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Gothard, Peter

„M. Petrus Gothardus von Breßlaw/ Philomat. vnd daselbst in Gymnasio Rhetor. vnd Historiar. Professor“; „der freyen Künste Magister, vnd Philosophiae Doctor, vnd im Archigymnasio daselbst Rhetor. vnd Historiar. Professor“; „der freyen Künsten/ vnd Philosophiae Magister, P. C. L. Philomath. vnd in Gymnasio daselbst Rhetorices vnd Historiarum Professor“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1615, 1616, 1617)
* ?.4.1575 Breslau, † nach 1621 Hermsdorf/Niederschlesien [?]
Kalender seit 1615, verfaßt bis 1617

Mit Peter Gothard (Gottard, Gottart, Gotthart) trat zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein zweiter Gelehrter aus einem Breslauer evangelischen Gymnasium als Kalendermacher hervor (vgl. → Christoph Sarcephalus). Gothard wurde im April 1575 in Breslau geboren (Cunrad/Schindler, 1706, S. 98; für den am 10. Dezember 2015 gegebenen Hinweis auf diese Quelle danke ich Herrn Uwe Volz) und schrieb sich im Sommersemester 1592 in die Matrikel der Universität in Frankfurt an der Oder ein (Friedländer, 1887, Bd. 1, S. 368 „Petrus Gothardus Vratislaviensis 9 [gr.]“). Aus den Titeleien seiner drei überlieferten Kalender folgt, daß er Magister der freien Künste, Doktor der Philosophie, Liebhaber der Mathematik und kaiserlich gekrönter Poet (P. C. L.) war sowie als Professor für Rhetorik und Geschichte an einem Gymnasium tätig war. Das von Gothard genannte „Archigymnasium“ war die Schule, die zur Kirche St. Elisabeth in Breslau gehörte (vgl. Cunrad/Schindler, 1706, S. 98: Gothard sei „Gymn. Patrii Elisabetan. P. P.“ gewesen). Der Rektor des Elisabeth-Gymnasiums, Thomas Sagittarius, würdigte Gothard mit einem lateinischen Lobgedicht im Kalender des Jahres 1617 (abgedruckt im zweiten Teil, S. A1b).
Bevor Gothard an das Breslauer Gymnasium wechselte, schlug er in Frankfurt an der Oder eine akademische Laufbahn ein, in der er den Magistergrad erwarb. Bekannt ist eine Disputation aus dem Jahr 1601, bei der er den Vorsitz führte (anderer Druck, Titel 1). Danach ging er nach Freystadt (poln. Kożuchów) in Niederschlesien, wo er an der Schule Konrektor wurde (anderer Druck, Titel 2). Wann Gothard nach Breslau kam, konnte nicht ermittelt werden. Belegt ist seine dortige Tätigkeit als Professor für die Jahre 1614 (anderer Druck, Titel 3) bis 1616 (Kalender für 1617). In den Jahren 1620 und 1621 lebte er als vom Breslauer Rat beauftragter Prediger in Hermsdorf (poln. Sobięcin) bei Waldenburg (poln. Wałbrzych), etwa 60 km südwestlich von Breslau (vgl. Schilling, 2002, Bd. 3, S. 546), denn er unterzeichnete zwei Gedichte mit „M. Petrus Gotthardus, P. L. C. Philomathem. Nobiliss. & Ampliss. Senatus VratisL. Ecclesiastes in Hermansdorff/ fac.“ (anderer Druck, Titel 4) und „M. Petrus Gothardus Breslâ-Sil. P. C. Philomath. Ampliss. Senatus ibid. Ecclesiastes in Hermßdorff“ (anderer Druck, Titel 5).
Bereits in den beiden astronomisch-astrologischen Drucken von 1609 und 1614 orientierte sich Gothard bei den astronomischen Grundlagen an Nicolaus Copernicus. So berechnete er in seiner ersten Schrift eine Sonnenfinsternis im Jahr 1609 aus den „Fvndamentis Copernicanis“. Er verwendete die auf Copernicus aufbauenden Prutenischen Tafeln von Erasmus Reinhold d. Ä. (Reinhold, 1551) und das daraus berechnete Ephemeridenwerk von → David Origanus (Origanus, 1599). In der Titelgebung „Calendarium Tychoriganicum“ seines Kalenders für 1615 gab er den Hinweis auf Tycho Brahe und Origanus als die seiner astronomischen Arbeit zugrundeliegenden Astronomen. In der Literatur wurden die Kalender von Gothard bisher nur in einem Aufsatz zur Medizingeschichte herangezogen (Syroka, 2013, S. 88–91).

Titel:
1615: Calendarium Tychoriganicum, Oder New vnd Alt Almanach vnd Schreib=Kalender. 1616–1617: Calendarium Iuliano Lilianum, Oder New vnd Alt Allmanach vnd Schreib=Kalender.
Druck und Verlag:
1615: Druck Caspar Siegfrid, Brieg, Verlag Johann Eyring und Johann Perfert, Breslau, 1616: Druck ?, Breslau, Verlag Johann Eyring und Johann Perfert, Breslau, 1617: Druck ?, Breslau, Verlag David Müller, Breslau.
Nachweis:
UB Wrocław, Alte Drucke (542592: 1615, 1617), Handschriftenabteilung (B 2000f-2: 1616). VD17. CERL.
Andere Drucke:
(1) Dispvtationvm Logicarvm Secvnda, De Natvra Logices, In qua […] Ex consensu & authoritate amplissimae Facultatis Philosophicae, in Academia Electorali Marchica, Sub praesidio M. Petri Gothardi VratisL. Silesii, Respondentis partes sustinuit Iohannes Raspervs Landshuttan. Silesius. Ad 16. Ianuarij diem Anni 1601. Hora Locoq. Solitis. Typis Voltzianis. Frankfurt/Oder 1601. SLUB Dresden, Phil. B. 201,44. Online [09.12.2015].
(2) [griech. Typen] Hoc est: Plenilvnii Ecleiptici, Anno currente M. DC. IX. Mense Iulio futuri, methodica Descriptio. In duas partes distributa, quarum Prior Ex Fvndamentis Copernicanis iuxta Canones Prutenicos institutum ac Typo illustratum Epilogismvm. Altera verò ex Ptolomaei, Procli et aliorum Astrologorum placitis ac decretis conformatum Prognosticon complectitur. […] Avtore M. Petro Gothardo Vratisl. Sil. scholae Freystadiensis Conrectore. Breslau 1609. SLUB Dresden, Astron. 566,19. Online [09.12.2015].
(3) Nuncius Stellarum bipartitus: Oder/ Newe Sternzeitunge/ in zwey Theile verfasset: Auß der Conjunction, oder zusammenkunfft der beyden Planeten/ Saturni vnd Martis, im 9. gr. 24/. 28. [sec.] deß Himlischen fewrigen Wieders/ so im jtztlauffenden Jahre Christi/ 1614. den 13. Maji/ früe nach 3. Vhr sich begeben wird/ zusammengetragen. Vnd was darauff aus Natürlicher Inclination vnd Influentz deß Sternhimels sich innerhalb zwey Jahren/ in etlichen Landen vnd Königreichen/ vermutlichen zutragen könne/ mit trewem flei aus der Sternkunst/ den einfaltigen zur nachrichtung vnd warnung/ aus wolmeinendem Hertzen/ methodicè erkleret/ vnnd in den Druck verfertiget/ Durch Petrum Gottart/ von Breßlaw/ der freyen Künsten/ vnd Philosophiae Magistrum, vnd im Archigymnasio daselbst Rhetor. vnd Histor. Professorem. UB Wrocław, 393854.
(4) [Einblattdruck, Gedicht] Elegia In Honorem Serenissimi Ac Potentissimi Dn. Dn. Friderici I. Regis Bohemiae […] per Anagrammatismum […]. Breslau 1620. ThULB Jena, 2 Hist. lit. VI, 11 (147).
(5) [Einblattdruck, Gedicht] Ad Sactatiss. Imperator Maiest. Commissarium […] Dn. Johan-Georgium, Ducem Saxonicae […] Et Electorem […] anagrammati xomenos […]. Breslau 1621. SLUB Dresden, Hist. Sax. C. 81,71. Online [09.12.2015].

Erstellt: 09.12.2015
Letzte Aktualisierung: 15.08.2019

gothard_peter.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/15 07:43 von klaus-dieter herbst