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Rollenhagen, Georg

Georg Rollenhagen

* 22.4.1542 Bernau, † 10.5.1609 Magdeburg
Kalender seit [ca. 1580] ?, verfaßt bis ?

Georg Rollenhagen wurde am 22. April 1542 in Bernau als Sohn des Tuchmachers und Bierbrauers Gregor Rollenhagen (gest. 1543) und der Euphemia Immen geboren. Da der Vater früh starb, wuchs er bei dem Großvater Johann Immen auf (Burckhart, 1609, S. 27), der den Enkel von 1556 bis 1558 auf die Schule in Prenzlau schickte (ebd., S. 28). Anschließend zog er über Leipzig und Halle nach Mansfeld, wo er Privatlehrer der Kinder von Georg Müller, Kanzler des Grafen von Mansfeld, wurde. Mit 18 Jahren wurde er schließlich 1559 im Magdeburger Gymnasium aufgenommen (ebd., S. 29). Kurz darauf, am 30. September 1559, wurde er an der Universität in Wittenberg immatrikuliert (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 8 „[1559 Septem.] 30. Georgius Rolwagen Bernouiensis“). Von Wittenberg aus kam er 1563 nach Halberstadt, wo er Rektor der Schule zu St. Johannis wurde. Hier machte er sich mit Christoph Werner bekannt (Burckhart, 1609, S. 30) und unterrichtete dessen Söhne Albert, Caspar und Tobias, mit denen er am 9. November 1565 erneut nach Wittenberg kam (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 95). Nachdem er am 18. Februar 1567 Magister der Philosophie geworden war (UA Halle, Rep. 1, Nr. XXXXV, 1, Bd. 2, S. 209, Nr. 4), erhielt er einen Ruf als Prorektor des Gymnasiums in Magdeburg, wo er am 1. Dezember 1567 in das Amt eingeführt wurde (Seelmann, 1889, S. 88). 1575 trug man ihm das Amt des Rektors an, das er bis zum Tod inne behielt (Burckhart, 1609, S. 31). Daneben war er seit 1573 Prediger an der Sebastianuskirche und darauf an der Nikolaikirche (ebd., S. 33f.). Seine Theologie wurde von Luthers und Melanchthons Schriften sowie von den Begegnungen mit Paul Eber in Wittenberg und Johann Pfeffinger in Leipzig geprägt (ebd., S. 35). Rollenhagen „war ein guter Orator, Poëta, Comicus“ und wußte „in Mathesi, in Astronomia Astrologia“ Bescheid, was er für das Stellen von Nativitäten nutzte. Auch hat er „die Witterung in acht genommen“, wovon „die plaustra voluminum conscriptorum“ künden (ebd., S. 33).
Am 20. September 1568 heiratete er Euphemia Pfeil (gest. 1. Mai 1580), Tochter des Magdeburger Syndikus Franz Pfeil (Seelmann, 1889, S. 88; vgl. Burckhart, 1609, S. 37). Beide bekamen die Kinder Franciscus (1570), Tobias (1571), Dorothea (1572), Samuel (1574), Martha (1576) und eine totgeborene Tochter (1576) (Burckhart, 1609, S. 38f.). Die Ehefrau starb am 1. Mai 1580. Bereits am 5. Februar 1581 heiratete Rollenhagen erneut, Magdalena Kindelbrück aus dem Kloster Isenhagen bei Lüneburg, Tochter des Soldaten Antonius Kindelbrück (Seelmann, 1889, S. 89; vgl. Burckhart, 1609, S. 39). Sie gebar sechs Kinder: Daniel, Gabriel, Jonas, David, Caspar und Elias (Burckhart, 1609, S. 40f.). Rollenhagen starb am 10./20. Mai 1609 (Kühlmann, 2005, S. 12) und wurde am „Himmelfahrts Tage“ in der Kirche zu St. Ulrich in Magdeburg begraben (Burckhart, 1609, Titelblatt).
Ein Exemplar eines Kalenders oder eines zweiten Teils, eines Prognostikums, aus der Feder von Rollenhagen konnte bisher nicht aufgefunden werden. „Daß er sich im Kalendermachen praktisch betätigte, bekunden seine übrigen Dichtungen“ (Fricke, 1966, S. 49; vgl. Fricke, 1943, S. 6 und Seelmann, 1889, S. 88: Rollenhagen beschäftigte sich mit „Astronomie und Kalenderpraktik“). Die astronomischen und astrologischen Grundlagen dazu trug er in seinem Unterricht vor. Die „Curse über Astrologie und Kalenderpraktik, die R. 1583 abgehalten hat, [sind] von dem Frankfurter Professor David Origanus wörtlich in seinen Ephemerides novae Brandenburgicae, Francfurti 1599, herausgegeben worden“ (Seelmann, 1889, S. 91); er schrieb „astrologiam judiciariam s. genethliacum, daran David Origanus ein Plagium begangen“ (Jöcher, 1750/51, Bd. 3, Sp. 2194). In dem Ephemeridenwerk von → David Origanus handelt der dritte Teil von den Wirkungen der Gestirne („De effectibus“). Origanus gliederte diesen Teil in „Primvm Membrvm. De principiis seu fundamentis Astrologiae“ (Origanus, 1599, S. 238–270), „Secvndvm Membrvm. De Prognostico generalium“ (ebd., S. 270–318) und „Tertivm Membrvm. De Ivdicio Genethlialogico“ (ebd., S. 318–414). Weder darin noch in der Vorrede zum dritten Teil (ebd., S. 235–238) und auch nicht in der Vorrede zum Gesamtwerk findet man einen Hinweis auf Rollenhagen. Es fällt aber auf, daß alle Beispiele von Horoskopen nur Jahre bis 1583 betreffen, dem Jahr, in dem Rollenhagen darüber vorgetragen hatte. Vielleicht betätigte er sich somit um 1580 als Kalendermacher.
Anfang 1586 wurde Rollenhagen von dem Astronomen → Nicolaus Raymarus Ursus besucht (Launert, 2010, S. 47). Dieser wurde von Heinrich Rantzau (1526–1598) gefördert. An Rantzau schrieb Rollenhagen von 1588 bis 1591 mehrere Briefe (9 Briefe sind überliefert im LASH Schleswig, Abt. 127.21, MS Nr. 293, S. 411–415, 431–436, 441–447, 460–464, 488–491, 530–534, 552–565, 838–843, 850–855; für die am 22. Dezember 2016 mitgeteilten Fundstellen dieser Briefe danke ich Malte Bischoff, LASH Schleswig). Am 22. Februar 1602 schrieb Rollenhagen auch einen Brief an → Johannes Kepler (KGW, Bd. XIV, S. 216).
Als Dichter verwendete Rollenhagen die Pseudonyme „Karst Ackermann“, „Georg Fahrenwald“ und „Marcus Hüpff ins Holtz von Meusebach“ (Kühlmann, 2005). Ihm gebührt wie auch dem Schriftsteller und Kalendermacher in Personalunion → Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen ein herausragender Platz in der deutschen Literaturgeschichte.

Titel:
[?]–[?]: Kalender [kein Exemplar ermittelt].
Druck und Verlag:
?, [Magdeburg] ?.
Nachweis:
Fricke, 1966, S. 46, 48f. CERL.
Andere Drucke:
Die literarischen Werke von Georg Rollenhagen sind aufgeführt in Dünnhaupt, 1990, Bd. 5, S. 3476–3491 (vgl. Kühlmann, 2010).
Literatur (Auswahl):
Aaron Burckhart: ΑΝΑΛΥΣΑΙ Rollenhagianum. Das ist: Seliger Abschiedt/ Deß Weylandt Ehrwürdigen vnd Hochgelarten Herrn/ M. Georgii Rollenhagii, Langgedienten Schull Rectoris dieser löblichen Alten Stadt Magdeburgk. […]. Magdeburg 1609. SBPK Berlin, 12 in: Es 710-237. Online [22.04.2016]. Und in anderen Bibliotheken. Lebensablauf ab S. 25 (= E1a).
W. Seelmann: Art. „Rollenhagen: Georg R.“. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 29 (1889), S. 87–95. Online [02.05.2016].
Wilhelm Kühlmann: Art. „Rollenhagen, Georg“. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 22 (2005), S. 12f. Online [02.05.2016].
Wilhelm Kühlmann: Art. „Rollenhagen, Rollenhagius, (Georg(ius)“. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollständig überarbeitete Auflage. 13 Bände. Berlin 2008–2012. Hier Bd. 9 (2010), S. 708f.
Hermann Fricke: Georg Rollenhagen. In: Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg, Monatsblätter 48 (1943), S. 1–7.
Hermann Fricke: Denkmäler heimatlicher Volkskultur. Zur Geschichte des Berlinisch-Brandenburgischen Kalenderdrucks. In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins 15 (1966), S. 44–70. Zu Georg Rollenhagen: S. 46, 48–49.
Dietmar Peil: Art. „Rollenhagen, Georg“. In: Frühe Neuzeit in Deutschland 1520‒1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Herausgegeben von Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller, Michael Schilling, Johann Anselm Steiger, Friedrich Vollhart. Redaktion J. Klaus Kipf. 7 Bände. Berlin, New York (Boston) 2011‒2018. Zu Georg Rollenhagen: Bd. 5 (2016), Sp. 339–347.

Erstellt: 02.05.2016
Letzte Aktualisierung: 11.01.2018

rollenhagen_georg.txt · Zuletzt geändert: 2018/01/11 17:24 von klaus-dieter herbst