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Bucha, Caspar

Caspar Bucha

„Casparus Bucha Erphordianus, Artium & Philosophiae Magister, Medicinae Alumnus“; „M. Casparus Bucha, bestellter Physicus/ der Stedte Quedelnburg“; „Medicus zu Quedelnburg“; „verordneter Medicus zu Quedlinburg“; „Medicus ordina. zu Quedlinburg“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1573, 1575, 1576, 1584, 1590)
* ca. 1550 Erfurt, † 1602 [?] Quedlinburg
Kalender seit 1573, verfaßt bis 1602

Gemäß den ersten zwei überlieferten Drucken (anderer Druck, Titel 1 (von 1572) sowie Prognostikum für 1573) wurde Caspar Bucha in Erfurt geboren. Einzelheiten über die Eltern und die Kindheit konnten nicht ermittelt werden. Offenbar hat er an der Universität Erfurt studiert (einen Matrikeleintrag gibt es nicht) und gelehrt, denn am 17. Dezember 1572 hielt er dort als Magister eine Rede anläßlich der Verleihung des Magistergrades an acht Kandidaten (anderer Druck, Titel 1, S. A1b–A4a). Vielleicht gehört Caspar Bucha zu der Familie Bucha aus Magdala, einem zwischen Erfurt und Jena gelegenen Ort, von der 1469 ein Johannes die Universität Erfurt (Weissenborn, 1881, S. 334) sowie 1556 ein Georg und 1567 ein Erhart die Universität Jena (Mentz/Jauernig, 1944, S. 36) besuchten.
Bereits 1574 wurde Caspar Bucha zum Physikus der Stadt Quedlinburg bestellt (Kalender für 1575, Titelei), nicht erst 1579 (so bei Kleemann, 1922, S. 214, auf den sich Wozniak, 2013, S. 145 beruft). Später nannte er sich der Stadt „verordneter Medicus“. Die Ratsrechnungen von Quedlinburg liefern Details über den Verdienst eines Stadtarztes. So heißt es für die Jahre 1573/74, daß dem „Medico Magister Buchau“ 20 Taler als Jahresbesoldung gezahlt wurden, und 1575/76 „Dem Medico Magister Buchenn sein Lohn/ ist 20 thaler 32 R 16 gl.“ (zit. n. Wozniak, 2013, S. 303). „Nachdem er sich während der Pest 1577 besonders bewährt hatte, wurde sein Jahressold auf 60 Taler, freie Wohnung und 30 Malter Holz erhöht“ (Wozniak, 2013, S. 303), und 1588 „auf 83 Taler, ein Wispel Weizen, 20 Malter Holz und freie Arznei für sich und seine Familie aus der Ratsapotheke“ (ebd., S. 304; vgl. Kleemann, 1922, S. 214).
Das Kirchenbuch der Marktkirche St. Benedicti enthält Eintragungen zu den Kindern von Bucha, der in der Breiten Straße 35 wohnte. Getauft wurden Ambrosius am 5.12.1574, Johannes am 8.3.1579 (gest. 3.1.1582), erneut Johannes am 1.1.1583, Tobias am 30.1.1586. Vor 1574 wurden die Töchter Justina und Salome geboren. Die namentlich nicht genannte Ehefrau Caspar Buchas lebte als Witwe noch 1610. 1603 tauchte ein „Medicus Leopoldi“ auf, so daß Bucha etwa 1602 gestorben sein wird (für die am 11. August 2015 übermittelten Angaben aus dem Kirchenbuch St. Benedicti danke ich Herrn Christoph Schröter, Pfarrer i. R.), was zu dem letzten bekannten Kalenderjahrgang (1602) paßt.
Das überlieferte Prognostikum für 1576 wurde von Bucha der „Fürstin/ Wolgebornen vnd Edlen Frawen/ Fraw Elisabeth/ des Keyserfreien Weltlichen Stiffts Quedlinburg Abtissin“ gewidmet. In dem zugehörigen Widmungsbrief, den Bucha am 9. Februar 1575 in Quedlinburg unterzeichnet hatte, erwähnte er ausdrücklich auch den zugehörigen „Calender“ (Prognostikum für 1576, S. A2b). Auch in den anderen Jahren verfuhr Bucha in dieser Weise und widmete jeweils „gegen wertiges Prognosticon Astrologicon vnd Calender“ (Prognostikum für 1594, S. A3a) entweder einer einzelnen hohen Person oder den Bürgermeistern einer Stadt, z. B. von Magdeburg. Obwohl nur wenige Schreibkalender, d. h. die Kalendarien (für 1586, 1587, 1591, 1592, 1593, 1594, 1597, 1599, 1600), und meistens nur die zweiten Teile, die Prognostiken, überliefert sind, ist davon auszugehen, daß Bucha von Beginn an jedes Jahr Kalender verfaßt hat, und zwar sowohl den großen (4°, z. B. für 1585 und 1589, überliefert im Stadtarchiv Stralsund, E 4° 997a (7) und (11), für 1586 und 1587, überliefert im StA Frankfurt a. d. Oder, I 797 (3) und (4), für 1591, überliefert in der SBPK Berlin, 2 in:@Ebd 85-6/2B, für 1593, überliefert in der ULB Halle, Alv. Ng 184 (13), für 1594, überliefert in der BGKl Berlin, 4908/1-12, für 1597, überliefert im StA Frankfurt a. d. Oder, I 797 (15), für 1600, überliefert in der MB Halle, R 3.72 (1)) als auch den kleinen (8°, z. B. für 1592, überliefert in der HAB Wolfenbüttel, Wt 907) und den ganz kleinen (16°, z. B. für 1599, überliefert in der BSB München, Chrlg. 324w) Schreibkalender.
Die Ratsrechnungen von Quedlinburg geben Auskünfte über die Höhe der Geldbeträge, die Bucha jedes Jahr für die Lieferung bzw. Widmung seiner Kalender an den Quedlinburger Rat erhielt. So wurden am 30. Oktober 1679 „M. Bucha für die Calendaria 3 Taler 14 Gr. verehrt, und wieder 1581 steht gebucht: Dem Medico vor die verehrte Calendaria wiederum verehrt 16. Januar 4 Taler 20 Gr. Aber schon am 12. Juni 1572 hatte Bucha laut der Vorrede ein in Erfurt zum bunten Löwen bei S. Pauli gedrucktes Prognosticum Astrologicum auf das Jahr 1573 dem Rate gewidmet; ein Bruchstück davon befindet sich im Ratsarchive“ (Kleemann, 1922, S. 307f.).
In der Literatur ist Bucha vor allem wegen der sogenannten „Pestschrift“ bekannt (andere Drucke, Titel 2 und 3; vgl. z. B. Kaufmann, 1999, S. 94, Anm. 78). Einige seiner Prognostiken wurden zudem in einer Analyse der apokalyptischen Flugschriftenpublizistik mit herangezogen (Leppin, 1999). Eine systematische Auswertung der astronomischen Basis und der iatromathematischen bzw. medizinischen Inhalte der Kalender und Prognostiken von Bucha steht noch aus.
Zu den ersten speziell für Quedlinburg, dem Wirkungsort von Caspar Bucha, verfaßten Schreibkalendern siehe bei → Felicianus Majus (Kalender ab 1634 oder früher). Zu den vermutlich erlaubten Nachdrucken für 1586 und 1587 durch Johann Beyer in Leipzig vgl. einen ähnlichen Fall bei → Leonhardt Thurneysser.

Titel:
1573–1602: Schreib Calender, Format 4° (und 8°, 16°).
Druck und Verlag:
1573–[1574?]: Georg Baumann d. Ä., Erfurt, 1575–1578[?]: Esaias Mechler, Erfurt, [1579?]–1590, 1592–1599: Druck Wilhelm Roß, Magdeburg, Verlag Johann Francke, Magdeburg, 1591: Druck Abraham Lamberg, Leipzig, Verlag Johann Francke, Magdeburg, 1600–1602: Druck Paul Donat, Magdeburg, Verlag Johann Francke, Magdeburg.
1586[?]–1594[?]: Druck Johann Beyer, Leipzig, Verlag Johann Francke, Magdeburg (vermutlich erlaubte Nachdrucke).
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 73. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 317, Nr. 3903 (für 1578) und passim. Zinner, 1941/64, S. 260, Nr. 2727 (für 1576) und passim. VD16. GVK. CERL. Ergänzung: KB Kopenhagen (Ex. für 1588 in 16°), StA Goslar (Ex. für 1597 und 1598 in 4°), StA Hildesheim (Ex. für 1599 in 8°).
Online:
Prognostikum 1576, Prognostikum 1594, Prognostikum 1596, Prognostikum 1599, 1599 (Kalender in 16°), Prognostikum 1601 [05.08.2015].
Andere Drucke:
(1) Oratio De Dignitate, Vtilitate, Et Necessitate Philosophiae, habita Erphordiae in Collegio Magno, cum ibidem sub Rectoratu […] D. Ambrosij Schurerij I. V. Doctoris et Syndici Erphordiani […] Decanatu vero M. Adolarij Praetorij, octo honestis et doctis viris insignia Magisterij gradus conferrentur. Habita A M. Casparo Bucha Erphordiano. Anno M. D. LXXII. 6. Februarij. Erfurt [1572]. FB Gotha, P 8° 10878, GWLB Hannover, Lc 476.
(2) Nützliches vnd nöttiges Regiment, wie man sich in jetzigen grassierenden Sterbensleufften […] vorwaren vnd curiren müge. Eisleben 1577. Zitiert nach VD16, B 8965.
(3) Kurtzer bericht Wie man in jetzo vnd künfftigen sterbensleufften/welches Gott gnedig abwenden wolle/ sich vorhalten/ vnd durch Gottes gnade für der gifftigen Seuche der Pestilentz vorwahren/ vnnd was man teglich gebrauchen/ vnd womit man reuchern sol. […]. Magdeburg 1597. ULB Halle, Uh 1460 (3). Magdeburg 1598. HAB Wolfenbüttel, M: Mi Kapsel 3 (24), online [05.08.2015]. Magdeburg 1607, StB Hildesheim.

Erstellt: 05.08.2015
Letzte Aktualisierung: 10.07.2019

bucha_caspar.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/10 15:47 von klaus-dieter herbst