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Graman, Melchior

„Spagirus et Medicinae studiosus in Erffordt“; „Spagirus, & Medicus practicus“; „Spagirus, Medicus practicus, vnd Bürger zu Hall in Sachsen“; „M. Melchior Gramanus, Physicus, Fürstlicher Sächsischer ins Stifft Merseburg bestelter Medicus Chirurgus, vnd Bürger zu Hall in Sachsen“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1602, 1603, 1609, 1610)
* 1575 Erfurt, † 27.9.1637 Halle/Saale
Kalender seit 1602, verfaßt bis 1611

Melchior Graman war ein Sohn von Matthes Graman (gest. 1624) und dessen erster Ehefrau Regina (gest. 1590) (Dreißig, 1988, S. 80). Der Vater ist ab 1588 in Stadtilm in Thüringen nachweisbar (Dreißig, 1974, S. 117). Das Geburtsjahr 1575 folgt aus der Angabe, nach der sich Melchior Graman im 63. Lebensjahr befand als er am 27. September 1637 in Halle an der Saale starb (vgl. die Gelegenheitsschrift „Panacea“ mit Trauergedichten).
Graman, der sich selbst so in deutschen Texten schrieb (nicht Gramann), studierte zunächst an der Erfurter Universität Medizin (vgl. die Selbstbezeichnung auf dem Kalender für 1602). Offenbar ging er danach an die Universitäten in Leipzig und Marburg. Am 13. Juni 1616 wurde er in Marburg von Johannes Hartmann, der 1609 das universitäre Lehrfach „Chymiatrie“ begründet hatte (Schmitz, 1978, S. 195), zum Doktor „medicinae chymiatrae“ promoviert (vgl. die Gelegenheitsschrift „Carmina gratulatoria“ und die Dissertation „De Apoplexia“ sowie die Matrikel nach Falckenheiner, 1904, S. 69 „Gramannus, Melch. (Erford. Thuring.) 1616“). Anschließend erneuerte er an der Universität Leipzig seine Immatrikulation (Erler, 1909, Bd. 1, S. 144 „Graman, Melch. Erffurd. med. Dr. 1 rt. i S 1616 M93, post reditum in Academiam immatriculatio renovata R. D. Preibisio, solvit 1/2 rt.“). Hieraus folgt der Geburtsort Erfurt, nicht Stadtilm. Offenbar war der Vater Matthes Graman in den 1580er Jahren von Erfurt nach Stadtilm umgezogen. Ob eine verwandtschaftliche Beziehung zu dem Erfurter Arzt Johann Graman (geb. um 1550) bestand, konnte nicht entschieden werden. In Stadtilm wurden Melchiors jüngere Brüder → Matthaeus (1599–1641), Sebald (1602–1638) und Hartman (1606–1697), die aus der zweiten Ehe des Vaters mit Susanne von Hollrit stammen und ebenfalls Ärzte wurden, geboren (Dreißig, 1974, S. 117; vgl. Kaiser, 1977, S. 28).
Noch als Student in Erfurt widmete er am 3. Juni 1601 das (vermutlich) erste „Prognosticon Astrologicum“ für 1602 dem „Johann Friderich Keppeln, Fürstlich-Sächs. Amtmann zu Mülberg“ (S. A1b). Bereits aus den Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern seiner späteren Kalender bzw. Prognostiken und anderen Schriften folgt, daß er praktizierender Arzt in Halle an der Saale und spätestens 1608 auch Bürger dieser Stadt wurde. 1609 ging er als Fürstlich-Sächsischer Chirurg nach Merseburg. Auf der Dissertationsschrift von 1616, die er Chilianus und Casparus Goldstein widmete, wird er als Fürstlich-Bischöflicher Arzt in Marburg bezeichnet.
1617 heirateten Melchior Graman und Anna Straube, Tochter des Fürstlich-Magdeburgischen Sekretärs Daniel Straube, in Halle. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Carl (geb. 1618) und Anna Elisabeth (geb. 1620), von denen der Sohn ebenfalls Arzt in Halle wurde (Dreyhaupt, 1750, S. 621, 682).

Titel:
1602–[1608?]: SchreibCalender. 1609[?]–1611: SchreibeKalender.
Druck und Verlag:
1602–[1608?]: Johann Beck, Erfurt, 1609[?]–1611: Jacob Singe, Erfurt.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 94. VD17. CERL.
Online:
1610 Kalendarium und Prognostikum [04.12.2014], 1611 Kalendarium [13.02.2017], 1605 Prognostikum [15.03.2017].
Andere Drucke:
(1) Carmina gratulatoria […]. Marburg 1616. HAB Wolfenbüttel, A: 48.3 Med. (3).
(2) De Apoplexia Discursum, Publicè ventilandum & discutiendum Proponit, M. Melchior Gramannus, Electoralis Episcopatus Martisburgensis Medicus ordinarius. Marburg 1616. HAB Wolfenbüttel, A: 48.3 Med. (2); SUB Göttingen, DISS MED COLL MAX 344 (11).
(3) Ein Kurtzer vnd nützlicher Vnterricht/ wie mit Verleyhung Göttlicher Hülff/ beydes Arme vnd Reiche/ Mans= vnd Wiibes Personen/ Junge Kinder/ Schwangere Weiber vnd Säugerin/ mit Chymischen Artzeneyen Sich für der Jtztregirenden Pestilentz Praeserviren vnd bewahren: Auch wie die Jenigen/ so auß Gottes Verhängnis damit angegriffen/ verhalten können. […]. Gestellet Durch Melchiorem Graman beyder Artzney Doctorem. Halle 1636. ThULB Jena, 4 Bud. Jus germ. 269(8); UB Erlangen, H61/4 TREW.N 37/41.
(4) Panacea Mortalitatis Excellentissimi et Experientissimi Dn. Melchioris Gramanni, Chymiae & Medicinae Doctoris celeberrimi, Patritii Salinatoris Hallis Spectatissimi: Qui anno climacterico magno approperante 63. 27. Septembr. mortuus, et in vigiliis D. Michaelis honorificè elatus. Halle 1637. HAB Wolfenbüttel, H: Yv 148.8° Helmst. (113). Online [04.12.2014].
Literatur:
Herbert Dreißig: Zwei Stadtilmer Ärzte [Hartman und Michael Graman] im Dienste russischer Zaren. In: Rudolstädter Heimathefte 20 (1976) 5/6, S. 117–122.
Herbert Dreißig: Graman, eine brühmte Ärztefamilie des 17./18. Jahrhunderts aus Stadtilm. In: Beiträge zur Heimatgeschichte, Stadt und Kreis Arnstadt, Heft 10 (1988), S. 80–89.
Wolfram Kaiser: Beiträge zur Geschichte des Thüringischen Gesundheitswesens im 17. und 18. Jahrhundert. XIV. Die thüringischen und halleschen Repräsentanten der Gelehrtenfamilien Olearius und Gramann. In: Rudolstädter Heimathefte 23 (1977) 1/2, S. 25–32.

Erstellt: 04.12.2014
Letzte Aktualisierung: 15.08.2019

graman_melchior.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/15 10:35 von klaus-dieter herbst