründet von → Nicolaus Schmidt und übernommen von Gottfried Kirch, fort. Mitte der 1760er Jahre übergab Adelbulner, der für alle Kalender im Verlag der Endter das astronomische Gerüst lieferte, die Kalenderarbeit an Johann Aegidius Eichhorn. Spätestens 1769 wurde dieser auf den Titelblättern genannt. Hans Gaab vermutet, daß der Übergang von Adelbulner auf Eichhorn 1766 geschah, als Adelbulner „zusätzlich den Lehrstuhl für Logik erhielt“ (Gaab, 2011c, S. 131).
Adelbulner setzte die von Gottfried und Christfried Kirch gepflegte Tradition fort und brachte in seinen Kalendern sehr viel naturwissenschaftliche Informationen, vor allem aus den Gebieten der Astronomie und der Physik. So besteht z. B. der zweite Teil des Himmels-Boten (Reihe 3) für 1761 (überliefert im StA Weißenburg in Bayern) fast ausschließlich aus astronomischen Angaben, darunter aus einem historischen Bericht über beobachtete Venustransits und über den 1761 bevorstehenden Venustransit. In den Texten berührte er auch neue Aspekte zu den Meßinstrumenten. Exemplarisch sei auf den Christen-, Juden- und Türken-Kalender (Reihe 2) für 1761 verwiesen, in dem Adelbulner mit der Beschreibung meteorologischer Meßinstrumente begonnen hatte. Dieser Jahrgang ist zwar nicht überliefert, doch heißt es im Kalender für 1762 (überliefert im StA Altenburg und im StA Weißenburg in Bayern) in der „Zugabe, welche in der Fortsetzung der im vorigen Jahrgang angefangenen Beschreibung der zur Meteorologie gehörigen Instrumenten bestehet“, daß 1761 das Barometer und jetzt das Manometer und das Thermometer beschrieben werde (zweiter Teil, S. E2b–F2a). Hier liegt der wissenschaftshistorisch interessante Fall vor, daß die zuerst in den Kalendern ab 1761 veröffentlichten Texte später (1768) als zusammenhängendes Buch erneut gedruckt wurden (vgl. anderer Druck, Titel 4).

Titel:
(1) 1739–[?]: Der Curieuse Bauer [anonym erschienen].
(2) 1743–1766[?]: Christen= Jüden= und Türcken=Kalender [in Nachfolge von Gottfried bzw. Christfried Kirch].
(3) 1743–1766[?]: Wahrhafftiger Himmels=Bothe/ Oder Astronomischer Wahr=Sager [in Nachfolge von Gottfried bzw. Christfried Kirch].
(4) 1743–1766[?]: Almanach […] Schreib=Calender [in Nachfolge von Gottfried bzw. Christfried Kirch].
Druck und Verlag:
(1) Adelbulnerische Druckerei, Nürnberg.
(2)–(4) Endter, Nürnberg.
Nachweis:
Gaab, 2011c, S. 189f. Herbst, 2011a, S. 17f., 46f. Herbst, 2014f, S. 53–92 (Reprint des Kalenders für 1739). Matthäus, 1969, Sp. 1344. Endter, 1784. CERL.
Online:
(1) [19.10.2015].
Andere Drucke (Auswahl):
Eine vollständige Bibliographie der Drucke von Michael Adelbulner liefert Hans Gaab (Gaab, 2011c, S. 177–193, vgl. online [19.10.2015]). Hier werden nur jene genannt, die im Text Erwähnung finden.
(1) [Zeitschrift] Invitatio ad Commercium litterarium in rei astronomicae incrementum communi studio instituendum. Nürnberg 1733 [bis 1736]. Die einzelnen Ausgaben gesammelt in Bd. 1 (Nürnberg 1735), Bd. 2 (Nürnberg 1736), Bd. 3 (Nürnberg 1737). Die Inhalte der einzelnen Nummern sind verzeichnet in Gaab, 2011c, S. 178–186.
(2) [Zeitschrift] Merckwürdiger Himmels=Begebenheiten. Nürnberg 1736 [bis 1740]. Die Inhalte der einzelnen Nummern sind verzeichnet in Gaab, 2011c, S. 186–189.
(3) [Disputation] Theses Mediciae Physiologico-Pathologiae Pvlmonvm Fabricam Vsvm Variaqve Qvibvs Affligvntvr Incommoda Generatim Complectentes. Altdorf 1738.
(4) Kurze Beschreibung der Barometer und Thermometer, auch andern zur Meteorologie gehörigen Instrumenten nebst einer Anweisung, wie dieselben zum Vergnügen der Liebhaber und zum Vorteil des Publici gebraucht werden sollen. Nürnberg 1768. Zweite und dritte Auflage Frankfurt am Main, Leipzig 1776, 1781.
Literatur (Auswahl):
Hans Gaab: Astronomie in Altdorf. Neuhaus 2011. Zu Adelbulner: S. 116–140, 177–193.

Erstellt: 19.10.2015

adelbulner_michael.txt · Zuletzt geändert: 2017/09/06 11:04 von klaus-dieter herbst