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Titius, Simon

„Simonis Titius, Artium & Medicinae Doctor, vnd Professor zu Königsperg in Preussen“; „Simonis Titius Vinariensis, der Artzney Doctor vnnd Professor zu Königßberg inn Preussen“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1555 (Almanach), 1556 (Praktik))
* ca. 1521 Weimar, † 1576 Königsberg/Preußen
Kalender seit 1555, verfaßt bis mindestens 1557

Simon Titius wurde etwa 1521 in Weimar geboren. Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Ein älterer Bruder war vermutlich Johann Titius aus Weimar, der von Ende 1536 bis Anfang 1541 an der Universität in Wittenberg studierte, dann Schulmeister in Langensalza und schließlich Diakon in Ohrdruf wurde (Pfarrerbuch Thüringen, Bd. 1, S. 668; Melanchthon, 1977, Bd. 11, S. 352f.). Nach Johann immatrikulierte sich im Sommersemester 1541 auch Simon Titius an der Universität in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 190 „1541 per semestre aestiuum […] Simon Ditz Wimariensis“). Ende 1549 besuchte Titius die Universität in Tübingen (Hermelink, 1906, S. 344 „Simon Titius Vinariensis (2. Nov. [1549])“), wo er am 12. März 1550 Baccalaureus und am 16. Juli 1550 Magister wurde (ebd., Anm.). Als Doktor der Medizin und der freien Künste wurde er am 28. Oktober 1553 in die Matrikel der Universität in Königsberg eingeschrieben (Erler, 1910, Bd. 1, S. 17 „28. Octobris [1553] Clarissimus vir excellenti doctrina praestans D. Simon Titius, Vinariensis, artium ac medicinae Doctor, dedit nomen Suum in hunc album 20 gr.“), wo er zunächst seit November die zweite Medizinprofessur innehatte „und a. 1554. im Majo ward ihm nebst der Physic auch Isagogen medicam zu dociren aufgetragen, mit einer Zulage von 50 Fl. A. 1560. ward er primus“ (Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 307; S. 393 „A. 1554. den 24 May ward dem D. Titius, Prof. Med. sec. die Physic zu lehren, nebst einer Zulage von 50 Fl. aufgetragen, so daß er mit den physischen Lectionen eine Einleitung in die Medicin abwechseln sollte.“; vgl. Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 737).
In einer 63 Blatt umfassenden Akte des „Etats-Ministeriums“ des ehemaligen Staatsarchivs Königsberg sind elf Briefe von Titius an den Herzog Albrecht, dessen Gemahlin Anna-Maria und den Hofmeister aus den Jahren 1556 bis 1575 sowie die Konzepte der Bestallungsbriefe überliefert (jetzt GSAPK Berlin, XX. HA, EM 139c III, Nr. 77; zu weiteren Briefen siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Titius, Simon“.). Titius wurde „am tag Michaelis 1554“ zum Leibarzt von Herzog Albrecht (ebd., fol. 1–4), „am Tag Bartholomaei 1558“ zusätzlich zum Lehrmeister des Prinzen Albert Friedrich (ebd., fol. 9–14) sowie 1567 zum Leibarzt der Herzogin Anna-Maria (ebd., fol. 21–22) bestallt (vgl. Jaster, 2008, S. 48f.).
Verheiratet war Titius seit 1558 oder 1559 mit Barbara Ungermann. Das folgt aus einem offenen Brief des Rektors und Senats der Universität Königsberg vom 14. September 1572, in dem mitgeteilt wurde, wie im Erbfall zu verfahren sei. Darin heißt es, daß Titius „vnd den seÿn Eheliche Hausfraue Barbara“ persönlich vor dem Universitätskollegium erschienen waren. Die „Donation mortis Causa“ wurde mit den Worten von Titius mitgeteilt. Demnach „Haben Ich Simon Titius […] vnd Barbara Vngermanß Meine geliebte Hausfraw […] Nach dem wir Ihn Ehelicher […] Nun Innß 14. Jhar Eintrechtiglichen gelebett, Inn Sölcher Ehe Vnnß Der liebe godt keine Leibeßfrucht noch Erbenn, Nach seinem gottlichen Willen gegeben […]“ (GSAPK Berlin, XX. HA, EM 139c III, Nr. 77, fol. 59r; vgl. Jaster, 2008, S. 49; auch Nicolaus Neodomus soll seit 1562 mit einer Barbara Ungermann verheiratet gewesen sein). Titius starb 1576 in Königsberg (Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 299; vgl. Scholz, 1962a und Scholz, 1962b). Wegen des nun einsetzenden Erbfalls schrieb sein Vetter Simon Tietz in Langensalza in Thüringen nach Königsberg (GSAPK Berlin, XX. HA, EM 139c III, Nr. 77, fol. 58) und legte das oben genannte Schreiben vom 14. September 1572 als Beilage A dazu.
Titius wurde 1554 auch zum Leibarzt von Herzog Albrecht, 1558 zusätzlich zum Lehrmeister des Prinzen Albert Friedrich sowie 1567 zum Leibarzt der Herzogin Anna-Maria bestallt (Jaster, 2008, S. 48f.). Verheiratet war Titius mit Barbara Ungermann (ebd., S. 49; diese Aussage ist noch zu prüfen, denn auch Nicolaus Neodomus soll seit 1562 mit Barbara Ungermann verheiratet gewesen sein). Er starb 1576 in Königsberg (Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 299; vgl. Scholz, 1962a und Scholz, 1962b).
Seinen ersten Kalender samt Praktik widmete Titius Herzog Albrecht d. Ä. von Preußen und Markgrafen zu Brandenburg. Im Widmungsschreiben führte Titius den Anlaß für den Beginn seines Kalendermachens an: „Derhalben/ nach dem ich vermerckt/ wie E. F. D. an dem/ so järlich ein Calender oder Diarium, auff diese E. F. D. Landtschafft in Preussen gestellet/ in Druck gegeben würde/ ein besonder gefallen geschehe/ vnd auch von etlichen guten Herrn vnd Freunden/ solcher arbeit mich zu vnterfahen/ angeredt bin worden/ hab ich mich darzu erbewegen lassen/ vnd diese Almanach/ sampt angehengtem Prognostico nach meinem vermügen/ […] gestellet“ (Prognostikum für 1555, S. A1b). Offenbar spielte Titius hier auf die Kalender von → Martin Chemnitz an, die dieser seit 1549 auf ausdrücklichen Wunsch des Herzogs verfaßt hatte. Die astronomischen Daten hat Titius aus „den newen Tabulis Prutenicis gerechnet vnd practiciert“ (ebd., Titelblatt; vgl. Reinhold, 1551). Nach Titius verfaßte → Nicolaus Neodomus als Mathematikprofessor und offiziell bestallter Kalendermacher die Schreibkalender für die Stadt Königsberg.
1862 waren drei Exemplare von Titius’ Schreibkalendern (1555, 1556, 1557) überliefert, die zu seiner Zeit → Victorinus Schönfeldt in Marburg als Tagebuch nutzte (Bechstein, 1862, S. 276), heute aber nicht mehr auffindbar sind. Deren Drucker war Johann Daubmann, der 1554 von Nürnberg kam und seine Offizin fortan in Königsberg betrieb (Reske, 2007, S. 484). Daubmann hatte zuvor die Schreibkalender von → Simon Heuring (1548 bis 1554) und → Joachim Heller (1553) gedruckt. Aufgrund der Bedeutung der Kalenderart „Schreibkalender“ werden die überlieferten Exemplare der Praktiken, die einem jeden Schreibkalender von Anfang an als zweiter Teil mitgegeben wurden, einzeln aufgeführt.

Praktik bzw. Prognostikum:
1555: Practica Teutsch, 4°, Druck Johann Daubmann, Königsberg (BSB München, Res/4 Astr. p. 512,28)
1556: Practica Deutsch, 4°, Druck Johann Daubmann, Königsberg (ULB Halle, Alv. Mh 192 (1); HAB Wolfenbüttel, S: Alv. Mh 192 (1))

Titel:
(1) 1555–1557[?]: Allmanach.
(1a) 1555–1557[?]: Practica Teutsch.
Druck und Verlag:
Johann Daubmann, Königsberg.
Nachweis:
Bechstein, 1862, S. 276 (Almanach 1555, 1556, 1557). Preuß, 1929, S. 294f. (Almanach und Prognostikum für 1555, 1557). Zinner, 1941/64, S. 223, Nr. 2128 (Practica 1555), S. 226, Nr. 2165b (Practica 1556), Nr. 2183a (Almanach 1557), Nr. 2183b (Practica 1557). VD16. CERL1. CERL2.
Online:
(1a) 1555 Prognostikum, 1556 Prognostikum [24.03.2016].
Andere Drucke:
(1) Themata De Principis Et Cavsis Certitvdinis: In Dispvtationes Dvas Digesta, Qvarvm Prima Continet Eaqvae Principiorvm Differentias In doctrinis Generatim proponunt: Altera, De Philosophiae Naturalis ac Medicinae proprijs principijs atqve methodis agit. Proposita In Academia Regiomontana Per Simonem Titivm Philosophiae Ac Medicinae Doctorem, prima 29. Ianu. altera 5. Feb. Königsberg 1563. HAB Wolfenbüttel, A: 498.1 Theol. (7).
(2) Oratio De Officio Et Lavdibvs Principis Boni, Habita […] memoriae Principi Alberto Marchioni Brandenburgensi etc. Duci Prussiae primo. In Academia Regiomontana A Rectore Acad: Simone Titio Philosophiae ac Medicinae Doctore. Königsberg 1573. HAB Wolfenbüttel, A: 316.11 Theol. (13), UB Rostock, Ac-1046.
(3) (Griechischer Druck) Eis Ten Tu Iesu Christu […]. Königsberg 1573. HAB Wolfenbüttel, A: 49.1 Poet. (12a).

Erstellt: 24.03.2016
Letzte Aktualisierung: 04.12.2018

titius_simon.txt · Zuletzt geändert: 2018/12/04 14:59 von klaus-dieter herbst