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Nolthius, Andreas

„Andreas Nolthius/ Mathematicus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1579)
* ca. 1536 Einbeck, † 1597 Einbeck
Kalender seit mindestens 1572, verfaßt bis 1582

Andreas Nolthius wurde ungefähr 1536 im niedersächsischen Einbeck geboren. Das Geburtsjahr wurde aus dem Jahr der Immatrikulation an der Universität in Erfurt abgeschätzt. Die Immatrikulation in Erfurt erfolgte zwischen Michaelis 1553 und Michaelis 1554 (Weissenborn, 1884, S. 386 „Anndreas Nolle Eimbick“). Offenbar entstammte er einer gebildeten Familie in Einbeck, denn es wurden schon im Sommersemester 1504 ein Jodocus Nolte (ebd., S. 236 „Iodocus Nolten de Embeck“) und im Sommersemester 1490 ein Johannes Nolte (Weissenborn, 1881, S. 430 „Iohannes Nolte de Eymbecke“) in Erfurt immatrikuliert. In welcher genauen verwandtschaftlichen Beziehung Andreas Nolthius (Nolle, Nolte) zu diesen älteren stand, konnte nicht ermittelt werden. Nach dem Studium wurde er zunächst 1564 Kantor und 1566 Rektor der Stiftsschule in Einbeck, dann, nachdem er am 15. Oktober 1587 in Herzberg ordiniert worden war, Koadjutor und am 13. Januar 1594 Pfarrer an der St. Alexandri-Kirche in Einbeck (Wedekind, 1905, Nr. 8; Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 5, Sp. 794; Burmeister, 2010, S. 234–236). Die Tätigkeit als Rektor an der Schule zu St. Alexandri erwähnte Nolthius in seinem Widmungsschreiben an „Herrn Wolffgang/ Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg“ vom 29. Juni 1579: „[…] vnd in E. F. G. Reformirten Stifftkirchen/ S. Alexandri Schule allhie in Einbeck/ ich eine geraume zeit Rector/ ohne ruhm zu melden/ gewesen/ vnd noch bin/ vnd beneben der arbeit/ so ich/ in tradendis Elementis pietatis et linguarum, bey der jugendt teglich treibe/ Auch die Mathemata für mich/ vnd bisweil meine Collegas/ geübet/ Vnd jetzo widerumb auff das schirkünfftige 1580. Jhar/ einen newen Calender vnd Prognostico in druck verfertigt“ (Kalender für 1580, zweiter Teil, S. A2b). In Einbeck war Nolthius befreundet mit dem Stiftskanoniker Jacob Mithoff (Burmeister, 2010, S. 235), dem Bruder von → Hector Mithobius d. Ä.
Nolthius verfaßte einen Traktat über die Supernova in der Cassiopeia von 1572, die auch er für einen Kometen hielt (vgl. z. B. → Adam Ursinus). Mehrfach erwähnte er darin, daß er für seine Beobachtungen astronomische Instrumente benutzte, z. B. „einen subtilen langen Radium“, also einen Jakobsstab (anderer Druck, Titel 1, S. B3b). An anderer Stelle erwähnte Ursinus sein Prognostikum „des 72. Jars“, in dem er einen neuen Kometen vorhergesagt hat (ebd., S. C1a). Da von Nolthius auch ein Kalender in oktav für 1575 mit angehängtem Prognostikum überliefert ist (Bibliothek der Universität Cambridge, Sign.: Syn. 8.57.139), wird vermutet, daß zu dem Prognostikum für 1572 auch ein Schreibkalender gehörte. Aus dieser Zeit ist bereits ein astronomischer Druck von ihm bekannt (anderer Druck, Titel 1), den er ebenso wie den Kalender für 1575 bei Esaias Mechler in Erfurt drucken ließ. Mechler druckte in den 1570er Jahren auch die Kalender von → Georg Busch und → Caspar Bucha. In der Kometenschrift von 1578 erwähnte Nolthius, daß er in seinem „alten Prognostico, des vergangenen 77. Jars/ von zukünfftigen fewrigen Himelszeichen“ geschrieben und einen Kometen vorhergesagt hat (anderer Druck, Titel 2, S. A2a).
Für das Jahr 1578 hatte Nolthius keine Jahresschriften „durch verhinderung“ herausgeben können (Kalender für 1579, zweiter Teil, S. C1a). In dem Prognostikum für 1579 führte er auch aus, daß „der Drucker zu Cölln bey Rhein/ Nicklas Schreiber/ etliche viel Jare daher/ meinem Drucker zu Erffurdt/ meine jherliche Calendaria vnd Prognostica nachgedruckt“ habe (ebd., S. C1a). Und weil Nolthius für 1578 keinen Kalender herausgegeben hatte, hat der Kölner Drucker einfach den Kalender von → Victorinus Schönfeldt „meuchlings vffgefangen/ verstümmelt/ vnd felschlich vnter meinem Namen abgedruckt/ vnnd offentlich verkaufft“ (ebd., S. C1a). Das machte Nolthius öffentlich und erwartete eine Bestrafung des Druckers durch den Kölner Rat von „Ampts vnd Obrigkeit halben/ iuxta Legem Corneliam de Falsis“ (ebd., S. C1b).

Titel:
(1) [1572?]–1577, 1579–1582: Schreibkalender, Format 4°.
(2) 1575[?]–[?]: Almanach, Format 8°.
(3) 1580: Schreibkalender, Format 4°.
Druck und Verlag:
(1) [1572?]–1577: Esaias Mechler, Erfurt, 1579–1582: Georg Baumann d. Ä., Erfurt.
(2) 1575: Esaias Mechler, Erfurt.
(3) 1580: Jacob Rhode, Danzig.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 270, Nr. 2895 („Vorhersage für 1579“) und passim. Kusukawa, 2011, S. 91 (Ex. für 1575 der Reihe 2). SBPK Berlin, 5 in: 4“@Oz 17 (Ex. für 1580 der Reihe 3; Kriegsverlust). BP Rom, Mikrofiche F 3778–3779 (Ex. für 1580 der Reihe 1). Burmeister, 2010, S. 251f. VD16. CERL.
Online:
(1) Prognostikum: 1579, 1580, 1581, 1582 [24.02.2016].
Andere Drucke:
(1) Observatio vnd Beschreibung des Newen Cometen/ so vmb das ende des 1572. vnd noch in diesem 73. Jar erschienen […]. Erfurt 1573. ThULB Jena, 4 Bud. Polon. 16 (9). ULB Halle, If 2257 (13), online [24.02.2016].
(2) Observatio, Vnd Beschreibung des Cometen/ welcher im Nouembri vnd Decembri/ des 177. vnd noch im Januario/ dieses 78. Jharß erschienen […]. Erfurt 1578. SLUB Dresden, Astron. 572.12 misc. 1. Online [24.02.2016].
Literatur:
Sachiko Kusukawa: Andreas Nolthius’s Almanach for 1575. In: Journal for the History of Astronomy 42 (2011) 1, S. 91–110.

Erstellt: 24.02.2016
Letzte Aktualisierung: 06.06.2018

nolthius_andreas.txt · Zuletzt geändert: 2018/06/06 09:14 von klaus-dieter herbst