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Upilio, Wilhelm

„Wilhelmus Vpilion Windshemius Medicinae Doctor vnd Physicus zur Newenstatt an der Saal“; „der Artzney Doctorn zu Wirtzburg“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1575 (zweiter Teil), 1593 (zweiter Teil)), jeweils Reihe 1
* ca. 1538 Windsheim/Franken, † 9.9.1593 Würzburg
Kalender seit 1569, verfaßt bis 1594

Wilhelm Upilio (auch Opilio, dt. Hirt oder Schäfer, Schefferlein) wurde in Windsheim in Franken geboren (Brod/Saffert, 1964, S. 15). Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Am 30. August 1556 begann Upilio ein Studium an der Universität in Tübingen (Hermelink, 1906, S. 384 „[1556] Wilhelmus Scheffer Wintzhemius (30. Aug.)“). In den folgenden acht Jahren wurde er in Tübingen zum Baccalaureus (7. April 1557), zum Magister Artium (16. Februar 1558) und zum Doktor der Medizin (31. Oktober 1564) promoviert (ebd.). Aus dem Jahr 1556 der Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1538 geschlossen. Nach Windsheim zurückgekehrt, heiratete Upilio am 12. Oktober 1566 Magdalene Tettelbach aus Ansbach, Tochter des Landschreibers Johann Baptista Tettelbach (Vogtherr, 1927, Stammbaum der Familie Tettelbach). Ein Jahr später wurde am 7. Oktober 1567 die Tochter Maria getauft (Brod/Saffert, 1964, S. 16 mit Verweis auf die Eintragungen im Windsheimer Kirchenbuch, hier wird der 12. August als Hochzeitstag genannt). Wann der Sohn → Christoph Upilio geboren wurde, konnte nicht ermittelt werden.
Im Frühjahr 1569 bewarb sich Upilio um die Stelle eines Stadtarztes in Kitzingen. Über diesen Vorgang sind Akten und Briefe überliefert (UB Würzburg, M. ch. f. 660/14, Bl. 494–502, nach „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Upilio, Wilhelm“). Die Bewerbung war Dank der Unterstützung durch den Ansbacher Kanzler Christoph Dettelbach erfolgreich und so leistete Upilio am 16. Juli 1569 den Diensteid (Brod/Saffert, 1964, S. 16). Sein Jahresgehalt betrug anfangs 40 Gulden, später 50 Gulden. Am 22. Mai 1572 beschloß der Stadtrat von Kitzingen, Upilio wieder „zu entlassen, ‚von allerley erscheinenden mengeln wegen‘ und weil ‚khein besserung zu hoffen‘ (Brod/Saffert, 1964, S. 17 mit Verweis auf die Kitzinger Ratsprotokolle). Nach der Entlassung betrieb Upilio einen Weinhandel, was ihm aber seitens der Stadt untersagt wurde, weil er kein Bürger war. Daraufhin zog er erst nach Würzburg und 1574 nach Neustadt an der Saale, wo er zum Stadtphysicus berufen wurde. Damit war er Physicus „der sechs Rhönstädte Mellrichstadt, Münnerstadt, Neustadt (‚was der Physicats Sitz war‘), Königshofen im Grabfeld, Bischofsheim und Fladungen“ (Brod/Saffert, 1964, S. 17f. mit Verweis auf eine Akte im Stadtarchiv Würzburg). 1580 wurde Upilio als Stadtarzt nach Würzburg und 1581 als dritter Leibarzt des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn berufen (Brod/Saffert, 1984, S. 18; Sticker, 1932, S. 437). Zusätzlich wurde er am 20. Mai 1581 an das Juliusspital berufen (Brod/Saffert, 1984, S. 18; vgl. Sticker, 1932, S. 443). Auch gehörte er dem „Collegium medicorum Wirceburgense“ an (Sticker, 1932, S. 429; Brod/Saffert, 1984, S. 18). 1591 war Upilio Dekan der medizinischen Fakultät der Universität (Sticker, 1932, S. 453). In hohem Ansehen starb Upilio am 9. September 1593 in Würzburg (UB Würzburg, M. ch. f. 660/14, Bl. 507 mit biographischen Notizen zu Upilio von F. A. L. Reuß; Todesjahr abweichend: 1594, so in Sticker, 1932, S. 445 und in Scharold, 1825, S. 64).
Überliefert sind ein Brief von Upilio an Johannes Huff vom 24.1.1590 und zwei Briefe an Upilio von den Bürgermeistern Kitzingens vom 17.4.1569 sowie die Bestallungsurkunde von Fürstbischof Julius vom 21.5.1581 („Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Upilio, Wilhelm“).
Als Upilio in Kitzingen war, begann er mit der Herausgabe von Schreibkalendern einschließlich der dazugehörigen Prognostiken (vgl. → Georg Meder). Bekannt sind seine Kalender für 1569 bis 1594 sowie Wand-Wappenkalender für das Würzburger Domkapitel (Brod, 1952, S. 27). Überliefert sind nur das Prognostikum für 1593 (ÖNB Wien, vgl. ehemals vorhanden gewesenen Prognostiken für 1575 in Hellmann, 1924, S. 14 und für 1588 in SBPK Berlin, an: 4“ Ok 5475) sowie acht Wandkalender (UB Würzburg). 1964 war aus einem Antiquariat in München ein Schreibkalender in Quart für 1589 aufgetaucht (Brod/Saffert, 1964, S. 21), dessen Verbleib heute ungeklärt ist. Nach Upilios Tod wurde dessen Würzburger Kalenderreihen von → Adrianus Romanus fortgeführt.
Wilhelm Upilio war zunächst Protestant (weil in Windsheim geboren), konvertierte aber vermutlich mit seinem Wechsel nach Würzburg (1580) zum Katholizismus (Brod/Saffert, 1964, S. 17). Damit war er einer der wenigen katholischen Kalendermacher wie z. B. → Jacob Strauss und → Maximilian Tripet (vgl. Barnes, 2016, S. 183).

Titel:
(1) 1569–1594: Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt], Format 4°.
(2) 1579–1594: Almanach Wirtzburgisch (später: Wirtzburger Bisthumbs), Einblattkalender, Format 2°.
Druck und Verlag:
(1) [1569?]–1575–[1578?]: Johann Koler, Nürnberg, [1579?]–1589–[1591?]: Heinrich von Aich, Würzburg, [1592?]: Heinrich von Aichs Witwe, Würzburg, 1593–[1594?]: Georg Fleischmann, Würzburg.
(2) 1579: David Heyn, Würzburg, 1580–1587: Wolfgang Hoffmann, Würzburg, 1588–[1591?]: Heinrich von Aich, Würzburg, 1592[?]–1594: Georg Fleischmann, Würzburg.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 258, Nr. 2690 (Vorhersage für 1575) und passim. VD16. KVK. CERL.
Literatur:
Walter M. Brod und Erich Saffert: Einige Schreibkalender des 16. Jahrhunderts. In: Miscellanea Suinfurtensia Historica IV, S. 1–76. Schweinfurt 1964 (= Veröffentlichungen des Historischen Vereins und des Stadtarchivs Schweinfurt, Sonderreihe, Heft 6). Zu Wilhelm Upilio: S. 15–21.
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396. Zu Wilhelm Upilio: Sp. 1105.

Erstellt: 06.09.2016

upilio_wilhelm.txt · Zuletzt geändert: 2016/11/21 10:47 von klaus-dieter herbst