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Melchior Schaerer wurde als Sohn des gleichnamigen Melchior Scherer (sic) und Margaretha Bertsch geboren und am 17. November 1563 in Stuttgart getauft (Lenke/Roudet, 2014, S. 36 mit Hinweis auf das Stuttgarter Familienregister; wenn nicht anders angegeben, dann werden die biographischen Einzelheiten Lenke/Roudet, 2014 entnommen). Der Vater kam aus Heidelberg und studierte seit dem 8. Mai 1531 an der Universität in Heidelberg (Toepke, 1884, Bd. 1, S. 548). Über die Kindheit des jungen Melchior konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Ein Studium nahm Schaerer am 7. August 1578 an der Universität in Tübingen auf (Hermelink, 1906, S. 571 „Melchior Scherer Studtgardianus (7. Aug.) [1578]“). Am 8. April 1579 wurde er zum Baccalaureus promoviert (ebd.). Anschließend ging er, vermutlich bis zum 2. Januar 1581, als Stipendiat auf die Klosterschule in Adelberg (ebd.; Lenke/Roudet, 2014, S. 36f.), setzte dann aber sein Studium in Tübingen fort und wurde dort am 6. Februar 1583 zum Magister der freien Künste promoviert (Hermelink, 1906, S. 571). In Löchgau, einem Dorf etwa 15 km südlich von Heilbronn, wurde Schaerer im Juli 1585 Diakon. Kurz zuvor hatte er am 25. April 1585 in Stuttgart Martha Fabri (1553–1619), geborene Mögling, geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Im Januar 1591 wurde Schaerer Pfarrer im ca. 20 km nordöstlich von Heilbronn gelegenen Widdern. Aus der Widderner Zeit sind von Schaerer Liedkompositionen bekannt, die noch heute gespielt werden (z. B. aus dem Jahr 1602 der „Gesang mit dreyen Stimmen“, siehe anderer Druck, Titel 1). 1605 wechselte er noch einmal das Pfarramt und ging nach Menzingen, das ca. 30 km westlich von Heilbronn liegt. Mit der Adelsfamilie von Mentzingen pflegte Schaerer Kontakt. Er widmete einzelnen Mitgliedern dieser Familie seine Schriften und setzte deren Wappen auf die Titelseite seiner Kalender. Diese Art der Gestaltung des Titelblattes wurde auch von anderen Kalendermachern vorgenommen, vgl. z. B. die Kalender des Pfarrers → [[caesius_georg|Georg Caesius]]. 1614 war dem Pfarrer Melchior Schaerer sein Neffe Melchior-Friedrich Schaerer, ein Sohn seines Bruders Peter Schaerer, als Diakon an die Seite gestellt worden (Lenke/Roudet, 2014, S. 43; vgl. anderer Druck, Titel 3). Nachdem Schaerers erste Frau Martha 1619 gestorben war, heiratete er ein zweites Mal. Von dieser zweiten Frau ist nur der Vorname Maria bekannt. Schaerer starb am 1. Juli 1624 in Menzingen.\\ | Melchior Schaerer wurde als Sohn des gleichnamigen Melchior Scherer (sic) und Margaretha Bertsch geboren und am 17. November 1563 in Stuttgart getauft (Lenke/Roudet, 2014, S. 36 mit Hinweis auf das Stuttgarter Familienregister; wenn nicht anders angegeben, dann werden die biographischen Einzelheiten Lenke/Roudet, 2014 entnommen). Der Vater kam aus Heidelberg und studierte seit dem 8. Mai 1531 an der Universität in Heidelberg (Toepke, 1884, Bd. 1, S. 548). Über die Kindheit des jungen Melchior konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Ein Studium nahm Schaerer am 7. August 1578 an der Universität in Tübingen auf (Hermelink, 1906, S. 571 „Melchior Scherer Studtgardianus (7. Aug.) [1578]“). Am 8. April 1579 wurde er zum Baccalaureus promoviert (ebd.). Anschließend ging er, vermutlich bis zum 2. Januar 1581, als Stipendiat auf die Klosterschule in Adelberg (ebd.; Lenke/Roudet, 2014, S. 36f.), setzte dann aber sein Studium in Tübingen fort und wurde dort am 6. Februar 1583 zum Magister der freien Künste promoviert (Hermelink, 1906, S. 571). In Löchgau, einem Dorf etwa 15 km südlich von Heilbronn, wurde Schaerer im Juli 1585 Diakon. Kurz zuvor hatte er am 25. April 1585 in Stuttgart Martha Fabri (1553–1619), geborene Mögling, geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Im Januar 1591 wurde Schaerer Pfarrer im ca. 20 km nordöstlich von Heilbronn gelegenen Widdern. Aus der Widderner Zeit sind von Schaerer Liedkompositionen bekannt, die noch heute gespielt werden (z. B. aus dem Jahr 1602 der „Gesang mit dreyen Stimmen“, siehe anderer Druck, Titel 1). 1605 wechselte er noch einmal das Pfarramt und ging nach Menzingen, das ca. 30 km westlich von Heilbronn liegt. Mit der Adelsfamilie von Mentzingen pflegte Schaerer Kontakt. Er widmete einzelnen Mitgliedern dieser Familie seine Schriften und setzte deren Wappen auf die Titelseite seiner Kalender. Diese Art der Gestaltung des Titelblattes wurde auch von anderen Kalendermachern vorgenommen, vgl. z. B. die Kalender des Pfarrers → [[caesius_georg|Georg Caesius]]. 1614 war dem Pfarrer Melchior Schaerer sein Neffe Melchior-Friedrich Schaerer, ein Sohn seines Bruders Peter Schaerer, als Diakon an die Seite gestellt worden (Lenke/Roudet, 2014, S. 43; vgl. anderer Druck, Titel 3). Nachdem Schaerers erste Frau Martha 1619 gestorben war, heiratete er ein zweites Mal. Von dieser zweiten Frau ist nur der Vorname Maria bekannt. Schaerer starb am 1. Juli 1624 in Menzingen.\\ |
Bereits seit Mitte der 1580er Jahre beschäftigte sich Schaerer mit der astrologischen Prognostik. Überliefert sind auch ein Brief an → [[kepler_johannes|Johannes Kepler]] vom 27. Januar 1593 (KGW, Bd. 13, S. 6) und ein Brieffragment an Michael Maestlin vom 29. August 1596 (WLB Stuttgart, Cod. math. qt. 14b, S. 73f., zitiert nach Lenke/Roudet, 2014, S. 46, Anm. 59). Das erste Prognostikum ließ Schaerer für 1597 drucken. Ob zu diesem überlieferten Prognostikum tatsächlich auch ein Schreibkalender gehörte, ist nicht gesichert, jedoch wahrscheinlich, denn im Widmungsschreiben des Kalenders und Prognostikums für 1607 teilte Schaerer mit, daß er 1603 beschlossen habe, sich „deß jährlichen prognosticirns vnd Calenderschreibens“ zu enthalten. Daß er aber für das Jahr 1607 erneut mit der Kalenderarbeit beonnen habe, sei in den Bitten verschiedener Leute danach begründet (Kalender für 1607, zweiter Teil, S. A2a; vgl. Lenke/Roudet, 2014, S. 50f.). Insbesondere die Ritterschaft des Kraichgaus habe ihn dazu veranlaßt (anderer Druck, Titel 2, S. A3a; vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1129). Wer nach Schaerers Tod Kalender unter dessen Namen verfaßte, konnte nicht ermittelt werden (vielleicht war es → [[halbmayer_georg|Georg Halbmayer]], der zu jener Zeit seine Kalender ebenfalls bei Johann Friedrich Sartorius drucken ließ).\\ | Bereits seit Mitte der 1580er Jahre beschäftigte sich Schaerer mit der astrologischen Prognostik. Überliefert sind auch ein Brief an → [[kepler_johannes|Johannes Kepler]] vom 27. Januar 1593 (KGW, Bd. 13, S. 6) und ein Brieffragment an Michael Maestlin vom 29. August 1596 (WLB Stuttgart, Cod. math. qt. 14b, S. 73f., zitiert nach Lenke/Roudet, 2014, S. 46, Anm. 59). Das erste Prognostikum ließ Schaerer für 1597 drucken. Ob zu diesem überlieferten Prognostikum tatsächlich auch ein Schreibkalender gehörte, ist nicht gesichert, jedoch wahrscheinlich, denn im Widmungsschreiben des Kalenders und Prognostikums für 1607 teilte Schaerer mit, daß er 1603 beschlossen habe, sich „deß jährlichen prognosticirns vnd Calenderschreibens“ zu enthalten. Daß er aber für das Jahr 1607 erneut mit der Kalenderarbeit begonnen habe, sei in den Bitten verschiedener Leute danach begründet (Kalender für 1607, zweiter Teil, S. A2a; vgl. Lenke/Roudet, 2014, S. 50f.). Insbesondere die Ritterschaft des Kraichgaus habe ihn dazu veranlaßt (anderer Druck, Titel 2, S. A3a; vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1129). Wer nach Schaerers Tod Kalender unter dessen Namen verfaßte, konnte nicht ermittelt werden (vielleicht war es → [[halbmayer_georg|Georg Halbmayer]], der zu jener Zeit seine Kalender ebenfalls bei Johann Friedrich Sartorius drucken ließ).\\ |
In den Prognostiken wendete sich Schaerer verschiedenen astronomischen und astrologischen Themen zu (ausführlich in Lenke/Roudet, 2014, S. 51–59). Er verteidigte in seinen Kalendern und anderen Schriften die Astrologie gegen deren Kritiker, was ihm eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem markgräflichen Leibarzt Philipp Fesel (ca. 1560–1610) in Durlach einbrachte, in die sich auch Johannes Kepler einschaltete (Lenke/Roudet, 2014, S. 52f.; Matthäus, 1969, Sp. 1129). | In den Prognostiken wendete sich Schaerer verschiedenen astronomischen und astrologischen Themen zu (ausführlich in Lenke/Roudet, 2014, S. 51–59). Er verteidigte in seinen Kalendern und anderen Schriften die Astrologie gegen deren Kritiker, was ihm eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem markgräflichen Leibarzt Philipp Fesel (ca. 1560–1610) in Durlach einbrachte, in die sich auch Johannes Kepler einschaltete (Lenke/Roudet, 2014, S. 52f.; Matthäus, 1969, Sp. 1129). |
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