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Zeger, Magdalena

„Magdalena/ Der nagelaten Wedewen Seeliger gedechtenisse/ Doctoris Thomae Zegeri“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1561)
* ca. 1491 [Ort ?], † 16.1.1568 Kolding
Kalender seit mindestens 1561, verfaßt bis mindestens 1563

Magdalena Zeger wurde um 1491 geboren. Dieses ungefähre Geburtsjahr ergibt sich aus ihrem Alter während ihres Todes. Sie starb am 16. Januar 1568 im 77. Lebensjahr in Kolding (Hamel, 2008, S. 428 mit Zitierung des Textes auf dem Epitaph). Über die Eltern, Kindheit und Ausbildung konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Verheiratet war sie mit dem Arzt Thomas Zeger, der aus dem Herzogtum Kleve stammte (Rørdam, 1868, Bd. 1, S. 536). Er ist nicht identisch mit den gleichnamigen Studenten, die am 29. August 1491 (gleichgesetzt in Hamel, 2008, S. 425) bzw. am 28. Juli 1507 (gleichgesetzt in Burmeister, 2015, S. 660) an der Universität in Löwen immatrikuliert wurden, denn der eine kam aus dem Bistum Cambrai in Nordfrankreich und der andere aus Aardenburg in der niederländischen Provinz Zeeland (vgl. Schillings, 1958, S. 71, 328). Auch ist der Mann von Magdalena Zeger nicht jener Thomas Zeger, der 1523 an der Universität in Basel zum Doktor der Medizin promoviert wurde, denn dieser ist jener aus Aardenburg (vgl. Wackernagel, 1951, Bd. 1, S. 353). Weder die Vermutung, daß Magdalena Zeger aus Basel, „vermutlich ihrer Oberschicht, stammte“ (Hamel, 2008, S. 426), noch die Vermutung, daß die Ehe mit Thomas Zeger in Marburg „wohl um 1527 geschlossen wurde“ (Burmeister, 2015, S. 659), ist stichhaltig. Fest steht nur, daß beide zueinander fanden und mindestens einen Sohn, den gleichnamigen Thomas den Jüngeren, bekamen.
Die weiteren Lebensstationen Magdalena Zegers waren fortan mit denen ihres Mannes verknüpft. Über ihn weiß man, daß er am 30. Mai 1527 als erster Professor für Mathematik an die neugegründete Universität in Marburg berufen wurde (Gundlach, 1927, S. 364 „geb. Kleve; Dr. medicinarum Basel; 30. V. 1527 Prof. der Mathematik“). Ein Eintrag in die Matrikel lautet: „Thomas Zegerius medicinarum Doctor Basiliensis, mathematicus“ (Caesar, 1875, Bd. 1, S. 2); dieser Thomas Zeger sollte aber nicht identisch sein mir dem aus Aardenburg stammenden und 1523 in Basel promovierenden Thomas Zeger.
Um 1530 begann Thomas Zeger Prognostiken zu schreiben. Ob er auch Almanache (Einblattkalender) verfaßte, ist nicht bekannt (1540 soll er einen Rostocker Kalender ins Schwedische übersetzt haben, siehe Rühs, 1803/05, Teil 3, S. 258). Überliefert sind lediglich zwei lateinische Prognostiken für 1531 und 1545 (mit Standortnachweis zitiert in Hamel, 2008, S. 427; vgl. VD16 unter „Zegers“; 1545 online). Auf dem Titelblatt der Schrift für 1531, die er noch in Marburg verfaßt hatte, bezeichnete er sich als Mathematiker, Doktor der Freien Künste und der Medizin sowie Physicus der Stadt Goslar (vgl. Hamel, 2008, S. 426). Bereits 1531 wurde er als Physicus nach Hamburg berufen (Gundlach, 1927, S. 364), wo er bis 1537 wirkte (Rørdam, 1868, Bd. 1, S. 536). Danach findet man ihn in Husum, bevor er am 28. Januar 1538 die Professur für Medizin an der Universität in Kopenhagen erhielt (ebd.). 1539 verließ er für einige Jahre Kopenhagen, denn als herzoglicher Leibarzt wurde er von dem Herzog Heinrich V. von Mecklenburg nach Rostock entsandt, um dort an der Universität zu lehren und die herzoglichen Interessen gegenüber dem Rat der Stadt zu wahren (Pluns, 2007, S. 234, 290, 324). In Rostock wurde am 21. November 1539 auch der Sohn Thomas Zeger der Jüngere immatrikuliert (Hofmeister, 1889, Bd. 2, S. 100). Im Herbst 1542 ging Thomas Zeger der Ältere wieder nach Kopenhagen, denn der dänische König Christian III. hatte ihn zu seinem Leibarzt und „Physicus & Mathematicus“ bestallt (Prognostikum für 1545, Titelblatt). In Kopenhagen übernahm er erneut den Lehrstuhl als ordentlicher Professor an der Universität (Pluns, 2007, S. 324, Anm. 1121; vgl. Rørdam, 1868, Bd. 1, S. 537). Zeger starb 1544 in Kopenhagen (Rørdam, 1868, Bd. 1, S. 538). Irgendwann nach dessen Tod zog Magdalena Zeger nach Kolding (Ostjütland). Jürgen Hamel vermutet, daß sie nach Kolding im Gefolge der Königswitwe Dorothea kam, die nach dem Tod des dänischen Königs (1559) auf ihren Witwensitz, das Schloß in Kolding, zog (Hamel, 2008, S. 428; vgl. Rørdam, 1868, Bd. 1, S. 538).
Wann genau Magdalena Zeger begann, Kalender mit den zugehörigen Prognostiken zu schreiben, ist nicht bekannt. Sie soll aber über Jahre hinweg den Kalender für Dänemark verfaßt haben (Moller, 1744, Teil 2, S. 1022 „qvam Calendaria Danica, qvotannis ab ea publicata“), wobei sie die überlieferten Exemplare auf die Polhöhe von Hamburg gerichtet hat. Offenbar schrieb sie nur niederdeutsche Kalender und Prognostiken im kleinen Format (16°). Bekannt sind Exemplare für 1561 und 1563, die aber keine unbedruckten Schreibseiten enthalten (zu den frühen Schreibkalendern vgl. → Dionysius Sibenburger). Offenbar begann mit den Jahresschriften von Magdalena Zeger der Kalenderdruck in Hamburg, denn alle anderen bekannten und in Hamburg gedruckten Kalender kamen später heraus (z. B. für 1593 von → Lucas von Cöllen). In Hamburg wirkte zwar bereits → Johann Wolmar als Arzt, doch ließ er seinen Buchkalender für 1546 in Magdeburg drucken.
Wissenschaftshistorisch sind Magdalena Zegers Kalender aus der Mitte des 16. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung, denn sie sind „die ersten selbständigen Publikationen einer Frau in der Astronomie“. Zeger ist „eine der ersten“ Autorinnen in den Naturwissenschaften insgesamt (Hamel, 2008, S. 445). Erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts tauchte mit → Salome Schimpferin eine zweite Frau als Kalendermacherin auf.

Titel:
Niederdeutsche Kalender und Prognostiken:
(1) 1561[?]–1563[?]: Almanach vnd Practica […] Vppet Jaahr, Format 16°.
(1a) 1561[?]–1563[?]: Prognostication edder Practica […] vpt jar, Format 16°.
Druck und Verlag:
Johann Wickradt d. J., Hamburg.
Nachweis:
ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 311, Nr. 3832 und S. 312, Nr. 3843. Deutsche Presse, 1996/1997/2003, Bd. 1.1, Sp. 3–4. Hamel, 2008, S. 430f. CERL (ohne Kalender).
Literatur:
Jürgen Hamel: Magdalena Zeger und ihre astronomischen Arbeiten 1561/1563. In: Hartmut Hecht, Regina Mikosch, Ingo Schwarz, Harald Siebert, Romy Werther (Hrsg.): Kosmos und Zahl. Beiträge zur Mathematik- und Astronomiegeschichte, zu Alexander von Humboldt und Leibniz. Stuttgart 2008 (= Boethius, Bd. 58), S. 425–446.
Karl Heinz Burmeister: Magister Rheticus und seine Schulgesellen. Das Ringen um Kenntnis und Durchsetzung des heliozentrischen Weltsystems des Kopernikus um 1540/50. Konstanz, München 2015 (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs, Bd. 11 N. F.). Zu Magdalena und Thomas Zeger: S. 658–660.

Erstellt: 09.11.2016
Letzte Aktualisierung: 25.09.2017

zeger_magdalena.txt · Zuletzt geändert: 2017/09/25 14:46 von klaus-dieter herbst