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Hancke d. Ä., Valentin

„Valentinus Hannke, Pfarherrn zu Seyfersdorff“; „Valentinus Hancke, von Loebschütz/ Pfarrherrn zu Seyfersdorff/ Im Fürstenthumb Jegerndorff/ Inn Ober Schlesien gelegen“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1603, 1607)
* ca. 1559 Leobschütz/Schlesien, † 1618 Seifersdorf bei Jägerndorf
Kalender mindestens seit 1603, verfaßt bis 1619

Über die frühen Jahre im Leben des im schlesischen Leobschütz (poln. Głubczyce) geborenen Valentin Hancke ist nichts bekannt. Die erste Quelle zu ihm ist der Eintrag in die Matrikel der Universität Königsberg, wo er am 9. November 1577 immatrikuliert wurde (Erler, 1910, Bd. 1, S. 65 „Valentinus Hancke, Leobschuzenus Schlesita, gratis propter inopiam receptus est.“). Hieraus wird das Geburtsjahr 1559 abgeschätzt.
Wahrscheinlich war Valentin Hancke verwandt mit einem Johannes Hancke, der in Leobschütz Ratsherr gewesen war (Pfarrerbuch Schlesien, Bd. 5, S. 257), nicht Pfarrer (so behauptet in Karzel, 1979, S. 51, 96). Dieser Johannes Hancke hatte einen gleichnamigen Sohn, der 1595 geboren und am 7. Mai 1619 in Oels zum Pfarrer für Nimsdorf im Herzogtum Jägerndorf ordiniert wurde sowie von 1619 bis 1622 in Nimsdorf und von 1624 bis 1626 in Pommerswitz die Pfarrstelle inne hatte (Karzel, 1979, S. 57, 133). Johannes Hancke der Jüngere studierte seit dem 9. Juli 1613 an der Universität in Königsberg (Erler, 1910, Bd. 1, S. 209) und seit dem 20. Mai 1615 an der Universität in Wittenberg, wo er auch am 23. März 1618 zum Magister der Philosophie promoviert wurde (Weissenborn, 1934, S. 173). Er starb 1661 als Pfarrer an St. Barbara in Breslau (Pfarrerbuch Schlesien, Bd. 5, S. 257).
Welche Stationen Hancke nach dem Studium durchlief, ist ungewiß. Eine Quelle kennt den „Hofprediger Markgraf Joachim Friedrichs von Brandenburg, Valentin Hanke [sic], der von 1593 bis zu seinem Tode 1618“ in Seifersdorf als lutherischer Pfarrer wirkte (Karzel, 1979, S. 59 mit Verweis auf Weltzel, 1870; vgl. Pfarrerbuch Schlesien, Bd. 5, S. 398 mit Verweis auf Karzel, 1979). Zweifellos ist der Hofprediger Hancke auch der Kalendermacher Hancke. Die Ortschaft Seifersdorf gibt es in Deutschland, Polen und Tschechien mehrfach (vgl. Schilling, 2002, Bd. 3, S. 307f.). Da Hancke die Lage des Ortes mit „[i]m Fürstenthumb Jegerndorff […] gelegen“ angab, ist es das in der Nähe der Stadt Jägerndorf (tschech. Krnov, lat. Carnovia), die wiederum nordwestlich von Ostrava liegt. Am 24. Februar 1610 schrieb Hancke einen Brief an → Johannes Kepler, den er mit folgender Schlußformel versah: „Dabam Seyfersdorffij, Die Matthiae Apost: Anno labente 1610. T. P. studiosissimus Valentinus Hannke pastor Paganus, propè Carnouiam in Sylesia“ (KGW, Bd. XVI, S. 288).
Für das Jahr 1615 erschienen erstmals zwei verschiedene Kalender mit gleichem Autorennamen, einmal der „SchreibKalender“ von Valentin Hancke, der Pfarrer in Seifersdorf war, und daneben der „Almanach vnd Schreib Kalender“ von → Valentin Hancke dem Jüngeren, der zu dem Zeitpunkt Schulmeister in Freudenthal war. Der Jüngere war zweifelsfrei der Sohn des älteren Hancke. Spätestens beim Jahrgang 1619 steht der Sohn (dann schon Pfarrer in Engelsberg) auf dem Titelblatt der Kalenderreihe des Vaters. Der Vater war 1618 gestorben und der Sohn führte dessen Kalenderreihe fort.
Valentin Hancke d. Ä. hinterließ in seinem Kalender für 1611 die interessante Notiz, nach der ihm bereits bewußt geworden war, daß die in den Kalendern üblichen Wettervorhersagen nicht gleichzeitig für alle Gegenden zutreffen konnten. Deshalb formulierte er folgenden Hinweis an seine Leser: „Nach dem ich im Gebürge wohne/ vnnd im Calender offt schnee oder reiff setze/ so wollen die/ so an warmen Orten wohnen/ vor den schnee/ frischen regen verstehen/ denn wenn es auff dem Lande kühl vnnd feucht ist/ so haben wir im Gebürge gemeiniglich schnee. Wie vmb den 22. Aprilis diß lauffenden 1610. Jahrs/ bey vns ein mechtigen schnee/ fast auff 2. spannen hoch/ mit zimlichem Nachtfrost gewesen/ da es auffm Lande nur geregnet“ (Kalender für 1611, zweiter Teil, S. D4a).
In allen bisher erschienenen Bibliographien und online geführten Bibliotheksverzeichnissen wird nicht zwischen Valentin Hancke dem Älteren und Valentin Hancke dem Jüngeren unterschieden. Diese Unterscheidung wurde auch mir erst augenfällig, als ich Ende November 2015 die in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Wrocław überlieferten Schreibkalender der beiden Hanckes einsah (diese sind noch nicht verzeichnet in Herbst, 2008a, S. 102).

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1603–1618: SchreibKalender/ […] Auff Ober vnd NiderSchlesien/ zum teil auch auffs Mährland/ Österreich/ vnd vmbliegende Länder gestellet, Format 4°.
(2) 1608[?]–1619: Kalender, Format 12°.
(3) 1612[?]–1619: Almanach, Format 8°.
Rumänischer Kalender:
(4) [?]–1619: Almanach, Format 8°.
Druck und Verlag:
(1), (2) Georg Baumann, Breslau.
(3) 1612: [Johann?] Wolff, Hermannstadt, 1619: Jacob Thilo, Hermannstadt.
(4) 1619: Jacob Thilo, Sibiu (Hermannstadt).
Nachweis:
Avram, 1979, S. 18, 21. Herbst, 2008a, S. 102. RMNy, 1983, S. 149, 266. Teutsch, 1892, S. 177. CERL. Wendt, 1903, S. 387f.

Erstellt: 06.05.2014
Letzte Aktualisierung: 20.08.2019

hancke_hannke_valentin.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/20 09:44 von klaus-dieter herbst