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Holst, Jacob

„Jacobus Holstius, Med. D.“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1670)
* ca. 1631 Tönning/Holstein, † zwischen 1672 und 1680 [Tönning ?]
Kalender nur 1670

Jacob Holst (eigentlich Jacobus Holste, so die Unterzeichnung der Widmung in seinem „Jahr=Buch“) wurde in Tönning, einer Stadt unweit von Husum im Holsteinischen, geboren (Moller, 1744, Bd. 1, S. 258; Jöcher, 1750, Bd. 2, Sp. 1677). Über die Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Holst studierte seit Mai 1649 an der Universität in Königsberg (Erler, 1910, Bd. 1, S. 505 „[1649.] Maio […] Jacobus Holste, Huso-Holsatus“). Aus dem Jahr 1649 der Erstimmatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1631 geschlossen. Am 20. Oktober 1653 wurde er durch Thomas Bartholin in die Matrikel der Universität Kopenhagen eingeschrieben (Smith, 1890, Bd. 1, S. 246 „[1653.] 20. Octobr. Iacobus Holste Husanus Holsatus“). Als Respondent absolvierte er nur wenige Tage später am 29. Oktober 1653 eine mathematisch-astronomische Disputation (anderer Druck, Titel 1). 1657 folgte die zweite Publikation, diesmal eine medizinische (anderer Druck, Titel 2). Nach dem Studium wirkte er als Arzt erst in Husum und danach in seiner Heimatstadt Tönning (Jöcher, 1750, Bd. 2, Sp. 1677), wo er am 20. November 1657 das „Protropum“ beendete (anderer Druck, Titel 2, S. C2b: „Scribebam Tonningae ad Eidoram Anno cIc Icc LVII. Duodecimo Calend. Decemb.“). Diese Schrift kam auch in den Besitz von Heinrich Meibom d. J. in Helmstedt, „Artis Medicae in Academia Julia Professori“ (handschriftliche Widmung auf dem Titelblatt des Exemplars in der HAAB Weimar). Mit dem Buch von 1665 (anderer Druck, Titel 3) wurde er auch als Astronom bekannt.
In der Vorrede zu diesem „Jahr=Buch“ – das kein Kalender ist, sondern eine astronomisch-kalendarische Schrift – beschrieb Holst seine astronomisch-theoretischen Annahmen und praktischen Messungen. Sein Hauptmotiv für die Beschäftigung mit der Astronomie war zunächst, die Astronomie auf einen neuen Grund zu stellen, wozu die Erforschung der Refaktion erforderlich war. Autobiographisch betonte Holst, daß er sich „bey der Königl. Hohen=Schule zu Kopenhagen studierens halber auffhielte“ und dort die astronomischen Instrumente auf der Sternwarte (dem Runden Turm) benutzte (anderer Druck, Titel 3, S. A4a). Für die Messung der Sonnenhöhe im Meridian ließ er sich ein „Heliolabium“ in seinem „Hause verfertigen und setzen“ (ebd., S. A4b). Neben den verwendeten Büchern hob Holst besonders den in deutscher Sprache verfaßten „Speculum Temporis civilis“ von Erhard Weigel hervor (ebd., S. B1b; Weigel, 1664). Darin hatte er über die Problematik der „Kalendervereinigung“ gelesen und sich daraufhin entschlossen, einen eigenen Vorschlag zur Überwindung der Kalenderspaltung zu unterbreiten. Dabei gliederte er seine Schrift nach der Vorrede in drei Teile: I. „Von dem Anfang und Fortgang Römischer Jahren“, II. „Von der rechten Verbesserung der Romschen Jahre nach C. Julii Caesaris Fürsatz“, III. Von den Fehlern die C. Julius Caesar bey Anordnung seines Sonnen=Jahres hat begangen“. Vier Jahre später veröffentlichte er einen Jahreskalender für 1670 als Exempel für die von ihm vorgeschlagene Kalenderreform und benannte den neuen Kalender nach Kaiser Leopold I. (vgl. Herbst, 2015a, S. 27f.). Den Vorschlag von Holst zu einem „Leopoldnischen Calender“ griff → Johann He[i]nrich Voigt auf. Das „Jahr=Buch“ von 1665 wurde noch 1693 von den Astronomen herangezogen und z. B. in Briefen an → Gottfried Kirch erwähnt (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 164, vgl. ebd., S. 24).
Holst starb vor 1680 (Moller, 1744, Bd. 1, S. 258: „Fructum, qvem, ex his aliisqve conatibus, Medicina sibi & Astronomia pollicebantur, insignem mors, qva ante annum, ni fallor, 1680. patriae jam est ereptus, utriqve invidit, omnesqve illius turbavit circulos pariter atqve calculos.“). Wann genau er starb, ist nicht bekannt. Der letzte bekannte Brief von Holst (an Marquard Gude) datiert vom 20. Januar 1672 (vgl. „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Holst, Jacob“).

Titel:
1670: Dreyfaches Calendarium.
Druck und Verlag:
Georg Rebenlein d. J., Hamburg.
Nachweis:
SUB Göttingen, 8 H SUBS 7415 (6). Nicht in Herbst, 2008a. CERL. VD17.
Online:
1670 [21.01.2019].
Andere Drucke:
In Moller, 1744, Bd. 1, S. 258f. werden neben Holsts Druckschriften und zwei unveröffentlichten Manuskripten („Commentarius de Febribus […]“, „Cornelii Celsi Libri VIII. de re Medica […]“) auch sieben in mathematischen und medizinischen Drucken anderer Autoren veröffentlichte Briefe an Thomas Bartholin in Kopenhagen, Daniel Georg Morhof in Kiel, Gottfried Wegner in Königsberg und Marquard Gude in (?) aufgelistet. Hier werden nur Holsts Druckschriften mit Nachweisen genannt.
(1) (Disputation) Villum Lange (Praeses), Jacob Holst (Respondent): Exercitationes Mathematicae VII. De annua emendatione & motu Apogei Solis &c. IV. Kalend. Novembris 1653. Kopenhagen. HAAB Weimar, 31, 4: 177. Und in anderen Bibliotheken.
(2) Protropum Doctrinae novae de febribus. Ohne Ort 1657. HAAB Weimar, 35, 3: 62 (b) (4). Und in anderen Bibliotheken.
(3) Jahr=Buch. Hamburg 1665. SUB Hamburg, Scrin A/1856. Online [21.01.2019]. Und in anderen Bibliotheken.
(4) (Dissertation) De Flammula Cordis Dissertatio. In: Th. Bartholini De Flammula Cordis Epistola cum Jacobi Holsti Viri Clarissimi Ejusdem Argumenti Dissertatione. Accessit De Carnibus Lucentibus Danielis Puerarii Responsio. Kopenhagen 1667, S. 15–115. BSB München, Anat. 54. Online [21.01.2019]. Und in anderen Bibliotheken.

Erstellt: 24.01.2019
Letzte Aktualisierung: 23.09.2019

holst_jacob.txt · Zuletzt geändert: 2019/09/23 16:54 von klaus-dieter herbst