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guenther_gottfried

Günther, Gottfried

„Gottfried Günther/ Math. und Astrol.“; „Astron. & Histor. Amat.“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1697, 1698)
* ?, † ca. 1716 [?] ?
Kalender seit 1676, erschienen bis 1755
Pseud.: → Wohlrath, Gottfried Georg
Übernommene Reihe: → Haußmann, Johann

Über Gottfried Günther konnten keine gesicherten biographischen Einzelheiten ermittelt werden. Vielleicht gehörte er zu der verzweigten Familie nahmens Günther, die seit 1630 mit Matthes Günther und 1645 mit Andreas Günther, beide aus Zwönitz gekommene Schneider, unter den Altenburger Bürgern nachweisbar ist (Bürgerbücher Altenburg, 2008, S. 120, 133).
Sicher ist, daß Günther 1675 mit dem Verfassen von Kalendern (für 1676) begann, denn in seinem Kalender für 1703 schrieb er, daß er „diese Kalender=Arbeit/ nunmehro zum 28. mahl“ ausgeführt hat (Altenburgischer Haußhaltungs= und Geschichts=Calender für 1703, zweiter Teil, S. E1b; den Kalender für 1706 bezeichnete er als den 31. Kalender, den für 1707 als den 32., den für 1708 als den 32. [sic], den für 1709 als den 33. [sic], den für 1710 als den 35., den für 1716 als den 41.). Eine ähnliche Aufzählung findet man in dem im gleichen Verlag herausgebrachten Kalender des Gottfried Georg Wohlrath, dessen Jahrgang 1713 als der 39. Kalender bezeichnet wurde, was auf den ersten Kalender für 1675 schließen ließe. Liegt hier ebenfalls ein Verzählen um ein Jahr vor wie bei den Kalendern von Günther für 1708 und 1709, dann liegt die Vermutung nahe, daß der Autor beider Kalenderreihen derselbe war, d. h. daß Gottfried Günther seine Kalenderarbeit zunächst unter dem Pseudonym „Gottfried Georg Wohlrath“ begonnen hat. Ein Vergleich der jeweils für 1701 überlieferten Exemplare bestätigt, daß ein einziger Verfasser für beide Kalender verantwortlich zeichnete, denn die Kalendarien und Prognostiken sind in allen astronomischen und astrologischen Details in Zeichen und Worten identisch, was bei unterschiedlichen Autoren nicht vorkommen würde.
Dasselbe gilt für die Kalender von → Johann Christoph Gottwald, von denen die überlieferten Exemplare mit denen gleicher Jahre von Günther und Wohlrath verglichen wurden. Da es aber um 1670 einen Studenten namens Johann Christoph Gottwald gab, kann nicht zweifelsfrei geschlossen werden, daß hier Günther ein weiteres Pseudonym verwendete. Möglich ist auch, daß Günther die Gottwaldsche Reihe nach dessen Tod, von dem das Jahr nicht bekannt ist, unter Beibehaltung des Namens von Gottwald fortführte (zu solchen Beispielen vom Ende des 17. Jahrhunderts siehe bei → Gottfried Kirch).
Der Verfasser der Kalender war sehr belesen, denn er gab in den dem Kalender beigegebenen Texten zahlreiche gelehrte Autoren als Quellen an. Das spricht dafür, daß Günther studiert hat. In der Universitätsmatrikel von Leipzig werden für die Mitte des 17. Jahrhunderts mehrere Studenten namens Gottfried Günther genannt. Da kein Anhaltspunkt für den Geburtsort vorliegt, kann nicht entschieden werden, ob der Kalendermacher einer dieser Studenten war. Im Gegensatz dazu gab es keinen Studenten namens Wohlrath.
Die beiden von Günther begonnenen Kalenderreihen zeichnen sich durch Besonderheiten aus. So avancierte der „Haußhaltungs= und Geschichts=Calender“ (vgl. Herbst, 2012c; Reinhardt, 2014) zu dem maßgebenden und vom Fürstenhaus privilegierten Kalender für „das Fürstentum Altenburg“ (so im Titel ab 1756), bei dem anfangs die in Kupfer gestochenen Bildnisse des Fürstenehepaars das Titelkupfer prägten. Ab dem Kalender für 1742 nahm dieser Kalender die Funktion eines Staatskalenders ein, bei dem auf der Rückseite des Titelblattes die „Geburths=Tage aller ietzlebenden Fürstlichen Personen Des hohen Sachsen=Gothaischen Hauses“ genannt wurden (vgl. Herbst, 2012c, S. 248–265). Diese Kalenderreihe existiert noch heute und wird weiterhin mit den Schreibseiten herausgegeben, jetzt im „E. Reinhold Verlag“ (Altenburg). Die andere Kalenderreihe führte drei verschiedene Kalenderreihen zusammen, die für 1688 bis 1695 von → Gottfried Gütner verfaßt wurden. Hier kommt der enge Bezug zur Tageszeitung zum Ausdruck (vgl. Herbst, 2012c, S. 244–247).

Titel:
(1) 1697–1755: Altenburgischer Haußhaltungs= und Geschichts=Calender [danach anonym fortgeführt bis 1941 und erneut aufgelegt seit 1992].
(2) 1707–1749: Der Welt=Geschichte Kern= Berichts= und Zeitungs Kalender.
(3) 1728[?]–1731[?]: Frommer und haußhältiger Frauen […] Gesprächs=Calender [in Nachfolge von Johann Haußmann].
Druck und Verlag:
1697–1708: Johann Gottfried und Johann Ludwig Richter, Altenburg, 1709–1710: Johann Ludwig Richter und Johann Gottfried Richters Erben, Altenburg, 1711–1737: Johann Ludwig Richter, Altenburg, 1738–1741: Johann Ludwig Richters Erben, Altenburg, 1742–1755: Paul Emanuel Richter, Altenburg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 97. Herbst, 2011a, S. 29–31, 35. VD17. CERL.
Online:
(1) 1697–1710, (2) 1707–1710 [17.10.2016].

Erstellt: 18.10.2016
Letzte Aktualisierung: 26.09.2017

guenther_gottfried.txt · Zuletzt geändert: 2017/09/26 09:17 von klaus-dieter herbst