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Hubner, Bartholomaeus

„Bartholomaeus Hubnerus, der freien Künste vnd Artzney Doctor zu Erffordt“; „Doctor. Bartholomaeus Hubnerus, der Stadt langen Saltza Medicus“; „Doct. Bartholomaeus Hubnerus, Medicus zu Erffordt“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1582, 1585, 1587, jeweils zweiter Teil)
* ca. 1543 Erfurt, † vor 1603 Erfurt
Kalender seit 1582, verfaßt bis 1593

Bartholomaeus Hubner (Huebner, Hubener) wurde um 1543 in Erfurt geboren. Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Am 26. März 1561 schrieb sich Hubner in die Matrikel der Universität in Wittenberg ein (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 15 „[1561. Mart.] 26. Bartolemaeus Hubnerus Erfurden.“). Aus dem Jahr der Erstimmatrikulation wurde auf das ungefähre Geburtsjahr geschlossen. Zwischen Michaelis 1562 und Michaelis 1563 erfolgte die Immatrikulation an der Universität in Erfurt (Weissenborn 1884, S. 403 „Bartholomeus Hubnerus Erphurdensis“, vgl. S. 407). Hier lernte er auch → Johann Hebenstreit kennen, in dessen deutschem Prognostikum für 1567 der inzwischen zum Magister promovierte Hubner ein lateinisches Lobgedicht (Epigramm) auf Hebenstreit beitrug (Johann Hebenstreit: Kalender für 1567, zweiter Teil, S. A1b). Bis 1573 verblieb Hubner in Erfurt (vgl. Collegii, 1573, S. B6b–7b mit den Versen „Ad Cl. V. Doct. Iohannem Posthivm, Collegii Hvivs authorem & Coryphaeum“, die Hubner in „Erphordiae, 15. Febr. Anno 1573“ verfaßte). Von 1574 bis 1578 wirkte Hubner als Rektor der Schule in Weimar (nach DNB, idn=117037400). Von Weimar aus wandte sich Hubner nach Basel, wo er sich am 23. September 1578 in die Matrikel der Universität einschrieb (Wackernagel, 1951, Bd. 2, S. 261 „[1578 Septembris] 23. Bartholomeus Hubnerus Erfordianus, in eadem Academia professor linguae Graecae – 1 lb 10 ß“). Hier hielt er am 4. Oktober 1578 eine medizinische Disputation (anderer Druck, Titel 10). Kurz darauf, am 16. Oktober, wurde er zum Doktor der Medizin promoviert (Wackernagel, 1951, Bd. 2, S. 261).
Nach dem Aufenthalt in Basel kehrte Hubner in seine Geburtsstadt zurück, wo er als Arzt praktizierte und 1581 begann, Kalender zu schreiben. Zwar sind keine Kalendarien der Schreibkalender überliefert, doch in den vorhandenen zweiten Teilen, den Prognostiken, erwähnte Hubner regelmäßig auch seine Kalenderarbeit. Den ersten Jahrgang widmete er den „Herrn Stadthalter/ Cantzler/ cammer vnd Hoffrähten“ der Stadt Weimar (Kalender für 1582, zweiter Teil, S. A2a). Darin führte er aus, daß er sich zunächst nicht dem Kalendermachen widmen wollte, weil „ich bisanhero mit andern vielfeltigen Geschefften vnd studiis in Vniuersiteten vnd Schulen/ zum teil auch zu Hofe/ dermassen beladen gewesen bin/ das ich diesem herrlichen studio/ das ein gantzen Menschen allein erfordert/ nicht nottürfftiglichen obligen/ oder mich darinnen ferner hab exerciren können. Darnach auch darumb/ das ichs dafür geachtet/ es bedörffte das Vatterland meines Dienstes disfals nicht sonderlichen/ weil noch andere Artifices vnd Gelerte vorhanden/ die demselben zu nutze Almanach vnd Calender auff vnsern polum vnd horizontem Jerlichen richten/ vnd in Truck ausgehen lassen köndten. Dieweil aber numehr dieselbigen bis auff ein oder zween [vielleicht gemeint → Hector Mithobius d. Ä. und → Valentin Steinmetz] hierumb (so viel mir bewust) fast alle nach Gottes willen aus diesem Jamerthal in das ewige Frewdenleben abgefordert sind/ […] hab ich mich endlichen […] dahin vermügen lassen/ das ich dem gemeinen Mann zu dienst vnd nachrichtung disen Calender zusam gezogen vnd dem Trucker vntergeben habe“ (ebd., S. A2b). Hubner nannte noch zwei andere Gründe, die ihn zum Kalendermachen bewogen haben: so sei die Weisheit Gottes am Himmel erkennbar, was er in den Jahresschriften darstellen wolle (ebd., S. A3a), und schließlich sei der Kalender den Medicis nützlich (ebd., S. A4a). Hubners „Prognosticon vnd Calender“ (Kalender für 1588, zweiter Teil, S. A2b) bzw. „Prognosticon vnnd Allmanach“ (Kalender für 1591, zweiter Teil, S. A3a) sind bis für 1593 nachweisbar. Auf den Titelblättern bezeichnete er sich bis auf eine Ausnahme als Arzt in Erfurt. Zwischenzeitlich war er 1584 als Arzt im ca. 35 km nordwestlich von Erfurt gelegenen Langensalza tätig (Kalender für 1585, zweiter Teil, Titelei).
Wie andere Kalendermacher äußerte sich auch Hubner zur Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahre 1582. Bereits auf dem Titelblatt seiner „Grosse[n] Practica“ für 1587 kündigte er an, daß „darinnen auch die Falschheit vnd Vntüchtigkeit des Newen Bepstischen Calenders dargethan wird“. Hubner trat auch mit vielfältigen Gedichten an die Öffentlichkeit, die er teils eigenständig publizierte (vgl. z. B. die anderen Drucke, Titel 1 bis 7) und teils in Werken anderer Autoren unterbrachte. Von seiner Korrespondenz sind Briefe an → Bartholomaeus Scultetus (vom 31.3.1583), Michael Mästlin (vom 31.8.1587), Johann Jacob Grynaeus (vom 3.9.1588 und ohne Datum), Johann Hartmann Beyer (1594/5) und Andreas Libavius überliefert („Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Hubner, Bartholomaeus“; Kalliope-Portal, Datenbank). Auch mit → Heinrich Mai wird er bekanntgewesen sein, denn Hubner brachte in seiner „Erotica Casta“ von 1587 eine „Elegia XV. ad Dn. Henricum Maium S. Theol. Licentiatum“ (Hubner, 1587, unpaginiert).
Ob Hubner verheiratet war und Kinder hatte, konnte nicht ermittelt werden. Denkbar ist es, denn zwischen Michaelis 1608 und Michaelis 1609 schrieb sich ein gleichnamiger Bartholomaeus Hubner in die Matrikel der Erfurter Universität ein (Weissenborn, 1884, S. 508 „Bartholomeus Hubener Erphordensis“). Dieser könnte ein Sohn des Kalendermachers gewesen sein. Vermutlich handelt es sich bei dem um 1680 als Kalendermacher in Erfurt in Erscheinung getretenen → Bartholomaeus Hubener ebenfalls um einen Nachkommen des hier behandelten Bartholomaeus Hubner.
Zwischen 1593 und 1603 ließen sich keine publizistischen Spuren von Bartholomaeus Hubner mehr finden. Vermutlich starb er in diesem Zeitraum bzw. spätestens um 1603, denn das in diesem Jahr erneut gedruckte „Speisebüchlein“ (anderer Druck, Titel 14) wurde jetzt nicht mehr von ihm, sondern von David Lipsius überarbeitet und herausgegeben.

Titel:
1582–1593: Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt, nur die zweiten Teile überliefert].
Druck und Verlag:
1582–1593: Johann Beck, Erfurt.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 278, Nr. 3039 (für 1582) und passim. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 325, Nr. 3996 (für 1585) und passim. VD16. CERL.
Online:
1582 Prognostikum, 1585 Prognostikum, 1588 Prognostikum [28.04.2016].
Andere Drucke:
(1) Nativitas Domini Et Salvatoris Nostri Iesv Christi, Dei Viventis, & Mariae virginis filij, Elegiacis versibus descripta. Erfurt 1564. FB Gotha, Theol 4° 00448/02 (13).
(2) Carmen Lvgvbre. Scriptvm In Fvnere Pii Et Reverendi Viri D. Leonhardi Palhoveri, Pastoris In Ecclesia Praedicatorvm Erphordiae Vigilantissimi, etc. Erfurt 1566. RSB Zwickau.
(3) Ecloga De Dvobvs Discipvlis, Qvibvs In Emaus Evntibvs, Dominvs Et Salvator Noster Iesvs Christvs Redivivvs Apparvit. Erfurt 1567. RSB Zwickau.
(4) Carmen Elegiacum De Lapsv Et Reconciliatione Hominis Facta Per Christvm Mediatorem. Erfurt 1567. HAB Wolfenbüttel, H: B 116.4° Helmst. (3).
(5) Carmen Elegiacvm, De Consummatione saeculi, & extremo ludicio Domini nostri Iesv Christi. Erfurt 1568. ThULB Jena, 8 Art. lib. IX, 30 (2).
(6) Bartholomaei Hvbneri Erphordiani Gratvlationum Carmine conscriptarum, Libri Duo […]. Erfurt 1569. ThULB Jena, 8 Art. lib. IX, 30 (1).
(7) (Einblattdruck) Epitaphium Optimae Indolis Et Spei Adolescentuli Ludovici, Discipuli Sui Clarissimi, Gravitatem Doctrinae […]. Ohne Ort 1570. HAB Wolfenbüttel, A: 95.10 Quod. 2° (178).
(8) Elegia De Frvctv Et Vtilitatibvs Passionis Et Resvrrectionis Domini nostri Iesv Christi. Wittenberg 1572. FB Gotha, P 8° 10822 (044).
(9) Propempticon scriptum ad ornatiss. juvenem Johannem Forsterum […] cum in Italiam studiorum gratia abiret […]. Jena 1573. HAAB Weimar, 4° XXXVII: 263 (41).
(10) (Disputation) ΣΥΝ ΘΕΩ Dispvtationis Medicae De Hydrope Theses Inavgvrales LXV. Ex autoritate et consilio Ampliß Collegij DD. Medicinae in Celeberrima Academia Basiliensi Rauracorum, pro obtinendo ordine et dignitate Doctoratus in arte Medica propositae, A M. Bartholomaeo Hvbnero Erphordiano, Thuringo. D. IV. M. VIIIbr. Anni 1578. hora et loco consuetis. Basel 1578. UB Basel, Diss 12:14. Online [28.04.2016]. Und in anderer Bibliothek.
(11) (Dissertation) Prodromvs Svspensae Dispvtationi D. Henrici Fabri De Lichenibus praemissus, in quo de Mercurio sublimato potissimum agitur, Philosophici exercitii, & veritatis eliciendae gratia conscriptus A Bartholomaeo Hubnero Doctore Medico. Erfurt 1580. FB Gotha, Diss. med 8° 00085 (22).
(12) Oratio De Optima Imperii Sev Gvbernationis Reipvb: Forma, Recitata in Academia Erphordiana, c7m nouus Rector inauguraretur V. Cl. Gvilhelmvs Fochaevs, I. V. Doctor & Syndicus vrbis, &c. Nonis M. Xbr. Anno vltimi temporis 1581. Erfurt 1581. UB Erfurt, LA 4° 00282 (29, LA 4° 00003 (02), 05-Lr 8° 00830 (05).
(13) Bartholomaei Hvbneri, Medici Et Philosophi Erphordiani Erotica Casta. Quibus adiuncta est Nuptialium versuum, eidem ab amicis perscriptorum, Farrago. Erfurt 1587. BSB München, A. lat. a. 2430#Beibd. 2. Online [28.04.2016]. Und in anderer Bibliothek.
(14) New Speisebüchlein: Darinnen kurtzer Vnterricht von Essen vnd Trincken/ Auch von allerley Speisen vnd Getranck/ so zur Menschlichen nahrung dienlich/ vnd bey den teutschen vornemlich in täglichem Gebrauche sind/ sampt vielen guten Hausartzneyen/ den Einfältigen zu gut angezeigt wird. Erfurt 1588. ThULB Jena, 8 MS 29894 (2). Und in anderen Bibliotheken. Erste Ausgabe 1580. UB Rostock, Mc-3164. Eine weitere Ausgabe folgte 1603: Erstlich gestellet durch Bartholomaeum Hubnerum; auffs new zum dritten mal ubers., verm. u. […] durch Davidem Lipsium Erford. […]. War in der SBPK Berlin, 1 an:@Jx 2913, Kriegsverlust. Weitere Ausgabe 1607. HAB Wolfenbüttel, A: 128.17 Med.
(15) (Disputation) Capita De Morbis Incvrabilibvs. Ad Pvblicam Collationem Proposita in inclyta Academia Erphordiana praeside clarißimo viro Domino Bartholomaeo Hubnero, Philosophiae et Medicinae Doctore: Respondente verò Opt. Art. et Linguarum M. Melchiore VVedmanno iuniore, Coenobii Augustiniani Professore. D. XIX. M. Mart. Anno Aerae Christianae M. DXIC. Erfurt 1589. BSB München, 4 Path. 26#Beibd. 5. Online [28.04.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(16) Oratio De Veris Immotisqve Fvndamentis Artis Medicae, Et Philosophiae, Deqve Impietate, Vanitate, Portentosis Et Pernitiosis Erroribvs Philippi Paracelsi, Et Sectatorvm Eivs, Qvibvs Theologiam Pariter et Philosophiam Cvm Medicina Nefarie Conspvrcarvnt, Erphordiae in collegio Maiori publico Academiae conventu recitata d. IIX. Mensis Iunii. Anno 1593. Erfurt 1593. HAB Wolfenbüttel, A: 238.6 Quod. (9). Online [28.04.2016]. Und in anderen Bibliotheken.

Erstellt: 29.04.2016
Letzte Aktualisierung: 24.05.2018

hubner_bartholomaeus.txt · Zuletzt geändert: 2018/05/24 16:50 von klaus-dieter herbst