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Neodomus, Nicolaus

„Nicolaus Neodomus M. von Erffurdt/ Professor der Vniversitet zu Königsperg in Preussen“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1577)
* 1535 Erfurt, † 28.8.1578 Königsberg/Preußen
Prognostiken seit mindestens 1558, Kalender vermutlich seit 1558, verfaßt bis 1577

Nicolaus Neodomus wurde 1535 in Erfurt geboren (Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 374). Sein deutscher Name war Neuheuser (Neheuser, Neuhuser), was aus den Einträgen in den Universitätsmatrikeln folgt. So studierte er seit 1551/52 (Studienjahr von Michaelis 1551 bis Michaelis 1552) an der Universität in Erfurt (Weissenborn, 1881, Bd. 2, S. 382 „Nicolaus Nehewser Erphordensis“), an der damals → Valentin Engelhardt Professor für Mathematik war (vgl. Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 458). Bereits im Sommersemester hatte sich ein „Nicolaus Nehusen Erffordensis“ in die Matrikel eingeschrieben (Weissenborn, 1881, Bd. 1, S. 385). Dieser könnte der Großvater gewesen sein.
Am 24. September 1554 schrieb sich Neodomus in die Matrikel der Universität in Wittenberg ein (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 296 „[1554 Mense Septembri.] 24. Nicolaus Neuheuser Erforden.“). Nach rund einem Jahr kehrte er nach Erfurt zurück und wurde 1555/56 dort erneut immatrikuliert (Weissenborn, 1881, Bd. 2, S. 392 „De residuo intitulature: […] 4 sol. dt. Nic. Neuhuser, de quibus rectori 2 sol. 8 d, universitati“). Offenbar blieb er die folgende Zeit in Erfurt, denn die an Herzog Friedrich zu Franken und Bischoff zu Würzburg gerichtete Widmung seiner Kometenschrift von 1558 schrieb er „zu Erffurdt/ in Maiori Collegio/ den 2. Septembris/ Anno 1558.“ (anderer Druck, Titel 2, S. A3b). Neodomus erhielt ein Stipendium des Herzogs Albrecht von Preußen (Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 458). Nachdem er zum Magister promoviert worden war, wurde er 1560 auf die mathematische Professur der Universität Königsberg berufen (Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 374; vgl. Lawrynowicz, 1999, S. 74), wohin er im Juni 1561 umzog (Erler, 1910, Bd. 1, S. 28 „[1561.] 21. Junij. Ornatissimus et doctissimus Vir Dominus Magister Nicolaus Neodomus, Erfurdensis et in Academia nostra Mathematum professor Honoris gratia nihil ab eo acceptum est.“). Hier heiratete er 1562 Barbara Ungermann (Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 458). Im Jahr 1570 veröffentlichte er eine Schrift über die Mondfinsternis vom „XVIII. Calend. Septemb.“ (anderer Druck, Titel 3), die er nach den Prutenischen Tafeln (Reinhold, 1551) berechnete und nach der astrologischen Lehre des Ptolomaeus deutete. Nach den Theologen, Medizinern und Literaten wurde Neodomus im Sommersemester 1573 als erster Mathematiker in das Rektoramt gewählt, das er im Sommersemester 1577 erneut innehatte (Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 99). Er schrieb neben den Kalendern eine Verteidigung der Astrologie (vielleicht gemeint der andere Druck, Titel 3), eine Disputation „de eclipsibus“ (anderer Druck, Titel 1) und an einer Theorie der Schiffahrt, die aber infolge des Todes unvollendet blieb (Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 458 mit Verweis auf den akademischen Nachruf („Akadem. Intimation“) von 1578). Neodomus starb am 28. August 1578 in Königsberg (Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 374).
Neodomus verfaßte bereits für 1558 ein Prognostikum, denn dieses erwähnte er in seiner Kometenschrift von 1558 (anderer Druck, Titel 2, S. A3a „dieses Zeichens/ […] vrsachen/ so vorm Jar auch zum teil in meinem Prognostico sind berurt worden“; mit „vorm Jar“ meinte Neodomus, daß es „vorm Jar ausgangen ist“ (ebd., S. B2a), also das 1557 veröffentlichte Prognostikum für 1558). Es ist somit anzunehmen, daß er auch für 1558 einen Schreibkalender verfaßte, denn ein Prognostikum wurde stets einem Kalender als zweiter Teil beigegeben. Neben dem deutschen Prognostikum verfaßte Neodomus auch ein lateinisches Prognostikum für 1558 (anderer Druck, Titel 2, S. B1a „wie ich solchs vorm Jar in meinem Lateinischen Prognostico/ vnd in supputatione Eclipsium […] angezeigt habe“). In der Kometenschrift von 1558 erwähnte er bereits sein Prognostikum „auffs 1559. Jar“ (ebd., S. B4b). Für die astronomischen Rechnungen benutzte er die astronomischen Tafeln von Erasmus Reinhold d. Ä. (Reinhold, 1551). Sein Nachfolger als offizieller Kalendermacher für die Stadt Königsberg wurde 1583 → Matthias Meine.
Über die frühen Drucker der Kalender und Prognostiken von Neodomus können nur Vermutungen angestellt werden. Da sich Neodomus bis Mitte 1561 vorwiegend in Erfurt aufhielt, seine Kometenschrift von 1558 sowie des Valentin Engelhardts Schreibkalender mit den Prognostikum ab 1552 bei Melchior Sachse d. J. in Erfurt gedruckt wurde und in Erfurt nachweislich seit Mitte der 1540er Jahre Schreibkalender hergestellt wurden (siehe bei → Johannes Berthold Seipel), werden die von Neodomus erwähnten Prognostiken für 1558 und somit auch die zugehörigen Kalender vermutlich ebenfalls in Erfurt gedruckt worden sein. Gesichert ist der Druckort Wittenberg für ein überliefertes Prognostikum für 1565.
In Königsberg wurden seit 1554 (für 1555) die Schreibkalender in Quart gedruckt (siehe bei → Simon Titius). Der einzige dafür privilegierte Drucker in Königsberg war damals Johann Daubmann, der auch die Kalender mit den zugehörigen Prognostiken von Neodomus druckte, nachdem dieser seit 1561 in Königsberg die Professur für Mathematik innehatte. Erstmals ist der Druckort Königsberg bei den Drucken von Neodomus belegt für einen Kalender mit Prognostikum für 1566 (Zinner, 1941/64, S. 241, Nr. 2397 und 2398). Heinrich Preuß nannte 1929 Johann Daubmann als Drucker des Kalenders für 1667 (Preuß, 1929, S. 296). Daubmanns Offizin ging nach dessen Tod (1573) in den Besitz der Erben über. Unter den Erben war die Tochter Cordula und der Sohn Bonifacius. Georg Osterberger heiratete Cordula Daubmann und kaufte 1575 den Erbteil von Bonifacius Daubmann, so daß er seit 1575 alleiniger Eigentümer war (Reske, 2007, S. 485). Für das Jahr 1577 sind sowohl ein Kalender als auch ein Prognostikum von Neodomus aus der Druckerei Osterbergers überliefert (vgl. Herbst, 2016b, S. 6), was einen kontinuierlichen Kalenderdruck in der Daubmann-Osterbergerschen Offizin wahrscheinlich erscheinen läßt.
Aufgrund der Bedeutung der Kalenderart „Schreibkalender“ wird das überlieferte Exemplar von Neodomus’ Schreibkalendern hier aufgeführt, ebenso werden die überlieferten Prognostiken genannt.

Schreibkalender:
1577: Schreibcalender, 4°, deutsch, Druck Georg Osterberger, Königsberg (MB Halle, R 3.64 (4)).

Prognostikum:
1565: Prognosticon Oder Practica, 4°, deutsch, Druck ?, Wittenberg (SLUB Dresden, Chronol. 691, misc. 3)
1577: Prognosticon, 4°, deutsch, Druck Georg Osterberger, Königsberg (MB Halle, R 3.64 (5)).

Titel:
Deutscher Kalender mit Prognostikum:
(1) [1558?]–1577[?]: Schreibcalender.
(1a) [1558?]–1577: Prognosticon.
Lateinischer Kalender mit Prognostikum.
(2) [1558?]–[?]: Ephemeris [kein Exemplar ermittelt].
(2a) 1558[?]–[?]: Prognosticon [kein Exemplar ermittelt, aber von Neodomus erwähnt].
Druck und Verlag:
[1558?]–[1560?]: [Melchior Sachse ?], Erfurt, [1561?]–[1564?]: ?, 1565[?]–[?]: ?, Wittenberg, 1566[?]–1573: Johann Daubmann, Königsberg, 1574–[1575?]: [Johann Daubmanns Erben ?], Königsberg, [1576?]–1577[?]: Georg Osterberger, Königsberg.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 239, Nr. 2375 (Vorhersage für 1565), S. 241, Nr. 2397 (Kalender für 1566) und Nr. 2398 (Vorhersage für 1566), S. 242, Nr. 2429 (Kalender für 1567) und Nr. 2430 (Vorhersage für 1567). ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 1575, Nr. 3894 (Kalender für 1577). SLUB Dresden, Chronol. 691, misc. 3 (Prognostikum für 1565). VD16. CERL.
Andere Drucke:
(1) (Disputation) De eclipsibus. Zitiert nach Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 305; vgl. Zinner, 1941/64, S. 213, Nr. 1994.
(2) Von des Cometen Bedeutung/ welcher in dem jetzt lauffenden M. D. LVIII. Jar im Augstmonat erschienen ist/ ein kurtzer bericht/ aus gutem grund der Astrologey/ gestellet vnd beschrieben. Durch Nicolaum Neodomum Erffurdensem. Erfurt 1558. ULB Halle, AB 135450 (1), online [05.10.2016]. UB Leipzig, Astron. 425-df.
(3) Astronomica, Secvndae Lvnaris Eclipseos, Qvae In Hoc Praesenti, A Nato Iesv Christo […] M. D. LXX. Anno Conspicietvr, Compvtatio, Ex omni laude dignis Prutenicis Reinholdi Tabulis deprompta, & tempore apparenti in Regijmontis Prussiae Horizonte accommodata: Cui pauca quaedam, de eiusdem Deliquij significatione, addita sunt atque annexa: opera & studio Nicolai Neodomi M. Erphvrdiensis, Mathematum in Academia Regiomontana publici Professoris. Ohne Ort [1570]. ThULB Jena, 4 Theol. XXVII, 11 (10).
(4) In honorem et gratiam Illustrissimi Principis ac Domini Domini Alberti Senioris, Marchionis Brandenburgensis, Ducis Prussiae […], hanc senescentis Ecclesiae precationem a Regio Propheta promulgatam harmonicis numeris astrinxit […]. Ort? Jahr?. SUB Göttingen, 4 MUS VI, 500.

Erstellt: 06.10.2016\ß Letzte Aktualisierung: 04.11.2019

neodomus_nicolaus.txt · Zuletzt geändert: 2019/11/04 17:47 von klaus-dieter herbst