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Radtzki, Michael

„M. Michael Radtzki, v. Radtkowitz/ E[quites]. A[uratus]. vnd Krakawischer Curator zu S. Albrecht/ Decanus zu Mirchaw/ vnd Pfarherr zum Beern“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1596)
* vor 1550 Radkowice bei Kielce, † nach 1618 Bruß bzw. Birckensberg [?]
Kalender seit 1594, verfaßt bis 1618

Michael Radtzki bezeichnete sich auf dem Titelblatt seiner Kalender als „Michael Radtzki von Radtkowitz“. Vermutlich handelt es sich bei dem Herkunftsort um das polnische Dorf Radkowice bei Kielce (für die am 28.6.2018 gegebenen Hinweise darauf und auf die polnische Literatur danke ich Dr. Piotr Paluchowski, Gdańsk). Gemäß der Selbstbezeichnung lebte er um 1596 als katholischer Pfarrer „zum Beern“ (Berent, poln. Kościerzyna, ca. 50 km südwestlich von Danzig) und als Dekan in Mirchau (poln. Mirachowo), einem Dorf in Westpreußen ca. 10 km nordwestlich von Karthaus und ca. 40 km westlich von Danzig gelegen (vgl. Schilling, 2002, Bd. 2, S. 662). Über die Eltern konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Radtzki studierte Theologie und Astrologie an der Universität in Krakau (Kubik, 1974, S. 129 mit Verweis auf Chmiel, 1887, Bd. 2). Bei einer Durchsicht der gedruckten Matrikel der Krakauer Universität konnte nur der Eintrag eines Michael, des Christoph Radkowskis Sohn, ermittelt werden (Chmiel, 1887, Bd. 3, S. 147 „Michael Christopheri Radkowski Cracouiensis dioc. eiusdem gr. 4“), der 1586 immatrikuliert wurde. Ob dieser Michael Radkowski identisch war mit dem Kalendermacher Michael Radtzki von Radtkowitz, ist nicht klar, denn der letztere wurde bereits 1579 zum Priester geweiht (siehe unten).
Nach dem Studium lebte er zunächst 20 Jahre in Krakau (Mitteilung von Dr. Piotr Paluchowski, Gdańsk). Im Ausland wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert (Kubik, 1974, S. 129). Während seiner Zeit in Berent wurde er verdächtigt, die schwarze Magie zu betreiben. Deshalb mußte er sich auf der Synode in Sobkòw (bei Kielce) verantworten (Mitteilung von Dr. Piotr Paluchowski, Gdańsk).
1612 unterzeichnete er das Widmungsschreiben mit „Michael Hermes Radtzky, D. Philosophiae et Presbyter“ (Kalender für 1613, zweiter Teil, S. A3a), ebenso 1613 im Kalender für 1614. Hier gab er auch biographische Einzelheiten preis. So schrieb er über sich, daß er „einige Kirchen, so die vom Krieg zerstörte Kirche in Oliva, die S. Jacob-Kirche“ wieder aufgebaut hat und dort Priester war (Kalender für 1614, zweiter Teil, S. A1b). Er verteidigte sich gegen einen Lästerer (vielleicht Peter Crüger?) und er klagte darüber, daß viele Priester zu Unrecht an seiner rechtmäßigen Priesterschaft zweifelten. Deshalb setzte Radtzki seine „Formata“ (das Priesterweihezeugnis) in lateinisch dazu mit der Angabe „Datum Cracoviae, die 23. ut supra, Anno 1579.“ (ebd., S. A2a). Demnach wurde Radtzki 1579 in Krakau zum Priester geweiht. Hieraus wird abgeschätzt, daß er ungefähr 1550 geboren wurde. Das Widmungsschreiben hatte er „Gegeben zu Brusce oder Birckensberg/ in vigiliae Philippi vnd Iacobi/ im 1613. Jahr“ (ebd., S. A2b). Offenbar lebte Radtzki 1613 in Bruß (poln. Brusy, ca. 20 km südöstlich von Berent) bzw. Birckensberg.
Einen ersten Schreibkalender verfertigte Radtzki für 1594, der jedoch nicht überliefert ist (Notiz in BPAN Gdańsk, Od 24163, 8°). Er berechnete die Schreibkalender für den Horizont von Danzig (ebenso → Johann Moller und → Wilhelm Misocacus; vgl. Kremer, 2012, S. 479). In der polnischen Literatur wurden Radtzkis Prognostiken beschrieben (Kubik, 1974, S. 130–136). Um 1610 geriet er in einen Streit mit → Peter Crüger, der über mehrere Jahre öffentlich in den Kalendern (siehe z. B. bei Crüger das zweite Quellenzitat) und anderen Streitschriften (siehe bei Crüger den anderen Druck, Titel 4) ausgetragen wurde (ausführlich in Kubik, 1974, S. 137–141).

Titel:
1594–1618: Schreibcalender.
Druck und Verlag:
1594–1603: Jakob Rhode, Danzig, 1604–1614[?]: Martin Rhode, Danzig, [1615?]–1618: Andreas Hünefeld, Danzig.
Nachweis:
BPAN Gdańsk, Od 24163, 8° (Exemplare für 1596 (nur Kalendarium), 1597, 1603, 1604, 1606, 1611, 1612, 1613). UB Toruń, Pol. II.7.6309 (Exemplare für 1607, 1613, 1614; die Ex. für 1613 und 1614 waren vor 1945 in der UB Greifswald, 520/La 195 (8,1) und werden seitdem dort vermißt). Zinner, 1941/64, S. 332, Nr. 4017 (für 1604) und passim bis S. 373, Nr. 4677 (für 1618). CERL.

Erstellt: 25.04.2016
Letzte Aktualisierung: 20.01.2019

radtzki_michael.txt · Zuletzt geändert: 2019/01/20 17:11 von klaus-dieter herbst