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Busch, Georg

„Noribergensis/ wonhafftig in Erffurdt“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1671)
* ca. 1530 Nürnberg, † 29.8.1579 Erfurt
Kalender seit 1571, verfaßt bis 1580

Georg Busch wurde ca. 1530 in Nürnberg als Sohn des Arztes Sebald Busch d. J. und dessen Frau Anna, geborene Pfannmüsin, geboren. Sein Großvater war der Nürnberger Stadtarzt und Kalendermacher → Sebald Busch d. Ä. (Orth, 1962, S. 232). Um das Jahr 1538 zog die Familie nach Erfurt, wo später der Sohn als Maler tätig wurde und das Bürgerrecht erhielt (vgl. andere Drucke, Titel 5). Mit etwa 20 Jahren begann Busch auch mit den Himmelsbeobachtungen (Orth, 1962, S. 233; vgl. Pilz, 1977, S. 231). Bekannt wurde er mit seinen Druckschriften über die Beobachtung der Supernova im Sternbild Cassiopeia (von Busch als Komet interpretiert). Danach veröffentlichte er noch eine Verteidigungsschrift (1573), sowie Flugschriften über die Mondfinsternis vom 8. Dezember 1573 und über den Kometen von 1577. Für die Übersendung seiner Schriften nach Nürnberg wurden ihm 1573 vom Rat 12 Taler verehrt (Orth, 1962, S. 234). In der Schrift über die Mondfinsternis, die er dem Erfurter Bürger Elias Behr widmete, gab Busch auch einen Hinweis auf seinen Antrieb zur astronomischen Forschung. So war er insbesondere darum bemüht, die Finsternisrechnungen zu verbessern. Er rief deshalb seine Zeitgenossen auf, die Finsternisse fleißig zu beobachten und die Ergebnisse im Druck bekanntzumachen (Quellenzitat 1).
Busch schrieb seit mindestens 1570 Kalender und Praktiken. Der einzige erhaltene Schreibkalender ist auf das Jahr 1571 gerichtet. Er widmete ihn den „Gestrengen/ Julio/ Felixen/ vnd Curdt von Germar/ Gebrüdere/ vnd Vettern in Strausfurdt/ meinen Grosgünstigen lieben Junckern“ (Kalender für 1571, Kalendarium, S. A2a). Obwohl dieses Exemplar in Oktav gedruckt wurde, ist es wie ein Quartkalender aufgebaut: die Verso-Seiten im Kalendarium enthalten jeweils eine vollständige Monatstafel, die gegenüberliegenden Recto-Seiten sind die unbedruckten Schreibseiten. Möglicherweise hatte Busch auch einen großen Schreibkalender herausgegeben, denn die zwei überlieferten Prognostiken sind in Quart.
In dem überlieferten Prognostikum für 1574 verfaßte Busch eine achtseitige Vorrede „An den Freundtlichen Leser“, in der er Gott rühmte für die von ihm geschaffenen Geschöpfe in der Natur. Indem diese von einem Menschen betrachtet würden, könne der Mensch die ewige Weisheit Gottes erkennen (Quellenzitat 2). Busch propagiert hier das Lesen in der Natur – in dem zweiten Buch, die Bibel sei das erste – mit dem Ziel der Erkenntnis Gottes.
Busch verstarb am 29. August 1579 in Erfurt (Kirchenbuch der Evang.-Luth. Barfüßergemeinde Erfurt, Begräbnisse 1573–1591, S. 483, Nr. 918, angegeben nach Orth, 1962, S. 235, Anm. 24).
Als Maler hinterließ er zwei Werke in Erfurter Kirchen: in der Severikirche ein von Valentin Seidel gestiftetes Epitaph und in der Predigerkirche ein von einem unbekannten Ehepaar gestiftetes Epitaph (Orth, 1962, S. 234).
Buschs Erfurter Drucker, Georg Baumann d. Ä., druckte zu Beginn der 1570er Jahren ebenfalls die Kalender von → Erasmus Reinhold d. J. (ab 1570), → Johannes Reinstein (ab 1573) und → Caspar Bucha (ab 1573). Davor ist von diesem Drucker, der seit 1557 in Erfurt druckte, noch ein „Prognosticon“ für 1565 von → Moritz Steinmetz bekannt.

Titel:
1571–1580: SchreibCalender (1571: Format 8°; Praktiken 1573 und 1574: Format 4°).
Druck und Verlag:
1571–1573: [Georg Baumann d. Ä.], Erfurt. 1574–[1580?]: Esaias Mechler, Erfurt.
Nachweis:
StA Mühlhausen (Ex. für 1571). Zinner, 1941/64, S. 271 (Vorhersage für 1580). VD16. CERL.
Andere Drucke:
(1) Von dem Cometen/ Welcher in diesem 1572. Jar/ in dem Monat Nouembris erschinen. […]. Beschrieben durch Georgium Busch/ Norinbergensem/ der Astronomischen Künsten Liebhaber/ wonhafftig in Erffurdt. Erfurt 1572. BSB München, Res. 4 Astr.p. 513,20. Online [09.02.2015]. Auch erschienen in Augsburg 1572 und 1573, BSB München, Res. 4 Astr.p. 513,22, online [09.02.2015], Erfurt 1573, Magdeburg 1573.
(2) Die andere Beschreibung von dem Cometen/ welcher in dem vergangenen 1572. Jar erschienen/ vnd noch jtziger zeit in diesem 73. Jar/ vnter den Firmamenten sichtbarlichen vorhanden […]. Erfurt 1573. BSB München, Res. 4 Astr.p. 513,23. Online [09.02.2015].
(3) Von dem Cometen/ der in diesem vergangnen 1572. Jahre/ im Nouember vnnd December ist gesehen worden. Ohne Ort 1573. ULB Halle, Ung VI 67 (12). Online [09.02.2015].
(4) Entschueldigung vnd Schutzrede Georgij Buschen von Nürmberg/ Wider die jme vnbillicher weise zugemaster aufflagen/ des jtzt 73. Jares noch scheinenden Cometen halben/ Von M. Egidio Mißnero Lipsiensi/ in Druck newlichen ausgesprenget. Erfurt 1573. ULB Halle, Pon IIp 384, QK. Online [09.02.2015].
(5) Erklerung Der grossen vnd greßlichen Finsternis/ Welche inn dem 1573. Jahr/ an dem 8. tag Decembris an dem Mond erschienen/ Auch wie solche vber dem Erffordtischen Horizonte im Gesicht vermarckt vnd obseruiert worden/ Sampt derselbigen mutmaßigen bedeutung/ die in diesem 74. Jahr an dem 11. tag Martij jren anfang hat/ […] Zu Ehren vnd günstigem gefallen/ Dem Erbarn vnd wolgeachtetn Eliae Behr/ Bürger in Erffurdt/ meinem großgünstigen Herrn vnd Förderer/ etc. Obseruiert vnd Beschrieben/ Durch Georgium Busch/ Maler vnd Bürger in Erffurdt. Erfurt 1574.ThULB Jena, 4 Theol. XLVII, 13(19).
(6) Beschreibung/ von zugehoerigen Eigenschafften/ vnd natuerlicher Jnfluentz/ des grossen vnd erschrecklichen Cometen/ welcher in diesem 1577. Jhare erschienen. […]. Erfurt 1577. BSB München, Res. Astr.p. 207,o. Online [09.02.2015]. Anderer Druck Mühlhausen 1578.
Literatur:
Siegfried Orth: Der Maler und Astronom Georg Busch. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 51, 1962, S. 232–235. Online [09.02.2015].
Siegfried Orth: Georg Busch, Maler und Astronom. In: Die Sterne 36 (1960) 7–8, S. 150f.
Quellenzitate:
(1) „Dieweil ich dann benante Finsternis zuuor/ ehe sie erschienen/ in meiner grossen Practica des 73. jahrs/ durch meine obseruirte rechnung beschrieben/ Zu welcher zeit auff mein gerechnet Fundament/ vielgedachte Finsternis/ durch die Firmamentische bewegung solte erscheinen/ Darneben/ wie denn auch vormals in meinen ausgegangenen Schrifften etlich mal mich beklaget/ das mir die rechnung aus den Tabulis/ in welchen die finsternis fundirt/ allhier auff den Erffordtischen Horizonten nicht wolten eintreffen/ Wie ich dann solches beides an etlichen Gestirn vnd Finsternissen vermerckt/ Derhalben ich mich von denselben fundamenten etwas abgewandt/ vnd auff dem gang der Sonnen vnd des Monden eine gute zeitlang fleissig acht gegeben/ vnd durch etliche Instrumenta mit fleissigem obseruiren examinirt/ Aus welchem ich dann die zusammen gesuchte rechnung/ als in der 73. Jahresbeschreibung/ sampt gestalt vnd zugehörenden eigenschafften dieser Finsternis auff einem sonderlichen Bogen in Druck habe lassen ausgehen/ […] Das die verstendigen dieser Kunst/ welche in benanten Stedten jre Wonung haben/ solcher finsternis jre zeit/ wie sie bey jnen erschienen/ zur beförderung dieser Kunst im Druck schrifftlich wolten dargeben/ Dardurch hin vnd wider/ hie vnd dort/ aus vielen Obseruationibus/ doch die jrrige Rechnung dieser ding möchten corrigirt werden/ Vnd die Distantia locorum in longitudine daraus möchte eigentlich vermarckt werden/ Auff solches hinförder/ wo in den Tabulis noch mangel verhanden/ anders kündte angestalt/ […]“ (Erklerung Der grossen vnd greßlichen Finsternis, 1574 (anderer Druck, Titel 5), S. A2a–b).
(2) „Neben solchem heiligen vnd Göttlichen Wort/ die hohe Weisheit vnd Göttliche Maiestat/ alle ding/ als die Firmament vnd alles was darinnen/ die Element auch alles was darinnen/ solche seine Geschöpff/ welche Er der liebe Gott zum guten erschaffen/ so herrlich/ schon vnd kunstreich verordenet vnd gezieret/ das alle solche Geschöpff ein jedes insonderheit/ Gott den allmechtigen/ als jren Ertzbaw vnd Werckmeister/ mit jren von Gott gegebenen Krafft/ Tugent/ vnd natürlichen wirckungen/ loben/ ehren/ rühmen vnd preisen/ auch solche erschaffne ding/ denselben jren Schöpffer ausdrücklichen anzeigen vnd bekennen/ denn es ist in solchen erschaffnen dingen/ nichts so gering oder so klein/ das darinnen/ die grosse gewaltige ewige Weisheit Gottes/ nicht solte erkandt oder verstanden werden.“ (Practica für 1574, S. A3a).

Erstellt: 09.02.2015
Letzte Aktualisierung: 29.01.2020

busch_georg.txt · Zuletzt geändert: 2020/01/29 15:08 von klaus-dieter herbst